- Francis Picabia
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Francis Picabia (* 22. Januar 1879 in Paris; † 30. November 1953 ebenda), eigentlich Francis-Marie Martinez Picabia, war ein französischer Schriftsteller, Maler und Grafiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ausbildung
Francis Picabia war der Sohn von Francisco Vicente Martinez Picabia, einem kubanischen Botschaftsangestellten adliger Herkunft, und der Französin Marie Cécile Davanne, einer Bürgerlichen. Die Mutter starb an Tuberkulose, als er sieben Jahre alt war. [1] Da er finanziell unabhängig war, studierte er von 1895 bis 1897 zunächst an der École des Arts Décoratifs in Paris, danach bei Fernand Humbert und bei Albert Charles Wallet und ab 1899 bei Fernand Cormon in dessen Atelier.[2]
Ausstellungen in Paris und New York
Picabia wechselte mehrfach die Stilrichtung. Er begann im Winter 1902/03 als Impressionist und stellte 1903 erstmals im Salon d’Automne und im Salon des Indépendants aus. Seine erste Einzelausstellung hatte er in der Galerie Haussmann in Paris im Jahr 1905. 1908 wandte er sich dem Kubismus zu, verarbeitete jedoch auch Elemente des Fauvismus sowie des Neo-Impressionismus.
1909 heiratete Picabia die Musikstudentin Gabrielle Buffet. Er lernte 1911 bei den sonntäglichen Zusammenkünften im Atelier von Jacques Villon, an denen er teilnahm, neben anderen, Fernand Léger, Roger de La Fresnaye, Albert Gleizes, Guillaume Apollinaire und Marcel Duchamp, dessen Freund er wurde, kennen und beteiligte sich im gleichen und darauffolgenden Jahr an der Puteaux-Gruppe. 1913 nahm er an der in New York stattfindenden Armory Show teil, und Alfred Stieglitz, den Picabia in New York in dessen Galerie 291 kennenlernte, richtete ihm in seiner Galerie eine Einzelausstellung seiner Werke ein. Er war im Jahr 1912 neben Marcel Duchamp, Albert Gleizes, Juan Gris und Jacques Villon Mitbegründer der Section d’Or. In den USA begann er die Arbeiten der „Mechanischen Periode“ (1915–1921). Im Jahr 1915 gründeten Stieglitz, Marius de Zayas und Picabia eine neue Zeitschrift, die sie, gleichnamig wie Stieglitz’ Galerie, 291 nannten.
Gründung der 391
Picabia hatte eine kurze Affäre mit Isadora Duncan und kehrte 1917 nach Barcelona zurück. Dort gründete er die Dadazeitschrift 391, der Titel war eine Anlehnung an die 291 von Stieglitz; sie bereitete mit Dichtung, Essay und Grafik dem Dadaismus in Europa den Weg. Die Ausgaben erschienen von 1917 bis 1924. 1917 lernte er in Barcelona Joan Miró kennen und traf unter anderem mit Marie Laurencin und Arthur Cravan zusammen. Auf Einladung Tristan Tzaras engagierte er sich in der Dada-Bewegung von Zürich, und begründete 1919 die Pariser Dada-Bewegung mit, sagte sich jedoch 1922 von ihr los und näherte sich kurzzeitig dem Surrealismus an.[3]
1922 zog er mit seiner neuen Lebensgefährtin Germaine Everling, für die er 1924 das Château de Mai in Mougins bauen ließ, nach Tremblay-sur-Mauldre nahe Paris und kehrte zur figurativen Kunst zurück. 1924 erschien die letzte Ausgabe der 391, in der Picabia eine Attacke gegen André Breton schrieb. Im Dezember des Jahres 1924 spielte er in René Clairs dadaistischem Stummfilm Entr'acte mit. Dieser Film war Bestandteil des avantgardistischen Balletts Relâche, zu dem Picabia das Libretto geschaffen hatte. Erik Satie komponierte die Musik zum Ballett und die Filmmusik Cinema. Es war das erste Mal, dass ein Film in ein Bühnenstück eingefügt wurde. Die Premiere fand im Théâtre des Champs-Élysées statt und löste einen Tumult des Publikums aus.[4]
Spätere Jahre
In den 1930er Jahren lernte Picabia Gertrude Stein kennen, mit der er Freundschaft schloss. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wandte er sich in Anlehnung an sein Frühwerk erneut dem Impressionismus zu. Nach Ende des Krieges kehrte er nach Paris zurück; in dieser Zeit wurden seine Bilder abstrakt, und er schrieb Aphorismen. Ein Prozess, in dem er wegen Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht angeklagt werden sollte, fand nicht statt, da er einen Schlaganfall erlitten hatte. 1951 folgte ein weiterer, der zu Lähmungserscheinungen führte. Zwei Jahre später verstarb Picabia in Paris.[3] Seine Grabstätte befindet sich auf dem Cimetière de Montmartre.
