- Frisur
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Frisur oder Haartracht bezeichnet die Art und Weise, wie Haare getragen werden. Jedes Haar, ob nun am Menschen oder am Tier, kann, wenn es nicht zu hart ist, frisiert werden, wenngleich die Gestaltung des menschlichen Kopfhaares die größte Aufmerksamkeit genießt.
Umgangssprachlich wird von frisieren gesprochen, wenn Gegenstände durch gezielte Modifikation aufgewertet werden; man spricht dann zum Beispiel von einem frisierten Mofa. Ferner nennt man die gezielte Abänderung von Bilanzen mit dem Ziel der Fälschung und auch das Kupieren von Igelstacheln mit dem Ziel der Heilung ebenfalls frisieren.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung, Haarmoden
Der Frisur eines Menschen wird in vielen Kulturen eine große Bedeutung beigemessen. Gelegentlich ist das ein Problem für Personen, die aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Kopfhaar (z. B. Glatze) die gewünschte Frisur nicht tragen können. Diesen Druck empfinden Frauen stärker als Männer. Dieser Mangel kann durch unterschiedliche Methoden wie Perücke, Toupet und Haarimplantate kaschiert werden. Manche Menschen, die infolge einer Chemotherapie vorübergehend haarlos sind, verwenden eine Perücke.
Viele Zeiten und Kulturen haben eigene Haarmoden hervorgebracht, sei es als Ausdruck einer (elitären) sozialen Gruppe oder als Zeichen eines mehr oder weniger stark ausgeprägten Nonkonformismus.
Zum Beispiel war im 18. Jahrhundert der preußische Soldatenzopf vorgeschrieben bzw. gebräuchlich, obwohl er hinderlich bzw. unpraktisch war.
Nach der französischen Revolution wurde der an Männerperücken getragene Zopf als rückständig wahrgenommen. In der chinesischen Revolution von 1911 wurden die bis dahin allgemein verbreitete, seit der Qing-Dynastie übliche Zopf-Männerfrisur als Relikt der Kaiserzeit nicht mehr durch Gesetz verpflichtend.
Seit langem ist zu beobachten, dass einige Künstler und Personen des öffentlichen Lebens sich durch besondere Frisuren 'von der Masse abheben' bzw. dass Frisuren eines ihrer 'Markenzeichen' sind. Bekannte Beispiele sind Franz Liszt (der besonders lange Haare trug), Elvis Presley, die Beatles, die Leningrad Cowboys (deren Frisur eine Parodie auf Elvis Presley sein soll). Die Mitglieder der Die US-amerikanischen Hard-Rock-Band Kiss traten von 1973 - 1083 nur geschminkt und mit markanten Frisuren in der Öffentlichkeit auf.
Je nach Anspruch und Situation kann das Formen einer Frisur bis zu einer Stunde oder länger dauern, was den Träger meist dazu veranlasst, seine Frisur vor widrigem Wetter wie Regen oder Sturm sowie vor Berührung durch andere zu schützen.
Um (kurzfristig) einer bestimmten Mode zu entsprechen, werden auch gerne Perücken verwendet (Barock, englische Gerichtsbarkeit).
An deutschen Gerichten werden keine Perücken getragen; Irland schaffte diese seit 1660 bestehende Tradition 2011 ab.[1]
Geschichte der Frisuren
Die Ägypter (3150–332 v. Chr.)
Durch Gräberfunde ist bekannt, dass die Ägypter schon 4000 Jahre vor Christus ihre Haare mit Messern, Haarnadeln und Kämmen gepflegt haben. Bereits ab ca. 3000 vor Christus wurden zu wichtigen Anlässen kunstvolle Perücken getragen. Schon damals wurden die eigenen Haare bzw. die Perücken gefärbt.
Dazu wurden am häufigsten blaue, grüne und rotblonde Farbtöne, sowie Goldstaub verwendet. Die beliebteste Haarfarbe war blond. Es standen diverse Haarfärbemittel zur Verfügung, aber da die meisten reichen Frauen viel Zeit hatten, ließen sie ihre Haare nach dem Waschen einfach in der Sonne bleichen. Das Haar galt als der schönste Schmuck und dementsprechend viel Aufwand wurde damit getrieben. Es gab eine Vielzahl von modischen Frisuren, mit Spangen, Bändern, Flechten, Hauben usw.
Die Griechen (1500–150 v. Chr.)
