Filderbahnhof

Filderbahnhof

Der Filderbahnhof Stuttgart ist ein im Rahmen von Stuttgart 21 geplanter Fern- und Regionalbahnhof auf dem Gelände des Flughafens Stuttgart und der Neuen Landesmesse in Leinfelden-Echterdingen (südöstlich von Stuttgart). Die Lage der Station auf der Hochebene der Filder, am südöstlichen Rand der Landeshauptstadt, verleiht dem Bahnhof seinen vorläufigen Namen.

Prognosen (Stand: 2002) gehen von etwa 25.000 Reisenden pro Tag aus, darunter 9.000 im Fernverkehr.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Entscheidung für einen Flughafenbahnhof wurde von der Deutschen Bahn AG als Vorhabenträgerin und dem Land Baden-Württemberg getroffen.[2] Gegenüber der ursprünglichen Planung war dabei eine Verlegung der Gleisanlagen der Neubaustrecke Stuttgart−WendlingenUlm in diesem Bereich um etwa 5 km nach Süden erforderlich.[3]

Dabei war vorgesehen, den Bahnhof aus Kostengründen direkt an der Neubaustrecke − in einer Entfernung von rund 600 m zum Terminalgebäude − zu errichten. Dieser Entwurf wurde später, zu Gunsten eines Bahnhofs in einer Terminalentfernung von rund 200 m, aufgegeben.[1]

Die Errichtung des neuen Flughafenbahnhofs wurde in einem Vertrag zwischen dem Land, der Deutschen Bahn AG und dem Flughafen Stuttgart am 9. Juli 2002 besiegelt. Demnach übernimmt die Flughafengesellschaft mit 51,1 Millionen Euro den Großteil der Kosten. Der Bund beteiligt sich mit 5,1 Millionen Euro an den Mehrkosten, die durch die flughafennahe Variante entstehen; die Deutsche Bahn AG beteiligt sich mit 3,6 Millionen Stadt und Land mit je 2,6 Millionen an den Mehrkosten.[1]

Verkehrsanbindung

Projekt Stuttgart 21

Der Bahnhof soll neben Fernverkehrs- auch von Regionalverkehrszügen von und nach Reutlingen/Tübingen bedient werden. Vorgesehen ist dabei unter anderem ein Bahnsteiggleicher Übergang von Fahrgästen dieser Regionalzüge in Fernverkehrszüge Richtung Ulm.[4]

Die Station wird über Verbindungskurven aus der Neubaustrecke zwischen dem Hauptbahnhof Stuttgart und Wendlingen angebunden. In Wendlingen wird diese Strecke nahtlos in die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm übergehen.

Der geplante Bahnhof liegt an der Bundesautobahn 8, etwa 170 m[4] vom Terminalgebäude des Flughafens entfernt. Die Station soll Richtung Ulm höhenfrei und zweigleisig an die Neubaustrecke angebunden werden. Richtung Stuttgart ist, aus Kostengründen, eine eingleisige Anbindung vorgesehen, mit Option auf einen zweigleisigen, höhenfreien Ausbau.[3] Die Anbindung in beide Richtungen erfolgt über den geplanten Flughafentunnel weitgehend unterirdisch[4].

Die Fahrzeit zwischen dem Hauptbahnhof und dem Flughafen Stuttgart soll von heute 27 Minuten (S-Bahn) auf acht Minuten sinken.[4]

Der bereits 1993 in Betrieb genommene Bahnhof der S-Bahn Stuttgart soll auch nach Inbetriebnahme des Filderbahnhofs in Betrieb bleiben.

