Ali Gum'a

Ali Gum'a
ʿAli Gumʿa

ʿAli Gumʿa (arabisch ‏علي جمعة‎, DMG ʿAlī Ǧumʿa; ägyptisch-arabisch ʿAlī Gumʿa; Nachname oft auch als Gomaa, Goma'a, Dschum'a, Jum'a; * 1952 in Beni Suef) ist der ägyptische Großmufti und Nachfolger von Ahmad Mohammad Al-Tayyeb. In der sunnitischen Hierarchie Ägyptens steht nur der Scheich der al-Azhar über ihm.

Er gilt als einer der renommiertesten lebenden Gelehrten des traditionellen Islams und gehört der Rechtsschule der Schafiiten an. Zugleich ist er Autor und Chatib der Sultan-Hasan-Moschee in Kairo.

'Ali Gum'a ist mit Aussagen und Fatwas zum islamischen Recht (Scharia) weltweit in den Medien präsent. Er hat die Tötung von Israelis, die seiner Ansicht nach Harbis sind, für erlaubt erklärt:

Question: „Is it permitted to kill an Israeli traveling outside the borders of his land?“
Sheikh Gum'a: „Yes, it is permitted to kill him, because he is a Harbi and the Harbi spreads corruption throughout the face of the earth.“[1]

Die Authentizität des Interviews, aus dem dieses Zitat stammt, wurde von Gum'a bestritten. [2]

Er lehnt Frauen als Imame, ebenso wie als Staatsoberhäupter islamischer Staaten ab. Das Schlagen der Ehefrau sei in islamischen Ländern erlaubt, im Westen dagegen verboten. Die chirurgische Rekonstruktion des Jungfernhäutchens hält er für erlaubt.

Er gehört zu den führenden Muslimen, die für die Abschaffung der Beschneidung weiblicher Genitalien sind, die nach Schätzungen in Ägypten an über 90 % der Mädchen vorgenommen wird. Er sagte, die Beschneidung sei eine „Aggression“ und verstoße gegen die „Würde und Ehre der Menschen“. Am 22. und 23. November 2006 leitete er die von Rüdiger Nehberg initiierte internationale Konferenz von Islam-Gelehrten zum "Verbot der Verstümmelung des weiblichen Körpers durch Beschneidung" in der al-Azhar-Universität Kairo. Er zeichnete die dort nahezu einmütig beschlossene Fatwa ab, dass die Beschneidung nicht mit der Lehre des Islams zu vereinbaren sei. [3] [4]

Weltweites Aufsehen erregte Gum'a mit einer Fatwa, die sich auf einen Hadith ("normsetzende Überlieferung") zu Körperabsonderungen Mohammeds bezog. Danach trank Mohammeds Dienerin Umm Ayman seinen Urin, um so seinen Segen zu erhalten. Mohammed habe darauf gesagt: „Dieser Bauch wird nicht durch die Feuer der Hölle geschleift werden, denn er enthält etwas von unserem Herren, dem Boten Allahs.“ „Dieser Segen“, so Gum'a, „kann mit dem ehrwürdigen Speichel, Schweiß, Blut oder Urin des Propheten getan werden.“ Wer von den Ausscheidungen des Propheten angewidert sei, der müsse seinen Glauben widerrufen.[5]

Der Hadith ist religionsgeschichtlich in ein Modell einzuordnen, in dem zwischen irdischem Leben und der Transzendenz scharf geschieden wird. Körperfunktionen werden dabei als Funktionen gesehen, die ihre Ursache darin haben, dass Menschen Nahrung zu sich nehmen, in ihren Körper einverleiben und dort verarbeiten. Dadurch wird der Mensch permanent davon abgehalten, sich von "Irdischem" und "Diesseitigem" abzuwenden. Dass dies ein negativer Vorgang sei, zeige sich auch daran, dass Körperfunktionen in der Regel zu schlecht riechenden Ausscheidungen führen. In religiösen Regelsystemen werden diese Ausscheidungen auch als kultisch verunreinigend eingestuft. Vor diesem Hintergrund bildete sich beispielsweise in Christentum und Islam das Konzept heraus, dass die Heiligkeit und das Herausgehobensein religiös vorbildlicher Menschen entweder dadurch ihren Ausdruck gefunden habe, dass die Körperfunktionen bei diesen Menschen nicht in der üblichen Form stattfand (Beispiele sind Traditionen, nach denen Maria oder auch Fatima nicht menstruierten) oder sich vollzogen ohne Ekel erregend zu sein. [6]

Nach dem islamistisch motivierten Terroranschlag vor der koptischen Al-Qiddissine-Kirche in Alexandria am 1. Januar 2011, bei dem 23 Menschen getötet wurden, wandte sich Gum'a in einem Gastbeitrag im Berliner Tagesspiegel an die deutsche Öffentlichkeit und erklärte, dass "der Islam absolut gegen Extremismus und Terrorismus" sei und dass es notwendig sei, die "Faktoren" zu verstehen, "die die Rationalisierung von Terrorismus und Extremismus liefern", weil man ansonsten niemals in der Lage sein könne, "diese Geißel aus der Welt zu schaffen"[7].

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The New Egyptian Mufti - Dr. Sheikh 'Ali Gum'a: Opinions About Jihad, Supporting Suicide Bombings, and Forbidding Muslims in the U.S. Military From Fighting Other Muslims“, MEMRI, 1. Oktober 2003.
  2. http://www.usnews.com/blogs/faith-matters/2008/4/2/finding-the-voices-of-moderate-islam.html Jay Tolsen, Finding the Voices of moderate Islam“
  3. „Wird die Genitalverstümmelung je aufhören? In Kairo beschließen islamische Gelehrte ein Verbot“, NZZ, 24. November 2006, Weblink zuletzt abgerufen am 13. November 2010
  4. TARGET: „Islam ächtet Mädchenverstümmelung“, 24. November 2006, Weblink zuletzt abgerufen am 13. November 2010
  5. L. Azuri: „Media Uproar Following Egyptian Mufti's Fatwa on Companions of the Prophet Muhammad Being Blessed by Drinking His Urine“, MEMRI, 13. Juni 2007.
  6. Alexandra Cuffel, Gendering disgust in medieval religious polemic. Notre Damme, Indiana 2007
  7. Gastkommentar: Der Islam ist gegen Terror und Extremismus im Berliner Tagesspiegel vom 5. Januar 2011

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