Gebrüder Rieger

Gebrüder Rieger

47.4715416666679.75783611111117Koordinaten: 47° 28′ 18″ N, 9° 45′ 28″ O

Rieger Orgelbau GmbH
Logo von Rieger Orgelbau
Unternehmensform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1845
Unternehmenssitz Schwarzach (Vorarlberg)
Branche Musikinstrument
Produkte

Orgel

Website

www.Rieger-Orgelbau.com

Rieger Orgelbau ist eine 1845 in Jägerndorf (heute Krnov) von Franz Rieger gegründete österreichische Orgelbaufirma, die ihren Sitz seit 1946 in Schwarzach, Vorarlberg hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Otto Rieger d.Ä.
Die Gebrüder Rieger in einer Huldigung der k.u.k. Hof- und Kammerlieferanten zum Thronjubiläum 1908

1845 baute Franz Rieger seine erste Orgel, ausgestattet mit 20 Registern, zwei Manualen und einem Pedal, für die Burgbergkirche in Jägerndorf. Rieger kehrte nach abgeschlossener Lehre bei Franz Seybert in Wien 1844 nach Jägerndorf zurück. Seine Söhne Otto und Gustav Rieger gründeten 1873 die eigentliche Firma „Franz Rieger & Söhne“ und begannen eine neue Opuszählung, gleichzeitig begann eine rasche Expansion des Betriebes. Der erste Auftrag kam 1874 aus der Haupt- und Residenzstadt Wien, danach folgten Aufträge aus Ungarn (1875), und aus Norwegen (1876). 1878 schafften es die Gebrüder Rieger mit zwei Salonorgeln auf die Pariser Weltausstellung und bekamen weitere Aufträge aus Gibraltar, Istanbul, Jerusalem und Rom.

Otto und Gustav Rieger wurden 1896 zu k.u.k. Hoflieferanten ernannt, weiters wurden sie 1899 zu Rittern des Franz-Joseph-Ordens geschlagen. Otto Rieger wurde auch zum Ritter des St. Gregor-Ordens geschlagen. Um die Jahrhundertwende arbeiteten an die 200 Mitarbeiter im Betrieb, der sich nun „Gebrüder Rieger“ nannte. In diesem Zeitraum begann die Firma, als Alternative zum wesentlich billigeren Harmonium, ein Programm von 25 Kleinorgeln, zwischen zwei und zwölf Stimmen, ab acht Stimmen auch auf zwei Manualen, zu entwickeln. Neben der Zentrale in Jägerndorf befand sich auch eine Filiale in Budapest.

Nach dem ersten Weltkrieg fand sich die Firma im tschechischen Staat wieder, es folgte eine schwierige Phase der Anpassung, während Otto Rieger völlig unerwartet verstarb. 1920 übernahm Josef von Glatter-Götz sieben Wochen nach Otto Riegers Tod die Leitung des Betriebs, den er 1924 auch käuflich erwarb. Erst 1925 konnte die Produktion, bei einer Belegschaft von 100 Mitarbeitern, wieder gänzlich aufgenommen werden.

1938/39 fielen der Rieger-Familie 66% des großdeutschen Gesamtexportes zu. In diesen Jahren war Bewegung in die Orgelbaukunst gekommen, die damit verbundene Vielfalt fand ihren Niederschlag auch im Hause Rieger. Orgeln wurden in großer Stückzahl ins Baltikum, nach Skandinavien, Südamerika, Südafrika, China und Israel geliefert. Im Laufe der 30er Jahre stiegen Egon und Josef von Glatter-Götz in den Betrieb ein. Während sich Josef von Glatter-Götz vor allem mit der Technik befasste, hatte sein Bruder das Augenmerk auf die klangliche und künstlerische Gestaltung der Instrumente gelegt. Egon von Glatter-Götz fiel im September 1940 während des Polenfeldzuges.

