Horst Herrmann

Horst Herrmann

Horst Herrmann (* 1. August 1940 in Schruns, heute Österreich) ist ein deutscher Kirchenrechtler und Kirchenkritiker, Soziologe und Schriftsteller sowie Entwickler der Mandatssteuer zur Kirchenfinanzierung.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Horst Herrmann, im vorarlbergischen Schruns geboren, wuchs im württembergischen Tuttlingen auf. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums studierte er katholische Theologie in Tübingen, Bonn, München und Rom.

Er wurde 1970 zum Professor für katholisches Kirchenrecht an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster berufen. Nach Auseinandersetzungen um seine Forschung und Lehre wurde ihm 1975 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Dies war der erste Fall dieser Art in der Bundesrepublik Deutschland. Nach jahrelangen neuen Streitigkeiten (erstes und einziges so genanntes Lehrbeanstandungsverfahren der Deutschen Bischofskonferenz) und der kirchenoffiziellen Verurteilung (auch durch die Kurie) wegen Abweichung (vor allem in Sachen „Stiftung der katholischen Kirche durch Jesus von Nazareth“) trat er 1981 aus der Kirche aus, wechselte in den Fachbereich Sozialwissenschaften und hatte an der Universität Münster bis zu seiner Emeritierung 2005 einen Lehrstuhl für Soziologie inne. Dort forschte er in von ihm geprägten Richtungen wie der feministisch-infantistischen Väterforschung („Paternologie“) sowie der Soziologie der Partnerschaft („Synontologie“) und der Foltermentalitäten und -methoden („Trochologie“).

Horst Herrmann ist seit 1977 Mitglied des P.E.N. Außerdem war er Herausgeber der im Münchner Goldmann Verlag erschienenen „Bibliothek des Querdenkens“. Unter dem Pseudonym Peter Simon veröffentlichte er auch zwei Kriminalromane, die im Umfeld des Vatikans spielen. Von ihm als Publizist liegen zahlreiche Bücher und Beiträge zu religions- und patriarchatskritischen Themen vor, die auch in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

Werke (Auswahl)

  • Die Stellung unehelicher Kinder nach kanonischem Recht. Grüner, Amsterdam 1971
  • Der priesterliche Dienst IV. Kirchenrechtliche Aspekte der heutigen Problematik. Herder (QD 49), Freiburg im Breisgau 1972
  • Ehe und Recht. Versuch einer kritischen Darstellung. Herder (QD 58), Freiburg im Breisgau 1972
  • Kleines Wörterbuch des Kirchenrechts. Für Studium und Praxis. Herder, Freiburg im Breisgau 1972
  • Ein unmoralisches Verhältnis. Bemerkungen eines Betroffenen zur Lage von Staat und Kirche in der Bundesrepublik Deutschland. Patmos, Düsseldorf 1974
  • Die sieben Todsünden der Kirche. Mit einem Nachwort von Heinrich Böll. Bertelsmann, München 1976
  • Savonarola. Der Ketzer von San Marco. Bertelsmann, München 1977
  • Ketzer in Deutschland. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1978
  • Martin Luther. Eine Biographie. Bertelsmann, München 1983
    • 3. Aufl. als: Martin Luther. Ketzer und Reformator, Mönch und Ehemann. Orbis-Verlag, München, 1999, ISBN 3-572-10044-5
    • 4. Aufl. als: Martin Luther – Eine Biographie. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin, 2003, ISBN 3-7466-1933-5
  • Vaterliebe. Ich will ja nur dein Bestes. Rowohlt, Reinbek 1989
  • Die Angst der Männer vor den Frauen. Konkret, Hamburg 1989
  • Die Kirche und unser Geld. Daten – Tatsachen – Hintergründe. Rasch und Röhring, Hamburg 1990
  • Der Anti-Katechismus. 200 Gründe gegen die Kirchen und für die Welt (mit Karlheinz Deschner). Rasch und Röhring, Hamburg 1991
  • Kirchenfürsten. Zwischen Hirtenwort und Schäferstündchen. Rasch und Röhring, Hamburg 1992
  • Kirchenaustritt – ja oder nein? Argumente für Unentschlossene. Rasch und Röhring, Hamburg 1992
  • Die Caritas-Legende. Wie die Kirchen die Nächstenliebe vermarkten. Rasch und Röhring, Hamburg 1993
  • Passion der Grausamkeit. 2000 Jahre Folter im Namen Gottes. Bertelsmann, München 1994
  • Was ich denke. Goldmann, München 1994
  • Johannes Paul II. beim Wort genommen. Eine kritische Antwort auf den Papst. Goldmann, München 1995
  • Thomas Müntzer heute. Versuch über einen Verdrängten. Klemm und Oelschläger, Ulm 1995, ISBN 3-9802739-7-0
  • Sex und Folter in der Kirche. 2000 Jahre Folter im Namen Gottes. Orbis, München 1998
  • Liebesbeziehungen – Lebensentwürfe. Eine Soziologie der Partnerschaft. Telos, Münster 2001, ISBN 3-933060-03-6
  • Begehren, was man verachtet. Männer haben Angst vor Frauen. Telos, Münster 2003, ISBN 3-933060-09-5
  • Kirche, Klerus, Kapital. Hintergründe einer deutschen Allianz. LIT, Münster 2003, ISBN 3-8258-6862-1
  • Lexikon der kuriosesten Reliquien. Vom Atem Jesu bis zum Zahn Mohammeds. Rütten & Loening, Berlin 2003, ISBN 3-352-00644-X
  • Die Heiligen Väter. Päpste und ihre Kinder. Aufbau TB, Berlin 2004, ISBN 3-7466-8110-3
  • Die Folter. Eine Enzyklopädie des Grauens. Eichborn, Frankfurt 2004, ISBN 3-8218-3951-1
  • Nero. Eine Biographie. Aufbau TB, Berlin 2005, ISBN 3-7466-1777-4
  • Johannes Paul II. Wahrer Mensch und wahrer Papst. Aufbau TB, Berlin 2005, ISBN 3-351-02605-6
  • Benedikt XVI. Der neue Papst aus Deutschland. Aufbau TB, Berlin 2005, ISBN 3-7466-2210-7
  • Agnostizismus. Freies Denken für Dummies. Wiley-VCH, Weinheim 2008, ISBN 978-3-527-70426-2
  • Allgemeinbildung für Dummies (gemeinsam mit Winfried Göpfert). Wiley-VCH, Weinheim 2010, ISBN 978-3-527-70512-2


