- Flugplatz Malmsheim
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Flugplatz Malmsheim Kenndaten ICAO-Code (keiner) Koordinaten 48° 47′ 1″ N, 8° 55′ 10″ O48.7836111111118.9194444444445450Koordinaten: 48° 47′ 1″ N, 8° 55′ 10″ O 450 m ü. MSLVerkehrsanbindung Entfernung vom Stadtzentrum 0,75 km Straße Perouser Straße (K1013) Basisdaten Eröffnung 1937 Start- und Landebahn 08/26 1035 m × 53 m Gras Der Flugplatz Malmsheim besteht aus einem Militärflugplatz mit einer Reserve-Betonbahn und einem Segelfluggelände. Der Platz liegt nordöstlich des Ortsteils Malmsheim der baden-württembergischen Stadt Renningen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Am 13. November 1936 gab die Luftwaffe die Absicht zum Bau eines vorgeblichen Notlandeplatzes bekannt. Bis 1937 wurden die Pisten errichtet, meist in Nachtarbeit. Die Gebäude wurden als Gutshof getarnt; das Gelände wurde durch eine normalspurige Anschlussbahn mit dem Bahnhof Renningen der Schwarzwaldbahn verbunden.
Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wurden bei der Invasion Frankreichs 1940 von Malmsheim aus Flugzeuge der Typen Messerschmitt Bf 110 und Junkers Ju 88 eingesetzt. Mit Beginn der Invasion Russlands 1941 stellte die Luftwaffe den Flugbetrieb in Malmsheim ein, und der Platz wurde umfunktioniert zu einer Unterkunft für Kriegsgefangene, die in der Landwirtschaft arbeiteten. 1944 und 1945 war auf dem Platz wiederum die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 53 stationiert.[1]
Nach dem Krieg
Da nach Kriegsende die US-Truppen zunächst nur kurzzeitig Interesse am Gelände hatten, wurde es ab 1945 zunächst wieder landwirtschaftlich genutzt. Ab dem 31. Januar 1946 wurden Heimatvertriebene auf dem Gelände untergebracht. Mit dem ersten Transport kamen 1.500 Menschen, wobei die Anschlussbahn benutzt wurde. Die vorgesehene Kapazität des Lagers war 11.000 Menschen; die meisten der untergebrachten kamen aus dem Sudetenland. 1949 bekam das Lager eine neue Funktion als Durchgangsstation für heimkehrende deutsche Kriegsgefangene. Im Lager waren auch zeitweilig Displaced Persons untergebracht.
Ab 1951 benutzten die US-Streitkräfte das Gelände wieder militärisch. Die Bundeswehr übernahm mit ihrer Gründung 1955 das Gelände. Zur geplanten Stationierung von Heeresfliegern kam es nicht, ebenso wenig zum zwischenzeitlich geplanten Bau eines Großflughafens. Seit ungefähr Ende der 50er Jahre nutzen zivile Segelflieger pachtweise einen Teil des Geländes.[2]
1994 stellte der Kfz-Zulieferer Bosch auf dem Flugplatz die Fahrdynamikregelung (ESP) vor.[2]
Bosch erwarb um 2010 einen Teil des Flugplatzgeländes, um ein „Zentrum für Forschung und Vorausentwicklung“ aufzubauen. Ein entsprechendes Eckpunktepapier war am 3. September 2009 unterzeichnet worden. Das Gelände umfasst insgesamt 95 ha, davon sollte Bosch zunächst 31 ha im Norden und 9 ha im Süden erwerben. Die Abrissarbeiten der Militärgebäude begannen im Februar 2011. Bosch plant Investitionen von rund 160 Millionen Euro, das Zentrum soll 2013 mit rund 1200 Mitarbeitern in Betrieb gehen. Den Mittelteil erwarb das Land Baden-Württemberg, ihn dürfen Bundeswehr und US-Streitkräfte längstens bis 2029 als Übungsgelände weiter nutzen. Die Weiternutzung für den Segelflug ist für mindestens 10 Jahre vereinbart.[3][2][4][5]
Ausstattung und Nutzung
Der Nordteil des Geländes ist umzäunt. Dort ist seit 1998 ein Bell UH-1D (SAR-Kommando 46) des Such- und Rettungsdienstes der Bundeswehr einsatzbereit stationiert. Der Helikopter ist im Gegensatz zu vielen zivilen Rettungshubschraubern nachtflugtauglich und mit einer Rettungswinde ausgestattet und ergänzt den zivilen Rettungsdienst. Sein Einsatzgebiet deckt Baden-Württemberg und Teile Bayerns, Hessens, Rheinland-Pfalz' und des Saarlands mit einer Hilfsfrist von 45 Minuten ab.[6]
Weitere Gebäude im Norden dienten dem Heer bis um 2009 als Lager für Ausrüstungsgegenstände für den Mobilmachungsfall.[6] Das im nahegelegenen Calw stationierte Kommando Spezialkräfte und das in den Patch Barracks in Stuttgart-Vaihingen stationierte Special Operations Command Europe der US-Streitkräfte nutzen das Gelände für Fallschirmsprungübungen.[7]
Die rund 800 Meter Betonpiste ist eine Reservepiste, die die Bundeswehr Daimler und anderen Kfz-Herstellern für Fahrzeugtests überlässt.
Halter des zivilen Segelfluggeländes ist der Sportfliegerclub Leonberg. Es bestehen zwei rund 1000 Meter lange nebeneinanderliegende, von unterschiedlichen Vereinen benutzte Grasbahnen. Auf ihnen wird mit Windenstart gestartet. Die Bahnrichtung ist 08/26 (annähernd Ost-West).[8]
Seit 2002 findet jedes Jahr Anfang Oktober ein Drachenfest mit internationalem Wettbewerb auf dem Gelände des Flugplatzes statt.
Der Eisenbahnanschluss ist außer Betrieb, die Strecke teilweise von der in den 1990er Jahren gebauten Renninger Nordrandstraße überbaut, und der Anschluss an den Bahnhof Renningen ist zurückgebaut.
Einzelnachweise
- ↑ Standort Malmsheim, Flugplatz Malmsheim, lexikon-der-wehrmacht.de, abgerufen 14. Januar 2009
- ↑ a b c Bosch ist in Malmsheim gelandet, Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung, Artikel vom 4. September 2009
- ↑ Renninger Stadtnachrichten vom 10. September 2009
- ↑ Für die Renninger wird ein Traum wahr, Stuttgarter Nachrichten, Online-Artikel vom 11. Februar 2011
- ↑ Bosch schafft Platz für die Zukunft, Stuttgarter Zeitung, Online-Artikel vom 28. Februar 2011
- ↑ a b Bundeswehr-Hubschrauber soll bis 2012 bleiben, Stuttgarter Nachrichten online, 20. Februar 2009, abgerufen 11. Juni 2009
- ↑ Bosch statt Bundeswehr in Malmsheim, Stuttgarter Nachrichten online, 30. Januar 2009, abgerufen 11. Juni 2009
- ↑ Anreise, segelflug.de, abgerufen 17. Januar 2009
Weblinks
Commons: Flugplatz Malmsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Die unendliche Geschichte des Flugplatzes in Malmsheim, Leonberger Kreiszeitung vom 15. November 2008
- Das Durchgangslager Malmsheim, Akademie für Datenverarbeitung Böblingen
- www.sfcleonberg.de, Website des Sportfliegerclub Leonberg
Kategorien:- Renningen
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