Fotografischer Leiter

Fotografischer Leiter

Der Kameramann oder die Kamerafrau ist bei Film-, Fernseh- und Videoaufnahmen für die Bildgestaltung verantwortlich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein Kameramann im Jahr 1925

In der Frühzeit des Kinos waren der Filmphotograph und der Kameraoperateur die alleinigen Bediener der Filmkamera. Da die Funktionen und Möglichkeiten der Kino-Kamera im Zuge der technischen Entwicklung immer komplexer geworden sind, ist an die Stelle des Laufbildphotographen zunehmend ein ganzes Kamerateam getreten, in dem verschieden spezialisierte Personen unterschiedliche Funktionen wahrnehmen.

Genauere Definition des Berufsbildes

Umgangssprachlich wird der Kameramann häufig mit dem Chef des Kamerateams gleichgesetzt, die heutige Bezeichnung „Kamera“ sagt jedoch über den Beruf eines lichtsetzenden Kameramannes (in Großbritannien Lightning cameraman und in den USA cinematographer), also der Person die für die Filmfotografie verantwortlich ist, nichts aus.

Der bildgestaltende Kameramann heißt im Amerikanischen und Britischen Englisch director of photography (DoP, DP), im Französischen directeur de la photo, im Italienischen direttore della fotografia oder autore della fotografia, im Portugiesischen und Spanischen dire(c)tor de fotografía was als Photographischer Leiter übersetzt werden könnte. Im deutschen wird zunehmend auch die Bezeichnung Bildgestalter bzw. Bildautor verwendet.

In den USA folgen ihm in der Hierarchie der Kameraoperateur („Schwenker“, engl. auch camera operator), der erste Kameraassistent (focus puller), der für die Bildschärfe verantwortlich ist, und der zweite Kameraassistent (clapper loader) oder Materialassistent, der die Filmklappe bedient, das Rohfilmmaterial handhabt, den Darstellern bei Bedarf Linien und Positionen vorgibt und sich um alle Papierunterlagen des Kamerateams kümmert. Im weiteren Sinne gehören zum Kamerateam Standfotografen, die für die Werbebilder zuständig sind, und Hilfskräfte, die den Kamerawagen oder -kran bedienen (grip, key grip, dolly grip), im Deutschen die „Kamerabühne“. In größeren Filmproduktionen setzen Unternehmen auch ein zweites Kamerateam (Second Unit) ein, das weniger wichtige Aufnahmen (in denen z. B. die Hauptdarsteller nicht auftreten) übernimmt, das Produktionsbudget entlastet und paralleles Arbeiten ermöglicht.

Aufgabengebiete

Spielfilm

Der Kameramann hat in der Vorproduktionsphase das notwendige Equipment und Material abzuschätzen und meist auch das Team zusammenzustellen. Bei Spielfilmaufnahmen ist er für die Bildkomposition (Perspektive, Bildausschnitt), die Kameraführung, sowie für die Ausleuchtung des Sets verantwortlich. Nach Drehschluss muss er oft schon das nächste Set vorbereiten.

Im Vorfeld der Dreharbeiten entwickelt der Kameramann anhand des Drehbuchs mit dem Regisseur Ideen zur Visualisierung des Drehbuchs. Im einen Extrem übernimmt er zu 100% die visuelle Umsetzung des Stoffs, im anderen Extrem sorgt er „nur“ für die Umsetzung der Ideen anderer. In der sogenannten „Polnischen Schule“ wird er bereits in den Prozess des Drehbuchschreibens eingebunden. Im sogenannten Dogma-Film ist der Kameramann in der Visualisierung völlig frei und wird quasi unvorbereitet in die Situation hineingeworfen. Jeder gute Kameramann hat einen eigenen Stil entwickelt, ist zugleich aber in der Lage, verschiedene Stilformen umzusetzen. Meist wird ein Kameramann für eine Filmproduktion ausgewählt, weil er den anvisierten Stil des Films sicher beherrscht. Insoweit ist der Kameramann als visueller Autor der Filmbilder auch Mit-Urheber des Filmwerks.

Fernsehen

Die Arbeit und die damit verbundenen Anforderungen an fürs Fernsehen arbeitende Kameraleute lassen sich in zwei unterschiedliche Tätigkeitsfelder untergliedern.