In Athen waren ein gutes und gepflegtes Aussehen so wichtig, dass eigens ein Tribunal errichtet wurde, um über Angelegenheiten der Kleidung zu entscheiden. Frauen, die in der Öffentlichkeit eine unordentliche Frisur trugen, mussten Geldstrafen zahlen. Bei den Griechen war Körperbehaarung sowohl bei Männern als auch bei Frauen unbeliebt. Die oft kompliziert aussehenden Frisuren mit langen, wallenden Locken bestanden vollständig aus Perücken. Die ärmeren Leute hatten Perücken aus Schafwolle. In der Zeit von 1500 bis 650 v. Chr. trugen Griechinnen oft lange, gekrauste Haare. Auf Fresken sieht man ebenfalls häufig Korkenzieherlocken, die von den Ohren bis auf die Brust herabfallen. Etwas später ließen sich Frauen ihre Haare im Nacken zu einem Knoten zusammenfassen. Diese Frisur bezeichnete man als „griechischen Knoten“.
In der Zeit von 300 bis 150 v. Chr. prägten kunstvolle Knoten und Schleifen die Frisuren. In dieser Zeit versuchten die Griechinnen ihre von Natur aus dunklen Haare mit Safran aufzuhellen. Blond galt nämlich als Haarfarbe der Götter. Bei den Griechen waren Frisuren auch Männersache. Diese trugen zunächst lange Haare und Bärte. Später waren kurze und lockige Haare in Mode. In der Zeit von 300 bis 150 v. Chr. trugen modebewusste Städter halblange Frisuren und bevorzugten gekrauste oder gewellte Haare. Zur Haarformung hatten die Griechen bereits ein spezielles Gerät: ein Calamistrum, einen Hohlstab aus Bronze.
Die Römer (800 v. Chr.–700 n. Chr.)
Anhand von Ausgrabungen antiker Münzen, auf denen Frauenköpfe abgebildet waren, weiß man, dass im alten Rom meist recht einfache Frisuren getragen wurden. Es lassen sich zwei Grundtypen unterscheiden: kurze Lockenfrisuren und Flechtfrisuren. In der Antike hielt man sich, was die Mode der Frisur betraf, an die Frauen am Hofe. Es war üblich, die Frisur zu tragen, die die Kaiserin gerade trug.
Zur Zeit der Republik trug man einen einfachen Dutt. Aufgeputzte und parfümierte Haare trugen nur noch Prostituierte. Dennoch war diese Mode bei den jungen Männern sehr beliebt. Und so wurde diese "Tabufrisur" wiederaufgenommen. Die Duftstoffe zur Parfümierung des Haares waren sehr teuer, da sie aus dem fernen Osten importiert wurden. Sie bestanden meist aus Myrrhe, Rosen- oder Irisöl.
Die Haare wurden damals meist von einer Sklavin gemacht. Die Römerinnen waren fasziniert von den blonden Haaren der Germanen. Daher hatten sie meist germanische Sklavinnen, denen sie die Haare schneiden und zu Perücken verarbeiten ließen. Haare und Perücken wurden genutzt, um die Frisur zu unterstützen und um Haarmakel zu verstecken. Als Hilfsmittel für Locken diente ein Lockenstab, zu vergleichen mit dem Calamistrum, der im Feuer erhitzt wurde.
Für Haarfarben, die nicht durch natürliche Perücken zu erreichen waren, oder bei Frauen, die sich die Blöße einer Perücke nicht geben wollten, wurde das Haar koloriert. Die beliebtesten Haarfarben der Römerinnen waren Schwarz und Blond. Dazu kamen diverse Färbemittel zum Einsatz. Ein Mittel zum Erzielen einer tiefschwarzen Haarfarbe bestand aus verwesten Blutegeln, die sechzig Tage in einem verschlossenen Gefäß mit Wein und Essig eingelegt waren.
Das vielbegehrte Blond wurde mittels eines aus Ziegenfett und Birkenasche hergestellten schäumenden Waschmittels erzielt. Damit hatten bereits die Kelten und Germanen ihre Haare gewaschen. Von den Griechinnen wurde diese Seife zunächst nur zum Haarebleichen verwendet. Ihre Reinigungskraft entdeckte man erst später. Reiche Römerinnen ließen sich ihre Haare mit teurem Goldstaub optisch aufhellen. Manche Haarfärbemittel bezog man aus Nordeuropa, andere aus Ägypten, wie beispielsweise das Rot aus Hennapulver. Es war auch möglich, die Haare blau zu färben.
Zusätzlich begannen Frauen die Frisur mit allerlei Schmuck zu ergänzen. Nadeln, die die Frisur hielten, waren unter anderem aus Gold, Silber, Bronze, Holz oder Elfenbein gearbeitet, welches aus Afrika importiert wurde. Die Idee des Diadems entstand aus Bändern, mit denen die Frisuren zusammengehalten wurden. Als Spiegel benutzten die Römer polierte Bronze oder Silber. Glasspiegel gab es erst ab dem 1. Jahrhundert nach Christus.
