- Filmatelier
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Unter einem Filmstudio oder Filmatelier versteht man im deutschen Sprachraum ein Gebäude das zur Durchführung von Filmaufnahmen dient. Im englischen Sprachraum, insbesondere in Amerika, bezeichnet man mit „Filmstudio“, kurz „studio“, in der Regel eine gesamte Filmproduktionsgesellschaft sowie alle Gebäude und Flächen auf dem Gelände solch einer Gesellschaft, die zur Filmproduktion dienen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Da die ersten Filme noch sehr lichtschwach waren, waren die Filmhersteller auf Sonnenlicht angewiesen. Die ersten Filmateliers waren daher große Glashäuser. Das Sonnenlicht war auch einer der Hauptgründe, warum die ursprünglich an der Ostküste angesiedelte US-Filmindustrie noch im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ins sonnige Kalifornien, nach Hollywood, umzog. Später, etwa nach dem Ersten Weltkrieg, lösten starke elektrische Lampen das Sonnenlicht ab und die Ateliers wurden finsterer gebaut – „das künstliche Licht ward Alleinherrscher“.[1]
Begriffsdefinition
Zum Bedeutungsunterschied von „Filmstudio“ und „Filmatelier“ im englischen und deutschen Sprachraum schrieb der Filmtheoretiker L'Estrange Fawcett 1928: „Das Wort Atelier (studio) bezeichnet also in Amerika eine Ansammlung von Bauten, die der Filmerzeugung dienen, und nicht wie in Europa ein lufthallenähnliches Gebäude, wo das Drehen der Filme vorgenommen wird und das man in Hollywood ‚Bühne‘ (stage) nennt.“[2]
Der in den USA geprägte Begriff „Filmstudio“ wird in der Regel als Bezeichnung für eine Filmproduktionsgesellschaft mitsamt all ihren Anlagen zur Filmherstellung verwendet. Dies rührt daher, da zur Herstellung von Filmen früher ein eigenes Filmstudio unabdingbar war, und ein Filmstudiobesitzer zugleich auch Filmproduzent in Personalunion war. Heutzutage befinden sich Filmstudios entweder im Besitz von Filmproduktionsgesellschaften oder werden von ihren Besitzern an Filmproduzenten vermietet.
Im letzteren Fall ist der Besitzer auf die Vermietung seiner Anlagen angewiesen und hat für gewöhnlich keinen Einfluss auf Besetzung oder Inhalt des Films. Im erstgenannten Fall werden die Studios hauptsächlich vom Eigentümer benutzt, und nur zur besseren Auslastung der Kapazitäten auch vermietet. Zahlreiche, vor allem kleinere, Filmproduktionsgesellschaften sind auf das Anmieten von Studiokapazitäten mangels eigener Einrichtungen angewiesen.
Eigenständige Filmstudios
Eigenständige Filmstudios produzieren selber keine Filme und sind daher zur Erzielung eines finanziellen Gewinnes auf die Vermietung, hauptsächlich an Filmproduktionsgesellschaften die über keine, oder ungeeignete Filmstudios verfügen, angewiesen. Produziert ein Filmstudio selber auch Filme, so handelt es sich in Wahrheit um eine Filmproduktionsgesellschaft, die über ein eigenes Studio verfügt.
Bedeutende Filmstudios
Deutschland
- Filmstudio Babelsberg (Potsdam-Babelsberg, 1912)
- Bavaria Film (Geiselgasteig bei München, 1919)
- Havelstudios, Filmateliers an der Havelchaussee (Berlin 1954)
- MMC Studios und MMC Coloneum (in Hürth und Köln, 1991)
- nobeo Studios (Hürth bei Köln, 1993)
- voss tv ateliers (Düsseldorf, 1983)
Historische Studios
- Berlin
- Althoff-Atelier, Babelsberg, Wilhelmstraße 116-118
- Arca-Atelier, Pichelsberg, Havelchaussee 161
- Babelsberg, Neubabelsberg, Stahnsdorfer Str. 99-101
- B.B.-Atelier, Steglitz, Berlinickestraße 11
- Bioskop-Atelier, Chausseestraße 123
- C.C.C.-Atelier, Spandau, Verlängerte Daumstraße 16
- Duskes-Atelier, Blücherstraße 12
- EFA-Atelier, Cicerostraße 2-6
- Eiko-Atelier, Berlin-Marienfelde, Straße 94 / Wilhelm von Siemensstr. 46-47
- Fern Andra-Atelier, Chausseestraße 42, Aufgang I
- Froelich-Atelier, Berlin-Tempelhof, Borussiastr. 45-49
- Grunewald-Atelier, Am Königsweg 1 (später: 148)
- Havelstudios, Havelchaussee 161 (ehemalig: Arca Filmateliers, VTTV, u.A.)
