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Franz Greno (* 4. September 1948 in München) ist ein deutscher Buchgestalter und Verleger. In seinem Verlag gab Greno kunstvoll gestaltete Bücher in höchster Qualität von Material, Gestaltung und Herstellung heraus. Mit der Buchreihe Die andere Bibliothek vereinte er Material und Literatur auf höchstem Niveau.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Franz Greno machte eine Lehre zum Schriftsetzer beim Georg Thieme Verlag in Stuttgart und beim Wagenbach Verlag in West-Berlin. Anschließend war er in der Herstellungsabteilung des S. Fischer Verlages in Frankfurt am Main tätig. Ab 1975 arbeitete Greno beim links-alternativen Frankfurter Verlag Zweitausendeins und betreute nahezu zehn Jahre lang die Herstellung der Bücher und des Kataloges „Merkheft“.[1] Im Herbst 1984 machte er sich selbständig und gründete in Nördlingen einen eigenen Verlag mit einer Druckerwerkstatt bestehend aus sieben alten Monotype-Setzmaschinen mit Bleisatz[2] und zwei Gußmaschinen für die Herstellung von Bleilettern. Greno verwirklichte eine Manufakturproduktion zum Zwecke einer höchstmöglichen Qualität in der Buchgestaltung und stellte sich damit in bewußtem Gegensatz zum Strukturwandel in der Druckereibranche während der 1980er Jahre, als der mechanische Maschinensatz durch den elektronischen Satz (Computersatz) verdrängt wurde. Von den geschlossenen Druckereibetrieben kaufte er nach und nach eine umfangreiche Sammlung alter und seltener Drucklettern auf, so dass seine Druckerei zu jener Zeit die größte Offizin Europas war.[3] Gleichgesinnte Bibliophile wie der Buchhändler Uwe Gruhle [4] unterstützten ihn in seinen ambitionierten Projekten.
Greno konnte auch auf die Mitarbeit namhafter Literaten und Publizisten als Herausgeber setzen. Petra und Uwe Nettelbeck gaben die erste Ausgabe sämtlicher Werke von Karl Philipp Moritz heraus, Hans Wollschläger tat dies unter anderem für Karl May, Karl Heinz Roth wählte politische Bücher aus, Henryk Broder und Hilde Recher waren zuständig für die Jüdische Bibliothek und Jan Philipp Reemtsma edierte die Werke von Christoph Martin Wieland.[3] Für die exklusive Buchreihe Die andere Bibliothek fungierte als literarischer Berater der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, der in Nördlingen zur Schule gegangen war. Da die Herstellung eines Buches dieser Edition etwa einen Monat beansprucht hatte, gab der Verlag allmonatlich einen von Enzensberger ausgewählten Band heraus. Von jedem Titel der Anderen Bibliothek konnte er zwischen 20 000 und 50 000 Exemplare verkaufen. Allerdings hielten die Bleimatrizen durchschnittlich nur etwa eine Auflage von 35 000 Büchern durch.[3]
Nach ersten wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurde am 1. Juli 1987 die Firma juristisch getrennt in die „Werkstatt von Franz Greno“ (23 Schriftsetzer und Buchdrucker) und in den „Greno Verlag“ (20 Mitarbeiter).[3] Greno reduzierte das Programm für Taschenbücher und Bildbände und strich das aufwendig hergestellte Magazin als kostenlosen Begleitband zu den Editionen der Anderen Bibliothek, dennoch kam es schon im nächsten Jahr zu einer neuen Firmenkrise. Anfang 1989 trennte Greno wieder seinen Geschäftsbereich, diesmal in einen Haupt- und Taschenbuchverlag. Doch anstelle von Einsparung setzte er weiterhin auf Expansion, so etwa wollte er noch sowjetische Bücher für den westeuropäischen Markt erschließen. Dann erzwangen die steigenden Kosten der vielen Projekte eine weitgehende Auflösung seines Verlages. Er schaffte sich zusätzlich zwei preiswerte Bogenoffsetdruckmaschinen (Fabrikat Koenig & Bauer) an, mit denen sich weitaus kostengünstiger drucken ließ.
