Georgius Koppehele

Georgius Koppehele
Epitaph des Georgius Koppehele
„Wappen“ (Siegel?) des Georgius Koppehele nach der Darstellung in seinem Epitaph. Die Motivwahl steht höchstwahr- scheinlich im Bezug zu barocker Vanitas-Symbolik.

Georg (latinisiert: Georgius) Koppehele, auch fälschlicherweise Georg von Koppehel genannt (* 1538 in Gräfendorf; † 16. Dezember 1604 in Magdeburg), war ein deutscher Theologe und Gründer der George Koppehele’schen Familienstiftung.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Georg Koppehele wurde als eines von fünf Kindern des Gräfendorfer Richters und Bauern Johann Koppehele (ca. 1490-1550) geboren. Über seine Jugend ist nichts weiter bekannt. Zur höheren schulischen Ausbildung besuchte er höchstwahrscheinlich die Lateinschule in Jüterbog.

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird er am 6. Juni 1559, an dem er sich zusammen mit vier anderen Jüterbogern als Student an der Universität Wittenberg immatrikulierte [1]. Ein weiteres Studium, von dreijähriger Dauer, folgte ab 1566 [2], vermutlich an einer anderen Universität. Ob es sich hierbei um ein Studium der Theologie oder möglicherweise eines anderes Faches (Rechtswissenschaften?) handelte, ist nicht geklärt.

Wann Koppehele in den Kirchendienst des seit 1567 zum Protestantismus konvertierten Magdeburger Domkapitels eintrat, ist nicht bekannt. Der erste urkundliche Beleg, in dem Koppehele als kirchlicher Würdenträger erscheint, datiert aus dem Jahr 1581 [3]; hier wird er als summus vicarius, d.h. oberster Vikar des Domes bezeichnet. 1585 wird er in der von Siegfried Saccus für den verstorbenen Magdeburger Domherren Franz von Königsmarck verfassten Leichenpredigt als „Jürgen Kopheil“ genannt. 1589 tritt er als Testamentsvollstrecker eines weiteren Magdeburger Domherren, Werner von Plotho, auf. Auf dessen Grabstein im Magdeburger Dom wird er entsprechend als Testamentsvollstrecker und summus vicarius erwähnt.

Am 14. Juli 1589 immatrikulierte sich Koppehele erneut an der Universität Wittenberg[4]. Ob es sich hierbei um ein weiteres Studium oder um eine Fortsetzung eines der beiden vorherigen handelt, konnte noch nicht ermittelt werden. Im Februar 1590 erscheint Koppehele als lector und unter dem Namen „Gürgen Koppeheil“ erneut in einer Leichenpredigt von Saccus, gehalten auf den verstorbenen Domherren Georg von Plotho. Das 1595 aufgesetzte Testament des Domherren Hans von Lossow bestimmt „Georgen Kophehl Semmelmeistern der ertzbischoflichen Kirchen zw Magdeburgk“ zum wiederholten Male zum Testamentsvollstrecker. Von Lossow verschied jedoch erst im Jahre 1605, nach Koppeheles Tod. Gegen Ende seines Lebens hatte Georgius Koppehele zusätzlich zu seinen Domämtern den Posten eines Canonicus bzw. Stiftherrn an der erzbischöflichen Hofkapelle und Kollegiatstift St. Gangolf inne. Sein im Magdeburger Dom befindliches Epitaph nennt folgende Ämter: Canon[i]c[us] ad S[anctum] Gangolphu[m] sub aula arche[pisco]p[a]li sum[m]us vicari[us] et subcustos metropolitanae Magdeburge[n]sis ecclesiae („Kanonikus bei St. Gangolf am erzbischöflichen Hof sowie oberster Vikar und Unter-Kustos des Magdeburger Doms“).

Koppehele verfügte in seinem Testament, dass sein Vermögen nicht angegriffen werden dürfe, sondern aus den jährlich aufkommenden Zinsen Stipendien und Unterstützungen an die Nachkommen seiner Geschwister ausgezahlt werden sollen; das Original des Testaments ging indes bei der Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg verloren.

Koppeheles frühbarockes Bronzeepitaph befand sich ursprünglich im Nordflügel des Domkreuzganges des Magdeburger Doms über dem Querhausportal (an der Außenseite). Gegenwärtig ist es im Inneren an der Südwand des Doms angebracht. Es zeigt Georgius Koppehele in Amtsrobe vor dem Christuskreuz und seinem „Wappen“ kniend mit zum Gebet erhobenen Händen. Die Herstellung der Gussformen für das Epitaph wird dem bedeutenden Bildhauer Sebastian Ertle zugeschrieben.

Familie

Schäferfiguren am Magdeburger Dom (Reproduktionen aus dem frühen 19. Jahrhundert nach Originalen um 1240)

Die Familie Koppehele soll ursprünglich aus Flandern stammen und den Namen „de Coppenolle“ oder Coppenelle geführt haben. Sie soll zu den Flamen gehört haben, die sich nach verheerenden Sturmfluten im 12.-13. Jahrhundert an der Deutschen Ostsiedlung beteiligten, nach welchen Siedlern der Landstrich Fläming später auch seinen Namen erhielt.