Auch im alten Rom wurden gelegentlich Beinhaare und Achselhaare entfernt. Man nutzte dazu z.B. Pinzetten. Es gab auch bereits Pasten, die aus in Öl aufgelöstem Harz bestanden.
Die Romanik (1000–1200)
Im Hochmittelalter trugen die adligen Damen und Herren gerne offene Locken. Wer glatte Haare hatte, ließ sich diese wellen. Im Unterschied zu den Reichen trugen die gewöhnlichen Bürger ihre Haare als kurze oder halblange Pagenfrisur. Adlige Frauen trugen zudem eine flache Haube, die das Haupthaar verdeckte, welche aber die mit Bändern und Goldfäden geschmückten Zöpfe sichtbar ließ.
Die Gotik (1140–1500)
Im Zeitalter der Gotik schrieb die Kirche vor, dass verheiratete Frauen ihre Haare in der Öffentlichkeit nicht mehr zeigten. Deshalb trugen die Frauen Hüte und Hauben, welche zum Teil mit Schleiern versehen waren. Weil in dieser Zeit eine hohe Stirn als besonders schön galt, rasierten sich die Frauen ihre Stirnhaare ab, um so den Haaransatz nach oben zu korrigieren.
Nach der Pestepidemie des 14. Jahrhunderts machte sich eine neue Lebenslust bemerkbar, die sich auch in der Frisurmode niederschlug. Man trug nun in der Mitte gescheiteltes Haar. Dieses wurde hochgesteckt und zu Zöpfen geflochten und anschließend entweder vom Hinter- oder Vorderkopf ausgehend kreisförmig um den Kopf gelegt. Alternativ führten zu Flechten gebundene Haare auch in großen Schlaufen um die Ohren.
Im 15. Jahrhundert entzogen verheiratete Frauen ihr Haar erneut unter Hauben den Blicken Fremder. Dies unterstrich die Abhängigkeit der Frau vom Ehemann.
Um der Verbrennung als Hexe zu entgehen, waren Rothaarige mit allen Mitteln darum bemüht, ihre Haarfarbe zu verdecken. Eine Paste aus gesalzenen roten Schnecken galt dabei als letzter Strohhalm. Bei den Männern wurde im 15. Jahrhundert das halblange, möglichst gewellte Haar von kahlrasierten Nacken und Seiten abgelöst.
Renaissance (1400–1700)
In der Renaissance durften der Körper und die Haare wieder gezeigt werden. Die Frisuren wurden phantasievoller, wobei gleichzeitig auch einfache Frisuren der Römer und Griechen übernommen wurden. Helle Farbtöne wie Blond und Gold waren in Mode. Man versuchte mit natürlichen Färbemitteln, diesen näherzukommen. Erneut wurden Frisuren mit Edelsteinen, Bändern und Perlen geschmückt. Die Männer waren schlichter als die Frauen. Ob reich oder arm, alle hatten einen ähnlichen Haarschnitt.
Zur Zeit der Renaissance gilt eine hohe Stirn als Ausdruck besonderer Klugheit. Um diesem Ideal zu entsprechen, wurden dieses Mal nicht nur die Stirnhaare gezupft. Zum Einsatz kamen des Weiteren ballonförmige und durch Bänder gehaltene Aufbauten. Schließlich löste in der Mitte gescheiteltes und am Hinterkopf zu einem großen Knoten aufgestecktes Haar die Praxis des Haarzupfens ab. Um 1500 n. Chr. folgte eine schlichtere Haarmode. Das in der Mitte gescheitelte Haar wurde eng am Gesicht anliegend über Wangen und Ohren gekämmt und im Nacken geknotet. Den Hinterkopf bedeckte dabei ein feines Netz, während ein oft juwelenverziertes Band über die Stirn reichte. Für junge Männer wurde eine Frisur mit halblangem, stark in die Breite toupiertem Haar typisch. Ein kurzer Lockenkopf, der die obere Partie glatt beließ, um anschließend um so lockiger hervorzutreten, sollte das Ideal des ewigen Jünglings verkörpern.
Barock (1575–1770)
Im Barock waren unter Männern „spanische Trachten“ verbreitet, die einen sehr hohen Kragen hatten. Daher bevorzugten Männer kurze Haare. Die Frauen hielten ihre Haare zwar lang, aber sie kämmten sie entweder nach hinten oder nach oben, wo sie mit einem Drahtgestell befestigt wurden. Um 1630 trugen Frauen eine Frisur mit stark gekräuseltem Seitenhaar und einem kurzen, glatten Pony, die ein breites Gesicht entstehen ließ.
