- Schwarzwaldbahn (Württemberg)
-
Stuttgart-Zuffenhausen–Calw Kursbuchstrecke (DB): 790.6 Streckennummer (DB): 4810 Streckenlänge: 48,52 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Streckenklasse: D4 Stromsystem: bis Weil der Stadt: 15 kV 16,7 Hz ~ Maximale Neigung: 18 ‰ Minimaler Radius: 335 m Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h Zweigleisigkeit: Stuttgart-Zuffenhausen–Rankmühle LegendeFrankenbahn von Stuttgart 0,000 Stuttgart-Zuffenhausen 281 m Frankenbahn nach Würzburg Güterbahn nach Kornwestheim Rbf Schnellfahrstrecke nach Mannheim 1,144 Stuttgart Neuwirtshaus (Porscheplatz) Güterbahn von Kornwestheim Rbf 3,603 Korntal 306 m Strohgäubahn nach Weissach 5,730 Stuttgart-Weilimdorf 307 m 7,707 Ditzingen 310 m 10,993 Höfingen 337 m 14,360 Leonberg 366 m 17,858 Rutesheim 395 m vom Flugplatz Malmsheim (ab ca. 1937) 20,483 Renningen 411 m Rankbachbahn nach Böblingen 22,466 Malmsheim 406 m 22,8 zum Steinbruch Malmsheim (1900–1960) 23,1 Rankmühle (Üst) vom Industriegebiet Weil der Stadt (1970–1990) 25,644 Weil der Stadt 404 m 29,57 Schafhausen (Württ) 435 m 33,58 Ostelsheim 472 m 36,37 Forsttunnel (696 m) 37,75 Althengstett 511 m 41,68 Calw Ost (1944–1945) 41,72 Calw-Heumaden (ab 1974) 411 m 43,77 Hirsauer Tunnel / Welzbergtunnel (554 m) 44,87 zum Auffüllplatz Welzberg (1944–1973) 45,36 zum Steinbruch Welzberg (1872–1974) 47,81 Ziegelbachbrücke, B 296 Nagoldtalbahn von Pforzheim 48,52 Calw (bis 1989) 348 m Nagoldtalbahn nach Nagold Die Schwarzwaldbahn – zur Unterscheidung von der gleichnamigen badischen Strecke auch Württembergische Schwarzwaldbahn genannt – ist eine Eisenbahnstrecke von Stuttgart nach Calw, die 1872 eröffnet wurde. Der Abschnitt Weil der Stadt–Calw wurde 1983 im Personen- und 1988 im Güterverkehr außer Betrieb genommen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1865–1872: Planung und Bau
Der Entschluss zum Bau der württembergischen Schwarzwaldbahn von Stuttgart über Leonberg und Weil der Stadt nach Calw wurde 1865 im württembergischen Landtag getroffen. Planung und Bau der Strecke wurden durch Carl Julius Abel geleitet. Die Schwarzwaldbahn ist als Hauptbahn gebaut und trassiert worden, das heißt mit möglichst wenigen Bögen, großzügigen Radien und wenigen Bahnübergängen. Außerdem waren die Ingenieurbauten der Strecke – die beiden Tunnel und die Brückenköpfe aller Brücken – für den zweigleisigen Betrieb ausgelegt worden. Das Planum war allerdings durchweg eingleisig, bis auf den Abschnitt Althengstett–Calw, der zweigleisig erstellt wurde, damit der Betrieb trotz der 10,5 Kilometer langen Rampe Calw–Althengstett flüssig laufen konnte. Dieser Abschnitt war der erste von Anfang an zweigleisig erstellte Streckenteil in Württemberg.
Der Streckenabschnitt von Zuffenhausen nach Ditzingen wurde 1868 fertiggestellt, ein Jahr später war der Abschnitt bis Weil der Stadt vollendet. Der letzte und aufwendigste Teil der Strecke zwischen Weil der Stadt und Calw wurde erst 1872 fertiggestellt. Dabei wurde eine enge Schleife um den bei Schafhausen gelegenen Hacksberg mit einem Radius von 335 Metern gebaut. Dieses Kehrschleifenprinzip wurde bei Hirsau nochmals angewendet. Hier war es aufgrund des großen Höhenunterschieds zwischen Calw und Althengstett notwendig, eine künstliche Längenentwicklung herbeizuführen. Deswegen wurde das Tälesbachtal, ein Seitental des Nagoldtals, in einer Schleife ausgefahren und dann wurde die Strecke wieder durch den Hirsauer Tunnel, den man als kleinen Teil eines Kehrtunnels ansehen kann, an den Hang des Nagoldtals zurückgeführt. Das bedeutet Züge, die aus Calw Richtung Althengstett fuhren, befanden sich zunächst am östlichen Nagoldtalhang in nördlicher Fahrtrichtung, um dann nach der Schleife parallel am selben Hang nur um einiges höher in entgegengesetzte südliche Fahrtrichtung zu fahren. Vorbild für diese Art der Trassierung war die Brennerbahn in Österreich.