Unter dem Pseudonym „Peter Simon“ sind erschienen:

  • Der Papst, die Prophezeiung und das Nest der Waschbären. Roman. Rütten & Loening, Berlin 1996
  • Im Vatikan ist die Hölle los. Roman. Rütten & Loening, Berlin 1998

Literatur

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Laudatio zur Verleihung des Mächler-Preises

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Horst (Vorname) — Horst ist ein männlicher Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Namenstag 3 Bekannte Namensträger 4 Häufigkeit und Verbreitung …   Deutsch Wikipedia

  • Herrmann — Verteilung des Nachnamens Herrmann in Deutschland (2005) Herrmann ist sowohl ein häufiger deutscher Familienname als auch ein früher häufiger, heute eher seltener männlicher Vorname. Herkunft und Bedeutung Als Schreibvariante von Hermann ist der… …   Deutsch Wikipedia

  • Horst Seehofer — Horst Lorenz Seehofer (* 4. Juli 1949 in Ingolstadt) ist ein deutscher Politiker (CSU). Seit Oktober 2008 ist er Ministerpräsident des Freistaates Bayern und Vorsitzender der CSU. Seehofer war von 1992 bis 1998 als Bundesminister für Gesundheit… …   Deutsch Wikipedia

  • Horst Seehofer — Horst Seehofer, en 2009. Mandats 20e …   Wikipédia en Français

  • Horst Eckel — en octobre 2004 …   Wikipédia en Français

  • Horst Keiling — (* 28. Juli 1934 in Dresden) ist ein deutscher Prähistoriker. Horst Keiling legte 1953 sein Abitur ab und begann ein Studium der Geschichte und der Ur und Frühgeschichte an der Humboldt Universität zu Berlin (HUB). 1957 bestand er die Diplom… …   Deutsch Wikipedia

  • Horst Siegel (Architekt) — Horst Siegel 1995 H. Zaglmeier, H. Siegel, R. Paulick, Halle Neustadt (1967) Horst Siegel (* 4. Mai …   Deutsch Wikipedia

  • Horst Szymaniak — Pas d image ? Cliquez ici. Biographie Nom Hors …   Wikipédia en Français

  • Horst Martinsen — (* 2. November 1938) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler, der von 1959 bis 1963 als Aktiver von Holstein Kiel 88 Spiele mit 45 Toren in der Oberliga Nord bestritten hat. Laufbahn In der 2. Amateurliga Ost in Schleswig Holstein bei den… …   Deutsch Wikipedia

  • Horst Schättle — (* 9. Dezember 1939 in Oberndorf am Neckar, Baden Württemberg) war bis zum 1. Mai 2003 Intendant des Sender Freies Berlin (SFB). Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Beruflicher Werdegang 3 Journalistenpreise …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”