Nach 1650 verschwanden solche Frisuren. Bei den Damen dominierte vor allem ein Quer- und Rundscheitel. Locken- oder Ponyfransen bedeckten dazu die Stirn. Auch die Männer ließen sich nach 1650 die Haare wachsen. Lockenköpfe und Spitzbärte waren in Mode. So ließ sich der französische König Ludwig der 13., der frühzeitig kahl wurde, eine Lockenperücke anfertigen, um seinen Makel zu überdecken.
Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Zeit der Korkenzieher- bzw. Ringellocken. Dank der neu entwickelten Papillotier-Technik konnten auch die Männer mit gekräuselten Haaren aufwarten. Diese reichten bis über die Ohren und ließen oft mit Geschenken der Angebeteten verzierte Haarsträhnen über die linke Schulter fallen.
Ausschweifende Feste lösten zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Zwänge der bislang herrschenden Etikette ab. Das allerorts spürbare Streben nach Einfachheit mündete bei Hofe in bescheidener Lebensart mit entsprechend schlichten Frisuren. Eng am Kopf anliegend, wurden die Haare aus der Stirn gekämmt und locker zu einem Knoten hochgebunden.
Mitte des 18. Jahrhunderts setzten sich dank Brennstab, Puder und Pomade Lockenfrisuren durch. Bei den Männern des Bürgertums endete dieser Trend in aufwendigen Perücken mit Zöpfen, Beuteln und Lockenrollen. Selbst die französische Armee führte kleine Perücken ein, deren Haare im Nacken zusammengebunden und in einen schwarzen Taftbeutel gesteckt wurden.
Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierten Hochfrisuren, die mittels elastischer Unterkissen aus Wolle und Draht kreiert wurden. Gegen Ende der Barockzeit hatten die Frauen ihre Haare wieder nach oben gekämmt. Manche Dame wurde auf diese Weise bis zu 60 cm größer.
Biedermeier (1790–1890)
In der Biedermeierzeit verschwanden die Perücken, und es traten erneut römische und griechische Frisuren in den Vordergrund. Ab 1804 verwendete man für Frauenfrisuren wieder vermehrt Zierkämme, Diademe, Hauben und Seidenbänder. Es waren vor allem T-, V-, Y- oder U-förmige Scheitel in Mode. Damen mussten damals eine Kopfbedeckung, d. h. Hauben, Hüte oder Turbane tragen, die mit den oft hohen Frisuren alles andere als bequem waren. Später waren die Frisuren der Frauen vielfach durch einen breiten, auf dem Hinterkopf aufgesteckten Knoten gekennzeichnet. Bunt oder symmetrisch angeordnete Papilloten schmückten die Seitenpartien.
Um 1830 entwickelten sich die Papilloten zu großen, die Ohren fast vollständig bedeckenden Lockengebilden. Abwechslung boten eingearbeitete Haarkämme oder verschieden streng ausgerichtete Deckhaare. Bei jungen Männern, die sich von den Traditionalisten absetzen wollten, zeugten kurzgeschnittenes, in die Stirn gekämmtes Haar und ausgeprägte Koteletten von einer demokratischen Grundhaltung. Auch das Tragen von Bärten zielte in diese Richtung. Die Reaktion gipfelte 1846 in einem Bartverbot für preußische Referendare und Postbeamte.
Jugendstil (1890–1910)
Zu Beginn der Zeit des Jugendstils konnten es sich mehr Menschen als je zuvor leisten zum Coiffeur zu gehen. Am Anfang setzten sich mehrheitlich französische Frisuren durch, deren Kennzeichen ein Mittelscheitel war. In Österreich sorgte derweil Kaiserin Elisabeth, wahrscheinlich bekannter als Sissi, mit ihren langen Haaren, die mit Blüten geschmückt waren, für Schlagzeilen.
In den 1860er Jahren beschäftigte sich die Frau von Rang zum Zeitvertreib mit Haararbeiten. Diese dienten in erster Linie repräsentativen Zwecken. Ein Jahrzehnt später wandte sich das Blatt. Aufwendiger Zierrat, Haarkämme oder künstliche Haarteile verschwanden nahezu vollständig aus dem Straßenbild. Natürliche und einfache Frisuren erhielten den Vorzug. Dafür fiel der Frage nach der richtigen Haarfarbe entscheidendes Gewicht zu. Rotes Haar galt als ordinär, erst recht das Rotfärben blonder oder hellbrauner Haare.
Gegen 1870 wurden Haare wieder einmal in die Höhe gekämmt und mit Schmuck verziert. 1872 wurde die Ondulation erfunden. Die Haare wurden über ein heißes Eisen gezogen, wodurch eine Welle entstand. Diese Einschlagfrisur war längere Zeit in Mode. In den 1880er Jahren entstanden Frisuren mit leicht gewellten Haaren, die über die Ohren zum Hinterkopf geführt wurden und dort in einem Knoten endeten. Dazu kamen weiche, in die Stirn getragene Ringellöckchen oder Ponyfransen.
