Großes Moor (bei Gifhorn)

Großes Moor (bei Gifhorn)
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Großes Moor (bei Gifhorn) (Niedersachsen)
Großes Moor (bei Gifhorn)
Großes Moor (bei Gifhorn)

Das Große Moor bei Gifhorn ist Teil des nordwestdeutschen Hochmoorbezirks, der sich auf den eiszeitlich geprägten Geestgebieten von den Niederlanden bis zur östlichen Grenze Niedersachsens erstreckt. Das Moor umfasst eine Fläche von ca. 6.100 ha, von denen rund 5.000 Hektar Hochmoor und rund 1.100 Hektar Niedermoor sind. Die Torfschicht erreicht stellenweise eine Mächtigkeit von fast 6 Metern.[1] Einzelne Teilbereiche tragen eigene Namen, wie etwa Stüder-Moor, Hestenmoor oder Weißes Moor.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Große Moor liegt nördlich der Stadt Gifhorn. Im Osten wird es vom Elbe-Seiten-Kanal begrenzt. Im Süden liegt der Ort Triangel, im Westen reicht das Moor bis Wesendorf. Im Norden befindet sich der Ort Schönewörde. Der ursprünglich als Moorkolonie gegründete Ort Neudorf-Platendorf, dessen Dorfstraße mit rund sechs Kilometern Länge die längste gerade Ortsdurchfahrt Niedersachsens ist, reicht von Süden in das Moor hinein.

Nutzung

Torfbeladene Moorbahnloren bei Westerbeck

Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurden nur die Randbereiche des Moores als Viehweiden und zum Torfabbau im bäuerlichen Handstich genutzt. Bis etwa 1870 war der mittlere und der nördliche Teil nahezu unberührt. Danach begann der Bau von Entwässerungskanälen und die industrielle Abtorfung, die nach 1945 ihren Höhepunkt erreichte. In den 1960er Jahren bestanden etwa 14 Torfwerke, die jährlich rund 60.000 Tonnen Brenntorf und 150.000 Tonnen Düngetorf förderten. In Westerbeck (Gemeinde Sassenburg) befindet sich noch heute ein Torfwerk, dass industriell Torfabbau betreibt.[2] Im Sommer 2003 begann in Regie des NABU Kreisverbandes Gifhorn ein Großsäuger-Beweidungsprojekt. Auf einer Fläche von zunächst 30 ha wurden rückgezüchtete Auerochsen und Konikponys angesiedelt.[3]. Die vorhandenen Grünlandbestände werden teilweise auch durch Moorschnucken beweidet und durch Mahd extensiv genutzt.

Flora und Fauna

1984 wurde ein Teilgebiet in der Größe von 2.720 ha unter Naturschutz gestellt. Es ist eines der größten Naturschutzgebiete in Niedersachsen. Hiervon ist eine Fläche von 2.630 ha zum Schutz der Großen Moosjungfer als FFH-Gebiet ausgewiesen, 2.617 ha wurden EU-Vogelschutzgebiet. Durch Wiedervernässung soll ein Rückzugsgebiet für Pflanzen und Tiere geschaffen werden, die an Feuchtgebiete gebunden sind. Außerdem soll die Regeneration des Hochmoores gefördert werden. Es haben sich dort Pfeifengrasbestände, Moorheiden und Wollgrasbestände ausgebildet. Im Großen Moor gab es einst eine der größten Populationen des Birkhuhns in Deutschland. 1963 wurden noch 850 Birkhühner, gezählt, 1982 nur noch 20 Exemplare und inzwischen gilt das Birkhuhn in diesem Gebiet als ausgestorben. Im Großen Moor wurden bisher rund 150 Tier- und 40 Gefäßpflanzenarten festgestellt, die in Niedersachsen als gefährdet gelten, davon sind elf sogar vom Aussterben bedroht. Hier leben z.B. Kreuzotter, Kranich, Ziegenmelker, Heidelerche, Bekassine, Raubwürger und Schwarzkehlchen.[4]

