- Geschichte Karthagos
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Dieser Artikel behandelt die Geschichte der antiken Handelsrepublik Karthago; zur nachfolgenden Geschichte der Stadt siehe den Hauptartikel Karthago.
Inhaltsverzeichnis
Gründung Karthagos
Karthago wurde im 8. oder 9. Jahrhundert v. Chr. von phönizischen Siedlern aus Tyros gegründet. In Abgrenzung zur älteren Utica nannten sie die Stadt Qart-Hadašt, was „neue Stadt“ bedeutet. Die antike Überlieferung datiert die Gründung Karthagos auf das Jahr 814 v. Chr. Die ersten archäologischen Funde lassen sich auf die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. datieren, weshalb einige Historiker diese literarische Tradition ablehnen und die Gründung der Stadt in die Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. datieren.
Die Gründungslegende Karthagos berichtet, wie die phönizische Prinzessin Elissa (bei den Römern als Dido bekannt), die Schwester des tyrischen Königs Pygmalion, vor ihrem machtgierigen Bruder floh und an der afrikanischen Küste landete. Der ortsansässige Häuptling versprach ihr soviel Land, wie sie mit einer Kuhhaut umspannen könne. Dido schnitt daraufhin die Kuhhaut in hauchdünne Streifen, legte sie aneinander und konnte so ein großes Stück Land markieren. Dieser Küstenstreifen bildete, so die Legende, die Byrsa, die Keimzelle Karthagos. Nach der Gründung Karthagos habe sich Elissa selbst auf einem Scheiterhaufen geopfert, um der Stadt Wohlstand zu garantieren. Nach Vergils Aeneis besuchte Aeneas, der sagenhafte Stammvater der Römer, Dido in Karthago. Das Epos schildert, wie Dido sich in Aeneas verliebt. Als dieser auf Geheiß des Jupiter abreist, tötet Dido sich selbst auf einem Scheiterhaufen. Doch zuvor schwört sie Rache und schafft so die Grundlage für den späteren Konflikt zwischen Rom und Karthago.
Aufstieg Karthagos
Die ersten zwei Jahrhunderte war Karthago noch von seiner Mutterstadt Tyros abhängig. Als das phönizische Mutterland im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Persern erobert wurde, löste sich Karthago vom Einfluss Tyros'. Die phönizischen Städte waren nun nicht mehr in der Lage, den Schutz ihrer Kolonien in Übersee zu garantieren. Daher konnte Karthago ab Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. die Führungsrolle über die phönizischen Städte des westlichen Mittelmeers übernehmen und entwickelte sich zu einer bedeutenden See- und Handelsmacht. Die punischen Seefahrer unternahmen weite Entdeckungsreisen. Im 5. Jahrhundert v. Chr. erkundete der Admiral Hanno die afrikanische Westküste und gelangte wohl bis zum Golf von Guinea. Man nimmt an, dass Schiffe aus Karthago (unter Himilkon) bis nach Britannien segelten, um die dortigen Zinnvorkommen zu erschließen.
Unter Mago I. und seinen Nachfolgern, den Magoniden, begann Karthago eine koloniale Expansionspolitik. Die Karthager gründeten Kolonien auf den Balearen, Korsika, Sardinien, an der nordafrikanischen und südwestlichen Küste Spaniens. Cossyra (Pantelleria), Malta (das die Phönizier Malet, die Römer Melite nannten) und Sizilien hatten als Stützpunkte für die Sicherung der Handelswege außerordentliche Bedeutung.
Konflikt mit den Griechen
Die größte Bedrohung für den Aufbau eines karthagischen Imperiums waren die griechischen Kolonien, vornehmlich Nikaia (Nizza) und Syrakus. Aber bereits im 6. Jahrhundert wehrten die Karthager/Punier mit Hilfe der Etrusker einen Angriff der Phoäker auf Sardinien ab. 480 v. Chr. führten die Karthager erstmals einen Feldzug gegen Gelon, den Tyrannen von Syrakus, der versuchte, die Insel unter seine Kontrolle zu bringen. Bei Ephoros von Kyme taucht die Behauptung auf, dass sich die Karthager mit dem Perserkönig Xerxes I., der im gleichen Jahr einen Feldzug gegen Athen und Sparta führte, verbündet hätten, doch ist dies wenigstens zweifelhaft und womöglich eine Beurteilung ex eventu; am wahrscheinlichsten dürfte sein, dass die Punier auf die Ausschaltung ihrer alten Rivalen aus waren. Die Offensive der Punier auf Sizilien scheiterte jedoch, als das von Hamilkar geführte karthagische Heer in der Schlacht bei Himera besiegt wurde. Die vernichtende Niederlage beendete die aggressive Expansion Karthagos im Mittelmeer. In der Folgezeit konzentrierte sich Karthago darauf, die territoriale Kontrolle in Afrika auszubauen. Gleichzeitig fokussierte sich der Handel mehr auf den westlichen Mittelmeerraum.
409 v. Chr. hatte sich Karthago von der Niederlage erholt und versuchte unter Hannibal Sizilien zu erobern. Die Karthager konnten Selinus und Himera unter ihre Kontrolle bringen. Durch die Aufnahme der griechischen Städte in seinen Machtbereich wurde Karthago einem starken Einfluss der griechischen Kultur ausgesetzt. Ein Feldzug gegen Syrakus im Jahr 405 v. Chr. misslang, weil das karthagische Heer durch eine Epidemie, der auch Hannibal Mago zum Opfer fiel, geschwächt wurde. Karthago und Syrakus unterzeichneten einen Friedensvertrag, der jedoch bereits 398 v. Chr. von Dionysios I., dem neuen Tyrannen von Syrakus, gebrochen wurde. Die Karthager schlugen Dionysios' Angriff zurück, eroberten Messina und belagerten erfolglos Syrakus.
