Geodätischer Satellit

Geodätischer Satellit
Passiver geodätischer Satellit LAGEOS
Aktiver geodätischer Satellit GEOS 1 (Explorer 29)

Als Geodätischer Satellit wird ein künstlicher Erdsatellit bezeichnet, der für spezielle geometrische oder physikalische Vermessungen der Erdoberfläche oder des Erdschwerefeldes dient.

Geodätische Satelliten gibt es im Wesentlichen für vier Einsatzbereiche:

  1. Verwendung als Hochziel für Messungen von terrestrischen Satellitenstationen – siehe Geometrische Satellitengeodäsie
  2. als Testsonde im Gravitationsfeld der Erde – siehe Bahnbestimmung und Dynamische Satellitengeodäsie
  3. als heute übliche Kombination dieser Methoden, wobei die präzisen Bahndaten - z.B. von GPS-Satelliten rasche Ortsbestimmungen am Boden und von Fahrzeugen gestattet. Zu den dabei verwendeten Messmethoden siehe unten
  4. als Sensor bzw. als aktive Messplattform für Zwecke der Fernerkundung der Erdoberfläche – siehe Erdbeobachtungssatellit.

Die gewählte Bahnhöhe der Satelliten richtet sich nach dem Einsatzspektrum und beträgt im Regelfall mindestens 800 km. Ab dieser Höhe ist sein Sichtbereich über die Erdoberfläche groß genug, um weiträumige Messungen zu ermöglichen, und es gibt kaum mehr Bahnstörungen durch die Hochatmosphäre. Wenn allerdings ein Satellit direkt das Schwerefeld sondieren soll, ist eine Bahnhöhe von unter 500 km erforderlich(siehe GRACE-Projekt).
Für Zwecke der Fernerkundung liegt sie meist bei 800 km, für LASER-Satelliten bei 1000–4000 km, für Systeme der Satellitennavigation hingegen weit darüber, um möglichst große Sichtbereiche zu ermöglichen. Bei den Navstar-GPS-Satelliten und bei GLONASS beträgt die Bahnhöhe sogar rund 20.000 km.

Die gewählte Bahnneigung (Formelzeichen i für inclination) richtet sich nach dem geografischen Gebiet des Einsatzspektrums und kann alle Werte zwischen 0° (Synchronsatellit) und 90° (niedrige Polarbahn) annehmen. Häufig finden sich Werte um 30° (energetisch günstige Forschungssatelliten) und um 60° (Globale Navigation), sowie nahe bei 90° (sonnensynchrone Bahnen). Für spezielle Zwecke der Satellitendynamik wird manchmal 57° gewählt (critical inclination) und leicht rückläufige Bahnen mit i ~ 98°. Je niedriger der Wert, desto mehr kann man beim Satellitenstart von der Erdrotation profitieren, die in Äquatornähe immerhin 460 m/s ausmacht, doch sind die Satelliten in höheren geografischen Breiten dann kaum mehr zu beobachten. Bahnneigungen über 90° (bei denen sich der Satellit von Ost nach West bewegt) müssen mit einigen Prozent zusätzlicher Startenergie erkauft werden.

Die wichtigsten Messmethoden der zwei erstgenannten Einsatzbereiche sind:

Vereinzelt werden auch Satelliten mit völlig anderem Einsatzbereichen geodätisch genützt, z. B. manche Nachrichten- und Wettersatelliten. So erhielt der am 1. März 2002 gestartete Envisat mehrere entsprechende Messeinrichtungen. Vorübergehend können auch viele Spezialsatelliten für experimentelle Ideen umprogrammiert werden, wie etwa ATS-6, der in den Jahren um 1970 für erste Erprobungen der SST-Techniken verwendet wurde.

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Blitzlicht-Satellit — Die Technik der Blitzlicht Satelliten ist eine Methode der Satellitengeodäsie, die in den 1960er Jahren entwickelt wurde, um fotografische Beobachtungen kleiner Satelliten zu erleichtern und den Einfluss von Zeitfehlern auf die Bahnvermessung zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Pageos — Satellit im Hangar Der geodätische Satellit PAGEOS (Abk. für Passive Geodetic Satellite) war ein großer Ballonsatellit, der 1966 für Zwecke des Satelliten Weltnetzes gestartet wurde. Er hatte etwa 30 m Durchmesser und eine Bahnhöhe von rund 4000… …   Deutsch Wikipedia

  • Passive Geodetic Satellite — PAGEOS Satellit im Hangar Der geodätische Satellit PAGEOS (Abk. für Passive Geodetic Satellite) war ein großer Ballonsatellit, der 1966 für Zwecke des Satelliten Weltnetzes gestartet wurde. Er hatte etwa 30 m Durchmesser und eine Bahnhöhe von… …   Deutsch Wikipedia

  • Kartendatum — Lage des 50. Breitengrades nach World Geodetic System 1984 (WGS84) in Oestrich Winkel im Rheingau am Parkplatz der Tourist Information, zwischen der …   Deutsch Wikipedia

  • Ballonsatellit — Echo 2 war mit 41 m Durchmesser der größte Ballonsatellit Ein Ballonsatellit ist ein künstlicher Erdsatellit, der nach Erreichen seiner Umlaufbahn durch eine Gasfüllung auf seine vorgesehene Größe gebracht wird. Dafür genügen geringe Mengen von… …   Deutsch Wikipedia

  • Echo 1A — Echo 1 Echo 1 (eigentlich Echo 1A) ist der Name eines großen Ballonsatelliten der USA, der am 12. August 1960 als erster Nachrichten und geodätischer Satellit gestartet wurde. Seine internationale COSPAR Nummer war 60 009 01 (9. Start des Jahres… …   Deutsch Wikipedia

  • Echo 1 — (eigentlich Echo 1A) ist der Name eines großen Ballonsatelliten der USA, der am 12. August 1960 als erster Nachrichten und geodätischer Satellit gestartet wurde. Seine internationale COSPAR Nummer war 60 009 01 (9. Start des Jahres …   Deutsch Wikipedia

  • H.H. Schmid — Hellmut H. Schmid (1914–1998) war Professor für Geodäsie und Photogrammetrie an der ETH Zürich, wo er 1985 emeritierte. In den 1950ern forschte er an Raumfahrt Instituten der USA. Inhaltsverzeichnis 1 Wichtige Schwerpunkte seiner… …   Deutsch Wikipedia

  • Hellmut Schmid — Hellmut H. Schmid (1914–1998) war Professor für Geodäsie und Photogrammetrie an der ETH Zürich, wo er 1985 emeritierte. In den 1950ern forschte er an Raumfahrt Instituten der USA. Inhaltsverzeichnis 1 Wichtige Schwerpunkte seiner… …   Deutsch Wikipedia

  • Geometrische Satellitengeodäsie — Unter dem Begriff Geometrische Satellitengeodäsie werden jene Verfahren der Satellitengeodäsie verstanden, bei denen ein Erdsatellit für rein geometrische Messungen verwendet wird, seine Bahn jedoch (außer für die Vorausberechnung der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”