Gharial

Gharial
Gangesgavial
Gangesgavial (Gavialis gangeticus)

Gangesgavial (Gavialis gangeticus)

Systematik
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Ordnung: Krokodile (Crocodilia)
Familie: Gaviale (Gavialidae)
Gattung: Echte Gaviale (Gavialis)
Art: Gangesgavial
Wissenschaftlicher Name
Gavialis gangeticus
(Gmelin, 1789)

Der Gangesgavial, auch Gharial oder Echter Gavial (Gavialis gangeticus) ist der einzige heute noch lebende Vertreter der Gaviale (Gavialidae) innerhalb der Krokodile (Crocodilia). Er zeichnet sich vor allem durch seine lange schmale Schnauze aus, die mit schmalen Zähnen bestückt ist.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Männlicher Gangesgavial (Gut zu erkennen die Verdickung am Schnauzenende)

Der Gangesgavial kann bis zu 6,50 Meter lang werden, bleibt in der Regel aber deutlich kleiner. Kennzeichnend ist die lange schmale Schnauze mit einer Vielzahl von schmalen Zähnen, wobei die Zähne des Ober- und die des Unterkiefers versetzt stehen und bei geschlossenem Maul ineinander greifen. Das Schnauzenende weist eine Verdickung auf, diese ist bei den männlichen Tieren gut doppelt so groß wie bei den Weibchen. Die Färbung der Tiere variiert von einem hellen olivgrün bis zu einem hellbraun, der Rücken und der Schwanz sind mit dunkleren Banden und Flecken gezeichnet. Die Beine sind sehr schmal und eher schwach gebaut, dafür jedoch mit großen Schwimmhäuten besonders an den Hinterbeinen bestückt.

Verbreitung

Verbreitung

Der Gangesgavial lebt ausschließlich in den Flüssen des nördlichen indischen Subkontinents. Zu finden ist er nur im Bereich der Flüsse Brahmaputra, Irawadi, Bhima, Mahanadi, den Abflüssen des Kaladan sowie im namensgebenden Ganges. Damit umfasst sein Verbreitungsgebiet Teile von Nordindien, Pakistan, Nepal, Bangladesch, Bhutan und Burma.

Lebensweise

Gangesgaviale ernähren sich vorwiegend von Fischen, aus diesem Grunde ist ihre Schnauze wie eine lange Fischreuse ausgebildet. Vor allem größere Gaviale jagen jedoch auch nach anderen Beutetieren wie Wasservögeln oder kleineren Säugetieren. Angriffe auf Menschen sind bislang nicht glaubhaft beschrieben worden. Funde von menschlichen Gebrauchsgegenständen oder Schmuck in ihren Mägen werden häufig als Indizien dafür genutzt, dass sie Menschen anfallen oder die zum Begräbnis den Flüssen übergebenen Leichen fressen, wahrscheinlich nehmen sie die Gegenstände allerdings gemeinsam mit anderen harten Materialien als Magensteine sekundär auf. Er zählt zu den vom Aussterben bedrohten Arten.

Zur Fortpflanzungszeit graben die Weibchen Nisthöhlen in Sandbänke oder Flussinseln. Ein Gelege der Tiere umfasst je nach Region und Größe zwischen 28 und 45 Eier.

Bedrohung

Der Gangesgavial gilt nach der Roten Liste gefährdeter Arten 2007 der Weltnaturschutzunion IUCN als stark bedroht (critically endangered)[1]. Nach Angaben der IUCN geht der Bestand dieser Spezies seit Jahren dramatisch zurück. So schrumpfte die Gesamtpopulation der ausgewachsenen Gangesgaviale von 436 Tiere im Jahr 1997 auf nur noch 182 Tiere im Jahr 2006. Dies entspricht einem Rückgang der Population um 58 Prozent in nur neun Jahren bzw. einer Generation. Nach sehr vorsichtigen Schätzungen schrumpfte der Gesamtbestand der Gangesgaviale in einer Periode von nur drei Generationen (von 1946 bis 2006) um 96 bis 98 Prozent.

Die Ursachen des drastischen Niedergangs der Gangesgaviale sind vielfältig. Zu nennen sind Überjagung aufgrund der Jagd nach Häuten und Trophäen, Sammeln der Eier als Delikatesse zum Verzehr, Abschlachten der Tiere durch Ureinwohner zur Herstellung von Naturmedizin bzw. durch Fischer zur Beseitigung von Konkurrenz um essbare Fische. Eine noch größere Bedrohung geht jedoch von den massiven Eingriffen der Menschen in den Lebensraum der Tiere aus. Die Anlage von Staudämmen, Bewässerungskanälen, sowie die damit zusammenhängende Trockenlegungen und Verschlammungen, aber auch die Änderung bzw. Begradigung von Flussläufen, künstliche Eindeichung und extensive Agrikultur und Nutztierhaltung an den Flüssen führten zu einem exzessiven und irreversiblen Verlust an Uferhabitaten. Diese Bedrohungen für das Überleben der Gangesgaviale nehmen weiter zu und gehen einher mit dem Niedergang weiterer in diesen Biotopen ansässigen Spezies, so z. B. dem Gangesdelfin (Platanista gangetica) oder dem Dieb- oder Sumpfkrokodil (Crocodylus palustris), sowie vieler Wasservögel, Wild- und Fischspezies, wie z. B. des Nationalfischs von Bangladesch Hilsa (Hilsa illisha).

Literatur

  • Charles A. Ross (Hrsg.): Krokodile und Alligatoren - Entwicklung, Biologie und Verbreitung, Orbis Verlag Niedernhausen 2002
  • Trutnau, L (1994): Krokodile: Alligatoren, Kaimane, Echte Krokodile und Gaviale. Neue Brehm Bücherei Band 593, Westarp Wissenschaften, Magdeburg.
  • Trutnau, L. & R. Sommerlad (2006): Krokodile. Biologie und Haltung. Edition Chimaira, Frankfurt am Main.

Einzelnachweise

  1. http://www.iucnredlist.org/search/details.php/8966/summ The IUCN Red List of Threatened Species (2007): Gavialis gangeticus – Critically Endangered

Weblinks


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