HAARP

HAARP
HAARP-Empfangsanlagen zur Ionosphärenbeobachtung
Antennenfeld von HAARP

Das HAARP (englisch High Frequency Active Auroral Research Program) ist ein US-amerikanisches ziviles und militärisches Forschungsprogramm, bei dem hochfrequente Radiowellen zur Untersuchung der oberen Atmosphäre (insbesondere Ionosphäre) eingesetzt werden.

Weitere Forschungsziele sind Erkenntnisse auf den Gebieten der Funkwellenausbreitung, Kommunikation und Navigation. Betrieben wird die abgelegene Anlage nordöstlich von Gakona in Alaska von der University of Alaska, der US Air Force und der US Navy. Insgesamt waren 14 Universitäten an der Planung der Anlage beteiligt. Es wurden auch radarastronomische Experimente, wie das Lunar Echo Experiment mit HAARP durchgeführt.[1][2][3]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Technik

HAARP entstand aus (auch patentierten) Ideen von Bernard Eastlund in den 1980er Jahren, der wiederum Ideen von Nicholas Christofilos benutzte.[4]

HAARP verfügt über eine leistungsfähige Phased-Array-Kurzwellensendeanlage mit einer Sendeleistung (CW) von 3600 kW.[5] Im Jahre 1993 wurde mit 18 zusammengeschalteten Elementen begonnen, 1998 wurde die Anzahl auf 48 erhöht. 2010 sind 180 Sender betriebsbereit.[6] Die Effektive Strahlungsleistung (ERP) lag 1996 bei 84 dBW (250MW) und 2006 bei ca. 96 dBW (4000MW). Die einzelnen Sender des Typs Continental Electronics D616G[7] mit jeweils 10 kW maximaler Sendeleistung wurden speziell für dieses Projekt entwickelt. Der von der Anlage nutzbare Frequenzbereich ist 2,8 bis 10 MHz (Kurzwelle). Zwei der von HAARP benutzten Frequenzen sind 3,39 MHz und 6,99 MHz. Des Weiteren befinden sich am Standort zu Zwecken der Ionosphärenbeobachtung eine Ionosonde und ein Riometer.[8]

Einer Kurzmeldung im Spiegel, Heft 6 vom 7. Februar 2005 zufolge ist es Forschern der US-Luftwaffe gelungen, mit „energiereichen Radiowellen“ der HIPAS-Anlage künstliche Polarlichter zu erzeugen.[9]

Man hofft auch, durch die gewonnenen Erkenntnisse (besonders der Verstärkungseffekt) zur Beeinflussung des Elektrojets in der Erdmagnetosphäre ein Mittel zum Abbau einer Ansammlung geladener Teilchen oberhalb der Anlage an der Hand zu haben, die sich nach der Explosion eines nuklearen Sprengsatzes im erdnahen Weltraum dort bilden und die Funktion von Satelliten unterbinden könnte.[10]

Ähnliche Forschungsanlagen

Ähnliche Forschungsanlagen befinden sich in mehreren anderen Ländern:

Eine kleinere Anlage befindet sich in Lindau (Niedersachsen) beim Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (früher Aeronomie).

Kritik

Am 5. Februar 1998 führte der Unterausschuss für Sicherheit und Abrüstung des Europäischen Parlaments eine Anhörung durch, die unter anderem HAARP behandelte.[11] Einziger Befragter, obwohl auch Vertreter der USA und NATO eingeladen waren, bei dieser Anhörung war der Buchautor und Geschäftsmann Nick Begich jr. Er vertritt die Meinung, dass die HAARP-Anlage für „geophysikalische Kriegführung“ genutzt werden könne. Er beruft sich dabei auf ältere erteilte amerikanische Patente, die jedoch aufgrund von Einschränkungen nicht realisierbar sind. Patente können in den USA unabhängig von ihrer Realisierbarkeit erteilt werden. So müsste zur Umsetzung eines der von Begich genannten Patente etwa ein Drittel des Strombedarfs der gesamten USA für eine derartige Anlage zur Verfügung stehen. Das Ergebnis dieser Anhörung ging in einen Entschließungsantrag an das Europäische Parlament ein, in dem Bedauern über die Informationspolitik der USA bezüglich HAARP und der Bedarf nach weiterer unabhängiger Forschung zu den Auswirkungen von HAARP ausgedrückt wird.

