Freien Grunder Eisenbahn

Freien Grunder Eisenbahn
Einfahrt des ersten Personenzuges in den Salchendorfer Bahnhof am 1. Mai 1908.

Die Freien Grunder Eisenbahn AG war eine 1904 gegründete Eisenbahngesellschaft hauptsächlich in Neunkirchen im südlichen Siegerland. Der Betrieb wurde von der AG für Bahn-Bau und -Betrieb (BBB) geführt.

Inhaltsverzeichnis

Strecke

Die Gleise zum Pfannenberg werden heute von den Schäfer Werken genutzt
Alter Bahnhof in Wilden

Die 8,2 km lange Strecke begann im Bahnhof Herdorf der Deutz-Gießener Eisenbahn, heute: „Hellertalbahn“ von BetzdorfHaiger, der im Kreis Altenkirchen liegt. Sie verlief dann im Landkreis Siegen in östlicher Richtung talaufwärts über Neunkirchen und Salchendorf bis nach Unterwilden, das heute zur Gemeinde Wilnsdorf gehört. Von dort erreichte eine fast 2 km lange Anschlussbahn mit Spitzkehre die Grube Bautenberg. Von Salchendorf führte ferner eine 3,6 km lange Anschlussbahn – ebenfalls mit Spitzkehre – hinauf zur Grube Pfannenberger Einigkeit, wo heute ein Industrieunternehmen steht. Zusätzlich lagen im Kunstertal nördlich Struthüttens Schienen.

Geschichte

Planungen

In den 1890er Jahren entstanden Planungen für eine Bahnlinie im Heller- und Wildebachtal. Die Bahn sollte vor allem der Wirtschaft im Freien Grund dienen. 1898 bildete sich in Neunkirchen ein Komitee zur Bearbeitung dieser Planungen. Die Strecke sollte von Herdorf bis Wilgersdorf verlaufen und Anschluss an allen großen Gruben haben. Bereits 1897 fanden Besprechungen mit Vertretern aus der Industrie und den Gemeinden Wilden, Wilnsdorf und Wilgersdorf sowie Amtsleuten der Ämter Wilnsdorf und Burbach statt.

Im März 1898 wurde der Regierung in Arnsberg ein ausgearbeiteter Plan vorgelegt. Die Regierung erteilte die Genehmigung zum Bau.

So wurde am 7. Dezember 1904 die Freien Grunder Eisenbahn AG von der Deutschen Eisenbahn-Gesellschaft (DEAG) und der AG für BBB gegründet, die den größten Teil der Aktien von 1,7 Mio. Mark besaß.

Bau und Betrieb

Der erste Spatenstich erfolgte am 26. Juli 1906. Arbeitskräfte waren größtenteils Italiener und Kroaten.

Der Güterverkehr wurde ab 28. August 1907 zunächst nur provisorisch bis Struthütten bedient und erst am 29. November 1907 auf die gesamte Strecke ausgedehnt. Diese war allerdings nur bis Unterwilden gebaut worden, da die größeren Gruben Neue Hoffnung bei Wilgersdorf und Landeskrone bei Oberwilden bereits stillgelegt waren. Der stets bescheidene Personenverkehr begann am 1. Mai 1908 und war auf die Strecke Herdorf – Unterwilden beschränkt. Zwischen 1908 und 1914 wurden 45.000 Personen und 320.000 t Güter befördert. 1917 lag die Güterbeförderung mit 513.000 t am Höchststand, 1945 stand die Bahn durch die Kriegszerstörungen still.

1928 fusionierte die BBB mit der AG für Verkehrswesen, ab 1929 firmierte die BBB als Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft AG (DEGA). Zum 9. Juni 1949 übertrug die DEGA ihre Aktienmehrheit auf die Siegener Kreisbahn GmbH, die auch die Betriebsführung übernahm. Nach dem Krieg kam der Güterverkehr nur schwer in Gang, besonders der Erztransport ging zurück.

Ende des Betriebs

Der Personenverkehr ist am 31. Oktober 1950 eingestellt worden, nachdem die Straße neben der Bahnstrecke Richtung Wilden eine neue Fahrbahn bekam, die etwas zu hoch war und die Züge dort aufsetzten. Beim 50-jährigen Jubiläum der Bahn im Jahr 1957 war die Grube Pfannenberger Einigkeit die einzige noch in Betrieb stehende Grube. Es bestanden aufgrund des Rückganges der Erztransporte Überlegungen zur kompletten oder teilweisen Einstellung des Betriebes. Der Güterverkehr Salchendorf – Unterwilden endete am 31. Oktober 1963; die Anschlussbahn zur Grube Bautenberg lag schon seit 1942 still. Auf den übrigen Abschnitten fahren bis heute Güterzüge, obwohl die Erzgrube Pfannenberger Einigkeit ihren Betrieb im April 1962 aufgegeben hat.

Im Herbst 1965 wurde die Freien Grunder Eisenbahn-Gesellschaft in eine GmbH umgewandelt und am 1. Januar 1970 in die heutige Kreisbahn Siegen-Wittgenstein eingegliedert. In den 1970ern wurde der Abschnitt nach Wilden abgebaut. 1991 ging der Anschluss in Richtung Pfannenberg zur Siegener Kreisbahn.

Derzeit gibt es Überlegungen, Triebwagen der Hellertalbahn GmbH von Herdorf nach Neunkirchen Nord einzusetzen, da die Station an der Strecke Betzdorf – Haiger ungünstig zur Ortschaft Neunkirchen liegt.

Wagen und Loks

Die Wagen der Bahn wurden von MAN in Nürnberg gebaut, die Loks kamen von der Lokomotivfabrik Arnold Jung aus Kirchen (Sieg). Der Stückpreis lag bei 6500 bis 7500 Mark. Einer der Wagen verschwand im Krieg spurlos. Die Wagen waren in zwei kleine Abteile mit je zehn Plätzen und einem großen Abteil mit 27 Plätzen ausgestattet. 1937 wurde Waggon 2 von 4. auf 3. Klasse umgerüstet, das heißt, statt der Holzsitzbänke wurden geschwungene Holzsitze montiert. Mit einem Kohleofen wurden die Wagen beheizt.

Literatur

  • Gerhard Schäfer: Die Talbahn im Freien Grund. In: Regionale Verkehrsgeschichte. Band 24. EK-Verlag, Freiburg 1998, ISBN 3-88255-438-X
  • Artikel „Bimmel“ sorgte für Mobilität in der Siegener Zeitung vom 17. Mai 2008, Seite 10 (ganzseitig)

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