Gottfried Heinrich von Lücken

Gottfried Heinrich von Lücken

Gottfried Heinrich von Lücken (* 27. Juli 1883 in Wredenhagen; † 11. Oktober 1976 in München) war ein deutscher Klassischer Archäologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gottfried von Lücken entstammt einer im südlichen Mecklenburg ansässigen Gutsbesitzerfamilie, sein Vater war Domänenpächter in Wredenhagen bei Röbel. Sein Abitur legte er an einem Reformgymnasium in Berlin-Schöneberg ab und begann der Familientradition folgend 1904 ein Studium der Nationalökonomie. Zunächst studierte er an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, später an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Berliner Universität. 1906 wechselte er jedoch seinen eigenen Neigungen folgend die Fachrichtung und begann an der Universität Halle-Wittenberg ein Studium der Archäologie und Kunstgeschichte, das er später in Berlin und an der Universität Straßburg fortsetzte. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten unter anderem Carl Robert, Adolph Goldschmidt, Heinrich Wölfflin, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Eduard Meyer, Reinhard Kekulé von Stradonitz, Franz Winter und Georg Dehio. Bei Dehio promovierte Lücken 1911 zu burgundischer Architektur. 1912 erhielt er den Straßburger Lamey-Preis für eine vergleichende Studie spätarchaischer Vasenmalerei und Plastik. Das gab den Ausschlag, sich vollends der Archäologie zu verschreiben, ohne im weiteren Leben sein kunsthistorisches Interesse zu verlieren. Zugleich kristallisierte sich hier Lückens Interesse für Stilgeschichte heraus.

In der folgenden Zeit führten ausgedehnte Studienreisen Lücken nach Italien, Griechenland, Frankreich, England sowie nach Istanbul. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig und wurde im letzten Kriegsjahr verletzt. Die Verletzung führte zu einer dauerhaften Körperbehinderung. Nach dem Krieg setzte Lücken seine archäologischen Studien in Berlin fort und widmete sich zunächst vor allem der frührotfigurigen attischen Vasenmalerei. Für diese Arbeiten bekam er 1921 das Stipendium der Eduard Gerhard-Stiftung. Zudem entwickelte er ein neues Verfahren zur weitgehend verzerrungsfreien Wiedergabe griechischer Vasenbilder, für das er sowohl deutsche als auch internationale Patente erhielt. Noch im selben Jahr erfolgte die Habilitation an der Universität Hamburg. Nach der Habilitation wirkte er kurzzeitig als Privatdozent an der Hamburger Universität und war zugleich am Museum für Kunst und Gewerbe beschäftigt. Doch noch im selben Jahr wurde Lücken nach dem frühen Tod Rudolf Pagenstechers zu dessen Nachfolger an die Universität Rostock berufen.

An der Rostocker Universität sollte Lücken, zunächst als außerordentlicher Professor, seit 1930 als Lehrstuhlinhaber, seine gesamte weitere Karriere verbringen. Als Vertreter Mecklenburgs wurde er Mitglied der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Dem Gremium gehörte er fast 30 Jahre lang an. Noch im Herbst 1921 begann er mit der Lehre in Rostock. Zunächst lehrte er nur Klassische Archäologie, bereits kurz darauf auch Vorgeschichte und später auch Kunstgeschichte. Als einer der ersten deutschen Archäologen besuchte er 1924 die Sowjetunion. Lücken war für mehrere Generationen Rostocker Archäologen und Kunsthistoriker Lehrer und Förderer. Während der Zeit des Nationalsozialismus verhielt er sich nicht wie viele seiner Fachkollegen opportunistisch und schütze auch gefährdete Schüler und Kollegen. Nach 1945 lehrte er nicht mehr nur an der Universität, sondern hielt auch öffentliche Vorträge und Vorlesungen mit weiter Themenstellung. 1954 wurde er emeritiert, lehrte aber auch weiterhin. 1971 feierte er sein 50jähriges Dienstjubiläum in Rostock. 1972 siedelte er, von einer fortschreitenden Sehschwäche behindert, nach München über und verstarb dort 1976.

Eine von Lückens Grundlagen waren die Kenntnisse der europäischen und nordamerikanischen Sammlungen, die er in vielen Reisen besucht und besichtigt hatte. In viele Bereiche der Klassischen Archäologie brachte er Diskussionsbeiträge ein. Seine Deutungen des Pergamonaltars konnten sich zwar nicht durchsetzen, seine Studien zu den Parthenon-Skulpturen hatten jedoch nachhaltigen Einfluss. Seine Studien zur griechischen Vasenmalerei gipfelten in der Bearbeitung der Schweriner Sammlung für das Corpus Vasorum Antiquorum. Durch einen infolge des Zweiten Weltkrieges nach Rostock gelangten Sarkophag begann sich Lücken mit römischen Sarkophagen zu beschäftigen. Von Rostock aus beeinflusste er mehrere Generationen von Nachwuchsarchäologen der DDR. Zu seinem 80. Geburtstag wurde ihm die Ehrendoktorwürde verliehen, zu seinem 85. Geburtstag wurde ihm eine Festschrift gewidmet.

Schriften

  • Die Entwicklung der Parthenonskulpturen. Filser, Augsburg 1929.
  • Corpus Vasorum Antiquorum. DDR 1: Schwerin 1. Akademie, Berlin 1972.

Literatur

Weblinks


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