Ein Vorfahre des Georgius Koppehele war der um 1240 lebende ebenfalls aus Gräfendorf stammende Schäfer Thomas Koppehele, der nach einer noch heute im Magdeburger Raum kursierenden Sage (Sage vom Schäfer am Magdeburger Dom) beim Hüten von Schafen einen Goldschatz gefunden haben soll. Diesen habe er dem damaligen Magdeburger Erzbischof gestiftet, der hiermit - so will es die Sage - den Bau des Magdeburger Doms erheblich vorantreiben konnte. Aus Dankbarkeit habe der Erzbischof das steinerne Bild des Schäfers und seines Knechts mit den Hunden über der sogenannten Paradiespforte, dem nördlichen Eingang des Domes, anbringen lassen, wo es heute noch zu sehen ist. Das Epitaph des Georgius Koppehele hing ursprünglich in der gleichen Raumachse, in der sich auch die Paradiespforte sowie die Schäfergruppe befinden.

Bekannte Nachfahren der Geschwister des Georgius Koppehele (und somit zum Kreis der Begünstigten der George Koppehele’schen Familienstiftung gehörig) sind beispielsweise die Mitglieder der Potsdamer Architektenfamilie Krüger, zu deren bedeutendsten die Maler und Architekten Andreas Krüger (1719-1759), dessen Neffe Andreas Ludwig Krüger (1743-1822), sowie Friedrich Ludwig Carl Krüger (* 1770), Sohn des letzteren, zählen.

Literatur

  • C.L.Brandt: Der Dom zu Magdeburg, Magdeburg 1863, S. 42 f. e-Buch
  • K.W. Emmermacher: Art. Koppehele. In: Lexikon deutscher Familien. Beilage zur Monatsschrift „Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete“ (Begr. 1924 von P. W. Böhme). Bearb. v. Albert Eberhardt Stange, Bogen 12, Görlitz (Starke) o.J. (um 1935)
  • Karl Eduard Förstemann: Neue Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschung, Bd. 6,1, Halle/ Nordhausen 1841, S. 56-59 [zur Schäfergruppe am Magdeburger Dom, der Schäfersage, der Familie Koppehele und der Stiftung] e-Buch
  • Gerlinde Kühn: Georgius Coppehele (1538 - 1604) aus Gräfendorf : Gründer der Koppehl'schen Familienstiftung; die Stiftungsverwaltung im Wandel der Jahrhunderte, Staufenberg 2005, 44 S. (Manuskript-Druck im Selbstverlag) ISBN 3-00-016188-0
  • Wilhelm Leinung: Aus Magdeburgs Sage und Geschichte, Magdeburg 1894, S. 76
  • Johannes Lorenz: Erläuterungen zu den bisher bekannten Daten aus dem Leben Georg Koppeheles, Berlin 1938 [Berlin NW 21, Birkenstr. 28, Familienverb. d. Geschlechts d. Koppehele, A. Demgensky] Umfang/Format: 13 gez. Bl.;
  • Johannes Lorenz: Die Magdeburger Schäfersage, in: Montagsblatt. Das Heimatblatt Mitteldeutschlands (Wissenschaftliche Beilage zur Magdeburgischen Zeitung) 80. Jg. (1938), Nr. 20 (S. 153 ff.; vom 16. Mai 1938)
  • Johannes Lorenz: Georg Koppehele und seine Familienstiftung, in: Montagsblatt. Das Heimatblatt Mitteldeutschlands (Wissenschaftliche Beilage der Magdeburgischen Zeitung) 82.Jg (1940), Nr. 2 (vom 22. Januar 1940)
  • Herbert Wegener: Vier bzw. fünf Generationen Familie Koppehele im Raum Jüterbog, Nachkommen von Johann Koppehele in Gräfendorf, Berlin 1994 (Manuskript-Druck im Selbstverlag)
  • Gottfried Wentz/ Berent Schwineköper: Das Erzbistum Magdeburg. 1. Band, Teil 1: Das Domstift St. Moritz in Magdeburg. XVIII, 587 Seiten. Göttingen 1972. 1. Band, Teil 2: Die Kollegiatstifte St. Sebastian, St. Nicolai, St. Peter und Paul und St. Gangolf in Magdeburg. IV, Seiten 588-1026. Göttingen 1972.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Album Academiae Vitebergensis Bd. I, S. 361b
  2. Eine auf das Jahr 1566 datierte Urkunde (STAM Rep. U3, St. Nicolai, D 15, S.1) bescheinigt, daß Koppehele die Einkünfte des Lehens ’’Omnium sanctorum’’ „uff drey Jar ... zu seinem studio“, also befristet als Stipendium überlassen wurden.
  3. STAM Rep. U 4c Niederndodeleben, Nr. 28
  4. Album Academiae Vitebergensis Bd. II, S. 450b

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