- Flipfloplack
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Lack ist ein flüssiger oder auch pulverförmiger Beschichtungsstoff, der dünn auf Gegenstände aufgetragen wird und durch chemische oder physikalische Vorgänge (zum Beispiel Verdampfen des Lösungsmittels) zu einem durchgehenden, festen Film aufgebaut wird. Man verwendet Lacke, um Gegenstände zu schützen (Schutzanstrich, Schutzlacke) oder um einen bestimmten Farbeffekt zu erzielen.
Schätzungen zufolge wurden im Jahr 2007 weltweit etwa 28 Milliarden Liter Lack im Wert von 92 Milliarden US-Dollar produziert.[1]
Inhaltsverzeichnis
Wirtschaftliche Bedeutung
Weltweit wurden im Jahr 2007 etwa 28 Milliarden Liter Lack produziert. Im Vergleich zum Jahr 2002 ergibt sich eine Produktionssteigerung von 4,8%.[1]
Die größten Anwendungsgebiete sind dabei Bautenfarben (51% nach Menge, 43% nach Wert), Industrielacke (10% / 11%) und Pulverlack (9% / 7%). Der bekannteste Sektor, Automobillack, erreicht gemeinsam mit Flugzeug- und anderen Fortbewegungsmittellackierungen 6% nach Menge und 8% nach Wert und liegt damit etwa gleichauf mit Korrosionsschutzlackierungen und Holzlacken. Das in den Jahren 2002 bis 2007 am stärksten gewachsene Segment ist der Pulverlackbereich mit ca. 13% Wachstum.[1]
Regional werden etwa 35% aller Lacke in Europa verkauft, 30% in Asien und 25% in Nordamerika. Der Rest verteilt sich zu gleichen Teilen auf Südamerika und Afrika. Europa und Nordamerika verzeichneten dabei einen wachsenden Anteil, während der Lackverbrauch in den anderen Erdteilen zurückging. Dies zeigt sich auch im Pro-Kopf-Verbrauch, bei dem in Nordamerika mit etwa 10 Litern Lack pro Einwohner und Jahr sowie Europa mit 8 Litern etwa doppelt bis viermal so viel Lack wie in den anderen Erdteilen verbraucht wird.[1]
Bestandteile
Wesentlichster Bestandteil aller Lacke ist das Bindemittel. Ein ausreichend flüssiges Bindemittel ist bereits als Lack zu bezeichnen. Als Bindemittel werden heute meist Kunstharze verwendet. Moderne Bindemittel werden als Dispersion in wässriger Lösung oder gelöst im Lösemittel als Einkomponentensystem (1K-Lacke) angeboten. Bei Zweikomponentensytstemen (2K-Lacke) besteht das Bindemittel aus Harz und Härter. Diese werden getrennt gelagert. Kurz vor dem Verarbeiten werden die beiden Komponenten gemischt. Sie reagieren chemisch und härten (ohne Trocknung) aus. Manche 2K-Lacke enthalten keine Lösungsmittel. Traditionelle Bindemittel sind u. a. natürliche Harze und Öle (Ölfarbe), Pflanzenbestandteile (Chinalack, Japanlack), Ei (Eitempera), Gummi Arabicum (Aquarellfarbe), Kalk (Kalkfarbe), Leim (Leimfarbe), Teer (mittlerweile verboten, da krebserregend) oder Bitumen.
Liegt das Bindemittel nicht in flüssiger Form vor, benötigt man als zusätzlichen Bestandteil ein Lösemittel, das in der Lage ist, das Bindemittel aufzulösen. Lösemittel in physikalisch trocknenden Lacken müssen u. a. folgende Eigenschaften aufweisen: sie müssen farblos sein, das Bindemittel nicht negativ beeinflussen und rückstandslos verdunsten. Da die meisten Lösemittel für Lacke organische Lösemittel sind, die teilweise giftig oder feuergefährlich sind, tendiert man immer mehr zu lösemittelfreien Systemen, also zu Pulverlacken oder Suspensionen von Lackpartikelteilchen in Wasser. Eine weitere Möglichkeit, lösemittelfrei (emissionsfrei) zu arbeiten besteht darin, strahlenhärtende Lacksysteme einzusetzen (Strahlenhärtung). Bei dieser Technologie dient ein Monomer als „Lösemittel“, das während der Härtung in den Lackfilm einpolymerisiert. Als Strahlenquelle dient meist eine UV-Hochleistungslampe.
Soll der natürliche Farbton des Bindemittels verändert werden, müssen Pigmente zugegeben werden. Da diese meist recht teuer sind, werden sie mit Füllstoffen gestreckt. Additive runden die Lackkomposition ab. Mit ihrer Hilfe wird z. B. die Lagerfähigkeit oder Verarbeitbarkeit verbessert.
Anwendungsgebiete
Lacke werden überall dort verwendet, wo Oberflächen dauerhaft vor Witterung und anderen Einflüssen geschützt werden müssen.
Vielfach fand Lack auch Verwendung in Kunst- und Kunsthandwerk bei der farblichen Gestaltung von Oberflächen, also in der Malerei, der Lackschnitzerei und der Lackmalerei. Ausgangspunkt dieser Entwicklung war China. Das weltweit einzige Museum für Lackkunst steht in Münster (Westfalen)
Tabletten kann man mit für den Menschen ungiftigen Lacken überziehen, um die Freisetzung der Wirkstoffe zu steuern oder diese zu schützen (Filmtabletten).
