Gymnasium Josephinum

Gymnasium Josephinum
Bischöfliches Gymnasium Josephinum
Schultyp Staatlich anerkanntes Gymnasium in privater Trägerschaft
Gründung 815
Ort Hildesheim
Bundesland Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 8′ 54,3″ N, 9° 56′ 51,6″ O52.1484222222229.94765833333337Koordinaten: 52° 8′ 54,3″ N, 9° 56′ 51,6″ O
Träger Bistum Hildesheim
Schüler 1060 (Februar 2009) [1]
Lehrer 75 (Stand: Dezember 2006)
Leitung Benno Haunhorst
Website www.josephinum-hildesheim.de


Das Bischöfliche Gymnasium Josephinum in Hildesheim ist eine Schule des Bistums Hildesheim in Niedersachsen und gehört zu den ältesten Schulen in Deutschland. Die römisch-katholische Schule liegt direkt im Zentrum der Stadt auf dem Domhügel in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom und zum Bischöflichen Generalvikariat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Gründungsjahr 815 geht auf die Stiftung des Bistums Hildesheim durch den fränkischen Kaiser Ludwig den Frommen zurück. Mit der Errichtung eines Bistums war in der Regel ein Schulbetrieb bei der Domkirche verbunden. Die Liudolfinger als sächsische Herzöge, deutsche Könige und Kaiser pflegten eine besondere Beziehung zu Hildesheim und schickten viele ihrer Söhne in die Domschule. Um das Jahr 1000 wurde durch Bischof Bernward von Hildesheim eine kulturelle Blüte erreicht, die das Ansehen der Schule weiter erhöhte. Daher treten viele prominente Schüler im Mittelalter hervor: der spätere Kaiser Heinrich II., die heiligen Bischöfe Benno von Meißen und Meinwerk von Paderborn, der kaiserliche Kanzler Rainald von Dassel.

Einen Einschnitt bedeutete die Stadtreformation 1542, als bald darauf Johannes Bugenhagen mit der Kirchenordnung das städtische Schulwesen erneuerte, während die bischöfliche Domschule in der bikonfessionellen Stadt weiterbestand.

Den Niedergang beendete die Übernahme der Schule durch den Jesuitenorden 1595, die die Entwicklung zum Jesuitengymnasium einleitete, das ab 1661/1662 mit einem philosophisch-theologischen Zweijahreskurs über einen hochschulartigen Überbau zur Priesterausbildung verfügte. Im Dreißigjährigen Krieg musste das Gymnasium mit dem Jesuitenkolleg wegen Vertreibung der Jesuiten für einige Jahre geschlossen werden. Danach wurde es als katholischer Vorposten im protestantischen Norden wieder eine zentrale Stelle der Mission und auch geheimer politischer Schachzüge. Philosophiegeschichtlich sehr bedeutsam ist der Briefwechsel 1706-1709 zwischen dem Hannoveraner Gottfried Wilhelm Leibniz und dem Hildesheimer Jesuiten Bartholomäus des Bosses (1668-1738), der auch die „Theodizee“ ins Lateinische übersetzte, über metaphysische Fragen.

In der Stadt bestanden damit zwei angesehene höhere Schulen, das Gymnasium „Mariano-Josephinum“ und das evangelische Gymnasium Andreanum, die in heftiger konfessioneller Konkurrenz zueinander standen.

Nach dem Verbot des Jesuitenordens 1773 wurde das Gymnasium bischöflich weitergeführt. Hildesheim wurde 1803 preußisch und kam 1815 zum Königreich Hannover, dann wieder 1866 zu Preußen, daher wurden allmählich die neuhumanistischen Bildungsreformen im 19. Jahrhundert übertragen und bis in die NS-Zeit hochgehalten. Ein bekannter Lehrer dieser Zeit ist der Naturforscher Johannes Leunis (1802-1873), ein berühmter Schüler war der spätere Kardinal Adolf Bertram (1859-1945). In der NS-Zeit musste sich das Gymnasium an die staatlichen Vorgaben anpassen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Schulbetrieb wieder als altsprachliches Gymnasium aufgenommen. Diese Tradition wird bis jetzt fortgesetzt, dazu traten den allgemeinen Veränderungen der höheren Schulen entsprechende Anpassungen. So ist die Koedukation eingeführt worden. Der Status der Schule wurde im Niedersächsischen Konkordat 1965 geregelt und erneut durch die Privatisierung der Schule 1989 geändert, als die Personalverantwortung ganz auf den Bischof überging.

Gebäude

Das Josephinum ist in mehreren Gebäuden untergebracht. Neben dem Hauptgebäude, in dem neben der Verwaltung und den Fachräumen auch die Unter- und Mittelstufe untergebracht sind, liegt das Bücherhaus, das einen Teil der schuleigenen Bibliothek aufbewahrt. Dieses Gebäude besitzt neben Computerarbeitsplätzen auch Möglichkeiten zur Stillarbeit und zum selbstständigen Lernen. Für die Mittagspausen steht den Schülern die Mensa zur Verfügung, die in einem renovierten Gewölbesaal untergebracht ist und eine der schönsten Deutschlands sein soll. Die 10. Klassen des Josephinums sind in dem nahe gelegenen Kardinal-Bertram-Haus untergebracht, welches auf der anderen Seite des Domes liegt. Ab der 11. Klasse werden die Schüler hauptsächlich im Kolleggebäude unterrichtet, welches vom Josephinum gemeinsam mit der Marienschule Hildesheim genutzt wird. In diesem Gebäude befindet sich ein weiterer Teil der schulischen Bibliothek, die den Schülern mit Computerplätzen und Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung steht.

