- Fritz Henßler
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Friedrich Wilhelm Henßler (* 12. April 1886 in Altensteig; † 4. Dezember 1953 in Witten) war ein deutscher, sozialdemokratischer Politiker. Er war Landtags-, Bundestags- und Europaabgeordneter sowie Oberbürgermeister der Stadt Dortmund.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Fritz Henßler wurde am 12. April 1886 im württembergischen Altensteig als 14. von 15 Kindern eines Färbers geboren. Bis zum 14. Lebensjahr besuchte er dort die evangelische Volksschule. Danach absolvierte er eine Lehre als Buchdrucker und Schriftsetzer. Am 1. Mai 1905 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) und den Deutschen Metallarbeiter-Verband ein. Im Alter von 20 Jahren begab er sich auf Wanderschaft und erreichte 1908 Münster, wo er als Schriftsetzer arbeitete. Er engagierte sich auch ehrenamtlich in der SPD und wurde noch 1908 Vorsitzender im Wahlverein für den Wahlkreis Münster-Coesfeld. Ein Jahr später verließ er Münster Richtung Dortmund, wo er als Schriftsetzer in der Druckerei Crüwell arbeitete. Im April 1911 trat er in die Redaktion der Dortmunder Arbeiter-Zeitung ein, einen Monat später wurde er politischer Redakteur. Als der Chefredakteur Ernst Mehlich bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum Militär eingezogen wurde, übernahm Henßler dessen Posten.
Im August 1916 wurde Fritz Henßler selbst zur Feldartillerie an der Westfront eingezogen. Er kehrte 1918 nach Dortmund zurück und übernahm sofort die redaktionelle Leitung der in Westfälische Allgemeine Volkszeitung umbenannten Dortmunder Arbeiter-Zeitung. Als Redakteur des sozialdemokratischen Parteiorgans nahm er regelmäßig an Sitzungen der Stadtverordnetenfraktion teil. Im Jahr 1920 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Dortmund, kurz darauf Vorsitzender des SPD-Bezirks Westliches Westfalen. Bei den Kommunalwahlen 1924 zog er in die Dortmunder Stadtverordnetenversammlung, wo er 1925 zum Nachfolger des bei einem Eisenbahnunglück verstorbenen Ernst Mehlich als Stadtverordnetenvorsteher gewählt wurde. Die Kinder Ernst Mehlichs nahm er in seine Obhut. Fritz Henßler, dessen Positionen in der Regel die offiziellen der Mehrheits-SPD waren, setzte sich in der Kommunalpolitik vor allem für das Wohlfahrts- und Fürsorgewesen ein. Daneben entwickelte sich in seiner Amtszeit eine rege kommunale Bautätigkeit in Dortmund, so entstand etwa die Westfalenhalle und der Volkspark mit dem Stadion Rote Erde.
Im September 1927 heiratete Fritz Henßler Ella Richter († 1991), die seit 1920 im SPD-Bezirksbüro tätig war.
Am 14. September 1930 war Henßler für den Wahlkreis Westfalen-Süd in den Reichstag eingezogen, wo er sich für die Belange des Ruhrgebiets stark machte.
Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ 1933 wurde er für zehn Wochen in „Schutzhaft“ genommen, mit dem SPD-Verbot im Juni 1933 aller seine öffentlichen Ämter enthoben. Er knüpfte vorsichtige Kontakte zum sozialdemokratischen Widerstand. Am 25. April 1936 wurde er von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und nach einjähriger Untersuchungshaft in der Steinwache zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Da es der Anklage nicht gelungen war, ihm Hochverrat nachzuweisen, diente das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien als Urteilsgrundlage. Aus der Untersuchungshaft wurde er nicht entlassen, sondern am 7. Juni 1937 in das KZ Sachsenhausen interniert. Dort verbrachte er acht Jahre, bevor er am 20. April 1945 auf den Todesmarsch in Richtung Mecklenburg geschickt wurde. Fritz Henßler konnte, obwohl schwer verletzt, entkommen und versteckte sich bis zum 2. Mai 1945 in Schwerin. Die Umstände seiner Haft hat er niemals öffentlich beschrieben, er beschränkte sich auf die knappe Auskunft „Neun Jahre Haft, davon acht Jahre Konzentrationslager, übliche KZ-Behandlung.“
In den Nachkriegswirren gelang er im Juni 1945 von Schwerin wieder nach Dortmund. Dort engagierte er sich sofort wieder für die SPD. Er leitete die Parteizentrale des Unterbezirks Westliches Westfalen und die Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag. Bei der ersten SPD-Nachkriegskonferenz in Wenningsen leitete er die Verhandlungen. Dem Zonenbeirat gehörte er von 1946 bis 1948 an. Daneben engagierte er sich im Auftrag der britischen Militärregierung für den Wiederaufbau der Gewerkschaftsbewegung, wobei er Unterstützung durch August Schmidt (IG Bergbau) und Heinrich Sträter (IG Metall) erhielt. Ebenfalls gemeinsam mit Sträter sowie Paul Sattler erhielt er Anfang 1946 die Lizenz für die Westfälische Rundschau, die erstmals am 30. März 1946 erschien.
Auch in der Kommunalpolitik engagierte sich Henßler wieder. Ein erstes Angebot der britischen Besatzungsmacht auf das Amt des Dortmunder Oberbürgermeisters lehnte er noch ab, ab dem 29. Oktober 1946 übernahm er es schließlich doch.
Bei der ersten Wahl zum Deutschen Bundestag 1949 zog er auch in diesen ein. Am 16. Juli 1952 war er außerdem Mitglied des Europaparlaments geworden. Die Spätfolgen der KZ-Haft schwächten aber zunehmend seine Gesundheit. Er verzichtete 1953 auf eine erneute Kandidatur zum Bundestag, den zweiten Parteivorsitz in der SPD neben Erich Ollenhauer lehnte er ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen ab.
Am 23. November 1953 brach er bei einer Funktionärskonferenz in Bochum zusammen. Fritz Henßler starb am 4. Dezember 1953 im Alter von 67 Jahren in Witten. Seine Beerdigung löste große Anteilnahme in der Dortmunder Bevölkerung aus. [1]
Auszeichnungen
Ein Berufskolleg und ein kommunales Jugend- und Begegnungszentrum der Stadt Dortmund sind nach Fritz Henßler benannt.
Die SPD-Ratsfraktion vergibt alles zwei Jahre den Fritz-Henßler-Preis an Organisationen, die sich für bürgerschaftliches Zusammenleben engagieren.
Literatur
- Günther Högl, Hans-Wilhelm Bohrisch (Hrsg.): Fritz Henßler 1886–1953: „Die Person immer ganz weit hinter der Sache“ – Sozialdemokrat, Reichstagsabgeordneter und Dortmunder Oberbürgermeister. Klartext, Essen 2003, ISBN 3-88474-472-0.
- Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
Weblinks
- Fritz Henßler in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Biografie und Zeitungsartikel auf der Internetseite des Fritz-Henßler-Berufskolleg
- Biografie im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung
- Fritz Henßler beim Landtag Nordrhein-Westfalen
Einzelnachweise
- ↑ Günther Högl: Henßler, Friedrich Wilhelm (Fritz). In: Hans Bohrmann (Hrsg.): Biographien bedeutender Dortmunder. Menschen in, aus und für Dortmund. 3, Klartext, Essen 2001, ISBN 3-88474-954-4.
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