Filmstudio Babelsberg

Filmstudio Babelsberg
Studio Babelsberg AG
Studio Babelsberg Logo.jpg
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE000A0D9UR4
Gründung 1912
Sitz Potsdam, Deutschland
Leitung Carl Woebcken (Vorstandsvorsitzender), Christoph Fisser (Vorstand), Marius Schwarz (Finanzvorstand)
Mitarbeiter 90 (31. Dez. 2010)[1]
Umsatz 57,5 Mio. Euro (2010)[1]
Branche Filmproduktion
Produkte Kinofilm
Website www.studiobabelsberg.com

Studio Babelsberg in Potsdam-Babelsberg ist das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt und das größte Filmstudio in Deutschland. Seit 1912 haben zahlreiche namhafte Filmemacher in Babelsberg bekannte Filme produziert, darunter Metropolis und Der blaue Engel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gründerjahre

Das erste Gebäude auf dem heute rund 420.000 m² großen Areal war das von dem Filmunternehmen Bioscope errichtete gläserne Filmatelier. Bioscope beauftragte Guido Seeber, zum Zwecke einer Ateliervergrößerung ein geeignetes Grundstück im Berliner Umland zu suchen. Im Winter 1911/12 begannen dann unter der technischen Anleitung von Guido Seeber die Bauarbeiten zu einem Glashaus in der Stahnsdorfer Straße in Nowawes. In diesem Gebäude fiel am 12. Februar 1912 zum ersten Mal die Klappe für den Stummfilm Der Totentanz von Urban Gad mit Asta Nielsen in der Hauptrolle. Später kam es zur Fusion von Bioscope mit der Decla, der deutschen Niederlassung des französischen Filmkonzerns Eclair, zur Decla Bioscope. Diese wurde 1921 von der Ufa übernommen. Anschließend entstand hier 1926 für den Science-Fiction-Film Metropolis von Fritz Lang ein Großatelier, die heutige Marlene-Dietrich-Halle. Im gleichen Jahr wurde für Melodie des Herzens, den ersten deutschen Tonfilm, auf dem Gelände ein Tonfilmatelier errichtet – das so genannte Tonkreuz. Es war das modernste Tonstudio seiner Zeit mit vier kreuzförmig angeordneten Ateliers. 1930 drehte Josef von Sternberg Der blaue Engel mit Marlene Dietrich. Weiterhin standen hier in dieser Zeit Schauspieler wie Friedrich Murnau, Ernst Lubitsch, Greta Garbo, Heinz Rühmann, Lilian Harvey und Heinrich George vor der Kamera.

Die NS-Zeit

Während des „Dritten Reichs“ hatten die Filmstudios eine Hochphase. Es entstanden über 1000 Filme, darunter auch zahlreiche Propagandafilme, beispielsweise Jud Süß.

Nachkriegszeit und DDR

Die Ufa

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutsche Filmproduktion am 4. Mai 1946 im Althoff-Atelier, einem 1939 aus einem ehemaligen Ausflugslokal errichteten Filmstudio, mit Wolfgang Staudtes Film Die Mörder sind unter uns wieder aufgenommen.

Die von der sowjetischen Armee besetzten Ateliers auf dem ehemaligen Ufa-Gelände wurden erst ab September 1947 wieder für die Filmproduktion freigegeben.

Nach der Gründung der DEFA am 17. Mai 1946 im Althoff-Atelier entstanden von 1946 bis 1990 in Potsdam-Babelsberg über 700 Spielfilme, mehr als 150 Kinderfilme sowie in den Jahren von 1959 und 1990 über 600 Filme für den Deutschen Fernsehfunk. 1974 entstand hier mit Jakob der Lügner die einzige Filmproduktion der DDR, die für einen Oscar nominiert wurde.

Das Althoff-Atelier wurde vom DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme genutzt.

Privatisierung nach der Wende

Am 1. Juli 1990 wurde das Gelände der Treuhandanstalt im Rahmen der Übernahme der DEFA übertragen, die es 1992 an den französischen Konzern Compagnie Générale des Eaux (heute Vivendi Universal) verkaufte. Es wurden Millionensummen in den Ausbau der Studios und den Aufbau der Medienstadt investiert. Von 1992 bis 1997 war Volker Schlöndorff Geschäftsführer des Filmstudios Babelsberg, sein Nachfolger wurde Rainer Schaper, der 2001 überraschend verstarb. Dessen Nachfolgerin wurde Gabriela Bacher[2], die jedoch nach 11 Monaten bereits wieder entlassen wurde.[3]

Das Filmstudio heute

Eingang zum Studio Babelsberg

2004 verkaufte die hier unternehmerisch erfolglose Compagnie Générale des Eaux ihr Investment an die neuen Besitzer, Carl Woebcken und Christoph Fisser und ihre Beteiligungsgesellschaft FBB – Filmbetriebe Berlin Brandenburg GmbH. Die brachten das Unternehmen als Studio Babelsberg AG 2005 an die Börse.