- Ifa-Atelier, Schloss Schönholz bei Berlin-Pankow
- Jofa-Atelier, Johannisthal, Am Flughafen 6 (heute Synchronstudio)
- Lixie-Atelier, Weißensee, Franz Josef-Straße 9-12
- May-Atelier, Weißensee, Franz Josef-Straße 5-7
- Messter-Atelier, Blücherstraße 32
- Muto-Atelier, Lankwitz, Zietenstr. 10
- Mutoskop-Atelier, Markgrafenstraße 94 (später 77)
- Rauhe Berge, Steglitz (Südende)
- Rex-Atelier, Wedding, Sellerstraße 35, Ecke Müllerstr. 182-183
- Staaken, Filmwerke Staaken, Flughafen
- Treumann-Larsen-Atelier, Lankwitz, Am Teltow-Kanal / Kaiser-Wilhelm-Str. 131-139
- Ufa-Tempelhof, Tempelhof, Oberlandstraße 26-35 (heute Bufa-Ateliers)
- Vitascope-Atelier, Lindenstraße 32-34
- Woltersdorf, bei Erkner, Rüdersdorfer Chaussee
- Zoo-Atelier, Hardenbergstraße 29 a-e (Filmatelier am Zoo/Cserepy-Atelier)
- außerhalb Berlins
- Filmatelier Göttingen
- Taunus-Film Wiesbaden
Österreich
- Filmstudios Sievering (Wien, 1916; Sascha-Film, später Wien-Film; historisch)
- Filmstudios Schönbrunn (Wien, um 1918/1919)
- Studios der Salzburger Kunstfilm (Salzburg-Maxglan, 1921; in landwirtschaftlichen Gebäuden der Stiegl-Brauerei eingerichtet; historisch)
- Rosenhügel-Filmstudios (Wien, 1923; von Vita-Film errichtet, später im Besitz der Sascha-Film, dann Wien-Film und heute im Besitz der Filmstadt Wien StudioGesmbH)
- Atelier im 6. Wiener Gemeindebezirk (Listo-Film; historisch?)
- Glasatelier Hohe Warte (Wien, um 1920; Dreamland Film Company; historisch)
Italien
- Cinecittà
- Elios-Studios
- Laurentiis-Studios
- Saslongstudios
Kroatien
- Jadran Film
Schweiz
- Filmstudios Glattfelden (Glattfelden, 1999)
Großbritannien
Tschechien
- 1921 AB Filmstudio Wynohrady Prag
- 1926 na Kavalírce
- 1933 Filmstudios Barrandov, Prag,
- 1934 Filmstudios Hostivař, Prag
- 1937 Radlice
Portugal
- Lisboa Filmes, Lissabon,
Asien
- Ramoji Film City (Hyderabad, Indien - die größte Atelieranlage der Welt)
- Tōhō (Japan)
Quellenangaben
- ↑ S. Walter Fischer: Technisches. In: L'Estrange Fawcett: Die Welt des Films. Amalthea, Zürich/Leipzig/Wien 1928, S. 193.
- ↑ L'Estrange Fawcett: Die Welt des Films. Übersetzt von C. Zell, ergänzt von S. Walter Fischer. Amalthea, Zürich/Leipzig/Wien 1928, S. 18.
Siehe auch
Weblinks
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