Internationale Kontakte

Das Josephinum unterhält Kontakte in alle Welt. Neben einer Partnerschule in Frankreich und einer solchen in den USA bestehen auch intensive Beziehungen nach Spanien. Doch auch in den anderen Teilen der Erde ist das Josephinum um Partnerschaften sehr bemüht. Seit einigen Jahren besteht ein Austauschprogramm mit Deutschen Schulen in Bolivien und Venezuela.

Eine Partnerschaft mit Polen wird momentan aufgebaut, eine erste Begegnungsreise fand im letzten Jahr statt.

Besonders zu nennen ist auch das Engagement in Indien. Seit mehreren Jahren gibt es dort eine Partnerschule, die vom Josephinum in Hildesheim gefördert wird. Um diese Verbindung nicht abreißen zu lassen, finden regelmäßig Besuche statt. Auch wurden diese Kontakte von ehemaligen Schülern bereits genutzt, um ein Freiwilliges Soziales Jahr in Indien zu absolvieren.

Das Gymnasium Josephinum ist ständige Gastgeberschule für internationale Austauschschüler.

Schulleben

Das Josephinum weist ein umfangreiches Angebot an Arbeitsgemeinschaften vor, die die Möglichkeit geben, seine Interessen über den Unterricht hinaus zu vertiefen. Bei Wettbewerben schneidet das Josephinum immer wieder gut ab und kann beachtliche Erfolge bei Jugend forscht, Jugend trainiert für Olympia und dem deutschen Bundeswettbewerb Fremdsprachen vorweisen. Bei letzteren ist das Josephinum im Fach Latein besonders hervorzuheben, da hier immer eine große Anzahl Schüler teilnehmen. Viele Schüler nehmen auch an anderen Wettbewerben teil, bei denen sie von der Schule unterstützt werden (z.B. Deutscher Gründerpreis, "Planspiel Börse", etc.) Im politischen Bereich engagiert sich die Schule, um der Schülerschaft ein möglichst umfangreiches Bild zu geben. Hierzu finden regelmäßig Vorträge statt. Bei solchen Veranstaltungen arbeitet das Josephinum mit Gruppen wie der Katholischen Studierenden Jugend oder der Konrad-Adenauer-Stiftung zusammen. Im Bereich Sprachen haben alle Schüler die Möglichkeit, international anerkannte Sprachenzertifikate abzulegen und werden von der Schule speziell gefördert. Darüber hinaus weist das Josephinum außergewöhnliche Schülervereine auf.

Saxonia ( Turnverein )

Teutonia ( Leseverein )

Hercynia ( Musikverein )

Alle drei Vereine weisen eine beachtliche Geschichte auf. Der Turnverein durfte im Jahre 2008 bereits seinen 175. Geburtstag feiern und ist damit der wohl älteste Schüler-Turnverein Deutschlands.

Berühmte Schüler


Bedeutende Lehrer

Verein ehemaliger Josephiner e.V.

Der Verein ehemaliger Josephiner ist der Zusammenschluss der Alumni des Josephinum. Er wurde im Jahre 1908 gegründet und konnte mit einer Mitgliederzahl von deutlich über 1000 im Jahre 2008 seinen 100. Geburtstag feiern. Der Verein unterstützt Schule und Schüler materiell und ideell bei diversen Projekten. So konnte zum 100. Jubiläum dem Josephinum eine Sternwarte gestiftet werden. Darüber hinaus stiftet der Verein jedes Jahr den so genannten "Josephinerpreis für besondere Verdienste um das Josephinum". Selbiger wird jährlich zum Josephinerfest an besonders engagierte Schülerinnen oder Schüler (teilweise auch Gruppen) vergeben.

Literatur

  • B. Gerlach, H. Seeland: Geschichte des Bischöflichen Gymnasium Josephinum in Hildesheim, 2 Bde., Hildesheim 1950-1952
  • Julius Seiters: Im Schatten des Domes: Das Gymnasium Josephinum im 19. und 20. Jahrhundert, Verlag Bernward bei Don Bosco, Hildesheim, 1999
  • Jürgen Stillig: Jesuiten, Ketzer und Konvertiten, Untersuchungen zum Religions- und Bildungswesen im Hochstift Hildesheim in der Frühen Neuzeit, Hildesheim 1993
  • Ulrich Bongertmann: Der philosophisch-theologische Studienkursus am Hildesheimer Jesuitengymnasium 1661-1773, in: Hildesheimer Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim, Bd. 65, 1994, S. 97-122

Einzelnachweise

  1. Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 7. Februar 2009, S. 14

Weblinks


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