- Gnigl-Langwied
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Gnigl ist Stadtteil und auch eine Katastralgemeinde im Nordosten der Stadt Salzburg, der zwischen dem Kühberg im Süden und dem Heuberg im Norden bzw. Osten liegt. Der Siedlungsraum von Gnigl wird im Osten von den Hängen des Kühberges und Heuberges begrenzt, im Süden bilden Neuhauserstraße und Anton-Graf-Straße die uralte Grenzlinie gegen den Stadtteil Parsch. Im Norden begrenzt der Alterbach den Stadtteil gegen Langwied und Sam. Im Westen bildet die Tauernbahnlinie und der Frachtenbahnhof heute die schlüssige Grenze gegen Schallmoos. In Gnigl leben gut 6.000 Bewohner.
Inhaltsverzeichnis
Name und Geschichte von Gnigl
Der Name Gnigl stammt vom keltischen Wort Glanicle. Es bedeutet klares Wasser und ist möglicherweise ein alter Name des Alterbaches, der durch Gnigl fließt. Gnigl war während der römischen Besiedlung vermutlich Standort eines Tempels.
1881 wurde die Freiwillige Feuerwehr Gnigl gegründet. Einen ungeahnte wirtschaftlichen Aufschwung nahm das Mühlendorf durch den Bau der Bahnlinie nach 1860, vor allem nach Fertigstellung des neuen Rangierbahnhofes 1908. 1934 war die Gemeinde Gnigl/Itzling nach der Stadt Salzburg mit über 10.000 Einwohner die bevölkerungsreichste Gemeinde des Landes Salzburg. Der damit stark angewachsene Verkehr führte zur Neutrassierung der Bundesstraße quer durch den alten Minnesheimpark, der im 19. Jahrhunderts mit seinen damaligen pittoresken Miniaturbauten eine vielbesuchte Sehenswürdigkeit dargestellt hatte. Eine frühe Bürgerinitiative konnte zwar den Straßenneubau nicht verhindern, erreichte aber die dauernde Unterschutzstellung und damit Sicherung des restlichen Parkareals.
Gnigl wurde großteils 1935 in die Landeshauptstadt eingegliedert. Zu dieser Gemeinde hatte zuvor zeitweise auch Itzling gehört. Kleine randliche Teile von Gnigl wurden 1939 eingemeindet.
Die Pfarrkirche
Die Kirche steht am Rand des historischen Ortskernes von Obergnigl. Der heutige Gnigler Friedhof hat in einem römerzeitlichen und einer bajuwarischen Reihengrabstätte würdige Vorfahren. Erstmals erwähnt ist eine Kapelle St. Michael in Gnigl erst 1585. Diese Messkapelle, benannt nach einem im Mittelalter sehr beliebten Heiligen dürfte aber mittelalterlichen Ursprungs sein.
Der heutige Gnigler Friedhof wurde 1699 angelegt. Unter Erzbischof Johann Ernst von Thun wurde vermutlich nur ein Anbau an die bestehende Kapelle errichtet. Die Pläne für die neue Kirche stammten von Tobias Kendler. Dieser heute stehende Kirchbau wurde unter Fürsterzbischof Firmian 1731 begonnen, dann aber 1732 vorübergehend eingestellt. Ob die damals für den Weiterbau fehlenden Geldmittel mit hohen Ausgaben des Erzbischofs im Zusammenhang mit der Protestantenvertreibung standen, bleibt ungeklärt. Die Weihe der Kirche erfolgt 1738 durch Erzbischof Firmian. Die Kirche ist seit Firmian ein barocker Saalbau. Der dominante Turm mit Zwiebelhaube über dem Haupteingang ist als dominante Fassade vorgestellt. Der heutige Hochaltar von Sebastian Stumpfegger gefertigt, die Orgelempore und der Zwiebelturm wurden zwischen 1732 und 1738 ebenfalls unter Erzbischof Firmian errichtet. Einige Statuen stammen vom bekannten Bildhauer Josef Anton Pfaffinger. Seit 1852 ist die Pfarre Gnigl selbständig.
Im Jahr 1700 wurde unweit der Kirche in Obergnigl die Luggaukapelle Unsere liebe Frau am Schnoderbach errichtet.
Der Gnigler Friedhof
Der Friedhof besteht hier seit 1696. 1963 wurde dieser Friedhof neben der Kirche zum dritten Mal erweitert. Eine Seltenheit im Stadtgebiet ist die erhaltene Totenkapelle im Friedhof mit seinem Allerseelen-Kulissenaltar und mit fein beschrifteten Totenschädeln, die in Holzkästchen aufbewahrt sind. An der der Kirche abgewandten Seite befindet sich an der alten Kirchhofmauer eine Gruftreihe, in denen sich unter anderem die Grabstätten von Karl Freiherr von Schwarz (1817-1898), Hofrat Dr. Emanuel Czuber (Univ. Prof. der Technischen Universität in Wien) (1851-1925) und seiner Frau Berta sowie das Familiengrab der Familien Toncic-Sorinj von Schmielerloew und de Plason de la Woerstyne befinden.