Arten
Unterteilung nach Einzelkomponenten
Man kann Lacke unterteilen nach
- Art des Bindemittels (Beispiel: Nitro-Lacke)
- Art des Lösemittels (Beispiel: Spiritus-Lacke)
- Trocknungsweise (Beispiel: Einbrennlacke)
- Anwendungsbereiche (Beispiel: Autolack)
Unterteilung nach Oberflächeneigenschaften
Die Art der Formulierung kann stumpfmatte (z. B. Softfeel-Oberflächen im Kfz-Innenraum) bis hochglänzende (z. B. Klavierlacke) Oberflächen erzeugen. Ebenso können je nach Art der Formulierung glatte bis hochstrukturierte (z. B. Hammerschlaglack) Lacke erzeugt werden.
Traditionelle Lacke
Manche Lacke werden aus Pflanzen gewonnen, z.B. aus Harzen wie Copal und Kolophonium. Der Schellack aus den Absonderungen einer asiatischen Läuseart. Der Schwarzlack der chinesischen Lackkunst aus dem Saft des Lackbaums.
Spezielle Lacke
- Acrylfarbe
- Alkydharzlack
- Autolack
- Geigenlack
- Japanlack
- Kelterlack
- Leitlack
- Nagellack
- Nitrozelluloselack
- Pulverlack
- Siegellack
- Schleiflack (Klavierlack)
- Schutzlack
- Silikonharzlack
- Klarlack ist transparenter Lack und enthält keine farbgebenden Pigmente.
- Spannlack spannt beim Trocknen Papier und Gewebe, festigt diese und imprägniert sie.
- Tauchlack ist ein Lack, der durch Eintauchen des Werkstücks in den Lack aufgetragen wird (siehe anodische und kathodische Tauchlackierung).
- Flipfloplack ist ein Effektlack, der je nach Blick- und Beleuchtungsrichtung einen veränderten Farbton zeigt.
Verarbeitungstechniken
- Airless ist ein luftlos zerstäubendes Farbspritzverfahren, bei dem das Material allein über den Materialdruck zerstäubt wird.
- Airmix ist ein Spritzverfahren mit hydraulischem Druck, bei dem das Zerstäuben der Farbe durch Druckluft unterstützt wird.
- Unter „Beilackieren“ versteht man das Lackieren der an die beschädigte Fläche angrenzenden Bereiche zum Zweck der Farbtonangleichung.
Entlacken
Der Begriff Entlacken steht für das Entfernen alter Lackschichten.
- Reinigungsstrahlen: Kryogenes Entschichten mit Kohlenstoffdioxid, Reinigen mit Druckwasserstrahlen, Druckluftstrahlen, Feuchtstrahlen, Nassdruckluftstrahlen, Schleuderstrahlen oder Sandstrahlen
- Mechanische Verfahren: Schleifen, Bürsten, Kratzen und Abwischen
- Strömungstechnisches Reinigen: Reinigen mit flüssigem Kohlenstoffdioxid, Abblasen, Absaugen und Ultraschallreinigen
- Lösemittelreinigen
- Chemisches Reinigen: Abbeizen mit Hilfe von Laugen oder Säuren
- Thermisches Verfahren: Abflämmen, Wirbelstromentschichten, Pyrolyse, Wirbelbettentschichten, Abkochen, Laserentschichten, Infrarot-Bestrahlung
Lackkleidung
„Lack“ in Verbindung mit „Kleidung“ bezeichnet Kleidung, die eine Oberfläche aufweist, die wie lackiert aussieht: Hier handelt es sich um mit Polyurethan oder PVC beschichtetes Gewebe oder elastisches Stretch-Tricotmaterial. „Lackbeschichtete Kleidung“ kann aus Glanzlack oder Mattlack bestehen und entspricht im Glanz nicht ganz Latex, sieht jedoch ähnlich aus. Im sportlichen Bereich wird für Regenjacken und Regenanzüge vorzugsweise Mattlack eingesetzt, als Regen- oder Lackmantel für Damen und Herren eher Glanzlack. Diese Materialien haben besondere Bedeutung im Bereich der Fetischkleidung.
Siehe auch
Abblättern, Acrylharz, Chinesische Lackkunst, Custompainting, Lackbaum, Lackschliff, Lackschnitzerei, Spritzpistole
Literatur
- P. Nanetti: Lack für Einsteiger; Vincentz Verlag; Hannover; 1999; ISBN 3878705530
- P. Nanetti: Lackrohstoffkunde; Vincentz Verlag; Hannover; 2000; ISBN 3878705603
- P. Nanetti: Lack von A bis Z; Vincentz Verlag; Hannover; 2004; ISBN 3878707878
- T. Brock, M. Groteklaes, P. Mischke: Lehrbuch der Lacktechnologie; 2. Auflage; Vincentz Verlag; 2000; ISBN 3878705697
- A. Goldschmidt, H. Streitberger: BASF Handbuch Lackiertechnik; Vincentz Verlag; Hannover; 2002; ISBN 3878703244
- B. Müller, U. Poth: Lackformulierung und Lackrezeptur: Das Lehrbuch für Ausbildung und Praxis; Vincentz Network; 2006; ISBN 3878701705
- H. Römpp: Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben; 1998; Thieme; Stuttgart; ISBN 9783137760016
Einzelnachweise
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