Trotz dieser Einschränkungen wird HAARP in Verschwörungstheorien als "Geheimprojekt"[12] bezeichnet und in Zusammenhang gebracht mit weltweit stattfindenden Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Vulkanausbrüchen. Manchmal wird auch Gedankenmanipulation mittels ELF-Wellen unterstellt.[13][14] Auch die BBC verbreitete in den 1990ern entsprechende Berichte. Allerdings konnte bisher kein kausaler Zusammenhang nachgewiesen werden, und es gibt andererseits schon seit langem andere Sendeanlagen, die mit vergleichbar hohen Strahlungsleistungen Rundfunkprogramme verbreiten. Die BBC setzt selbst seit Jahrzehnten Kurzwellensendeanlagen ein, die eine effektive Strahlungsleistung von über 100 MW erlauben. Radio Moskau erreichte schon in den 1980er-Jahren durch Zusammenschalten mehrerer starker Sender sogar effektive omnidirektionale Strahlungsleistungen von über 400 MW.

Auf der HAARP-Webseite ist zu lesen, dass der Betrieb und die Forschung nicht geheim sind und Forschungsergebnisse nicht geheim gehalten werden: „The HAARP program is completely unclassified. There are no classified documents pertaining to HAARP.“ Zivile Mitarbeiter der Anlage stammen von mehreren Universitäten oder privaten Firmen,[15] so von UCLA, MIT, University of Alaska, Stanford University, University of Massachusetts, Clemson University, Penn State University, Dartmouth College, University of Tulsa, University of Maryland und der Cornell University. Bilder der Anlage unterliegen ebenfalls keiner Geheimhaltung, und es gibt sogar zwei Webcams der HAARP-Anlage und eine Möglichkeit, online die gegenwärtigen Messergebnisse einzusehen und zu speichern. Auch gibt es regelmäßige „Tage der offenen Tür“, und Studenten können für Praktika in der HAARP-Station arbeiten.

Literatur

  • Dietmar Dath: Im schwarzen Wald der Waffen. In: FAZ vom 22. Juli 2006, Nr. 168, S. 39.
  • Martin Gerhard Wegener: Moderne Rundfunk-Empfangstechnik. Franzis-Verlag, München 1985, ISBN 3-7723-7911-7 & Yüce-Group, Istanbul 1989, ISBN 975-411-058-1
  • Holm Hümmler: Erdbebenmaschinen - Das HAARP-Experiment und die Verschwörungstheoretiker. In: Skeptiker 3/2011: S. 108-116

Weblinks

 Commons: HAARP – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paul Rodriguez: Amateurs as an outreach of HAARP's lunar-echo study. Nature 454, 27, 3. July 2008, doi:10.1038/454027a abstract
  2. Paul Rodriguez, et al.: High Frequency Radar Astronomy With HAARP, dtic.mil, abgerufen am 4. November 2011
  3. Lowest Frequency Radar Echo From The Moon Ever Detected sciencedaily.com, abgerufen am 4. November 2011
  4. Zur Frühgeschichte von Haarp auf einer Webseite zu Eastlund
  5. The High Frequency Active Auroral Research Program "Table 1- HF Phased Array Antenna Performance Parameters.", US Naval Research Lab. ( Abgerufen am 8. Mai 2010)
  6. Military Scientists Study Ionoshpere News, American Forces Press Service, 26. Feb. 2010 ".. 180 transmitters distributed over 35 to 40 acres of land, with a frequency range of 2.65 to 10 megahertz." (Abgerufen am 8. Mai 2010)
  7. Datenblatt Continental Electronics D616G
  8. HAARP – The High Frequency Active Auroral Research Program: The HAARP 30 MHz Riometer
  9. Spiegel 6/2005, S. 134.
  10. Daniel G. Dupont: Kernexplosionen im Weltraum. In: Spektrum der Wissenschaft. Dezember 2006, ISSN 0170-2971, S. 52–59.
  11. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+REPORT+A4-1999-0005+0+DOC+XML+V0//DE
  12. Kate Tuckett (Hrsg.): Conspiracy Theories. New York 2004. S. 64.
  13. Strange New Air Force Facility Energizes Ionosphere, Fans Conspiracy Flames wired.com ( Abgerufen am 8. Mai 2010)
  14. Fran Mason: 'Mind Control'. In: Peter Knight: Conspiracy Theories in American History An Encyclopedia. Santa Barbara, Denver, Oxford 2003. 480-488, S. 488; siehe auch Nigel James: 'Contrails'. In: Knight: Conspiracy Theories. 197-199, S. 199.
  15. Christopher Hodapp, Alice Von Kannon: Conspiracy Theories & Secret Societies For Dummies. Hoboken 2008. S. 53
62.391666666667-145.15

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