Grafen von Helfenstein

Grafen von Helfenstein
Wappen der Grafen von Helfenstein

Die Grafen von Helfenstein waren ein altes schwäbisches Adelsgeschlecht, welches nach der oberhalb von Geislingen an der Steige gelegenen Burg Helfenstein benannt war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste nachweisbare Mitglieder waren Eberhard (um 1100 n. Chr.) und sein gleichnamiger Sohn (1140). Die Helfensteiner hatten umfangreiche Güter im oberen und mittleren Filstal, auf der Schwäbischen Alb, in Ulm, Heidenheim an der Brenz sowie im Donautal um Sigmaringen. Einige Mitglieder des Hauses nannten sich nach der Burg Spitzenberg bei Kuchen.

Auch rechnen einige (u. a. Oswald Gabelkover und Heinrich Friedrich Kerler) die Grafen von der Vils (Fils) zu den Vorfahren der Familie, aus der angeblich bereits 1060 Gebhard Erzbischof zu Salzburg war.

Die bedeutendsten Vertreter dieses Geschlechtes waren Graf Ludwig I. und Graf Ulrich V. von Helfenstein. Graf Ludwig I. fand sich häufig am Hofe Kaiser Friedrichs I. ein, unterzeichnete den berühmten Konstanzer Frieden vom Jahre 1183, beteiligte sich am Kreuzzug des Kaisers und leistete wohl auch noch bei dessen Söhnen, Kaiser Heinrich VI. und König Philipp von Schwaben, Hoffahrt. Zur selben Zeit war Gottfried von Spitzenberg Bischof von Würzburg und Kanzler des Reiches.

Graf Ulrich V. spielte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts am Hofe Kaiser Karls IV. in Prag eine große Rolle. Der Kaiser stiftete ihm die standeserhöhende, aber auch folgenschwere Ehe mit Herzogin Maria Kotromanić von Bosnien, Schwester des ersten Königs von Bosnien, Tvrtko I., welcher der rasche finanzielle Niedergang der Helfensteiner angelastet wird.

Die Helfensteiner erwarben 1258 durch Heirat von Graf Ulrich II. mit Gräfin Willibirg von Dillingen große Teile des Besitzes der Grafen von Dillingen rund um Ulm und erreichten damit den Gipfel ihrer Macht. Der Familienstamm teilte sich 1356 unter Ulrich V. dem Älteren in die Linie Helfenstein-Wiesensteig und seinem Vetter Ulrich VI. dem Jüngeren in die Linie Helfenstein-Blaubeuren. Letztere verkaufte ihren Besitz 1447/48 an Württemberg; sie starb 1517 mit Georg I. aus.

1562/63 fand in der Herrschaft Wiesensteig unter Graf Ulrich XVII. von Helfenstein-Wiesensteig (1524-1570, reg. 1548) eine große Hexenverfolgung statt, bei der mindestens 63 Frauen und Männer als „Hexen und Unholde“ hingerichtet wurden[1]. Graf Ulrich XVII und sein Bruder Sebastian († 1564, reg. 1548) hatten 1555 die lutherische Reformation in ihrer Grafschaft eingeführt. Nach 1564 beschloss Graf Graf Ulrich XVII unter dem Einfluss seiner Frau Katharina von Montfort-Tettnang (um 1536–1594) die Rückkehr zum katholischen Bekenntnis und vollzog 1567 eine Gegenreformation[2].

Mit dem Ableben des Grafen Rudolph III. am 20. September 1627 erlosch auch die Herrschaft Wiesensteig und ging zu je einem Drittel, durch die Erbschaft der Töchter, an das fürstliche Haus Fürstenberg, an die Landgrafschaft Leuchtenberg und an die Grafen von Oettingen-Baldern. Die beiden letzteren Herrschaften verkauften ihre Anteile 1642 an Kurbayern. Bereits 1396 waren große Teile der Grafschaft Helfenstein-Wiesensteig (bis auf die Herrschaft Wiesensteig selbst) aus finanziellen Nöten an die Reichsstadt Ulm veräußert worden. 1546 hatte die Wiesensteiger Linie noch die Herrschaft Gundelfingen und 1594 die Herrschaft Meßkirch erworben, die beide 1627 an Fürstenberg fielen.

Wappen derer von Helfenstain in der Züricher Wappenrolle, ca. 1340
Wappen der Helfensteiner auf dem Epitaph der Adelheid von Helfenstein im Kloster Blaubeuren, 1356

Wappen

Das Wappen zeigt in Rot auf goldenem Dreiberg einen silbernen Elefanten. Auf dem Helm mit silbern-roten Decken ein silberner Elefantenrumpf. Es ist ein Redendes Wappen, der dargestellte Elefant ist eine Anspielung auf den Namen Helfenstein. [3]

Literatur

  • Altertumsverein Geislingen (Steige): Helfenstein. Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung, 12. Heft, Geislingen (Steige), 1949
  • Heinz Bühler: Richinza von Spitzenberg und ihr Verwandtenkreis. Ein Beitrag zur Geschichte der Grafen von Helfenstein, in: Württembergisch Franken, Heft 58, 1974
  • Oswald Gabelkover: Historia und Beschreibung des uralten Geschlechts der Grafen von Helfenstein von 860 bis 1604, in: Württembergische Geschichte, Württ. Landesbibliothek Stuttgart, Cod. Donaueschingen 591, Bl. 109v, 1539-1616
  • Hugo Glökler: Rund um den Helfenstein. Eine Heimatkunde von Stadt und Bezirk Geislingen-Steige, Geislingen (Steige), 1954
  • Heinrich Friedrich Kerler: Geschichte der Grafen von Helfenstein - nach den Quellen dargestellt, Ulm, 1840
  • Karl Putz: Unsere Heimat rund um Geislingen-Steige, Geislingen (Steige), 1935
  • Wilhelm Karl Prinz zu Isenburg, Frank Baron Freytag von Loringhoven, Detlev Schwennicke (Hrsg.): Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten - Schwaben, Band 12, Marburg, 1992

Einzelnachweise

  1. Warhafftige unnd Erschreckliche Thatten und handlungen der LXIII. Hexen unnd Unholden, so zu Wisenstaig, mit dem Brandt gericht worden seindt, o. O. [Nürnberg: Friedrich Gutknecht] 1563.
  2. Vgl. Siegfried Hermle: Reformation und Gegenreformation in der Herrschaft Wiesensteig unter besonderer Berücksichtigung des Beitrags von Jakob Andreae (Quellen und Forschungen zur württembergischen Kirchengeschichte 14), Stuttgart: Calwer 1996.
  3. „Namenwappen“. In: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, 11. Band: Luzula - Nathanael, 1885-1892. ([1])

Weblinks

 Commons: Grafen von Helfenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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