- Gerhard Wurzbacher
-
Gerhard Wurzbacher (* 31. Juli 1912; † 1. April 1999) war ein deutscher Soziologe, zuletzt Ordinarius an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Wurzbacher war zunächst Professor der Soziologie in Kiel und seit 1965 bis zu seiner Emeritierung 1979 Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie und Sozialanthropologie der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg (an der ehemaligen Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg). Er war Zweitmitglied der Philosophischen Fakultät in Erlangen, Mitgründer des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums (SFZ) in Nürnberg und Angehöriger der Rotarier. Ihm fiel die schwierige Aufgabe zu, die Reputation eines Lehrstuhls zurückzugewinnen, welche durch den hochkarätigen NS-Rassisten Karl Valentin Müller, wie ihn Theodor W. Adorno in einem Memorandum nannte, beschädigt worden war.
Namhafte Schüler sind Dieter Blaschke, Gudrun Cyprian, Hans-Peter Frey, Friedrich Heckmann, Renate Mayntz und Gerhard Schulze.
Wissenschaftlicher Ansatz
Gerhard Wurzbacher hat innerhalb der allgemeinen Soziologie einen erkenntnisleitenden Ansatz herausgearbeiteten, der für eine Vielzahl spezieller Soziologien, wie die Soziologie der Entwicklungsländer, Familiensoziologie, Medizinsoziologie oder auch Organisationssoziologie bedeutsam ist. Dabei geht es um den Menschen als soziales und personales Wesen.
Forschungsschwerpunkte
Hervorgetreten ist Gerhard Wurzbacher in der Familiensoziologie und der Soziologie der Entwicklungsländer. Für seine Forschungen in den Bereichen Sozialisation sowie Familien- und Jugendsoziologie ist er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Auch war Wurzbacher langjähriges Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesfamilienministeriums.
Publikationen (Auswahl)
- Leitbilder gegenwärtigen deutschen Familienlebens, Enke, Stuttgart 1954
- Die junge Arbeiterin, Juventa, München 1958
- Der Mensch als soziales und personales Wesen, Enke, Stuttgart 1961
- Das Dorf im Spannungsfeld industrieller Entwicklung. Untersuchung an den 45 Dörfern und Weilern einer westdeutschen ländlichen Gemeinde, Schriftenreihe des UNESCO-Institutes für Sozialwissenschaften, ²1962
- (Hg.): Der Mensch als soziales und personales Wesen, Bd. 1, Beiträge zu Begriff und Theorie der Sozialisation aus der Sicht von Soziologie, Psychologie, Arbeitswissenschaft, Medizin, Pädagogik, Sozialarbeit, Kriminologie, Politologie. [1963], Enke, Stuttgart ³1974
- Gesellungsformen der Jugend, Juventa, München 1965
- (Hg.): Der Mensch als soziales und personales Wesen, Bd. 3, Die Familie als Sozialisationsfaktor, [1968], Enke, Stuttgart ²1977
Literatur
- Gesa Büchert / Harald Fuchs / Peter Löw (Hgg.), Kleine Geschichte einer großen Fakultät. 75 Jahre Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Nürnberg, Nürnberg, ISBN 3-87191-201-8
- Das Sozialwissenschaftliche Forschungszentrum als interdisziplinäres Forschungsinstitut. Kolloquium zum 80. Geburtstag von Gerhard Wurzbacher, Schriftenreihe des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg 1993, ISSN 0944-9000
- Reinhard Wittenberg, Soziologie in Nürnberg. Forschung und Lehre zwischen 1919 und 2000, Roderer, 2001, ISBN 3-897-83269-0
Weblinks
Wikimedia Foundation.