Handel (Finanzmanagement)

Handel (Finanzmanagement)

Als Handel oder Frontoffice bezeichnet man in Finanzinstitutionen und großen Unternehmen die Abteilungen, die mit dem Abschluss von Geldhandelsgeschäften, dem Abschluss von derivaten Finanzprodukten wie Optionen, Futures, Zinsswaps, Forward Rate Agreements, oder Credit Default Swaps beschäftigt sind. Für diese Abteilungen werden daher gelegentlich auch der Begriff Treasury verwendet, wobei dieser Begriff von Unternehmen zu Unternehmen je nach der Ablauforganisation eine andere Bedeutung haben kann. Der Begriff Frontoffice, der sich mittlerweile auch in der deutschsprachigen Literatur eingebürgert hat, ist daher präziser und bezieht sich eindeutig auf die Abteilung, die Finanztransaktionen abschließt.

Tätigkeitsgebiet

Sowohl bei Finanzinstitutionen als auch bei Unternehmen ist es Aufgabe des Frontoffice, die Liquidität zu optimieren und Risiken zu minimieren. Bei Finanzinstitutionen, bei denen der Umgang mit Finanzprodukten zum Kerngeschäft des Unternehmens gehören, gibt es daher in der Regel nicht ein Frontoffice, sondern spezifische Handelsabteilungen, deren Aktivitäten durch Risikolimite wie Value at Risk-Limite limitiert sind. Im Gegensatz zur allgemeinen Vorstellung sind auch hier spekulative Geschäfte nur in einem sehr geringem Maße zulässig und werden ständig beobachtet und limitiert.

Bei Unternehmen sind spekulative Tätigkeiten in der Regel nicht zugelassen. Unternehmensinterne Richtlinien lassen in der Regel nur die Abschlüsse derivater Transaktionen dann zu, wenn ein entsprechendes Grundgeschäft oder Exposure vorhanden ist und die Transaktion das finanzielle Risiko des Unternehmens reduziert und nicht erhöht. Je nach Risikostruktur eines Unternehmens kann daher die Absicherung finanzieller Risiken aus Rohstoffen dazugehören oder die Nutzung von Wetterderivaten, wenn die unternehmerischen Aktivitäten besonders von Wetter beeinflusst sind.

Geschäfte, die durch ein Frontoffice abgeschlossen werden, werden bis heute in einem sehr großen Maße telephonisch abgeschlossen. So legt ein Geldhändler eines Unternehmens, der zum Frontoffice gehört, beispielsweise die überschüssige Liquidität, die der Disponent des Cash Managements festgestellt hat, taggleich als sogenanntes Overnight an, in dem er von den Geldhändlern unterschiedliche Banken Vergleichsquotierungen einholt. Das Geschäft tätigt er bei der Bank, bei der er den höchsten Zinssatz erhält. Seit dem Jahr 2000 haben sich zunehmend Handelsplattformen etabliert, die die Möglichkeiten des Internets nutzen. Das Geldanlagegeschäft, das hier zu tätigen ist, wird dann quasi versteigert. Das Geschäft wird mit der Bank getätigt, die den höchsten Overnight-Satz anbietet.

Ablauforganisatorische Einordnung

Ergänzt wird das Frontoffice durch die Abwicklung (backoffice), die alle Aktivitäten rund um die Bestätigung und den Zahlungsverkehr leistet. Wirtschaftsprüfer achten generell darauf, dass Unternehmen eine strikte Trennung zwischen diesen beiden Abteilungen gewährleisten, um damit kriminelle Handlungen zu vermeiden. Untersuchungen von zum Teil spektakulären Betrugsfällen im Bereich des Finanzmanagements wie etwa dem Fall der Barings Bank, die einzelne Arbeitnehmern begehen konnten, zeigen sehr häufig, dass diese Handlungen durch eine mangelhafte Trennung zwischen diesen beiden Bereichen begünstigt wurden.

In großen Unternehmen, in denen die Nutzung von derivativen Finanzinstrumenten zur unternehmerischen Risikovorsorge gehört, ist in der Regel auch ein Finanzrisikocontrolling etabliert. Bei einer guten Ablauforganisation laufen die Berichtsstränge von Frontoffice und Finanzrisikocontroling erst auf Ebene des Finanzvorstands oder dem für das Finanzmanagement verantwortliche Geschäftsführer oder Geschäftsführerin zusammen. Bei deutschen Kreditinstituten fordert die Bankenaufsicht in den Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk), dass im Normalfall verschiedene Geschäftsleiter für den Handel einerseits und für die Abwicklung und das Risikocontrolling andererseits verantwortlich sind.

Siehe auch


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