Gustav Bauer (Maschinenbauer)

Gustav Bauer (Maschinenbauer)
Gustav Bauer-Schlichtegroll um 1900
Gustav Bauer 1895 als Praktikant auf einem Lloddampfer
Einladungskarte zur Teilnahme an der Probefahrt des Passagierschiffes Deutschland (1900) am 2. Juni 1900

Gustav Bauer-Schlichtegroll (* 1. Dezember 1871 in München; † 6. Dezember 1953 in Hamburg) war ein deutscher Maschinenbauer, wurde unter dem Namen Gustav Bauer in der Fachwelt bekannt, tat sich als Konstrukteur von Maschinen für Schnelldampfer und Erfinder hervor und wurde aufgrund seiner Verdienste vielfach ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Schule und Ausbildung

Geboren wurde er als Sohn des Mathematikprofessors G. Bauer. Nach dem Abitur an dem humanistischen Gymnasium in München (1888) begann er ein Medizinstudium an der Universität in München. 1890 wechselte er auf die Technische Hochschule München, absolvierte ein Maschinenbaustudium, dass er mit dem Diplom-Examen 1894 abschloss. Seine universitäre Ausbildung schloss er 1895 mit der Promotion zum Dr. phil. ab.

Bauer als Ingenieur

Seine berufliche Laufbahn begann er im April 1895 als Maschinen-Assistent auf Schiffen der Reederei Norddeutscher Lloyd. Im Oktober 1895 wechselte er zunächst als Volonteur auf die Werft der AG Vulcan Stettin in Stettin-Bredow. Diese Werft war zu dieser Zeit die bedeutendste Schiff- und Maschinenbau-Anstalt in Deutschland, auf der 1897 die Kaiser Wilhelm der Große entstand, das erste deutsche Schiff, welches das Blaue Band errang. Bauer arbeitete bald darauf als Konstrukteur, 1902 wurde er zum Oberingenieur ernannt und wurde 1906 Stellvertreter des Maschinenbaudirektors Justus Flohr. 1908 erfolgte der Wechsel zum Zweigbetrieb Vulcan-Werke in Hamburg, die als Großwerft zum Bau der seinerzeit größten Schiffe gegründet wurden. Inzwischen wurde er zum Maschinenbaudirektor in Stettin und Hamburg ernannt und in den Vorstand berufen. Diese Funktionen hatte er bis 1926 inne. Durch die Integration des Vulcans in die Deschimag, ein Zusammenschluss von acht norddeutschen Werften, verlegte er seine berufliche Tätigkeit zur A.G. Weser in Bremen. Dort wurde er 1927 von dieser Gesellschaft zum Maschinenbaudirektor ernannt und wurde Mitglied des Vorstandes. Hier übernahm er die Leitung beim Entwurf, der Konstruktion und des Baus der gesamten Kessel- und Maschinenanlage des Schnelldampfers Bremen, der nach der Indienststellung 1929 bereits auf der ersten Reise das Blaue Band gewann.

In den folgenden Jahren war er u. a. maßgeblich an der Entwicklung von Hochdruck-Dampfanlagen beteiligt, deren Umsetzung bei den Ostasien-Schiffen Gneisenau und Scharnhorst der A.G. Weser erfolgte. Diese Schiffe und die im selben Fahrtgebiet eingesetzte Potsdam von der Werft Blohm & Voss waren die ersten Handelsschiffe der Welt, auf denen zum Antrieb Hochdruck-Dampfanlagen eingesetzt wurden. Diese Technologie wurde anschließend auf Marineschiffen auch anderer deutscher Werften übertragen und stand im Wettbewerb zu den doppeltwirkenden Dieselmotoren, die einen geringeren spezifischen Treibstoffverbrauch aufwiesen. Die Ernennung zum Generaldirektor der Deschimag führte dazu, dass ihm neben dem Maschinenbau auch der Schiffbau unterstellt wurde.

1946 schied er aus dem Vorstand der Deschimag/A.G. Weser aus, blieb aber bis zu seinem Tode technischer Berater.

Bauer als Wissenschaftler und Erfinder

Seine Neigung zum wissenschaftlichen Arbeiten zeigte Bauer schon in jungen Jahren durch die Promotion. Aber auch in den verschiedenen beruflichen Funktionen fand er immer wieder Zeit für wissenschaftliche Untersuchungen und so entstanden viele Veröffentlichungen in Form von Aufsätzen oder Büchern. Ein Teil dieser Erkenntnisse wurden patentiert und zum Teil sehr erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Entwicklung und Konstruktion der "Abdampfturbine System Bauer-Wach". Turbinen nach diesem System nutzten die Druckdifferenz aus dem restlichen Dampfdruck des Niederdruckzylinders der Dampfmaschine und dem Unterdruck des Kondensators. Durch dieses Prinzip wurde die Effizienz der Kolbendampfmaschine erheblich verbessert. Er förderte Hermann Föttinger (Föttinger-Getriebe) und war an der Entkoppelung von Schwingungen (Föttinger-Kupplung) beteiligt, die durch viele gemeinsame Patente geschützt wurden. Viele, auch ausländische Firmen, die im Schiffsmaschinenbau engagiert waren, wurden Lizenznehmer vom Stettiner Vulcan und Rechtsnachfolger. Aber auch in Lokomotiven, Lkws und anderen Anwendungen fanden Föttinger-Getriebe und besonders-Föttinger-Kupplungen Anwendungen.

1902 hatte Bauer ein Handbuch zur Berechnung von Schiffsmaschinen und Kessel herausgegeben, das bis 1927 zu einem vierbändigem Werk angewachsen war. Es hatte sich unter dem Namen "Der Schiffsmaschinenbau" zum Standardwerk der Werften, Reedereien und den Maschinenbaubetrieben der Werftzuliferindustrie entwickelt. Vor dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und der Schiffbautechnischen Gesellschaft (STG) berichtete er mehrfach in bedeutenden Fachvorträgen über seine innovativen technischen Entwicklungsarbeiten. Der STG gehörte er viele Jahre im Vorstand an.

Bauer führte die akademischen Titel Dr. phil. und Dr.-Ing. e. h. der Technischen Hochschule München und war aufgrund seiner Lehrveranstaltungen zum Honorar-Professor der Technischen Hochschule Berlin ernannt worden.

Schiffe

Die Bremen

Auszeichnungen

Das Adlerschild des Deutschen Reiches mit der Prägung DEM GROSSEN / DEUTSCHEN SCHIFFS/ MASCHINENBAUER wurde ihm am 1. Oktober 1944 verliehen. [1] Die STG verlieh ihm für seine Verdienste 1916 die silberne Denkmünze und 1925 mit der goldenen Denkmünze die höchste Auszeichnung.

Literatur und Weblinks

  • Heinz Conradis: Bauer, Johann Nathanael Gustav. In: Historische Gesellschaft Bremen, Staatsarchiv Bremen (Hrsg.): Bremische Biographie 1912-1962. Hauschild, Bremen 1969, S.26 (Sp.2) bis S.27 (Sp.2).
  • Jahrbuchder Schiffbautechnischen Gesellschaft 1953; 1954 Springer Verlag Berlin/Heidelberg/New York
  • Geschichte der Seebeckwerft
  • Eckhard Wendt: Stettiner Lebensbilder, In: Ausgabe 40 von Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern: Forschungen zur pommerschen Geschichte, Seite 48, Böhlau, 2004 ISBN 3412094048

Einzelnachweise

  1. http://www.luise-berlin.de/bms/bmstxt00/0006gesi.htm

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