Bemerkenswerte Profanbauten in Gnigl
Schloss Neuhaus ist das im Kern wohl älteste erhaltene Bauwerk von Gnigl. Das Schloss, auf einem steilen Vorberg des Kühberges (dem Neuhauserberg) gelegen ist erstmals bereits 1219 unter Konrad von Neuhaus genannt. Seit dem frühen 14. Jahrhundert ist die kleine Festung in fürsterzbischöflichem Besitz, die 1424 von Erzbischof Eberhard von Neuhaus erweitert und verstärkt wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges war die Burg eine starke Verteidigungseinrichtung zur Sperre des Talbodens zum Kapuzinerberg hin. Das Schloss war nach 1508 und wieder von etwa 1650 bis 1697 ein wichtiges Verwaltungs- und Gerichtssitz und. Nach einem Blitzschlag 1795 wurde der Gerichtssitz ins mittlerweile gewachsene Dorf Obergnigl verlegt. Im 19. Jahrhundert wurden verschiedene historisierende Elemente hinzugefügt, unter anderem die Zinnenbekrönung fast sämtlicher Bauteile. Seit 1963 ist das Schloss im Eigentum der Familie Topic-Mimara.
Schloss Minnesheim samt dem zugehörigen Schlossgarten (erhaltene Teile: Minnesheimpark „Gniglerpark“) ließ Fürsterzbischof Paris Lodron erbauen. Das Schloss (heute Grazer Bundesstr. 22) hat durch den tiefgreifenden Umbau im Jahr 1888 seinen früheren Charakter weitestgehend verloren. Der nach dem Straßenneubau (ehemalige Johann-Nestroy-Straße) übrig gebliebene Teil des Minnesheimparks ist heute ein Landschaftsgarten im englischen Stil. Die frühere kleinräumige kunstvolle Gestaltung des 18. Jahrhunderts ist heute kaum mehr erkennbar. Das dortige Vogelhaus ist ebenso verschwunden wie das Lusthaus, die gotisierende Kapelle, der Ententeich mit der Kanincheninsel, dem holländischen Meierhaus und verschiedene Monumente.
Die Gnigler Schulen. Seit 1683 besitzt Gnigl einen eigenen „Schulhalter“ (Lehrer). Der Schulunterricht fand dabei zuerst im Blümlhaus und später im Pfarrerstöckl statt. 1859 erhielt Gnigl ein neues Schulgebäude. Nachdem 1869 die allgemeine Schulpflicht eingeführt worden war und Gnigl im Zuge des Bahnbaues zudem stark anwuchs, herrschten in der Gnigler Schule bald große Platzprobleme. Einzelne Klassen übersiedelten darauf notgedrungen in den Thurnerwirt und in ein Gebäude an der Eichstraße nächst der Bahnlinie. 1927/28 erst konnte das heutige großzügige Schulgebäude errichtet werden.
Gnigl und seine Teile
Gnigl besitzt im Gegensatz zu allen anderen alten Stadtteilen zwei getrennte historische Siedlungskerne: das alte Mühlendorf Obergnigl an der alten Eisenstraße in die Steiermark (Grazer Bundesstraße) und das Handwerker- und Kleinbauerndorf Niedergnigl (heute öfter auch als Untergnigl bezeichnet) an der Linzer (Bundes-)Straße.
Obergnigl
Im Mittelalter war das nahe Obergnigl vor allem als Mühlenstandort am Alterbach wichtig, wo neben Getreidemühlen auch verschiedene Schmieden und Hämmer standen. Etliche alte Mühlen dieses Mühlendorfes sind erhalten, etwa die Freyhammermühle, die Gmahlmühle, Glockmühle, Sturmmühle, Kirchtagsmühle, Staudenböckmühle, Haselbachermühle oder die Schnoderbacher Mühle. Seit etwa 1485 führen von hier die ersten noch hölzernen Wasserleitungen in die Stadt Salzburg, die seit 1488 das Wasser über die Stadtbrücke bis zum Marktbrunnen auf dem heutigen Alten Markt brachte.
Die Luggaukapelle („Unsere Liebe Frau am Schnoderbach“) wurde nach 1699-1701 an der Guggenthalerstraße erbaut. Ein Müllermeister hatte 1690 angesichts des Gerüsteinsturzes, der ohne bleibende Schäden für die stürzenden Arbeiter das Gelöbnis zum Bau der Kapelle gegeben. Der dortige kleine Altar zeigt das Bild der Maria Luggau (1690), das zuerst in einer Mauernische angebracht war.
Staudingers Kunst-Mühle(ursprünglich Aumühle, auch Mosermühle, Moosmühle, Staudingermühle - Mühlstr. 2-4) liegt am Alterbach, ist zuerst am Beginn des 15. Jahrhunderts im Urbar des Schlosses Neuhaus erwähnt und besitzt einen spätgotischen Kern. Die zugehörige barocke Wegkapelle wurde im Jahr 1730 errichtet. Das Wohnhaus mit vielen bemerkenswerten Baudetails ist mit der eigentlichen großzügig gebauten Mühle über einen gedeckten Übergang verbunden.