Francis Picabia gilt als exzentrischer Künstler, der sich keinen politischen oder stilistischen Dogmen unterordnen wollte. Er beeinflusste maßgeblich die moderne Kunst, vor allem aber den Dadaismus.
Ausstellungen (Auswahl)
- 1903: Salon d’Automne (ferner 1904, 1910 bis 1913, 1919 bis 1923)
- 1903: Salon des Indépendants (ferner 1911 bis 1913, 1920 bis 1924)
- 1913: Armory Show, New York
- 1927: Galerie Bernheim-Jeune, Paris
- 1927: Société des Beaux Arts, Nizza
- 1931: Galerie Bernheim-Jeune, Paris
- 1936: International Surrealist Exhibition, London
- 1946: Galerie Denise René, Paris
- 1987: postum mit einigen Werken auf der Documenta 8, Kassel
- 1997/1998: Francis Picabia – Das Spätwerk 1933−1953, Deichtorhallen Hamburg
Werke (Auswahl)
- Danseuse étoile sur un Transatlantique. 1913
- Très rare tableau sur la terre. 1915
- Potrait d'une jeune fille américaine dans l'état de nudité. 1915
- Cinquante-Deux Miroirs. 1917
- Abstrait Lausanne. 1918
- Pensées sans langage. 1919
- La femme au chien. 1924-1926
- Baigneuse. ca. 1925-1926
- Modèle vivant.ca. 1924-1927
- Masque en transparence. 1925-1928
- Ridens. ca. 1929
- Portrait de jeune fille. ca. 1930
- Portrait de femme. 1930-1931
- Pieris. ca. 1930-1931
- Femme au serpent. 1939-1940
- Deux nus. ca. 1941
- Femme au chrysanthème. ca. 1942
- Montparnasse. 1940-1941
- Femme à la fenêtre et nue. ca. 1941-1942
- Suzanne. ca. 1945
- Bonheur de l'Aveuglement. 1947
- Ça m'est égal. 1947
- Bleu. 1949
- L'encerclement. 1950
- Mardi. 1951
- la femme aux allumettes 1920
- machine tournez vite 1916-1918
Gesammelte Aphorismen:
- Francis Picabia: Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Aus dem Französischen übersetzt von Pierre Gallissaires und Hanna Mittelstädt, Edition Nautilus (= Kleine Bücherei für Hand & Kopf, Band 31), Hamburg 1995, ISBN 3-89401-245-5.
Literatur
- Annegret Boelke-Heinrichs u.a.: Die 100 des Jahrhunderts. Maler. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-16456-6, S. 154/55
- Thomas Krens (Vorw.): Rendezvous. Masterpieces from the Centre Georges Pompidou and the Guggenheim Museums. Guggenheim Museum Publications, New York 1998, ISBN 0-89207-213-x
Weblinks
Wikiquote: Francis Picabia – ZitateCommons: Francis Picabia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Francis Picabia im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie Francis Picabia bei g26.ch
- Picabia commitee website (englisch)
- kunstaspekte.de
- artcyclopedia.com (englisch)
- Abbildungen seiner Werke
- Titelblätter der 391
Einzelnachweise
- ↑ Francis Picabia Biography. picabia.com, abgerufen am 22. Juli 2010 (englisch).
- ↑ Karin von Maur, Gudrun Inboden (Bearb.): Malerei und Plastik des 20. Jahrhunderts, Staatsgalerie Stuttgart 1982, S. 252
- ↑ a b Jordan, Lentz (Hrsg.): Die 100 des Jahrhunderts. Maler, Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-16456-6, S. 155
- ↑ Grete Wehmeyer: Erik Satie. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-50571-1, S. 113 ff
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