Medienstadt Babelsberg

Das Studio Babelsberg ist heute Teil der sogenannten Medienstadt Babelsberg eines 46 Hektar großen Areals mit rund 2.000 Menschen der Film- und Medienbranche, zu dem auch der Filmpark Babelsberg, die Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf, das Sendezentrum des RBB, das Deutsche Rundfunkmuseum und das Deutsche Rundfunkarchiv sowie Bürogebäude mit Filmproduktionen und über 120 kleinere Unternehmen gehören.

Produktionen

Für den Film Sonnenallee wurde 1999 eigens die aufwändige Außenkulisse Berliner Straße errichtet (geografische Lage52.39119722222213.118911111111), die auch in einigen weiteren Produktionen zum Einsatz kam (beispielsweise im Film Der Pianist oder Inglourious Basterds). Für Roland Emmerichs Anonymus wurde auf dem erweiterten Studiogelände ein komplettes mittelalterliches Dorf inklusive Globe-Theatre aufgebaut.

Nachdem in den letzten Jahren Hollywood-Produktionen wie Die Bourne Verschwörung, Speed Racer, Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat oder die Schlink-Verfilmung Der Vorleser durch Studio Babelsberg in Potsdam und Berlin realisiert wurden, zählt das Filmstudio gegenwärtig zu den umsatzstärksten Großatelierstudios für Kinofilme in Europa. 2007 konnte das Unternehmen bei einem Umsatz von 87,1 Millionen Euro einen Gewinn von sechs Millionen Euro erwirtschaften.[4]

Mit 25.000 m² Fläche und 16 Studios ist Studio Babelsberg, gemäß Eigendarstellung, heute der größte zusammenhängende europäische Filmstudiokomplex, ein professioneller Produktionsdienstleister für nationale und internationale Filmproduktionen. Mit einem einzigartigen Angebot in Deutschland deckt das Studio alle Phasen und Bereiche der Filmproduktion an einem Standort ab. Die Tochtergesellschaft Studio Babelsberg Motion Pictures um den Geschäftsführer Henning Molfenter realisiert als Komplettdienstleister und ausführender Produzent den gesamten Herstellungsprozess einer Filmproduktion.

2012 feiert Studio Babelsberg sein 100-jähriges Jubiläum.

Konzernstruktur

Zu den wichtigsten Tochterunternehmen von Studio Babelsberg gehören[5]:

Seit Herbst 2006 ist Studio Babelsberg als Central Scope Productions mit Jasman Torbati (bis 2010), Henning Molfenter und Marius Schwarz (seit 2010) in Prag Barrandov präsent.[6][7][8]

Die Außen-Filmkulissen Berliner Straße auf dem Gelände des Studio Babelsberg

Auswahl bekannter Kinofilme

Auswahl der Fernsehproduktionen

Literatur

  • Babelsberg – Gesichter einer Filmstadt, Herausgegeben vom Filmmuseum Potsdam, Redaktion: Jürgen Bretschneider, Bärbel Dalichow, Henschel Verlag, Berlin, 2005, ISBN 3-89487-508-9, 17 x 24 cm, Klappenbroschur, 176 Seiten, 150 Abb., z.T. farbig, Register, zweisprachig deutsch / englisch, (D) 9,90 Euro (A) 10,20 Euro (CH) 18,10 sFr.
  • Hans-Michael Bock: Berliner Ateliers. Ein kleines Lexikon. In: Uta Berg-Ganschow, Wolfgang Jacobsen (Hrsg.): … Film … Stadt … Kino … Berlin … Argon, Berlin-West 1987, ISBN 3-87024-105-5
  • Wolfgang Jacobsen (Hrsg.): Babelsberg. Das Filmstudio. Argon, Berlin 1992; 3. aktualisierte Auflage 1994, ISBN 3-87024-291-4
  • Hans-Jürgen Tast (Hrsg.): Anton Weber (1904–1979) – Filmarchitekt bei der UFA (Schellerten 2005) ISBN 3-88842-030-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Studio Babelsberg AG: Geschäftsbericht 2010 (Kurzversion) Abgerufen am 18. Juli 2011.
  2. Babelsberger Filmstudios: Neue Chefin bei tagesspiegel.de, abgerufen am 31. Oktober 2011
  3. Feind vor der Tür bei spiegel.de, abgerufen am 31. Oktober 2011
  4. Imke Hendrich: Hollywood kehrt nach Potsdam zurück. In: Berliner Morgenpost, 23. Juli 2008, S. 14
  5. Konzernstruktur – Studio Babelsberg AG
  6. centralscope.com
  7. Studio Babelsberg setzt auf Prag – Neue Firma geht in Barrandov an den Start / Woebcken: Entlassungen sollen Ertragsstärke verbessern. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 1. Dezember 2006
  8. (tschechisch) Central Scope Productions s.r.o. (s.r.o. = GmbH), Eintrag im tschechischen Handelsregister
  9. Potsdamer Neueste Nachrichten: Pandorum, 2. Oktober 2009
  10. Potsdamer Neueste Nachrichten: Chicken and Plums, 29. Juli 2010
  11. Berliner Morgenpost: Anonymous, 29. April 2010
  12. Potsdamer Neueste Nachrichten: Hänsel und Gretel, 15. März 2011
  13. Studio Babelsberg schließt Geschäftsjahr 2010 mit Gewinn ab, 12. Mai 2011
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