Neben dem Hirsauer Tunnel hielten es die Planer aufgrund der topographischen Verhältnisse für notwendig, noch zwei weitere Tunnel in diesem letzten Bauabschnitt anzulegen, von denen allerdings nur einer, der circa 700 Meter lange Forsttunnel, errichtet wurde. Der andere, der ursprünglich zwischen Althengstett und Calw gebaut werden sollte, konnte aufgrund von geologischen Problemen nicht errichtet werden. Stattdessen legte man einen 1150 Meter langen und bis zu 38 Meter tiefen Einschnitt, den sogenannten Feldhütte-Einschnitt, an.[1][2]
Direkt am Ende der Strecke in Calw baute man ebenfalls noch 1872 das Bahnbetriebswerk Calw.
1872–1977: Zweigleisiger Ausbau und Elektrifizierung
Von Stuttgart bis Renningen wurde in den Jahren 1932–1939 das zweite Gleis verlegt. Der Abschnitt von Stuttgart bis Weil der Stadt wurde bis 1940 elektrifiziert. Auf dem Abschnitt von Weil der Stadt nach Calw kamen zunächst noch Dampflokomotiven zum Einsatz, seit 1953 wurden auch dieselgetriebene Triebwagen, Schienenbusse der Baureihe VT 98, gefahren, die einige Jahre später dann ausschließlich verwendet wurden. Das zweite Gleis Calw–Althengstett wurde 1963 abgebaut.
Seit 1978: S-Bahn Stuttgart
Seit 1978 ist der Abschnitt Stuttgart–Weil der Stadt in das Netz der S-Bahn Stuttgart integriert; auf dem Abschnitt nach Calw verkehrten zunächst weiterhin Dieseltriebwagen als Zubringer zur S-Bahn. 1983 wurde der Personenverkehr auf dem Abschnitt Weil der Stadt–Calw eingestellt; 1988 wurde dort der Güterverkehr nach einem Erdrutsch am Forsttunnel bei Althengstett ebenfalls eingestellt. Die Gleisanlagen verfielen, und die Strecke wurde mit Wirkung zum 1. September 1995 formell stillgelegt.[3] Die Anlagen dieses Abschnitts stehen unter Denkmalschutz und sind nach wie vor gewidmet.
Am 3. Dezember 1988 wurde der für knapp fünf Millionen D-Mark errichtete S-Bahn-Haltepunkt Weilimdorf in Betrieb genommen.[4] Im Oktober 2003 wurde zwischen Renningen und Malmsheim ein zweites Gleis in Betrieb genommen. Dies ermöglichte der S-Bahn einen Fahrplan mit längeren Fahrzeiten, aber größerer Stabilität, wobei sich die planmäßigen Zugkreuzungen von Weil der Stadt nach Malmsheim verschoben. Die längere Reisezeit bezieht die Aufenthalte in Renningen vorab ein, die sich ergeben, wenn die Züge der kommenden S-Bahn-Linie S60 in Renningen dort zum Teil gestärkt oder geschwächt werden.
