Fugro Gauss

Fugro Gauss

Gauss oder Gauß ist der Name von vier deutschen Expeditions- und Forschungsschiffen.

An Bord der ersten Gauß unternahm der deutsche Polarforscher Erich von Drygalski von 1901 bis 1903 seine Südpolarexpedition. Es wurde später nach Québec in Kanada verkauft.

Es folgten bis heute drei weitere Forschungsschiffe mit demselben Namen.

Forschungsschiff Gauß (1901)

Die im Eis eingeschlossene „Gauß“ am 29. März 1902.
Dieses aus einem Fesselballon aufgenommene Foto ist die erste Luftaufnahme in der Antarktis.

Die erste Gauß war ein Segelschiff, das der Erforschung der antarktischen Gewässer diente und von 1901 bis 1903 während der deutschen Gauß-Expedition unter Erich von Drygalski eingesetzt wurde.

1899 bewilligte der Deutsche Reichstag 1,2 Millionen Mark für den Bau eines belastbaren Forschungsschiffes, das nach den Entwürfen des Marine-Oberbaurats Otto Kretschmer unter Aufsicht des Reichsmarineamtes auf der Werft der Howaldtswerke in Kiel gebaut wurde. Die Pläne entstanden in Anlehnung an die Fram von Fridtjof Nansen. Das Schiff wurde am 2. April 1901 vom Stapel gelassen und vom Geographen Ferdinand von Richthofen zu Ehren von Carl Friedrich Gauß getauft, der als erster die Bedeutung des Südpols für die erdmagnetische Forschung erkannt und die Lage des magnetischen Südpols durch Berechnungen ermittelt hatte. Die Südpol-Expedition war ein Projekt des Deutschen Reiches und wurde vom Innenministerium organisiert.

Die Gauß war als Dreimast-Marssegelschoner getakelt. Sie besaß zudem einen Schraubenantrieb mit einer dreikurbeligen Dreifach-Expansions-Dampfmaschine, elektrische Beleuchtung und eine Dampfheizung. Das Schiff war 46 m lang und 11 m breit. Bei einem Tiefgang von 4,8 m betrug die Wasserverdrängung 1.450 Tonnen. Eine Fahrt von sieben Knoten konnte sowohl unter Maschine wie auch nur unter Segeln erreicht werden.

Briefmarkenblock „100 Jahre deutsche Antarktisfoschung“ der Deutschen Post AG von 2001. Links die „Gauß“, rechts die „Polarstern

Um das Schiff vor Schäden durch den Eisgang zu schützen, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Man

  • verwendete eine dreifache, untereinander fest verbundene Verplankung aus Eiche, amerikanischer Fichte und Greenheart (s. a. Grünholz),
  • brachte speziell konstruierte Stahlplatten am Bug und am Heck an,
  • verlegte innere Abstützungen aus gewachsenem Eichenkrummholz,
  • verlegte das Zwischendeck in die Nähe der Wasserlinie,
  • konstruierte einen relativ runden Rumpfquerschnitt um das Schiff bei Eisdruck statt zu zerdrücken auf das Eis zu heben.

Bei der Einrichtung und Ausrüstung des Schiffes wurden die neuesten Erkenntnisse der Polarforschung berücksichtigt. Die Ausstattung umfasste zwei Dampfwinden für die wissenschaftliche Forschung und für die Ankervorrichtungen, einen Apparat zur Destillation von Trinkwasser, eine Feuerlöscheinrichtung, ein Naphtha-Motorboot sowie fünf weitere Boote, eine Anzahl Schlitten, die von 77 sibirischen Hunden gezogen werden sollten, zwei Fesselballons mit dem erforderlichen Wasserstoffgas in 455 nahtlosen Stahlzylindern, einen Scheinwerfer, die modernsten Fischereigeräte sowie zuverlässige physikalische Instrumente. An beiden Seiten der Kommandobrücke waren Öltanks angebracht, um gegebenenfalls Öl als Wellenberuhigungsmittel abzulassen.

Die Gauß enthielt Unterkünfte für fünf Forscher, fünf Offiziere und für die 22 Mann zählende Crew. Nautischer Führer des Schiffes war Kapitän Hans Ruser, der dem wissenschaftlichen Expeditionsleiter, Erich von Drygalski, unterstellt war.

Die Gauß verließ Kiel am 11. August 1901 und kehrte am 24. November 1903 dorthin zurück. 1904 wurde das Schiff von der kanadischen Regierung angekauft, die es dem Kapitän Bernier für eine Nordpolfahrt zur Verfügung stellte.

Forschungsschiff Gauss (1980)

Gauss (1980)
Technische Daten
Flagge Gibraltar
Unterscheidungssignal ZDIA4
Vermessung 1684 BRZ / 505 BRZ
Länge 68,68 m
Breite 13,09 m
Tiefgang 4,60 m
Geschwindigkeit 13,3 kn

Die vorerst letzte Gauss war ein Forschungsschiff des Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Sie wurde in Lübeck-Travemünde auf der Schlichting-Werft gebaut und am 6. Mai 1980 in Dienst gestellt. Das Schiff verfügte über 6 Labore und 2 Werkstätten. Es bot Platz für 20 Besatzungsmitglieder und 12 Wissenschaftler und Techniker. Einsatzbereiche des Schiffs waren unter anderem Meeresumweltschutz, Meeresforschung und die Prüfung nautischer Geräte.

Das Schiff wurde 1982 als modernstes Forschungsschiff der Welt in Monaco vorgestellt. Ein Jahr später erprobte es Seenotbojen am Nordkap. Weiterhin nahm es bei einem Projekt des Spacelabs teil, um die Ölverschmutzung in den Weltmeeren zu identifizieren. 1986, nach der Katastrophe von Tschernobyl, bestimme die Gauß als erstes Proben des kontaminierten Wassers. 1995 konnte die Gauß die Radioaktivität des Wracks des am 7. April 1989 gesunkenen russischen Atom-U-Bootes K-278 Komsomolez untersuchen. Außerdem fuhr sie insgesamt fünf mal über den Atlantik um den Klimaeinfluss des Ozeans zu bestimmen.

Das Schiff wurde am 27. November 2006 nach 468 Einsätzen und über 707.000 gefahrenen Seemeilen aufgrund der aus Kostengründen notwendigen Verkleinerung der Flotte des BSH außer Dienst gestellt. Die Betriebskosten des Schiffes betrugen rund 3,3 Millionen Euro jährlich.

Nach der Außerdienststellung wurde die „Gauss“ über die VEBEG GmbH im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens zum Verkauf angeboten und am 15. Februar 2007 für 4,25 Millionen Euro an das niederländische Unternehmen Fugro verkauft. Betrieben wird das Schiff nun unter dem Namen „Fugro Gauss“ unter Gibraltar-Flagge von FUGRO OSAE in Bremen. Die Bereederung obliegt dem darauf spezialisierten Bremer Unternehmen Research Shipping GmbH. Eingesetzt wird es u. a. für Vermessungsarbeiten und im Bereich der Offshore-Industrie.

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