EB-Kameraleute arbeiten überwiegend im “Drei-Mann-Team“ und setzen die Geschichte des Redakteurs weitestgehend eigenverantwortlich nach visuellen Gesichtspunkten um. Das Aufgabengebiet ist dabei vielseitig und kann von der 20-sekündigen Kurznachricht bis zur 90-minütigen Dokumentation reichen.

Zum anderen sprechen wir von E-Kameraleuten, die im so genannten Verbundkamerasystem arbeiten und ihre Anweisungen über Intercom vom Regisseur erhalten. Bei Aufzeichnungen oder Liveübertragungen mit mehreren Kameras entwirft der Regisseur vorab ein Konzept, das bei Liveproduktionen jedoch oft nicht 1:1 umgesetzt werden kann. Anders als bei Spielfilm- oder Werbefilmproduktionen fehlt oft die Zeit, mit Kameraleuten und Cutterin bzw. Cutter jedes einzelne Motiv durchzusprechen. Vielmehr arbeiten Kameramänner und Cutter hier vergleichsweise eigenständig.

Ausbildung

Die Ausbildung zum Kameramann ist nicht einheitlich geregelt. Entweder eine fotografische Ausbildung mit Zusatzausbildung an einer Filmakademie bzw. Fernsehakademie oder als Erstausbildung, eine grundständige Ausbildung an einer Kunsthochschule oder Fachhochschule. Bereits während der Studienzeit ist es wichtig, praktische Erfahrungen zu sammeln.

Preise für Kameraarbeit

Obwohl es seit vielen Jahren eine eigene Oscar-Auszeichnung in der Kategorie „Kamera" gibt, ist der Beruf immer wenig beachtet im Schatten der Aufmerksamkeit für Schauspieler oder Filmregisseure geblieben. Mit dem Deutschen Kamerapreis wird in Deutschland erst seit 1982 eine spezielle Auszeichnung verliehen. Außerdem gibt es seit dem Jahr 2000 eine international vergebene Auszeichnung, den Marburger Kamerapreis, der gemeinsam von der Stadt Marburg, den ortsansässigen Kinobetrieben und dem Fachbereich Medienwissenschaft der Philipps-Universität verliehen wird.

Namhafte Kameraleute

Zu den berühmten Kameramännern zählen Karl Freund, Hans Schneeberger, Franz Planer, Michael Kaufmann und Boris Kaufmann (die beiden Brüder von Dziga Wertow), Eduard Tisse, der Kameramann von Sergei Eisenstein. In der Gegenwart ist Michael Ballhaus, der viel mit Rainer Werner Fassbinder gearbeitet hat, der bekannteste deutsche Kameramann (Director of Photography). Bekannte Kamerafrauen sind die auch als Regisseurinen bekannte Elfi Mikesch sowie Sophie Maintigneux.

Liste namhafter Kameramänner in Hollywood

Filmdokumentation

  • Visionen aus Licht - Die Geschichte der Kameraführung (Originaltitel: Visions of Light: The Art of Cinematography). Dokumentarfilm von Arnold Glassman, Todd McCarthy und Stuart Samuels, USA 1992, 92 Minuten

Literatur

  • Karl Prümm (Hrsg.), Kamerastile im aktuellen Film: Berichte und Analysen, Marburg: Schüren, 1999, ISBN 3-89472-311-4
  • Pierre Kandorfer, Lehrbuch der Filmgestaltung, Stein-Bockenheim: Mediabook Verlag, 2003, ISBN 3-932972-18-X
  • Michael G. Neubauer, Kameraleute im aktuell-dokumentarischen Bereich: Qualifikationen - Tätigkeiten - Perspektiven, Konstanz: UVK Medien, 1996, ISBN 3-89669-156-2
  • Michael G. Neubauer, Kameramann/Kamerafrau, Blätter zur Berufskunde, Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag, 1998, ISBN 3-7639-2718-2
  • Mark Wagener, Professionelle Kameratechnik und Aufnahmegestaltung, Stein-Bockenheim: Mediabook Verlag, 2003, ISBN 3-932972-22-8
  • Andreas A. Reil, Das DV System. Das große Handbuch zur Kamera- und Aufnahmetechnik – Bildgestaltung – Postproduktion, Stein-Bockenheim: Mediabook Verlag, 2002, ISBN 3-932972-10-4

Siehe auch

Weblinks


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