Flandern-Rundfahrt

Flandern-Rundfahrt
Uwe Raab bei der Flandern-Rundfahrt 1992

Die Flandern-Rundfahrt („De ronde van Vlaanderen“, "vlaanderens mooiste") ist das populärste Eintagesrennen Belgiens, neben Paris-Roubaix sicherlich auch das populärste Eintagesrennen der Welt und wird zu den Klassikern und fünf sogenannten Monumenten des Radsports gezählt.

Die „Ronde“ findet jährlich Anfang April statt, genau eine Woche vor Paris-Roubaix. Das Rennen war Teil des nach der Saison 2004 abgeschafften Rad-Weltcups und gehörte zwischen 2005 und 2010 zur UCI ProTour, einer neu eingeführten Serie der wichtigsten Radrennen des Jahres, und seit 2011 zur Nachfolgeserie UCI World Tour.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das heutzutage vom Grote Markt in Brügge aus durch den radsportverrückten flämischen Teil Belgiens führende Eintagesrennen wurde erstmals 1913 gestartet. Erster Gewinner war der Belgier Paul Deman. Am Anfang wenig erfolgreich und durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, wurde es in den 20er und 30er Jahren populärer. Während bis in die 50er Jahre hinein aufgrund des unzureichenden Straßenausbaus in Flandern ungefähr die Hälfte der Strecke aus nicht-asphaltierten Wegen bestand, besteht heute eher das Problem, überhaupt noch Kopfsteinpflasterstrecken zu finden. Heute ist die „Ronde“ das wichtigste Rennen in Flandern und zusammen mit Lüttich-Bastogne-Lüttich und dem Flèche Wallonne das wichtigste in Belgien.

Spitzname des Rennens ist Vlaanderens mooiste (das Schönste von Flandern). Die zahllosen flämischen Fans machen die Ronde jedes Jahr wieder zum größten Volksfest Belgiens. In Oudenaarde befindet sich ein Museum zur Geschichte der Rundfahrt.

Strecke

Roger De Vlaeminck am Koppenberg

Die Streckenführung der Flandern-Rundfahrt ändert sich von Jahr zu Jahr nur unwesentlich. Nachdem die ersten rund 150 km auf flacher Strecke absolviert werden, führt der zweite Teil des rund 250 km langen Rennens durch die hügelige Gegend der so genannten „flämischen Ardennen“, oft auf engen Wegen und über kurze, steile Anstiege. Dadurch gilt dieses Rennen als deutlich schwieriger als Paris-Roubaix. Das Ziel befindet sich seit 1973 auf dem Halsesteenweg in Meerbeke. Der Vertrag mit Meerbeke als Zielstadt läuft nach 2011 aus, könnte aber für weitere 10 Jahre verlängert werden.

„Hellingen“

Entscheidend für den Ausgang des Rennens sind die dort angefahrenen zahlreichen Hellingen, kurze und giftige Anstiege von meist nicht mehr als 2 km Länge und 60–100 m Höhenunterschied, aber bis über 20 Prozent Steigung, die zudem zum Großteil nicht asphaltiert sind. Am berühmtesten und gefürchtetsten sind der Oude Kwaremont, der Koppenberg und kurz vor Ende des Rennens die Mauer von Geraardsbergen mit Steigungen von bis zu 20 %. In den letzten Jahren waren bei der Ronde siebzehn Hellingen zu überqueren. Das letzte Hindernis vor dem Ziel ist der Bosberg, rund zehn Kilometer vor dem Ziel.

Viele „Hellingen“ werden schon vor der Flandern-Rundfahrt in zahlreichen anderen flämischen Frühjahrsklassikern angefahren, so beispielsweise beim Scheldepreis, dem E3-Preis, den Drei Tagen von De Panne oder dem Omloop Het Nieuwsblad.

„Kasseien“

Die „Kasseien“ (flämisch für Kopfsteinpflaster) fallen bei der Ronde regelmäßig mit den Hellingen zusammen, was die Anstiege um so schwieriger macht. Ausnahmen bilden davon lediglich die Paddestraat und Mater, jeweils über zwei Kilometer lange flache Passagen auf Kopfsteinpflaster.

Der Koppenberg wurde von 1988 bis 2003 aus dem Programm genommen, da der Radfahrer Jesper Skibby auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster ausrutschte und um Haaresbreite vom Jury-Auto überfahren worden wäre. Mittlerweile ist der Straßenbelag des Anstiegs gründlich überholt worden und der Berg war in der Saison 2006 wieder Teil der Strecke.

Anfang November 2006 gaben die Organisatoren des flämischen „Monuments“ bei einer Pressekonferenz bekannt, dass der Koppenberg bei der folgenden Ausgabe am 8. April 2007 nicht gefahren werde. Man wolle ein „Fiasko“ wie beim letzten Mal verhindern. Bei der 90. Flandern-Rundfahrt im Frühjahr 2006 hatten zahlreiche Fahrer am Koppenberg alle Siegchancen eingebüßt. Nur zehn Fahrer konnten den giftig steilen Kopfsteinpflasteranstieg auf dem Rad absolvieren, die anderen mussten zu Fuß gehen, als wie so oft Stürze am „Friedhof der Ambitionen“ die Straße blockierten.