In den Kriegsjahren 1943-1945 wurde der Bau von Orgeln untersagt, in der Firma mussten Munitionskisten gebaut werden. Schon kurz vor dem zweiten Weltkrieg hatte die Vorarlberger Orgelbaufirma Anton Behmann ein Kooperationsangebot an Rieger gerichtet. Deshalb übersiedelte die Firma 1946 nach Schwarzach, Vorarlberg, wo sie die Werkstätten von Anton Behmann pachtete. Unter schwierigsten Verhältnissen hielt man sich mit dem Bau von Handwebstühlen und Fenstern, sowie dem Betrieb einer Sauna über Wasser.

1950 gelang der Sprung über den Atlantik, wo auf der Weltausstellung Chicago ein Positiv mit sechs Registern ausgestellt und anschließend gekauft wurde. Mit der Entwicklung einer Serie von Kleinorgeln schaffte man in den Nachkriegsjahren allmählich den Durchbruch. 1977 wurde Christoph Glatter-Götz Betriebsleiter , und 1984 trat Joseph Glatter-Götz in den Ruhestand. Nach dem gesundheitsbedingten Austritt von Christoph Glatter-Götz 2003 übernahm Wendelin Eberle seinen Posten und kurz darauf die gesamte Firma. Heute betreibt Rieger unter anderem ein Projekt, in dem Behinderten eine Ausbildung auf dem Gebiet der Herstellung von Klaviaturen und Mechanikteilen ermöglicht wird

Stilistische Ausrichtung

Anfangs baute Rieger typisch deutsch-romantische Orgeln, allerdings sind wenige Originaldispositionen überliefert, daher kann man über den frühen Stil Riegers wenig sagen. Viele von ihnen wurden später verändert und sind daher nicht original erhalten. Anfangs des 19. Jahrhunderts kam Rieger mit vergleichsweise wenigen 8'-Registern aus, besetzte die Schwellwerke im Gegensatz zur deutsch-romantischen Orgel großzügig und mit vielen Zungen. Nach dem Krieg arbeitete die neue Firma in Schwarzach unter schwersten finanziellen Bedingungen. Sie konnte es sich daher nicht leisten, einen eigenen Stil zu entwickeln, also zog sie mit den deutschen Firmen und baute in großem Ausmaß neu-barocke Instrumente. Doch bereits ab 1965, früher als jede andere Firma, traten die ersten typisch romantischen Schwebungen in den Schwellwerken auf, was sich mit der Zeit immer weiter häufte, die Zahl der 8′-Register in den anderen Werken blieben aber klein. Als in den 1970ern das Interesse an den französischen Orgeln stieg, ging Rieger sofort den neuen Weg, baute mehr 8′-Register und starke, französische Bombarden im Pedal (selbst an kleineren Orgeln), statt den sonst üblichen Posaunen. Die Verwendung von 8′-Registern ist bis heute vergleichsweise gering, mehr als vier findet man meist nur im Schwellwerk. Der Stil änderte sich mit der Übernahme durch Eberle noch einmal, die von Christoph Glatter-Götz häufig gebauten Bombarden wurden seltener, genau wie die 8′-Register.

Orgelbauten

Von der Firma stammen u. a. die Orgeln im Wiener Konzerthaus (1913) und im Salzburger Mozarteum (1914), die Chororgeln im Ulmer (1960) und im Freiburger Münster, außerdem die Chor- und Hauptorgeln in den Domen von Bamberg (IV/78; 1973, II/21), Ratzeburg (1977, IV/60; 1972, II/6), in der Matthiaskirche (1909) in Budapest und im Stephansdom in Wien (1991, IV/55). Technisch moderne Orgeln baute Rieger unter Anderem in der Marienkirche Reutlingen, in den Frankfurter evangelischen Kirchen Katharinen (1990) und Lukas (1998/99), der Basilika Vierzehnheiligen (1999, IV/70); die rein mechanische Orgel der Martinuskirche Kaarst (2008) oder eine relativ kleine, symphonische Orgel mit zwei Schwellwerken in der Stadtkirche Aalen (2009, III/37) sowie die großen geplanten Instrumente im Regensburger Dom (Fertigstellung 2009, IV/78) und im Wiener Musikverein (Fertigstellung 2010, IV/86).

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