Zukunft des Abschnittes Weil der Stadt–Calw
Bemühungen des Landkreises Calw
Für den Abschnitt Weil der Stadt–Calw besteht eine Konzession als Bahnstrecke des Landkreises Calw, der die Strecke 1994 gekauft hat. Da die Deutsche Bahn AG die Strecke auch rechtlich abgeben wollte, wurde sie zum 31. August 1995 für den öffentlichen Verkehr aufgelassen. Daher erscheint sie in der Liste stillgelegter Strecken des Eisenbahnbundesamtes. Mit gleicher Wirkung (1. September 1995) erteilte jedoch das Land dem Kreis Calw auf seinen Antrag die Konzession für eine nichtöffentliche Anschlussbahn für 20 Jahre (Bescheid des Verkehrsministeriums in Stuttgart vom 22. August 1995). Der Kreis hatte den Antrag auf Vorschlag der Bürgerinitiative WSB e.V. gestellt. Daher kann der Schienenverkehr als solches formell sofort wieder aufgenommen werden, sobald die Strecke betriebsbereit ist. Eine Reaktivierung für den Personenverkehr ist geplant. Für diese Reaktivierung setzen sich die Landkreise Calw – als heutiger Eigentümer des Abschnitts – und Böblingen ein. Verschiedene Gutachten im Auftrag des Landkreises Calw (Machbarkeitsstudie, Nutzen-Kosten-Analyse, Folgekostenrechnung) fielen positiv aus. Damit das Projekt beim Land Baden-Württemberg eher Berücksichtigung findet, ist der Kreis Calw bestrebt, den Kosten-Nutzen-Faktor des Vorhabens weiter zu verbessern. Der Verein strebt an, die Konzession wieder in eine öffentliche umzuwandeln.
Bürgerinitiative Verein Württembergische Schwarzwaldbahn Calw–Weil der Stadt (WSB)
Im Dezember 1987 wurde der Verein Württembergische Schwarzwaldbahn Calw–Weil der Stadt (WSB, bis 2009 Verein zur Erhaltung der Württembergischen Schwarzwaldbahn) gegründet. Der Verein verfolgt das Ziel der Erhaltung und Reaktivierung des hinteren Streckenabschnitts.
Die Bemühungen des Vereins führten 2008 zu Beschlüssen der Landkreise Calw und Böblingen über weitere Planungen zur Reaktivierung der Strecke Calw–Weil der Stadt mit dem Ziel einer Inbetriebnahme im Jahr 2015. Im Calwer Kreistag wurde dabei das Engagement des Vereins besonders hervorgehoben.[5]
2008 forderte der Verein, dass das Land Mittel aus dem Konjunkturpaket II einsetzt, um bereits jetzt Bauwerke an der Schwarzwaldbahn zu sanieren. Nach der Ablehnung des Ministeriums forderte der Vereinsvorsitzende „zementierte Tatsachen“ als Signal an die Region.[6]
Nutzen-Kosten-Verhältnis
Aus dem Landratsamt Calw wurde im Juli 2008 bekannt, dass nach einer erneuten Nutzen-Kosten-Untersuchung, bei der diesmal alternativ zu einer Diesel- oder Stadtbahnvariante auch die mögliche Erweiterung der S-Bahn Stuttgart von Weil der Stadt auf dem stillgelegten Streckenabschnitt nach Calw geprüft wurde, Ergebnisse vorliegen: Für die Verlängerung des S-Bahn-Systems ist der Nutzen-Kosten-Faktor mit 2,01 am höchsten, gefolgt von der Variante eines Inselbetriebes mit Stadtbahnen mit 1,45 und der dieselbetriebenen Bahn mit einem Faktor von 1,22. Da die S-Bahn mit Abstand die effizienteste Betriebsart sei, will man vorrangig deren Verlängerung verfolgen, das heißt, dass man das gesamte Projekt auf dieses Ziel ausrichten wird, so dass die anderen Betriebsvarianten in den Planungen vermutlich keine Berücksichtigung mehr finden werden. Es wurde bekannt, dass man sich das Ziel gesetzt habe, den Betrieb bis zum Jahre 2015 oder spätestens 2016 wiederaufzunehmen.[7] Eine neuerliche Untersuchung im Mai 2011 ergab eine mangelhafte Wirtschaftlichkeit des Vorhabens. Die Projektbefürworter zweifeln diese Zahlen allerdings an [8].
Trassenänderung
Für die S-Bahn ist der Bau von zwei zweigleisigen Abschnitten vorgesehen, so dass sich Züge auf dem ansonsten zukünftig eingleisigen Streckenabschnitt begegnen können.[7] Bei Schafhausen soll die Trasse in einem neuen Tunnel durch den Hacksberg führen, um den Umweg über die dortige Schleife zu sparen und damit die Fahrzeit zu verringern. Der Bau solch eines Tunnels würde allerdings eine Steilrampe mit einer Steigung von 40 Promille im Bereich des Tunnels unumgänglich machen, aufgrund der nur leistungsstarke Züge wie zum Beispiel S-Bahnen den reaktivierten Teil der Strecke befahren könnten. Für Güterzüge würde der reaktivierte Abschnitt dann nicht nutzbar sein, was die Wirtschaftlichkeit der Strecke herabsetzen würde und eine mögliche Zeitersparnis für den Güterverkehr verhindern würde.