Ein dritter Krieg gegen Syrakus folgte 315 v. Chr., als Agathokles von Syrakus die karthagischen Besitzungen auf Sizilien angriff. Der Gegenschlag Karthagos war erfolgreich; Die Karthager eroberten den größten Teil der Insel und belagerten Syrakus. 310 v. Chr. fasste Agathokles den verzweifelten Entschluss, die Blockade zu durchbrechen und mit Hilfe griechischer Söldner, die der Makedone Ophellas geworben hatte, den Feind in Afrika anzugreifen. Karthago musste sein Heer aus Sizilien zurückrufen und schlug Agathokles’ Expeditionsheer. Dennoch konnte Agathokles einen Friedensvertrag aushandeln, der ihm die Herrschaft über den östlichen Teil Siziliens sicherte.
Konflikt mit Rom – die drei Punischen Kriege
In zwei Verträgen aus den Jahren 348 v. Chr. und 306 v. Chr. grenzten Karthago und das aufstrebende Rom ihre Interessensphären ab. Die Karthager verpflichteten sich darin, sich aus Italien fernzuhalten, während die Römer dafür den Karthagern Sizilien überließen. Die Expansion Roms und Interessenkonflikte um Sizilien führte zu einem Konflikt der beiden Mächte, der in den drei Punischen Kriegen ausgetragen wurde.
Der Erste Punische Krieg (264-241 v. Chr.) begann, als die Römer den Mamertinern, einer Gruppe von italischen Söldnern in Messina, zur Hilfe kamen. Die Kriegsentscheidung fiel letztendlich auf See, auch wenn es zu Kämpfen auf Sizilien und in Nordafrika kam. Die Römer fürchteten die schnellen, seetüchtigen und gut bewaffneten karthagischen Kriegsschiffe, die die Griechen Penteren und die Römer Quinqueremen nannten. Erst als ein karthagisches Schiff vor Italien strandete, konnten die Römer durch Nachbau der karthagischen Schiffe technologisch gleichziehen. Da die Römer zugleich die Schiffe mit Enterbrücken (Corvus) ausrüsteten und mit Fußsoldaten bemannten, waren sie im Kampf den Karthagern dann sogar überlegen. Nachdem die Römer die karthagische Flotte in der Schlacht bei den Ägatischen Inseln vernichtend geschlagen hatten, musste Karthago 241 v. Chr. Sizilien, später auch Sardinien und Korsika, an Rom abtreten.
In der Folgezeit versuchte Karthago seinen Machtbereich in Spanien auszuweiten. Die grundlegenden Spannungen mit Rom bestanden nach wie vor, so dass die Eroberung des mit Rom verbündeten Sagunt zum Zweiten Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) führte. Der Feldherr Hannibal überquerte mit 38.000 Soldaten und 37 Kriegselefanten die Alpen und fiel in Italien ein, wo er den Römern in den Schlachten am Trasimener See und bei Cannae schwere Niederlagen zufügte. Obwohl zahlreiche italische Bundesgenossen Roms die Seiten gewechselt hatten, konnte Hannibal, vom Nachschub abgeschnitten, Rom nicht ernsthaft gefährden. Unter Scipio Africanus dem Älteren erzielten die Römer Erfolge in Spanien. 204 v. Chr. landete Scipio schließlich in Nordafrika und zwang damit Hannibal zur Rückkehr. In der Schlacht von Zama wurde Karthago entscheidend besiegt. 201 v. Chr. musste sich Karthago einem harten Friedensvertrag fügen. Karthago musste Spanien an die Römer abtreten, seine Kriegsflotte aufgeben, Tribute zahlen und durfte nur noch mit der Genehmigung Roms Kriege führen. Damit hatte Karthago seinen Status als Großmacht verloren.
Karthago erholte sich zwar wirtschaftlich von der Kriegsniederlage, musste sich aber in der Folgezeit mit der aggressiven Expansion der benachbarten Numider unter König Massinissa auseinandersetzen. Nach Plünderungen Massinissas auf karthagischem Gebiet schlug Karthago 150 v. Chr. zurück, was Rom einen Vorwand lieferte, Karthago im Dritten Punischen Krieg (149-146 v. Chr.) endgültig zu zerstören.
Siehe auch: Punische Kriege
Berühmte Karthager
- Hanno, Himilkon, Hamilkar, Hannibal, Hasdrubal
- Adherbal, Hannibal Gisko
- Publius Terentius Afer, römischer Dichter; Sophonisbe
Siehe auch: Liste der Herrscher Karthagos, Phönizier
Literatur
- Collette und Gilbert Charles-Picard: Karthago. Leben und Kultur, Reclam, Stuttgart 1983, ISBN 3-15-010316-9.
- Winfried Elliger: Karthago. Stadt der Punier, Römer, Christen, Kohlhammer, Stuttgart 1990, ISBN 3-17-010185-4.
- Werner Huß: Karthago, Beck Verlag, München 1995, ISBN 3-406-39825-1.
- Walter Ameling: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, Beck Verlag, München 1993, ISBN 3-406-37490-5.
- Winfried Schumacher u. Peter Wülfing: Karthago und die Römer, Diesterweg, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-425-04706-X.
- Klaus Zimmermann: Rom und Karthago, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-15496-7.
Weblinks
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