Um 1890 gab es fast keine hohen Frisuren mehr. Auch onduliert wurde kaum noch. Die neuen Frisuren sollten schlicht und funktionell sein. Die Herrenfrisuren waren am Anfang dieser Zeit lockig, gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzten sich jedoch Kurzhaarfrisuren durch.
20. Jahrhundert
Zu Beginn der Weimarer Republik führten Leinwandstars der boomenden Filmindustrie Kurzhaarschnitte als Zeichen der Gleichberechtigung in Familie und Gesellschaft ein. Dadurch wurden heftige Diskussionen ausgelöst. In Anlehnung an die allgemeine Begeisterung für die alt-ägyptische Kultur kamen Pagenschnitte in Mode. Bei diesen fiel das Haar vom Scheitel nahezu gerade auf die füllige, klare Kontur. Die Stellung der Frau änderte sich immer mehr, was sich auch an neuen Frisuren zeigte. Erstmals erlaubte sich ein französischer Starcoiffeur, Frauen die Haare kurz zu schneiden. Kurze Zeit später stieg der Bubikopf mit kurzem Anschnitt im Nacken und geringem Volumen zum Inbegriff der 1920er-Jahre-Mode auf. Ungeachtet des Alters und der Gesellschaftsschicht trugen betont modische Frauen kurzes, glatt gekämmtes Haar.
Gegen Ende des Jahrzehnts folgte erneut die Dauerwelle. Im Jahr 1900 stellte AEG den ersten Fön vor. Zuerst war er zwei Kilogramm schwer und blies 90 Grad heiße Luft aus einer Art Düsenrohr. Weiterentwickelte Modelle wogen bald nur noch 1,8 Kilogramm und leisteten schon 300 Watt.
Einen Höhepunkt bildete 1936 die tief in den Nacken gezogene, nach oben eingeschlagene Olympiarolle. Doch auch die durch die Filmindustrie verbreitete Page-Boy-Frisur muss in diesem Zusammenhang Erwähnung finden. Mit ihrer nach innen geschlagenen, geraden Kontur im Nackenbereich traf sie, kombiniert mit der Olympiarolle, den Geschmack der jungen Generation. Weitere, neue technische Hilfsmittel wie elektrische Haarschneidemaschinen und Trockenhauben erleichterten in dieser Zeit den Coiffeuren ihr Handwerk.
1936 kam es außerdem in Mode, die Stirnhaare zu kleinen Löckchen zu kräuseln und die Deckhaare in einer einfachen Nackenrolle zusammenzufassen. Die Haare wurden ab jetzt auch wieder länger getragen. Gegen Ende der 30er Jahre kämmte man oft die Locken der Deckhaare hoch und frisierte seitlich die schulterlangen Haare zurück. Dabei fielen die Locken lose in den Nacken. Die Ohren mussten stets frei bleiben. Diese Frisur blieb auch während des Krieges in Mode. Bedingt durch Arbeitseinsätze von Frauen im Krieg wurden, um die Haare zusammenzuhalten, Haarnetze und Kopftücher getragen. Im Laufe der Zeit avancierte diese Notwendigkeit zu einem beliebten Kopfschmuck. Männer zeigten in dieser Zeit erneut wenig Variation. Sie trugen ihr Haar bis nach dem Zweiten Weltkrieg kurz.
Frauen mochten nach dem Zweiten Weltkrieg halblange natürlich schwingende Frisuren. Die Dauerwelle, die neuerdings auch kalt gemacht werden konnte, spielte also weiterhin eine wichtige Rolle in der Welt der Haare. In den 50er Jahren versuchte man mit Vorliebe die Frisuren von bekannten Filmschauspielern und anderen Prominenten nachzuahmen. Während Rock ’n’ Roll für viele Menschen ein neues Lebensgefühl bedeutete, war die Frisur von Elvis Presley für die meisten Männer das große Vorbild.
In den 60er Jahren kamen mit dem Erfolg der Beatles und ihren Pilzköpfen bei den Männern Langhaarfrisuren in Mode. Millionen junger Männer ließen sich nunmehr die Haare wachsen. Mitte der 60er entstand in Jamaika eine neue Stilrichtung innerhalb der Musik: der Reggae. Ein berühmter Vertreter dieser Musikart war beispielsweise der 1981 verstorbene Bob Marley. Er trug eine Dreadlocks-Frisur, die aus geflochtenen Zöpfen oder verfilzten Haarsträhnen besteht. Wer eine solche Frisur haben wollte, musste seine Haare mit Wasser und Seife waschen und sie weder kämmen noch bürsten. Mit der Zeit verfilzen die Haare.