Das Bundesverkehrsministerium teilte im Oktober 2007 mit, dass es der ursprünglich geplanten Nutzung des bestehenden S-Bahn-Bahnhofes durch Fernverkehrszüge widerspreche. Die Mitnutzung der S-Bahn-Station (Bahnsteighöhe: 96 cm) durch Fernzüge (notwendige Bahnsteighöhe: 76 cm) erfordere Anpassungen, die zu einer Barriereunfreiheit führen und das Gleichstellungsgesetz damit missachten würden.[5][6] Die Deutsche Bahn rechnet mit der für Frühjahr 2009 mit der Erteilung einer entsprechenden Sondergenehmigung (Stand: Februar 2009).[7]

Dadurch würde die Errichtung einer zusätzlichen Verbindung aus Richtung Rohr mit dem Filderbahnhof notwendig. Die neue Strecke müsste vom Ortsrand von Echterdingen bis zum Flughafen in einem Tunnel verlaufen; die auf bis zu 17 m tiefen Ankern gegründeten Messehallen müssten dabei umfahren werden. Nach Berechnungen der Bahn würden sich dadurch, einschließlich der notwendigen Einbindung in die Neubaustrecke, Mehrkosten von etwa 80 bis 100 Millionen Euro ergeben. Sollte die neue Strecke darüber hinaus bis Rohr verlängert werden müssen (Trennung von S-Bahn und Regional-/Fernverkehr) wäre mit noch höheren Kosten zu rechnen.[5][6]

Nach Medienberichten wird im Moment (Stand: März 2008) seitens des Bundesverkehrsministeriums die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung geprüft. Dabei solle der Bahnsteig auf rund 300 m verlängert und abgesenkt werden, wobei an beiden Enden erhöhte Einstiegsbereiche für die S-Bahn geschaffen werden sollen. Auch für den Gleisabstand der Zulaufstrecke aus Horb, der mit 3,80 m (S-Bahn-Standard) die für Fernverkehr notwendigen 4,00 m unterschreitet, werde eine Ausnahmegenehmigung geprüft. Die Deutsche Bahn habe inzwischen den Nachweis erbracht, dass der Gleisabstand die gleiche Sicherheit biete, und verweist auf den (vom Fernverkehr ebenfalls durchfahrenen) Pragtunnel mit einem Gleisabstand von nur 3,60 m.[6]

Bau

Die Realisierung der Station erfolgt im Rahmen von Stuttgart 21. Durch die Verweigerung einer Ausnahmegenehmigung kann gegenwärtig die bestehende Konzeption so nicht umgesetzt werden, weshalb bisher auch keine Planfeststellungsunterlagen ausgelegt wurden. Ein definitiver Baubeginn ist bis jetzt nicht benennbar.

Die Fernbahnstation wird als Tunnelbahnhof in offener Bauweise zwischen dem Messegelände und dem Flughafen gebaut werden. Beim Neubau der Messe ist bereits ein Gleisbett freigehalten worden, in welchem die künftige Trasse verlaufen wird.

Insgesamt sollen rund 2,2 Millionen m³ Aushub anfallen.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Stuttgart: Vereinbarung zum Filderbahnhof unterzeichnet. In: Eurailpress vom 18. Juli 2002
  2. Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Winfried Hermann, Dr. Anton Hofreiter, Peter Hettlich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 16/7104 –. In: Drucksache 16/7371, 29. November 2007
  3. a b Klaus Arnoldi: Plädoyer für einen bedarfsgerechten Ausbau, PDF-Datei vom 2. April 2004 (8 Seiten, 880 kB)
  4. a b c d TurmForum Stuttgart 21 e. V.: Das Projekt Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm. Ein Meilenstein im europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz. Stuttgart 2006, S. 17–19
  5. a b Verkehrsministerium bremst Stuttgart-21-Planer aus. In: Stuttgarter Nachrichten, 16. Oktober 2007
  6. a b c S-Bahnhof am Flughafen droht Stolperfalle zu werden. In: Stuttgarter Nachrichten, 4. März 2008
  7. Stuttgart 21 in 21 Minuten. In: Eßlinger Zeitung, 10. Februar 2009
  8. Millionen Tonnen Erdreich. In: Südwestpresse, 26. Januar 2008

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