Franz Kaufmann (Jurist)

Franz Kaufmann (Jurist)

Franz Herbert Kaufmann (* 5. Januar 1886 in Berlin; † 17. Februar 1944 im KZ Sachsenhausen, Oranienburg) war ein Jurist, Oberregierungsrat und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Franz Kaufmann wurde als Sohn eines national gesinnten Rechtsanwaltes jüdischer Herkunft geboren. Er wurde jedoch evangelisch erzogen und getauft.

Ausbildung und Militärzeit

1904 legte er am Königliche Französischen Gymnasium in Berlin sein Abitur ab und studierte an den Universitäten Heidelberg, München, Halle und Berlin Rechtswissenschaft. Das Studium beendete er 1908 mit dem ersten juristischen Staatsexamen. Er trat danach in das Referendariat ein, dass durch seinen Wehrdienst 1909/1910 unterbrochen wurde. Er bestand 1914 das zweite Staatsexamen und wurde zum Militär eingezogen. Er nahm so am Ersten Weltkrieg im Heer teil und wurde mehrfach ausgezeichnet. Im März 1918 wurde er durch ein Maschinengewehr schwer verletzt, die Spätfolgen der Verletzung (nervösen Verkrampfungen der Atmungsorgane bis zum Kreislaufkollaps) sollten ihn den Rest seines Lebens begleiten. Ende 1918 schloss er sich Franz Ritter von Epp bei dessen Auseinandersetzungen mit der Münchner Räterepublik an. Er promivierte 1919 an der Universität Kiel.

Tätigkeit in der Weimarer Republik

Kaufmann war zunächst von 1919 bis 1922 als Magistratsassessor, dann Magistratsrat und schließlich Obermagistratsrat beim Magistrat und späteren Bezirksamt von Berlin-Charlottenburg tätig. Hiernach wurde er als Kommunalfinanzreferent in das Innenministerium Preußens berufen. Da er der Sozialdemokratie eindeutig ablehnend gegenüberstand wurde er durch Carl Severing schon nach kurzer Dienstzeit wieder entlassen. Er trat dann in das Reichsfinanzministerium ein. Er war dort sechs Jahre Referent für Fragen des Finanzausgleichs. In dieser Zeit heiratete er zum ersten Mal. 1927 wurde er zum Oberregierungsrat befördert. Im August 1928 erfolgte eine Versetzung zum Reichssparkommissar. Er wurde dort als Generalreferent mit der Prüfung der württembergischen Landesverwaltung befasst und war damit der Redakteur des „Gutachtens des Reichssparkommissars über die Verwaltung des Landes Württemberg“. In dem Gutachten entwickelte Grundsätze zur Neugliederung von Verwaltungsbezirken und Kommunalverbänden sollten später Einfluss auf Verwaltungsreformen anderer Länder haben. 1931 erhielt Kaufmann vom Reichssparkommissar die Aufgabe zur Gesamtverwaltungsprüfung der Stadtverwaltung Stuttgarts. 1932/1933 überprüfte er im Auftrag des Reichssparkommissars die Stadtverwaltung Halles.

Zeit des Nationalsozialismus

Kaufmann baute als Mitglied der Bekennenden Kirche zusammen mit Helene Jacobs ein Netzwerk auf, das verfolgten Juden Unterkunft gewährte, sie mit Nahrungsmitteln unterstützte und ihnen mit von dem Grafiker Cioma Schönhaus gefälschten Pässen zur Flucht verhalf. Nach einer Denunziation 1943 wurde er mit vielen anderen verhaftet und schließlich im KZ Sachsenhausen ermordet.

Literatur

  • Eberhard Röhm, Jörg Thierfelder: Juden-Christen-Deutsche. Band 4/1: Vernichtet 1941-1945. Calwer, Stuttgart 2004, ISBN 3-7668-3887-3, S. 233-248 Inhalt
  • Katrin Rudolph: Hilfe beim Sprung ins Nichts: Franz Kaufmann und die Rettung von Juden und "nichtarischen" Christen. Metropol, Berlin 2005, ISBN 3-936411-77-8

Weblinks


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