Die 70er Jahre zeichneten sich durch Freiheit in den Frisuren aus. Alles war erlaubt. Neu und für viele ein Schock waren die farbigen Punkerfrisuren und Irokesenschnitte. Während die Punkerfrisuren in den 70er Jahren die meisten Menschen noch schockierten, waren sie etwa zehn Jahre später relativ alltäglich.[2]
Frisuren
- Afro-Look, ein in den 1970er Jahren verbreiteter Langhaarschnitt, der durch sehr krauses Haar gekennzeichnet ist. Bekannter Träger war Paul Breitner.
- Bob (Frisur)
- Braids ist eine aus vielen kleinen Zöpfchen bestehende Flechtfrisur, die dreisträhnig geflochten wird und ihren Ursprung in Westafrika hat. Siehe auch Rastalocken.
- Bubikopf: Ein Kurzhaarschnitt für Frauen seit den 1920er Jahren.
- Die Bürste (siehe auch „Stehfrisur“) ist ein Kurzhaarschnitt, bei dem alles Haupthaar aufrecht steht. Als Soldatenhaarschnitt war er in Deutschland schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts üblich ("Hindenburg-Bürste"). In der Wehrmacht dagegen war recht langes Deckhaar verbreitet. In den 1950er Jahren, ausgelöst durch die im Koreakrieg eingesetzten US-amerikanischen GIs, wurde die Bürste auch als 'Korea-Blocker' bezeichnet.
- Die Beehive-Frisur (Bienenkorbfrisur) entstand 1959 als eine Version des damals beliebten hoch aufgebauten Haares. Sie wird auch B-52-Frisur genannt.
- Chignon [ʃi'njɔ̃;] der; französisch, „Nacken“
- Der Chonmage ist die charakteristische Frisur der Samurai, bei der auf der Kopfoberseite das Haar rasiert und dann ein Pferdeschwanz auf dem Kopf gefaltet wird. Heutzutage wird dieser Haarschnitt von Sumoringern getragen.
- Cornrows sind besonders bei Menschen mit krausem Haar beliebt. Dabei werden kleine Zöpfe auf verschiedene Arten eng am Kopf anliegend eingeflochten.
- Dauerwellen entstehen, indem interne chemische Verbindungen des Haares (Schwefelwasserstoffbrücken) zerstört und neu geordnet werden. Dabei schließen sich die offenen Enden nicht vollständig. Als Erfinder der Dauerwelle gilt der später in die USA ausgewanderte Frisör Karl Nessler aus dem badischen Todtnau.
- Devilock: Eine Art weiterentwickelte Tolle ist diese Frisur, deren markantestes Merkmal die lange, mit Hilfe von Spray oder Gel zu einer Spitze geformte Strähne, die vor dem Gesicht oder an den Seiten herunterhängt, ist. Getragen wird sie v. a. von Mitgliedern der Punkbands Misfits und Balzac sowie deren Fans.
- Dreadlocks, als Strähnen verfilzter Haare. Diese Frisur wurde von den Rastafaris populär gemacht.
- Ein Dutt ist ein auf dem Scheitel oder auf dem Hinterkopf, selten auch in Stirnnähe, zu einem Knoten geflochtenes oder gewundenes Haupthaar. Ironisch auch als 'Christlicher Entsagungsdutt' oder 'Hallelujazwiebel' bezeichnet.
- Die „Entwarnungsfrisur“ war im Zweiten Weltkrieg der volkstümliche Name für die einfache Frauenfrisur, alle Haare auf dem Kopf hochgebunden zu tragen. Sie leitete sich aus dem Luftkrieg ab, bei dem die Entwarnung für die sich im Luftschutzkeller Aufhaltenden ein erlösender Ruf bedeutete: „Alles nach oben.“
- Façonschnitt (auch Fassonschnitt): mittellanger Herrenschnitt, bei dem die Haare an den Seiten und im Nacken stufenlos geschnitten werden.
- Flat: Die Haare werden an den Seiten sehr kurz geschnitten. Das obere Deckhaar ist ein wenig länger. Auch bekannt ist diese Frisur unter dem Namen„ Boxerhaarschnitt“. Näheres dazu findet sich im Artikel Irokesenschnitt.
- Bei einer Glatze handelt es sich entweder um einen verbleibenden Haarkranz, oder es sind gar keine Haare mehr auf dem Kopf vorhanden (Kahlkopf). Dies kann durch Haarausfall bedingt sein, oder der Kopf wird rasiert.