Niedergnigl
Schon in der römischen Zeit war der Ortsteil Niedergnigl (teilweise auch als „Untergnigl“ bekannt) an der Gabelung zweier wichtiger Wegverbindungen gelegen wichtig. Der Weg Richtung Linz entlang der Linzer Reichsstraße war die vermutlich meist befahrene Verkehrsader der Stadt Salzburg. Sie hieß damals auch Österreichstraße. Der Weg nach Ebensee und zum steirischen Erzberg war als Eisenstraße bekannt und hieß hier Grazer Reichsstraße oder Ebenseer Straße. An der Gabelung der Grazer Straße und der Linzer Straße befand sich einst das in der Bausubstanz erhaltene alte Mauthaus. Neben dem alten großen Gasthof, dem Thurnerwirt und waren an dieser wichtigen Weggabelung neben Kleinbauern vor allem Handwerker angesiedelt. Das Bader-, das Schmied- und das Wagner-Haus sind in der Bausubstanz erhalten.
Das ehemalige St.-Anna-Spital ist ein Spitalshaus (einst auch St.-Anna-Bezirkskranken- und Versorgungshaus genannt, Grazer Bundesstr. 6) und wurde 1697 von Fürsterzbischof Johann Ernst von Thun als Pflegehaus erbaut und im 19. Jahrhundert erweitert. Über dem Portal des Gebäudes befindet sich heute noch das Wappen des Fürsterzbischofs.
Die Freyhammer Mühle (Grazer Bundesstr 16), am Alterbach gelegen, ist ein im Kern spätgotisches Gebäude, das heute von barocken und biedermeierlichen Fassadenelementen geprägt ist.
Der Wäschergütel (Knollengütl, Grazer Bundesstr. 10) stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert und war am Anfang des 19. Jahrhunderts als Wäscherei genutzt. Nach 1862 gehörte es - mittlerweile in Gestalt einer klassizistischen Villa - dem angesehenen Gemeindearzt und Mitbegründer des St.-Anna-Spitals Franz Hattinger und hieß daher auch Doktorgütl.
Neuhauserfeldsiedlung
Von Obergnigl aus wurde das 30 Hektar große Neuhauserfeld, unterhalb vom Schloss Neuhaus gelegen, bald nach dem zweiten Weltkrieg immer mehr verbaut. Hier überwiegen insgesamt eine offene Bauweise und eine wenig hohe Bebauung.
Gnigl Nord
Der großteils als Gewerbegebiet genutzte Nordteil von Gnigl, der nördlich an Niedergnigl anschließt, wurde ebenfalls erst nach dem zweiten Weltkrieg verbaut. Im Zuge der Bebauung verschwanden auch etliche hier zuvor gelegene Weiher, die aus Ziegelteichen entstanden waren, vor allem der große Warwitzweiher und der nördlich davon gelegene Moosweiher.
Gnigl heute
Bis Dezember 2003 gab es dort auch einen Personenbahnhof, welcher im Rahmen des Nahverkehrsprojektes S-Bahn Salzburg durch eine moderne Haltestelle unter der Schwabenwirtsbrücke (Linzer Bundesstraße) ersetzt wurde. Bei der Erbauung dieser Haltestelle musste die Sportanlage des 1. Salzburger SK weichen. An der S-Bahnstation halten Züge der S3 im 30 Minutentakt. Die Fahrzeit zum Hauptbahnhof beträgt 6 Minuten. Weiters ist Gnigl mit den Obuslinien 2 und 4, den Autobuslinien 20 und 23 sowie mehreren Regionalbuslinien erreichbar.
Persönlichkeiten
- Andrä Blüml (* 1855 in Lochen; † 1917 in Gnigl) Großgrundbesitzer am Neuhauserhof in Gnigl und Ehrenbürger der Gemeinde. An ihn erinnert die parallel zur Eichstraße liegende Andrä-Blüml-Straße.
- Eberhard Fugger (* 3. Jänner 1842 in Gnigl; † 21. August 1919 in Salzburg) Naturforscher
- Alexander Haidenthaller (9. Februar 1868, † 24. Februar 1945) war Ehrenbürger der Gemeinde Gnigl und Verfasser einer 14-bändigen Ortschronik von Gnigl. An ihn erinnert im heutigen Stadtteil die Alexander-Haidenthaller-Straße.
- Albert Schwaiger (13. Oktober 1868; † Mai 1915) Besitzer des Gasthofes Zur Plainbrücke, Gemeinderat von Gnigl und Gründer der dortigen Villenkolonie. An ihn erinnert die Albert-Schwaiger-Straße im heutigen Stadtteil Itzling.
Personen die mit Gnigl verbunden sind
- Dora Hohlfeld (* 21. Februar 1860 auf Gut Niederbarkhausen bei Oerlinghausen, Deutschland; † 11. Februar 1931 in Salzburg) Schrifstellerin, verheiratet in 2. Ehe mit dem akademischen Portraitmaler Bruno Hohlfeld (* 1. März 1862 in Freiwaldau; † 18. Januar 1917 in Salzburg).
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