Fritz Milkau

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Fritz Milkau

Fritz Milkau (* 28. September 1859 in Lötzen/Ostpreußen; † 23. Januar 1934 in Berlin) war ein deutscher Bibliothekar.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Abitur an der Herzog-Albrechts-Schule (Rastenburg) studierte Milkau ab 1878 Klassische Philologie und Germanistik an der Albertus-Universität Königsberg. Im Sommersemester 1881 wurde er Mitglied des Corps Masovia.[1] 1890 gab er das erste Gesamtmitgliederverzeichnis des Corps heraus, dessen Anlage bis heute unverändert geblieben ist.[2]

Milkau wurde zunächst Gymnasiallehrer. 1888 (nach einer Promotion über den römischen Geschichtsschreiber Velleius Paterculus) ging er in den Bibliotheksdienst, zunächst an der Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, dann an der Universitätsbibliothek Bonn und Königlichen Bibliothek Berlin. Ab 1897 war er für den Preußischen Gesamtkatalog verantwortlich. Er wirkte an der Abfassung der diesem zugrundeliegenden Katalogregeln (den „Preußischen Instruktionen“) mit. 1899 wurde er Mitarbeiter von Friedrich Althoff im preußischen Kultusministerium.

Seit 1902 Direktor der Universitätsbibliothek Greifswald, ging er 1907 in gleicher Funktion an die Universitätsbibliothek Breslau, wo er 14 glückliche und entscheidende Jahre verbrachte.[3][4]

1921 folgte er Adolf von Harnack als Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin, die er bis 1925 leitete. Er versuchte, die führende Rolle dieser Bibliothek und ein funktionierendes Bibliothekssystem insgesamt in den schwierigen Nachkriegsjahren zu erhalten. Während seiner Amtszeit war er Vorsitzender des preußischen Beirats für Bibliotheksangelegenheiten. 1924 wurde auf seine Veranlassung zum ersten Mal die Fernleihe in ganz Deutschland geregelt.

Nach seiner Pensionierung als Generaldirektor wurde Milkau Honorarprofessor für Bibliothekswissenschaft an der Universität Berlin und leitete dort von 1928 bis zu seinem Tod das von ihm gegründete Bibliothekswissenschaftliche Institut. Zur Unterstützung seiner Lehrtätigkeit richtete er eine umfangreiche Diasammlung ein, die in der Photographischen Werkstatt der Preußischen Staatsbibliothek von 1926 bis 1933 erstellt wurde und meist aus Reproduktionen von Buchauszügen und -grafiken besteht. 1931 bis 1933 gab Milkau die dreibändige erste Auflage des Handbuchs der Bibliothekswissenschaft heraus. Im Jahr 1933 erkrankte er und starb zu Beginn des folgenden Jahres. Das Bibliothekswissenschaftliche Institut hörte mit seinem Tod auf zu bestehen, wurde aber in den fünfziger Jahren weitergeführt (vgl. Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (Berlin)). Milkaus Grabstätte befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

Auszeichnungen

Literatur

  • Gustav Abb (Hrsg.): Fritz Milkau zum Gedächtnis. Ansprachen, Vorträge und Verzeichnis seiner Schriften. Harrassowitz, Leipzig 1934.
  • Johannes Buder: Milkau, Fritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 511.
  • Friedhilde Krause (Bearb.): „Ein Wunder, dass diese Jahre haben überstanden werden können“. Dienstprotokolle aus der Amtszeit Fritz Milkaus an der Preußischen Staatsbibliothek, 9. Juni 1921 bis 13. Dezember 1923. Reichert, Wiesbaden 2002, ISBN 3-88053-090-4 (Beiträge aus der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, 15)
  • Friedhilde Krause, Antonius Jammers: Generaldirektor Fritz Milkau verändert 1921 den Verein. In: »Hier müssen private Kreise mithelfen...« Das Engagement des Vereins der Freunde für seine Königliche und Preußische Staatsbibliothek von 1914 bis 1944. Stapp Verlag Berlin 2009, ISBN 978-3-87776-121-2, S. 35-51.
  • Engelbert Plassmann: Fritz Milkau zum Gedächtnis. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Bd. 56 (2009), S. 251–261.
  • Werner Schochow: Was bedeutet uns Fritz Milkau heute? In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Bd. 31 (1984), S. 397–413. Auch unter dem Titel Fritz Milkau – Generaldirektor von 1921 bis 1925. Eine Studie über Führungsstil und Persönlichkeit. In: ders.: Die Berliner Staatsbibliothek und ihr Umfeld. Klostermann, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-465-03442-2 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderheft 87), S. 171–190.
  • Erfinder von Fernleihe und Verbundkatalog. Fritz Milkau war als Bibliothekar ein Pionier - Engagierter Streiter für das Ansehen seiner Heimat Ostpreußen. In: Preußische Allgemeine Zeitung. Nr. 39, 26. September 2009.

Weblinks

 Commons: Fritz Milkau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 141, 766
  2. Verzeichnis sämtlicher Mitglieder des Corps Masovia 1823 bis 2005. Potsdam 2006
  3. Zu seinem 60. Geburtstag würdigte ihn die Schlesische Zeitung in ihrer Ausgabe vom 28. September 1919 (Georg Leyh)
  4. In Breslau folgte Milkau Wilhelm Erman

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