Geräuschlose Kriegsfinanzierung

Geräuschlose Kriegsfinanzierung

Unter der geräuschlosen Kriegsfinanzierung versteht man die Kriegsfinanzierung der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg.

Bereits vor Beginn des Krieges waren das Staatsdefizit des Deutschen Reiches und seine jährliche Neuverschuldung bedingt durch das Deficit Spending und die Kriegsvorbereitungen hoch. Hinzu kamen verdeckte Staatsschulden in Form der Öffa-Wechseln und Mefo-Wechseln. Mit Kriegsbeginn stieg der Finanzbedarf zusätzlich an.

Die Deckung der Kriegskosten über Kriegsanleihen war durch die Erfahrung der Bevölkerung mit der vollständigen Entwertung der Kriegsanleihen des ersten Weltkriegs in der Hyperinflation massiv erschwert. Die Regierung musste damit rechnen, dass Kriegsanleihen nicht im notwendigen Maße gezeichnet werden würden.

Die Gleichschaltung der Sparkassen, Banken und Versicherungen erlaubte jedoch eine "geräuschlose Kriegsfinanzierung". Die Finanzdienstleistungsunternehmen wurden verpflichtet, Staatsanleihen zu zeichnen oder Staatskredite zu geben. Damit schöpfte der Staat einen Teil der Guthaben ab und nutzte sie für die Bezahlung von staatlichen Aufträgen, aber auch zum Einkauf von Waffen und anderem Kriegsmaterial. Der Staat verschuldete sich zusehends bei den Banken. Die Bevölkerung spürte von diesen Vorgängen nichts. Durch den Lohn- und Preisstopp wurde Geldwertstabilität vorgetäuscht.

Da es nicht genug Produkte zum Kaufen gab, wurde das überschüssige Geld (Kaufkraftüberhang) wieder bei den Banken angelegt. Hier konnte es wieder bei Bedarf durch den Staat abgeschöpft werden. Zusätzlich förderte der Staat das Sparen, z.B. mit der Aktion Eisernes Sparen.

Dieser Kreislauf funktionierte allerdings nur bis Mitte 1943. Die militärischen Rückschläge ließen das Vertrauen der Deutschen schwinden und es wurden verstärkt Geldeinlagen an den Bankschaltern zurückgefordert und das Geld gehortet.[1] Diese Forderungen konnten die Banken allerdings nicht ohne weiteres bedienen, da das Geld ja an den Staat verliehen war und für militärisches Gerät, welches zum Großteil vernichtet wurde, verbraucht wurde. Infolge dessen stieg man um auf die Finanzierung über die Notenpresse, also das Drucken von Banknoten, was zu einer sehr hohen versteckten Inflation führte.

Einzelnachweise

  1. Hans Pohl: Wirtschaft, Unternehmen, Kreditwesen, soziale Probleme: ausgewählte Aufsätze, Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte: Beihefte, 2005, ISBN 3515085831, Seite 1043, Online

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