Sieger

Jeweils drei Siege bei der Flandern-Rundfahrt haben der Italiener Fiorenzo Magni sowie die Belgier Achiel Buysse,Johan Museeuw und Eric Leman aufzuweisen. Einzige deutsche Sieger sind Rudi Altig 1964 und Steffen Wesemann 2004. Der aktuelle Sieger ist der Belgier Nick Nuyens, welcher am 3. April 2011 nach großartigem Kampf in der 3er-Spitzengruppe Sylvain Chavanel im Sprint auf den zweiten Platz verwies und damit zum ersten Mal triumphieren konnte. Dritter wurde der Vorjahressieger Fabian Cancellara, der lange Zeit alleine und dann wiederholt gemeinsam mit Nuyens das Rennen anführte. Abgeschlagener Vierter wurde Tom Boonen an der Spitze des sprintenden Verfolgerfeldes.

Seit 2004 gibt es auch eine Frauenkonkurrenz. Die Frauen fahren von Oudenaarde aus dieselbe Strecke wie die Männer, starten aber einige Stunden vor diesen. Erste Siegerin war die Russin Sulfija Chassanowna Sabirowa, die heute für Kasachstan fährt.

Am Tag vor dem Profirennen gibt es eine Jedermann-Version, bei der neben Teilstrecken über 75 oder 150 km auch die komplette originale Strecke über ca. 260 km absolviert werden kann.

Siegerliste (Nachwuchs)

U23

  • 1936 BelgienBelgien W. 't Jolijn
  • 1937 BelgienBelgien Roger Dujardin
  • 1938 BelgienBelgien André Declerck
  • 1939 BelgienBelgien Albert Sercu
  • 1940–1946 keine Austragung
  • 1947 BelgienBelgien Florent Rondelé
  • 1948 BelgienBelgien Roger Decock
  • 1949 BelgienBelgien Valère Mekeirel
  • 1950 BelgienBelgien Joseph Lefèvre
  • 1951 BelgienBelgien A. Deschacht
  • 1952 BelgienBelgien Lucien Victor
  • 1953 BelgienBelgien René Muylle
  • 1954 NiederlandeNiederlande Wim Rusman
  • 1955 BelgienBelgien Arthur Decabooter
  • 1956 BelgienBelgien Gustaaf De Smet
  • 1957 BelgienBelgien José Denoyette
  • 1958 BelgienBelgien Georges Mortiers
  • 1959 BelgienBelgien Constant (Stanny) Goossens
  • 1960 BelgienBelgien Willy Vanden Berghen
  • 1961 BelgienBelgien Ernest Dumez
  • 1962 BelgienBelgien Edward Sels
  • 1963 BelgienBelgien August Verhaegen
  • 1964 keine Austragung
  • 1965 BelgienBelgien Jos Boons
  • 1966 BelgienBelgien Gregoire Van Kuyck
  • 1967 BelgienBelgien Valere Vansweevelt
  • 1968 BelgienBelgien André Dierickx
  • 1969 BelgienBelgien Rik Van Linden
  • 1970 BelgienBelgien Marcel Sannen
  • 1971 BelgienBelgien Marc Demeyer
  • 1972 BelgienBelgien Yvan Benaets
  • 1973 BelgienBelgien Marc Meernhout
  • 1974 BelgienBelgien Marcel Van der Slagmolen
  • 1975 BelgienBelgien Eddy Copmans
  • 1976 BelgienBelgien Paul De Keyser
  • 1977 BelgienBelgien Johnny De Nul
  • 1978 BelgienBelgien Patrick Devos
  • 1979 BelgienBelgien Luc Colyn
  • 1980 BelgienBelgien Werner Devos
  • 1981 BelgienBelgien Eric Vanderaerden
  • 1982 BelgienBelgien Noël Segers
  • 1983 BelgienBelgien Frank Verleyen
  • 1984 BelgienBelgien Philippe Deleye
  • 1985 BelgienBelgien Franky Pattyn
  • 1986 BelgienBelgien Edwig Van Hooydonck
  • 1987 BelgienBelgien Marc Assez
  • 1988 BelgienBelgien Eddy Vancraeynest

Junioren

  • 1975 BelgienBelgien Benjamin Vermeulen
  • 1976 BelgienBelgien Hugues Cosaert
  • 1977 BelgienBelgien Patrick Vermeulen
  • 1978 BelgienBelgien Daniel Rossel
  • 1979 BelgienBelgien Eric Vanderaerden
  • 1980 BelgienBelgien Willy Boden
  • 1981 BelgienBelgien Pino Cerami
  • 1982 BelgienBelgien Ludwig Van Tittelboom
  • 1983 BelgienBelgien Jan Mattheus
  • 1984 BelgienBelgien Kurt Van Keirsbulck
  • 1985 BelgienBelgien Luc Van Parijs
  • 1986 BelgienBelgien Luc Heuvelmans
  • 1987 BelgienBelgien Carl Roes
  • 1988 BelgienBelgien Claude De Bodt
  • 1989 BelgienBelgien Jo Planckaert
  • 1990 BelgienBelgien Hendrik Van Dijck
  • 1991 BelgienBelgien Koen Dierickx
  • 1992 BelgienBelgien Geert Verdeyen
  • 1993 BelgienBelgien Wilfried Cretskens
  • 1994 BelgienBelgien Dieter Verleyen
  • 1995 BelgienBelgien Wesley Theunis
  • 1996 BelgienBelgien Stijn Devolder
  • 1997 BelgienBelgien Stijn Devolder
  • 1998 BelgienBelgien Jurgen Van Goolen
  • 1999 BelgienBelgien Bill Vandererven

Siegerliste Frauen

Weblinks

 Commons: Flandern-Rundfahrt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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