- Irokesenschnitt: Bei dieser Frisur wird das Kopfhaar an den Seiten rasiert oder auf wenige Millimeter gekürzt, nur in der Mitte bleibt ein Haarstreifen zurück. Dieser wird oft mit Haarlack oder anderen Hilfsmitteln wie Gelatine oder Zuckerwasser senkrecht aufgestellt, manchmal auch bunt gefärbt; diese Frisur kommt häufig bei Punks vor.
- Igelschnitt: sehr beliebt in den 1980er Jahren - im Grunde handelt es sich hier um einen abgeschwächten Vokuhila – oben kurz (und stachelig, igelig abstehend) und hinten ebenfalls kurz - aber nicht anrasiert. Aus dem Igelschnitt wird mit der Zeit ein Vokuhila, wenn die Nackenpartie beim Frisör ausgespart wird.
- „Japanerfrisur“ / Topfschnitt / Reindlschnitt (österreichisch): Das Deckhaar ist länger als das hintere Haar und wird in Höhe der Ohren abgeschnitten. Das Haar unterhalb ist wesentlich kürzer, ohne dass es abgestuft ist.
- Kolbe: mittelalterliche Haartracht
- Kopfrasur: Keine Frisur im eigentlichen Sinne ist die völlige Kopfrasur, bei welcher eine Glatze nachgeahmt wird. Diese ist pflegeaufwendig, da fast täglich das nachwachsende Kopfhaar rasiert werden muss (Vgl. auch Skinhead).
- Meckifrisur: Durch amerikanische GIs in der Nachkriegszeit in Mitteleuropa bekannt geworden, benannt nach der Comicfigur Mecki
- Die „Minipli“ (frz.: mini pli, dt.: kleine Falte) besteht aus kleinsten Locken, die durch eine Dauerwelle entstehen.[3] Sie ist oft in Kombination mit einer Vokuhila anzutreffen. Miniplis waren in den 1980ern in Deutschland sehr beliebt und gelten seither als altmodisch, wenn nicht sogar proletisch. Bekannte Beispiele sind die Frisuren von Rudi Völler (deshalb dessen Spitzname Tante Käthe[4]) und Atze Schröder.
- „Nubian Knots“ besteht aus aufgerollten Haarschnecken und hat ihren Ursprung in Afrika.
- Pagenschnitt: Siehe „Pony“.
- Pferdeschwanz: Längere Haare, die durch ein Band oder einen Haargummi am Hinterkopf zusammengehalten werden.
- Der Pony / Stirnfransen: Die vorderen, in die Stirn fallenden Haare sind über den Augen horizontal abgeschnitten.
- Rastalocken: Rastalocken bezeichnet eine aus Afrika stammende Frisur, bei der die Haare auf bestimmte Weise geflochten werden, sodass kleine Zöpfe entstehen.
- Beim Scheitel werden die Haare von einer möglichst geraden Linie aus zu beiden Seiten gekämmt. Man unterscheidet Mittelscheitel und Seitenscheitel. Mehr und mehr kommt der Zick-Zack-Scheitel in Mode, für den es bereits eigene Kämme gibt.
- Ein Schwänzchen, auch Zündschnur genannt, ist eine Kinderfrisur, die größtenteils von Jungen getragen wird. Bei der Schwänzchen-Frisur wird der Nacken bis auf einen Haarstreifen, der den Rücken herunter wächst, rasiert.
- „Silky Dreads“: Eine Frisur, die den Dreadlocks ähnelt. Jedoch wird bei den Silky Dreads das Haar nicht verfilzt, sondern zu Braids geflochten und mit Kunsthaar oder Wolle umwickelt.
- „Spikes“: Punkfrisur, bei denen die Haare zu Stacheln geformt rundum vom Kopf abstehen.Besonders extreme Formen werden in Anlehnung an die Freiheitsstatue auch „Liberty-Spikes“ genannt.
- „Stehfrisur“: Beschreibt eine Frisur, bei der die Haare entweder kurz geschnitten sind oder durch Haargel, Schaum oder Haarlack die Haare in vertikaler Position fixiert werden. Es gibt verschiedenste Ausprägungen dieser Frisur von militärischen Einheitsfrisuren bis zum typischen Irokesenschnitt der Punk-Bewegung. Siehe auch oben „Bürste“.
- Strähnen: Die Haare sind mit farblich abgesetzten Strähnen durchsetzt.
- Die Tolle, ursprünglich ein Pennälerausdruck für Frisur überhaupt, wurde umgangssprachlich speziell die Schmalztolle oder auch Schmalzlocke. Ein in den 1950er Jahren verbreiteter Kurzhaarschnitt, bei dem die Haare aus der Stirn hoch gekämmt und mit Pomade befestigt werden. Ein bekannter Träger war Elvis Presley. Diese Frisur wird auch als "pompadour" bezeichnet.