Trivia
- Hermann Hesse nimmt in verschiedenen seiner Werke Bezug auf die Schwarzwaldbahn und deren beeindruckende Bahndämme in Calw. Der Damm in einer Schleife bei Hirsau war mit einer Höhe von 64 Metern der damals höchste Bahndamm Europas.[9]
- Calw bietet von der linken Seite des Nagoldtals einen Drei-Bahnen-Blick: Man sieht einmal das Gleis der Nagoldtalbahn, darüber zweimal das Gleis der Schwarzwaldbahn.
- Bevor die Stadt Stuttgart ein Kanalisationssystem erhielt, wurden die Fäkalien mittels Kesselwagen über die Schwarzwaldbahn an die Bauern entlang der Strecke als Dünger verteilt.[10]
- Während des Zweiten Weltkrieges existierte vom Bahnhof Renningen ein Anschlussgleis zum Militärflugplatz Malmsheim. Das Gleis befindet sich heute noch im Gelände östlich der Renninger Nordrandstraße sowie vor den Flugplatzgebäuden.
Literatur
- Eberhard Rieber (Hrsg.): Die Württembergische Schwarzwaldbahn (Stuttgart–Calw): Ein historischer, geologischer, literarischer und aktueller EisenbahnStreckenFührer. E. Rieber, 1992, ISBN 3-928980-11-4.
- Peter-Michael Mihailescu, Matthias Michalke: Vergessene Bahnen in Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0413-6, S. 186–191.
Weblinks
Commons: Schwarzwaldbahn (Württemberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Website über die Württembergische Schwarzwaldbahn des Verein Württembergische Schwarzwaldbahn Calw–Weil der Stadt e. V.
- private Website über die Württembergische Schwarzwaldbahn (D. Jahnke)
- Tunnelportale der Württembergischen Schwarzwaldbahn
- Kursbuchauszug von 1944
- Informationen der Abteilung Nahverkehr und Strukturförderung des Landratsamtes Calw
- Streckenbeschreibung auf www.vergessene-bahnen.de
Einzelnachweise
- ↑ Oscar Fraas: Württembergs Eisenbahnen mit Land und Leuten an der Bahn. Stuttgart 1880 (Nachdruck 1986).
- ↑ Günter Dutt: Ein Streifzug durch 150 Jahre Tunnelbauwerke in Württemberg. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte. Nr. 28, Uhle & Kleimann, Lübbecke 1996, ISSN 0340-4250, S. 47–63.
- ↑ Liste seit der Bahnreform stillgelegter Strecken auf der Website des Eisenbahn-Bundesamts
- ↑ Jürgen Wedler, Manfred Thömmes, Olaf Schott; Deutsche Bundesbahn, Bundesbahndirektion Stuttgart (Hrsg.): Die Bilanz. 25 Jahre Planung und Bau der S-Bahn Stuttgart. Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-925565-03-5, S. 150.
- ↑ Beschlüsse Kreistag Calw vom 21. Juli 2008 (S. 8–11, PDF).
- ↑ Bettina Bausch: Staatliche Konjunkturfördermittel fließen nicht in Schienen Schwarzwälder Bote, 21. April 2009
- ↑ a b Beschlüsse Kreistag Calw vom 21. Juli 2008 (S. 8–11, PDF).
- ↑ Herber Rückschlag für die S-Bahn-Plänein: Leonberger Kreiszeitung vom 18. Mai 2011
- ↑ http://web.archive.org/web/20011105030232/http://www.schwarzwaldbahn-calw.de/alle_inhalte/layer_2/mehr_hauptseite/strecke.html
- ↑ http://wuerttembergische-schwarzwaldbahn.de/dokumente/wsb_druckschriften/wsb_anzeiger_no_12.pdf
Kategorien:- Spurweite 1435 mm
- Bahnstrecke im Schwarzwald
- Verkehr (Stuttgart)
- Verkehr (Landkreis Calw)
Wikimedia Foundation.