Friedrich Ernst Husemann

Friedrich Ernst Husemann
Friedrich Ernst Husemann
Gedenktafel am Sitz der IG Bergbau, Chemie, Energie in Bochum
Gedenktafel am gleichnamigen Platz in der Bochumer Innenstadt

Friedrich (Fritz) Ernst Husemann (* 19. September 1873 in Leopoldstal (Lippe); † 15. April 1935 in Sögel) war Gewerkschafter, Vorsitzender des Verbandes der Bergbauindustriearbeiter Deutschlands von 1919 bis 1933, Mitglied des Preußischen Landtags von 1919 bis 1924 und Mitglied des Reichstages für die SPD von 1924 bis 1933.

Husemann wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und begann mit 14 Jahren eine Lehre als Steinmetz, wechselte bald aber in den Maurerberuf. Zunächst war Husemann aktiver Anhänger der liberalen Fortschrittspartei, trat aber 1891 in Bielefeld der SPD bei, nachdem er sich zuvor schon der (freigewerkschaftlichen) Maurergewerkschaft angeschlossen hatte. Fritz Husemann lebte seit 1892 im Ruhrgebiet, war Zechenmaurer und Bergmann in Dortmund, später in Bochum und trat der freigewerkschaftlichen Bergarbeiterorganisation bei.

Nach dem Bergarbeiterstreik von 1893 engagierte sich Husemann stärker im Bergbauindustriearbeiterverband. Zunächst ehrenamtlich für Partei und Gewerkschaft tätig wurde er 1902 als Verbandsbeamter hauptberuflicher Gewerkschaftsangestellter in der Bochumer Gewerkschaftszentrale. Ein Jahr später wurde er in den Vorstand und 1911 zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Im Jahr 1920 wurde er Vorsitzender. Von 1919 bis 1924 gehörte er dem Preußischen Landtag und als Nachfolger von Otto Hue von Mai 1924 bis 1933 dem Deutschen Reichstag an.

Fritz Husemann wurde am 11. März 1933 durch die SA vorübergehend verhaftet und am 2. Mai 1933 nach der Besetzung des Hauses des Bergarbeiterverbands in Bochum fristlos entlassen. Bis zum 3. Juli 1933 wurde er mehrfach inhaftiert und durch die Polizei verhört.

Im März 1935 wurde Fritz Husemann erneut im Polizeigefängnis Bochum inhaftiert und am 13. April 1935 in das KZ Esterwegen überführt. Bereits einen Tag nach seiner Einlieferung wurde er von der KZ-Mannschaft bei einem angeblichen Fluchtversuch in den Bauch geschossen. Er starb am darauffolgenden Tag an einer Bauchfellentzündung im Kreiskrankenhaus Sögel.

Die Einäscherungsfeier in Dortmund und die Beisetzung in Bochum Ende April 1935, an der über 1000 Personen teilnahmen. waren beeindruckende Kundgebungen für die persönliche Popularität Husemanns, aber auch für den Zusammenhalt der freigewerkschaftlichen Bergarbeiterbewegung. Nach Fritz Husemann ist einer von zwei zentralen Plätzen in der Innenstadt von Bochum , je eine Hauptstraße in Gelsenkirchen und Witten benannt. Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nähe des Reichstags eine der 96 Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete an Husemann.

Literatur

  • Wolfgang Jäger: Fritz Husemann - Der Bergarbeiterführer. In: Bernd Faulenbach u.a. (Hrsg.): Sozialdemokratie im Wandel. Der Bezirk Westliches Westfalen 1893–2001. Essen 2001, S. 144–146.
  • Michael Ruck: Husemann, Friedrich Ernst (1873-1935), in: Biographical Dictionary of European Labor Leaders, Hrsg. A. Thomas Lane u.a., Bd. 1, Westport, Ct./London 1995, S. 434-435. ISBN 0313298998
  • Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1. 

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