Großungarn

Großungarn

Großungarn (ungarisch: Nagy-Magyarország) bezeichnet(e)

Österreich-Ungarn mit Cisleithanien (gelb), Transleithanien bzw. (Groß)ungarn im Sinne von 1.2. (rot) sowie Bosnien-Herzegowina (orange)

1. Ungarn über die Grenzen nach dem Vertrag von Trianon von 1919 hinaus

1.1. als politischer Gegenbegriff zu „Kleinungarn“ bzw. pejorativ verdeutlichend „Rumpfungarn“: entweder Ungarn in den Grenzen vor 1920 oder ein Ungarn, das zumindest alle Siedlungsgebiete der Magyaren (Ungarn) umfasst (vgl. auch Großdeutschland, Großserbien, Großfinnland, Großalbanien)
1.2. als informeller Begriff das Reich der vereinigten Länder der Stephanskrone: das Königreich Ungarn mit seinen Nebenländern, also Ungarn einschließlich Slowakei, Karpatenukraine, Banat, Vojvodina und Burgenland sowie Siebenbürgen, winzige Teile des heutigen Polen, Kroatien-Slawonien und Fiume,
Heute wird Großungarn als kollektive Erinnerung nostalgisch gepflegt oder von Nationalisten als irredentistische Vision angestrebt[1], wobei letzteres die Beziehungen zwischen Ungarn und seinen Nachbarländern immer wieder belastet.
Ungarische Vor- und Frühgeschichte: Ungefähre Lage der Magna Hungaria im Sinne von 2.

2. die Magna Hungaria etwa im heutigen Baschkirien, wo sich der Überlieferung nach ein anderer Zweig der von den Petschenegen vertriebenen Magyaren niedergelassen hatte, heidnisch blieb und im 13. Jahrhundert ebenso wie die Wolgabulgaren von den Mongolen vernichtet wurde.[2]

Inhaltsverzeichnis

Diplomatische Irritationen 2011

Die ungarische Regierung löste im Januar 2011 diplomatische Irritationen aus, als sie zu Antritt der EU-Ratspräsidentschaft einen Teppich in einem EU-Gebäude verlegte, der das Königreich Ungarn in seinen Grenzen von 1848 zeigt. Dies wurde von Seiten einiger EU-Diplomaten als nationalistische Nostalgie kritisiert, da es sich um Gebiete handeln, in denen zwar großzahlige ungarische Minderheiten siedeln und welche dem historischen Großungarn zugehörig waren, inzwischen jedoch zu anderen EU-Staaten (z.B. Rumänien und die Slowakei) gehören.[3]

Siehe auch

Nachweise

  1. Vgl. auch Árpád v. Klimó: Trianon und „1956“ – Öffentliche Erinnerung in Ungarn. In: OWEP 8, 2, 2007 (http://www.owep.de/2007_2_klimo.php)
  2. Vgl. zur Überlieferung: Marion Michaela Steinicke: Apokalyptische Heerscharen und Gottesknechte. Wundervölker des Ostens vom Untergang der Antike bis zur Entdeckung Amerikas. Dissertation, Berlin 2005, Kap. IV (http://www.diss.fu-berlin.de/2005/290/KapIV.pdf)
  3. BBC News: Hungary in EU presidency 'history' carpet row, abgerufen am 15. Januar 2011.

Literatur


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