Georg Huntemann

Georg Huntemann

Georg Hermann Huntemann (* 10. Juni 1929 in Bremen) ist ein evangelischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Huntemann ist der Sohn des Fabrikanten Heinrich Huntemann. Er studierte evangelische Theologie in Hamburg, Erlangen, Zürich, Tübingen, Göttingen und Bern. In Erlangen promovierte er 1953 zum Dr. phil. und 1957 in Bern zum Dr. theol. Er wurde 1957 in Bremen ordiniert. 1957/58 war er erstmalig Pastor der Martinikirche Bremen. Nach seiner Tätigkeit an der Bremer Rembertikirche bis 1967 und in der Epiphanias-Gemeinde kehrte er 1974 an die Martinikirche zurück und blieb dort bis zu seiner Emeritierung 1987. Er hat die Martinigemeinde nachhaltig geprägt. Die bis heute gültige Ordnung der Gemeinde geht maßgeblich auf seine Vorstellungen zurück. Traditionell hält er jedes Jahr zu Silvester den Gottesdienst in St. Martini.

Seit 1970 war er Professor für Ethik und Apologetik an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel (STH) und seit 1985 an der Evangelische Theologische Faculteit, Leuven (ETF). Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der STH Basel (gegründet als FETA) und gehörte ihr bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2005 an.[1]

Huntemann war phasenweise aktiv in der Bekenntnisbewegung, insbesondere im Theologischen Konvent der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands. Sie gehörten zu einem Spektrum von Organisationen eines konservativ-evangelikalen Aufbruchs, der sich seit Mitte der 1960er Jahre in der Bundesrepublik vollzog.[2]

Die Wahl von Maria Jepsen im Jahr 1992 zur Bischöfin und somit ersten Frau an der Spitze einer evangelisch-lutherischen Kirche wurde schon im Vorfeld von konservativen und evangelikalen Theologen vehement kritisiert: Huntemann forderte die Pastoren auf, ihr das Abendmahl zu verweigern.[3] In einem 1998 erschienenen Buch setzte er seine scharfen Angriffe auf Jepsen als Bischöfin fort: Jepsen repräsentiere „das Modell eines gesellschaftlichen Anschlussverfahrens des Christentums an die gegenwärtige Realität dieser Gesellschaft“ und pervertiere mit diesem Ziel das Neue Testament. Der „gute, persönliche Wille“ Jepsens solle in keiner Weise bestritten werden, wenn Huntemann schreibt, dass „Frau Bischöfin Jepsen – religionsgeschichtlich gesehen – zum Totengräber einer Religion“ werde.[4]

Sein „Lieblingsphilosoph“ sei Martin Heidegger, erklärte er in einer Predigt Ende 2008.

Huntemann ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter.

Theologische Standpunkte

In seinen frühen Jahren war Huntemann ein Vertreter liberaler theologischer Ansichten. So erklärte er, die Jungfrauengeburt zu einer „Erfindung der Kirche“. Später vollzog sich ein grundlegender Wechsel in seinen Standpunkten. Einige Evangelikale sehen darin eine Bekehrung, Huntemann selbst vermeidet diesen Begriff jedoch, weil er der Ansicht ist, dass der Mensch aus eigener Kraft nicht fähig ist, sich Gott zuzuwenden. Seither vertritt er einen konservativen Evangelikalismus. In reformierter-calvinistischer Tradition lässt er konsequent nur die Bibel als Erkenntnisquelle gelten. Dementsprechend bekennt er sich zur Authentizität der biblischen Wunder und lehnt Neuerungen wie beispielsweise die Frauenordination ab.

Schriften (Auswahl)

  • Die Selbstzerstörung des Christentums überwinden. Hänssler, Neuhausen/Stuttgart 1998, ISBN 3-7751-2930-8.
  • Biblisches Ethos im Zeitalter der Moralrevolution. Holzgerlingen 1999. *Gottes Gebot oder Chaos - was bringt Europas Zukunft? Der politische Auftrag des Christen in der sogenannten Wendezeit. Lahr 1992.
  • Der andere Bonhoeffer: die Herausforderung des Modernismus. Wuppertal/Zürich 1989.
  • Der Himmel ist nicht auf Erden: vom Elend des Protestantismus. Herford 1986.
  • Ideologische Unterwanderung in Gemeinde, Theologie und Bekenntnis. Bad Liebenzell 1985.
  • Die verratene Reformation. Bremen 1983.
  • Diese Kirche muss anders werden! Ende der Volkskirche - Zukunft der Bekenntniskirche. Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell 1979, ISBN 3-88002-080-9.
  • § 218: um Leben oder Tod der Ungeborenen. Basel 1972.
  • Aufstand der Schamlosen: Das christliche Ethos angesichts der sexuellen Revolution. Wuppertal 1971.
  • Autorität oder Chaos.  Wuppertal 1971.
  • Angriff auf die Moderne: Christusglaube zwischen gestern und morgen. Wuppertal 1966.

Literatur

  • Otto Müller-Benedict, Hartwig Ammann: Bremer Pfarrerbuch: Die Pastoren, biographische Angaben Bd. 2, S. 86. Hauschild Verlag, Bremen 1996, ISBN 3-929902-96-6.
  • Reinhard Scheerer: Bekennende Christen in den evangelischen Kirchen Deutschlands 1966–1991. Geschichte und Gestalt eines konservativ-evangelikalen Aufbruchs. Haag und Herchen, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-86137-560-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christian Frei: Georg Huntemann, einer der markantesten und originellsten Theologen wird 80. In: STH-Postille 3, S. 3.
  2. Reinhard Scheerer: Bekennende Christen in den evangelischen Kirchen Deutschlands 1966-1991. Geschichte und Gestalt eines konservativ-evangelikalen Aufbruchs. Haag und Herchen, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-86137-560-5, S. 17ff.
  3. Rainer Hering: Frauen auf der Kanzel?
  4. Huntemann: Die Selbstzerstörung des Christentums überwinden. S. 16.

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