- Die Tonsur ist eine Mönchsfrisur, bei der der Schädel bis auf einen kurz gehaltenen Haarkranz rasiert wird. In der Realität des Mittelalters gab es aber auch die umgekehrte Tonsur, bei der die außenstehenden Haare ringförmig abrasiert wurden; die verbliebenen Haare wurden ebenfalls kurz gehalten. Nonnen trugen keine Tonsur.
- Tugendpfeil-Haartracht. In der linksrheinischen Region um Koblenz wurden bis zum Ende des 19. Jhs. von Mädchen die Haarflechten am Hinterkopf zusammen gesteckt und von einer speziellen, besonders breiten Haarnadel, dem "Tugendpfeil" gehalten. Diese Frisur wurde nur bis zur Vermählung, in der Zeit der sog. Jungfernschaft getragen und dann von einer Haube gefolgt.
- Turmfrisur
- „Twists“ ist eine Flechtfrisur, die mit der zweisträhnigen Twisttechnik geflochten wird und durch ihre spiralförmige Optik besticht. Wie Braids und Cornrows haben auch die Twists ihren Ursprung in Afrika.
- Undercut: Hierbei wird die untere Hälfte der Frisur stark gekürzt, die längeren, höher gelegenen Haare jedoch stehen gelassen. Das ganze sieht demnach aus wie ein sehr breiter Irokesenschnitt, bei dem auch die Nackenpartie rasiert ist. Besonders beliebt unter Goths, Punks und (Industrial)-Metal/Crossover-Fans.
- Das Kurzwort Vokuhila leitet sich aus der Beschreibung der Frisur ab: vorne kurz, hinten lang. Sie war besonders in den 1980er Jahren modern. Beliebt war die Frisur auch als Vokuhilamioliba in Kombination mit Oberlippenbart. Die Galionsfigur des Vokuhila in Deutschland war Rudi Völler, weshalb diese Frisur auch als Rudi-Völler-Schnitt bezeichnet wird.
- „Wasserwelle“: Diese Form der Wellenlegung war besonders in den 1920er und 1930er Jahren beliebt. Dabei werden die Haare im leicht angefeuchteten Zustand mit speziellen Klammern eng am Kopf anliegend zu sanften Wellen geformt, anschließend trocken geföhnt und mit Spray fixiert.
- Der Zopf ist eine aus mehreren Haarsträngen geflochtene Frisur.
Patente, Gebrauchsmuster und Warenzeichen
1975 haben Frank und Donald Smith aus Orlando, Florida, eine Haarlegetechnik in den USA zum Patent[5] angemeldet, welche es ermöglicht, eine Halbglatze ohne fremdes Haar abzudecken. Das Patent wurde 1977 erteilt, die absolute Neuheit (eine unabdingbare Voraussetzung bei der Erteilung eines Patentes) zum Zeitpunkt der Anmeldung muss jedoch bezweifelt werden, da die Frisur bereits in den 1950er und 1960er Jahren bekannt war und in guter Näherung beispielsweise bei Heinz Erhardt beobachtet werden konnte. Im Englischen hat dieser Stil den Namen „Comb over“.[6] In Japan wird ein solcher Haarschnitt als „bākōdo na kamigata“ (バーコードな髪型) bezeichnet, also als „barcodemäßiger Haarstil“.[7]
Siehe auch
- Suebenknoten, eine germanische Männerfrisur
- Langes Haar
- Haarbild
Literatur
- Christian Janecke: Tragbare Stürme. Von spurtenden Haaren und Windstoßfrisuren. Jonas Verlag, Marburg 2003, ISBN 978-3-89445-320-6.
- Maria Jedding-Gesterling und Rolf Hurschmann (Hrsg.): Die Frisur. Eine Kulturgeschichte der Haarmode von der Antike bis zur Gegenwart. Veranschaulicht an Kunstobjekten der Sammlung Schwarzkopf und internationaler Museen. München 1988.
- Marian I. Doyle: An illustrated history of hairstyles 1830-1930. Atglen, 2003. ISBN 0-7643-1734-2
Weblinks
Commons: Hair fashion – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ [1]
- ↑ Friseure & Maxime: Die Geschichte der Frisur
- ↑ Deutsch im Fokus: Minipli, de-world.de, abgerufen: 5. Januar 2011
- ↑ Zum 50. von Rudi Völler - Du hast die Haare schön!, sueddeutsche.de, abgerufen: 5. Januar 2011
- ↑ http://seattletimes.nwsource.com/html/nationworld/2002060203_combover12.html
- ↑ en:Comb_over
- ↑ siehe „Sonstiges“ im Artikel zum Barcode in der japanischen Wikipedia
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