- Albert Londres
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Albert Londres, (* 1. November 1884 in Vichy; † 16. Mai 1932 im Roten Meer) war ein französischer Journalist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Albert Londres studierte in Lyon und begab sich im Jahre 1903 nach Paris. Im Jahre 1906 begann er seine Journalistenkarriere beim Matin. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs arbeitete Albert Londres als Kriegsberichterstatter. Sein erster großer Artikel über das Feuer der Kathedrale in Reims am 19. September 1914 wurde zwei Tage danach veröffentlicht.
Londres Wunsch nach Versetzung in den Orient wurde von der Redaktion des Matin abgelehnt. Es folgten Auslandsreportagen für andere Tageszeitungen, eine der meistgelesenen in Frankreich: Le Petit Journal. Im Jahre 1915 schrieb er über die Kämpfe in Serbien, Griechenland, der Türkei und in Albanien. Nach seiner Rückkehr berichtete er in Frankreich über die letzten Kriegsmonate. Im Jahre 1919 wurde er für seine Italien-Reportagen bei Le Petit Journal auf Intervenieren Clemenceaus entlassen. Er hatte darüber berichtet, dass die Italiener sehr unzufrieden mit den Friedensbedingungen durch Clemenceau, Lloyd George und Wilson seien. Er arbeitete von nun an für die Illustrierte Excelsior. 1920 unternahm er eine Reise in die UdSSR , von wo er über das neu entstandene bolschewistische Regime berichtete, Lebensbilder von Lenin und Trotzki zeichnete und Reportagen über die Leiden des russischen Volkes schrieb.
1922 ging er als Journalist nach Asien. Er berichtete auch über Nehru, Gandhi und Tagore in Indien. Von 1923 an wuchs sein Bekanntheitsgrad stetig, seine Reportagen wurden als Bücher von Albin Michel durch Henri Béraudanderes veröffentlicht. Von nun an arbeitete er als Chedredakteur bei Petit Parisien. 1923 begab er sich nach Guyana und berichtete unter anderem über den dort herrschenden Rassismus.
Londres interessierte sich auch für die Tour de France und berichtete von den Qualen, die die Fahrer erleiden müssen. (Les Forçats de la route und Tour de France, tour de souffrance). Er veröffentlichte, was ihm die Brüder Henri Pélissier und Francis Pélissier über das Doping bei der Tour berichtet hatten.[1]
1929, während der Antisemitismus sich in Europa immer mehr ausbreitete, ging er nach Palästina. Er begegnete der jüdischen Gemeinschaft und war von ihr eingenommen. Er sprach sich für die Schaffung eines israelischen Staates aus, aber zweifelte ernsthaft an einem möglichen Abkommen zwischen Juden und Arabern. „Die Bevölkerungsunausgewogenheit lässt dunkle Tage erahnen: 700.000 Araber gegen 150.000 Juden.“ („Le déséquilibre démographique laisse présager des jours sombres : 700 000 Arabes contre 150 000 Juifs.“)
In seiner letzten veröffentlichten Reportage untersuchte er die Hintergründe des Terrorismus der makedonischen Nationalisten.
Londres starb 1932, als der französische Luxusdampfer Georges Philippar auf seiner Jungfernfahrt im Golf von Aden in Flammen aufging und ausbrannte. Er war auf dem Heimweg von Shanghai, wo er unter anderem im Bereich der organisierten Kriminalität recherchiert hatte. Durch das Schiffsunglück gingen die Ergebnisse seiner Recherchen verloren.
Werke
- La Chine en folie, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 1997
- Au bagne, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 2002. Première publication dans Le Petit Parisien en août-septembre 1923
- Dante n'avait rien vu, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 1999
- Terre d'ébène, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 1994
- in Deutsch: Schwarz und Weiss: Die Wahrheit über Afrika, übersetzt von Iwan Goll, Agis-Verlag, Berlin 1929
- Les Forçats de la route & Tour de France, tour de souffrance, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 1996.
- in Deutsch: Die Strafgefangenen der Landstraße: Reportagen von der Tour de France, übersetzt und mit einem Vorwort versehen von Stefan Rodecurt. Covadonga-Verlag, Bielefeld 2011. ISBN 978-3-936973-64-8[2]
- Chez les fous, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 1999
- Le Juif errant est arrivé, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 1998
- in Deutsch: Der ewige Jude am Ziel. Übers. Alexander Benzion. Phaidon, Wien 1930, 1931 mit neuem Titel:Jude wohin? Ein Reisebericht aus den Ghettos der Welt.
- in Deutsch: Ahasver ist angekommen. Eine Reise zu den Juden im Jahre 1929 Übers. Dirk Hemjeoltmanns. Deutscher Taschenbuchverlag, München 1998. ISBN 3-423-08445-6.
- Les Comitadjis, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 1997
- Pêcheurs de perles, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 2001
- Le Chemin de Buenos Aires, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 2005
- Marseille, porte du sud, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 1999
- L'Homme qui s'évada, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 2002
- Visions orientales, coll. „Motifs“, Le serpent à plumes, 2002
- deutschsprachige Ausgaben
- Bagno. Die Hölle der Sträflinge, Vorwort: Paul Block. E. Laub'sche Verlagshandlung, Berlin 1924
- Der Weg nach Buenos Aires: Die Geheimnisse des Mädchenhandels. Otto Uhlmann, Berlin 1928
- Die Flucht aus der Hölle. Ein Bagno-Buch. Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1928
- Neu aufgelegt: mit einem Nachwort von Jürgen Mümken. Verlag Edition AV, Lich 2010. ISBN 978-3-86841-039-6.
- Schwarz und Weiss. Agis, Berlin 1929
- Terror auf dem Balkan. Übertragung und Nachwort: Alexander Benzion. Phaidon, Wien 1932
Sekundärliteratur
- Pierre Assouline: Albert Londres. Vie et mort d'un grand reporter (1884–1932). Collection "Folio", Balland, 1989
- Kurt Tucholsky: Bei den Verrückten Essay über Albert Londres in der Weltbühne vom 22. September 1925 (online verfügbar als E-Book, siehe Weblinks)
Film
- Die Liebenden von Cayenne (Les amants du Bagne) von Thierry Binisti (Frankreich 2004), 94 min
Albert-Londres-Preis
Seit 1933 wird der Albert-Londres-Preis an die besten französischen Investigativ-Journalisten verliehen.
Weblinks
- Texte von Albert Londres auf deutsch: Der ewige Jude am Ziel; Tucholsky über Albert Londres in „Bei den Verrückten“
- Literatur von und über Albert Londres im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Albert Londres „Jude wohin?“ Ein Reisebericht aus den Ghettos der Welt, Phaidon-Verlag, Wien, 1931“
Einzelnachweise
- ↑ ALBERT LONDRES, Les Forçats de la route: l'abandon des frères Pélissier, Les frères Pélissier et leur camarade Ville abandonnent.Beeckman gagne la troisième étape, Coutances, 27 juin 1924. http://www.encyclique.com/Pages/Textes/Londres_Pelissier.html
- ↑ Wehe, du lutschst weiter an meinem Hinterrad in: FAZ vom 14. September 2011, Seite N3
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