Im Oktober 1989 übernahm Vito von Eichborn, zu dieser Zeit noch Miteigentümer des Eichborn Verlags, seine Edition »Die Andere Bibliothek«, und ließ sie weiterhin bei Greno drucken.[5] Enzensberger blieb bis Dezember 2004 der Herausgeber der Bibliothek. Anfang 1997 stellte Greno den Satz von den Bleimatrizen auf Computersatz um, da nun dieser den „Standard des besten Bleisatzes übertraf“.[6] Er verkaufte Bleisatz und Setzmaschinen an seine Mitarbeiter und übergab auch dem Deutschen Museum in München einen Teil seiner Betriebsmittel.[6]
Nachdem Enzensberger noch im September 2004 gemeinsam mit Greno die Herausgabe der gemeinsamen Alexander von Humboldt-Edition in Berlin gefeiert hatte,[7] teilte er kurz vor Weihnachten 2004 per E-Mail an Autoren, Mitarbeiter und den Verlag seinen Abschied vom Projekt mit.[8] Eine Weiterführung der Anderen Bibliothek unter Beteiligung des Verlages der Frankfurter Allgemeinen Zeitung[9] konnte vom Eichborn Verlag gerichtlich untersagt werden,[10] diese Edition wird nun ohne seine Mitarbeit gestaltet.
Auszeichnungen
- Grenos Bücher wurden häufig im Wettbewerb „Die schönsten deutschen Bücher“ von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet.
- 1985: „Verlag des Jahres“ von der Branchenzeitschrift BuchMarkt
Weblinks
- Fotoportraits, 2004
- Buchhandlung Greno in Nördlingen
- Die Bände der Kraterbibliothek, eine Buchreihe des Greno-Verlags (1986-1988)
- „Auf dem Kopf und spiegelverkehrt“, Die Zeit, 13. März 1992, Nr. 12, „Ein Besuch bei Greno in Nördlingen, wo die „Andere Bibliothek" gedruckt wird.“
- „Ikarus - gelandet. Wie auch Erfolg einen Verlag in Gefahr bringen kann.“, Die Zeit, 17. Juli 1987, Nr. 30, von Rolf Michaelis, „Eine Abenteuer-Geschichte - und ein Gespräch mit Franz Greno.“
Einzelnachweise
- ↑ „Ich sitze am Ufer eines Flusses und warte“, die tageszeitung, 23. Dezember 2006
- ↑ „Der ganz andere Luxus“, Die Zeit, 7. Dezember 1984, Nr. 50
- ↑ a b c d „Ikarus - gelandet“, Die Zeit, 17. Juli 1987, Nr. 30, von Rolf Michaelis
- ↑ „Gestorben: Uwe Gruhle, 57“, Der Spiegel, 8. Februar 1999, Nr. 6, S. 226
- ↑ „Der schöne Traum bleibt wahr“, Die Zeit, 6. Oktober 1989, Nr. 41
- ↑ a b „Die Andere Bibliothek - ein Rückblick auf 20 Jahre“, Eichborn Verlag
- ↑ Auftaktveranstaltungen des Humboldt-Projekts, Humboldt-Portal, 14. September 2004
- ↑ „Mit Geist und Genuss. Enzensberger will die „Andere Bibliothek“ einstellen. Für einen Nachruf ist es zu früh“, Tagesspiegel, 22. Dezember 2004
- ↑ „Ganz Andere Bibliothek. Der doppelte Enzensberger“, Spiegel online, 14. Mai 2005
- ↑ „"Andere Bibliothek" wird fortgesetzt“, Spiegel online, 19. September 2006
Personendaten NAME Greno, Franz KURZBESCHREIBUNG deutscher Buchgestalter und Verleger GEBURTSDATUM 4. September 1948 GEBURTSORT München
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