- Gentzrode
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Gentzrode ist ein Anwesen auf dem Stadtgebiet von Neuruppin in der Nähe der Kernstadt. Es wurde 1876/77 im maurischen Stil für Alexander Gentz erbaut.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Familienbesitz Gentz
1840 wurde das Wustrauer Luch erstanden und Gentzrode gegründet. 1855 erwarb der Tuchmacher, Kaufmann und Torfstichbesitzer Johann Christian Gentz die „Kahlen Berge“ nördlich der Kernstadt von Neuruppin. Dort baute er zusammen mit seinem Sohn Ludwig Alexander Gentz einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb auf.
Der Kornspeicher in Gentzrode wurde 1861 nach Entwürfen von Carl von Diebitsch erbaut.
Nach dem Umzug der Familie auf das Gut plante Alexander Gentz eine komplette Umgestaltung: einen Park mit Schloss und ein Mausoleum.
Das Herrenhaus in Gentzrode wurde 1876/77 nach Entwürfen von Martin Gropius und Heino Schmieden im Stil des orientalisierenden Historismus erbaut. Der Park wurde von Gustav Meyer gestaltet.
Dass die Baukosten die von Gentz veranschlagten erheblich überstiegen, trug zum Ruin der Firma Johann Christian Gentz bei. Sie ging 1880 in Konkurs.
1881–1934
Gentzrode wurde 1881 für rund 1/5 der Bausumme an die Herren Albert Ebell und Oberamtmann Troll verkauft, die aber wohl nie die Absicht hatten, das Gut längerfristig zu nutzen. Sie verkauften das Inventar und nach nur zehn Monaten im Juli 1882 auch das Gut selber.
Neuer Eigentümer wurde A. Wernicke, Maschinenfabrikant – insbesondere für Zuckerfabriken – aus Halle, der dort vermutlich Zuckerrüben anbauen wollte. Die schlechte Bodenqualität ließ ihn diesen Plan aber schnell aufgeben. Nach nur fünf Jahren tauschte er es gegen das in Posen gelegene Gut Konooko ein.
Dadurch wurde Paul Hoepffner neuer Eigentümer, der es wiederum nach nur gut einem Jahr im Juni 1888 an den früheren bremischen Konsul in Argentinien, F. W. Nordenholz veräußerte.
1934 bis heute
1934 kam das Gelände in den Besitz der Wehrmacht und wurde als Schießplatz und Munitionslager genutzt, 1945 übernahm es die Rote Armee. Bis zum Sommer 1991 war hier die 112. Garderaketenbrigade der 2. Panzerarmee (Hauptquartier in Fürstenberg) der GSSD/WGT stationiert. Direkt in Gentzrode lagen die 1. und 2. Abteilung sowie das Hauptquartier (Stab) der Raketenbrigade. Die Rote Armee fügte diverse Gebäude hinzu: Zwischen den Häusern entstanden ein Kino, zwei Plattenbauten, zwei Kasernen, ein Heizhaus, eine Kindertagesstätte, eine Sauna und ein Lebensmittelladen für bis zu 5.000 Menschen.
Nach dem Abzug der Roten Armee verfielen die Gebäude zunächst, bevor Hans-Werner Angendohr, Unternehmer aus Werder, die komplette Liegenschaft mit rund 500 Hektar[1] Land kaufte. Den Plan, hier ein Hotel zu errichten, gaben Angendohr und sein Partner Gert Friedrich von Preußen aufgrund der Hoteldichte um Neuruppin wieder auf.
Es bestanden Planungen, das Gutshaus für Ausstellungen und Veranstaltungen zu nutzen und auf dem Gelände eine Ferienanlage zu errichten[2]. Allerdings ist seit dem Erwerb im Jahr 2000 durch die Eigentümer keinerlei bauliche Erhaltungsmaßnahme vorgenommen worden, so dass die Gebäude sich in einem ruinösen Zustand befinden.[3]
2010 haben die türkischen Investoren Volkan Başeğmez und Bilgiç Ertürk Gut Gentzrode erworben. Mit der Planung und Sanierung betraut ist der Stuttgarter Architekt Sandro Graf von Einsiedel.[4]
Galerie
Literatur
- Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Erster Teil, Berlin 1880, Gentzrode (Fontane bei gutenberg.spiegel.de, abgerufen am 21. Juli 2011).
- Markus Jager: Schloss Gentzrode; (Schlösser und Gärten der Mark); ed. Sibylle Badstübner-Gröger / Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark. Deutsche Gesellschaft e.V.; Berlin 2004.
Weblinks
Commons: Gentzrode – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Ruppiner Tageblatt vom 14. Dezember 2001, vom 8. November 2003, vom 14. Januar 2004 und vom 9. März 2004
- ↑ Berliner Zeitung über die Zukunft von Gentzrode
- ↑ Zum Zustand des denkmalgeschützten Gutes Gentzrode in Märkische Allgemeine (Ruppiner Tageblatt) vom 15. April 2008 online
- ↑ Von Reyk Grunow: Türkische Investoren wollen Gentzrode erhalten. In: Märkische Allgemeine. 17. Juli 2010, abgerufen am 30. August 2010 (deutsch).
52.97916666666712.796944444444Koordinaten: 52° 58′ 45″ N, 12° 47′ 49″ OKategorien:- Herrenhaus in Brandenburg
- Neuruppin
- Orientalisierende Architektur
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