Lehrpfad

In Westerbeck, einem Ortsteil der Gemeinde Sassenburg, beginnen zwei Lehrpfade, die außerhalb des Naturschutzgebietes im südlichen Teil des Großen Moores verlaufen. Es handelt sich um einen 12 km langen Fahrradweg und um einen 5 km langen Fußwanderweg. Es besteht daneben noch die Möglichkeit, das Gebiet per Moorbahn zu erkunden.[5]

Waldbrandkatastrophe 1975

Ein außer Kontrolle geratener Flächenbrand nahe der Ortschaft Stüde am 8. August 1975 war Teil des Brandes in der Lüneburger Heide. Das Feuer breitete sich von Stüde schnell weiter aus und übersprang den Elbe-Seitenkanal, so dass das Große Moor in Brand geriet. Bereits am ersten Brandtag wurde ein Feuerwehrfahrzeug bei Neudorf-Platendorf von einer Feuerwalze überrollt. Zwei Feuerwehrmänner erlitten schwere Brandverletzungen. Gleichzeitig brachen in der Lüneburger Heide noch weitere Brände aus, die zu einer Brandkatastrophe führten und bundesweit als Brand in der Lüneburger Heide in den Nachrichten präsent waren. Erst nach 9 Tagen am 17. August 1975 waren die Feuer in den Wäldern gelöscht. Der Moorbrand im Großen Moor schwelte im Untergrund noch wochenlang weiter.

Literatur

  • Gerhard Höhn: Europäische Arbeitstagung: Birkwildschutz heute. Perspektiven für den nachhaltigen Schutz des Birkwilds in mitteleuropäischen Lebensräumen./ Wild u. Hund, Nr. 13, 42-46, Nassau.
  • Detlev Herbold: Von der Vision über die Idee zum Projekt./ Nds. Jäger 11, 46-47, Hannover.
  • Niedersächsisches Landesamt für Ökologie -Abteilung Naturschutz-: Schutz, Pflege und Entwicklung des Grünlandes in Niedersachsen. Effizienz der Maßnahmen des Naturschutzes./ [Vervielf. maschr. Ms.], 177 S., 17 Abb., 29 Tab., [Hildesheim].
  • Mathias Fischer: Zur Heuschreckenfauna (Insecta: Saltatoria) im Großen Moor bei Gifhorn (SO-Niedersachsen)./ Braunschw. Naturkundl. Schrr. 6 , H. 2, 281-291, 2 Abb., 1 Tab., Braunschweig.
  • J. Koch; H. Wehner: Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in Torfen: Mikroskopische, brennstoffchemische und chromatographische Untersuchungen an einem Torfprofil aus dem Großen Moor/ Gifhorn, TK 3429 Wesendorf./ [Vervielf. maschr. Ms., o. S.], BGR, Hannover.
  • Johannes Melter; Matthias Schreiber: Wichtige Brut- und Rastvogelgebiete in Niedersachsen. Eine kommentierte Gebiets- und Artenliste als Grundlage für die Umsetzung der Europäischen Vogelschutzrichtlinie./ Vogelkdl. Berr. Nieders., Bd. 32, Sonderh., 320 S., 9 Abb., 6 Tab., Goslar.
  • Werner Oldekop; Friedmund Melchert; Bernd Hermenau: 50 Jahre Limikolenbeobachtung in der Umgebung Braunschweigs./ Milvus Braunschweig 19 , 1-35, 38 Abb., Braunschweig.
  • Bernd Hermenau; Peter Velten: Bestandsschätzung ausgewählter Brutvogelarten im NSG "Großes Moor" bei Gifhorn in den Jahren 1994 bis 2001./ Milvus Braunschweig 20 , 7-17, 5 Abb., Braunschweig.

Quellen

  1. NABU Gifhorn: Das Große Moor
  2. Die Torfbahn in Westerbeck
  3. Beweidungsprojetkt des NABU Gifhorn
  4. NABU über Pflegemaßnahmen
  5. Kartenübersichten der Lehrpfade

Weblinks


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