Alfred Wilhelm Volkmann

Alfred Wilhelm Volkmann
Alfred Wilhelm von Volkmann

Alfred Wilhelm Volkmann (* 1. Juli 1801 in Zschortau; † 21. April 1877 in Halle (Saale)) war ein deutscher Physiologe.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Volkmann entstammte einer wohlhabenden Hamburger Patrizierfamilie, die seit dem frühen 18. Jahrhundert auch in Mitteldeutschland, vor allem in Sachsen ansässig gewesen ist. Seine Eltern waren der Leipziger Senator Johann Wilhelm Volkmann (10. Februar 1772–1856) und dessen Ehefrau Friederike Tugendreich, geb. Zink.

Volkmann heiratete 1828 Adelheid Härtel (1808–1884), die Tochter des Inhabers der Buch- und Musikalienhandlung Breitkopf & Härtel. Aus der Ehe gingen zwölf Kinder hervor, darunter der Chirurgie-Professor und Schriftsteller Richard von Volkmann und der Buch- und Musikalienhändler Wilhelm Volkmann (Vater des Kunsthistorikers Ludwig Volkmann). Die Tochter Anna setzte in ihrer Nachfolge auch das Gelehrtengeschlecht der Volkmanns fort.

Ausbildung und Beruf

Er besuchte die Fürstenschule St. Afra in Meißen. Ab 1821 studierte er Medizin an der Universität Leipzig. 1826 promovierte er am 28. Juli 1826 mit der Dissertation Observatio biologica de magnetismo animali zum Doktor der Medizin. Eine Studienreise führte ihn nach London und Paris. Wegen, wie er schrieb, "mangelnder Neigung zur medizinischen Praxis" wandte sich Volkmann den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Faches zu.

Am 28. Juli 1826 habilitierte er sich in Leipzig mit der Schrift De animi affectionibus, in den folgenden Jahren befasste er sich mit anatomischen Problemen (Anatomia animalium, 2 Bände, 1831 und 1833) und wurde dort 1826 zum Doktor der Medizin promoviert. 1828 folgte die Habilitation mit der Schrift De animi affectionibus. 1834 wurde er Extraordinarius für Zootomie in Leipzig. Zwei Schriften zum damals neuen Gebiet der Biochemie des Menschen machten Volkmann bekannt (Neue Beiträge zur Physiologie des Gesichtssinnes,1836; Die Lehre von dem leiblichen Leben des Menschen, 1837).

1837 wurde er zum Professor für Physiologie, Pathologie und Semiotik an der Universität Dorpat berufen. Volkmann der seit diesem Jahr als Gründer der Haemodynamik (Physik der Blutbewegung) gilt, wurde dort zum zaristischen russischen Hofrat ernannt und war 1842/43 Rektor der Alma Mater. Dort wurde er auch durch Zar Nikolaus I. in den Adelsstand erhoben, wovon er allerdings nie Gebrauch gemacht hat. Hier setzte er seine Studien zum Nervensystem fort und widmete sich vor allem der Blutzirkulation.

Kryptisch sind Volkmanns Reden aus jener Zeit. So hielt er als Prorektor der Universität 1841 eine flammende Rede gegen das Duellunwesen, die als Würdigung des Zweikampfes angezeigt war. 1838 sprach er über Die Physiologie als Gegnerin von der Lehre des Materialismus von der Identität des Leibes und der Seele. Darin legte er materialistische Auffassungen dar, um sie dann scheinbar zu widerlegen. Volkmann leugnete jedoch allein den mechanistischen Zusammenhang von Körper und Denken, ohne den von ihm angekündigten Unsterblichkeitsbeweis anzutreten. Volkmann fand 1838 in einer Festrede zu Ehren der Kaiserin Alexandra Feodorowna noch sehr freundliche Worte über die Universität Dorpat.

1843 verließ er Dorpat jedoch und suchte aus familiären Gründen, aber auch wegen »mancher Unbill und Kränkung« um die Zulassung als Privatdozent an der Universität Halle nach. (Wegen der zunehmenden Russifizierung der Universität verließen mehrere Gelehrte Dorpat, etwa die Professorenfamilie Harnack.) Nach kurzer Zeit als Privatdozent in Halle wurde Volkmann 1844 zum ordentlichen Professor für Pathologie und Physiologie ernannt. Ab 1854 lehrte er auch Anatomie, die Physiologie wurde 1872 abgezweigt und auf Verlangen Volkmanns an Felix Bernstein übertragen. Forschungsreisen führten Volkmann nach Frankreich und Italien. 1847, 1850 und 1862 wurde er zum Rektor der Universität gewählt. 1876 zog er sich vom Lehramt zurück.

Leistung

Volkmann gilt durch seine Arbeiten über das Nervensystem, die Augen und das Blut als einer der Mitbegründer des Faches Physiologie (»Physiologische Untersuchungen auf dem Gebiet der Optik«, 1863/64; »Die Hämodynamik nach Versuchen«, 1850). Er konstruierte verschiedene Apparate, etwa zur Messung der Geschwindigkeit des Blutes oder zur Prüfung der Aufmerksamkeit ausgeruhter und ermüdeter Personen mittels Darbietung optischer Eindrücke.

Volkmanns Hallesches Haus bildete einen Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt. Zu seinem Freundeskreis gehörten unter anderem die Maler Wilhelm von Kügelgen, Friedrich Preller und Ludwig Richter sowie die Musiker Robert Franz, Clara und Robert Schumann.

Eponym

Die Volkmann-Kanäle sind nach Alfred Wilhelm Volkmann benannt.[1]

Werke (Auswahl)

  • Neue Beiträge zur Physiologie des Gedichtssinnes. Leipzig 1836
  • Die Lehre von dem leiblichen Leben des Menschen: Ein anatomisch-physiologisches Handbuch zum Selbstunterricht für Gebildete. Leipzig, 1837
  • Beitrag zur moralischen Würdigung des Zweikampfes: Festrede, gehalten am Krönungstage seiner Majestät des Kaisers und Herrn Nicolai Pawlowitsch, am 22. August 1841 im grossen Hörsaale der kaiserlichen Universität Dorpat. Dorpat, 1841
  • Die Selbständigkeit des sympathischen Nervensystems durch anatomische Untersuchungen nachgewiesen. Leipzig 1842 (mit Friedrich Heinrich Bidder)
  • Zur Lehre von dem Verhältniß der Ganglienkörper zu den Nervenfasern. Leipzig 1847 (mit Friedrich Heinrich Bidder)
  • Streifzüge im Gebiete der Exacten Physiologie: eine Streitschrift gegen Herrn Professor G. Valentin. Leipzig, 1847
  • Die Hämodynamik nach Versuchen. Leipzig, 1850
  • Physiologische Untersuchungen auf dem Gebiet der Optik. Leipzig, 1863

Literatur

  • Heinrich Haeser: Lehrbuch der Geschichte der Medicin und der epidemischen Krankheiten. Verlag Gustav Fischer, J ena, 1881, 3. Auf., 2. Bd.
  • Heinz Peter Schmiedebach: Volkmann, Alfred Wilhelm. In: Werner Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner: Enzyklopädie Medizingeschichte.
  • Julius Pagel: Volkmann, Alfred. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 236 f.
  • Monika Altmeyer: Alfred Wilhelm Volkmann 1801-1877: Leben und Werk. 1964

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Universitätsklinikum Münster, Alfred Wilhelm Volkmann, abgerufen am 26. November 2007

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