- Hannes Androsch Stiftung bei der ÖAW
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Österreichische Akademie der Wissenschaften Gründung 14. Mai 1847 Trägerschaft Bund Ort Wien Präsident Peter Schuster Website http://www.oeaw.ac.at Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist eine zentrale Trägerin außeruniversitärer Forschung in Österreich mit Sitz in Wien und wurde 1847 als Gelehrtengesellschaft nach europäischen frühneuzeitlichen Vorbildern gegründet. Finanziert wird sie durch staatliche Mittel und Stiftungen. Die ÖAW hat 90 wirkliche und 250 korrespondierende Mitglieder und verfügt neben einer bedeutenden wissenschaftlichen Bibliothek sowie einem eigenen wissenschaftlichen Verlag über Forschungseinrichtungen in ganz Österreich.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Anfänge der Akademie 1847–1918
Die ersten Bestrebungen in Wien eine Einrichtung nach dem Vorbild der Royal Society in London und der Académie des Sciences in Paris zu installieren gehen bereits auf das frühe 18. Jahrhundert und den Philosophen und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibnitz zurück. Schließlich kam es aber erst 1847 unter Kaiser Ferdinand I. auf Drängen des damaligen Staatskanzlers Clemens Fürst Metternich zur Gründung der „kaiserlich-königlichen“ (bald nur mehr „kaiserlichen“) Akademie der Wissenschaften. Vorbereitet wurde diese durch Erzherzog Johann, der am 2. Juli 1846 vom Kaiser zum Kurator bestellt wurde und deren Statuten überarbeitet hat und der als eine wesentliche Forderung die Freiheit der Erörterung in Rede und Schrift für die Mitglieder der Akademie durchsetzt, womit er die strenge Zensur im Österreich des Vormärz durchlöchert.[1] Die offizielle Genehmigung dazu erfolgte am 14. Mai 1847. Zunächst wurden 40 Mitglieder ernannt, die auf die beiden Klassen, nämlich die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse und die historisch-philologische Klasse, aufgeteilt wurden. Als erster Präsident wurde am 27. Juni 1847 Joseph von Hammer-Purgstall gewählt. Daneben wurden korrespondierende Mitglieder für In- und Ausland eingesetzt. Bis heute lassen sich „wirkliche Mitglieder“, „korrespondierende Mitglieder“ und „Ehrenmitglieder“ unterscheiden. Um eine sinnvolles, leistungsfähiges Forschungsmodell zu schaffen wurden Kommissionen für verschiedene Themenbereiche eingesetzt.
1857 konnten auch die räumlichen Bedürfnisse der rasch wachsenden Akademie befriedigt werden, indem sie vom Polytechnischen Institut in das unter Maria Theresia errichtete (alte Wiener) Universitätsgebäude am Dr. Ignaz-Seipel-Platz übersiedelt wurde. Die wissenschaftlichen Leistungen der Mitglieder wurden in regelmäßigen Publikationen der beiden Klassen dargestellt. Diese Denkschriften und Sitzungsberichte wurden bald durch den jährlich erscheinenden Almanach, der als wichtigste Quelle der Akademiegeschichte anzusehen ist, ergänzt.
In den Jahren 1879–1914 kam es zu einer sukzessiven Erweiterung der Akademie zu einer „universalen Forschungsstätte“. Diese intensivierte auch die internationale Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen und Akademien. Im Ersten Weltkrieg wurden die Arbeiten so gut es ging fortgesetzt. Hierbei stellten vor allem Expeditionen gefährdete Unternehmungen dar, die bisweilen abgesagt, bisweilen unterbrochen werden mussten. Mit dem Ende der Monarchie wurden auch die Statuten der Akademie der veränderten politischen Situation angepasst.
Die Akademie in der Zwischenkriegszeit 1918–1938
In der 1. Republik wurde mit dem Bundesgesetz vom 14. Oktober 1921, betreffend die Akademie der Wissenschaften in Wien[2] eine neue gesetzliche Grundlage geschaffen, die bis heute gilt. Durch dieses Gesetz wurde auch der Name von „kaiserliche Akademie der Wissenschaften“ auf „Akademie der Wissenschaften in Wien“ umgeändert. Außerdem wurde eine neue Satzung erlassen.
In den folgenden Jahren der Zwischenkriegszeit litt die Akademie zunehmend unter der allgemein schlechten Wirtschaftslage, die mittels Stiftungen und Spenden zu verbessern versucht wurde. Die wissenschaftlichen Forschungen litten an der Inflation und an der einsetzenden Wirtschaftskrise, doch konnten sie durch die Unterstützung der Mitglieder meist erfolgreich gestaltet werden. Unter den Mitgliedern der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse erhielt beispielsweise der Physiker Erwin Schrödinger 1933 den Nobelpreis für die Grundlegung der Wellenmechanik. Um die Akademie und ihre wissenschaftliche Forschungsarbeit auch in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, wurden seit 1934 auch öffentliche Vorträge abgehalten. Außerdem bemühte man sich die ganze Zeit über um internationale Kontakte.
Die ÖAW in den Jahren 1938–1945
Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 hatte auch unvermeidliche Auswirkungen auf die Akademie. Die Satzungen der Akademie wurden 1938 durch eine so genannte „vorläufige“ Satzung ersetzt, wodurch es zu einigen Veränderungen in der Organisation kam. Diese Satzung blieb allerdings bis 1945 ein Provisorium und wurde nie durch eine komplett neue Satzung ersetzt. Erst 1945 wurde sie wieder durch die ursprüngliche Satzung von 1921 ersetzt.
Die Umsetzung der geforderten Neuordnungen nahm eine gewisse Zeit in Anspruch und so dauerte es teilweise bis zu einem Jahr, dass die neuen Bestimmungen tatsächlich umgesetzt wurden. Lag bisher die Aufgabe der Akademie in der Förderung der Wissenschaft „in jeder Hinsicht“, wurde ab 1938 die Förderung der Wissenschaft „im Dienste des deutschen Volkes“ als Aufgabenstellung definiert. Die Akademie wurde Mitglied des Reichsverbandes der Deutschen Akademien und die Spitzenfunktionen wurden umbesetzt: Der Historiker Heinrich von Srbik wurde am 1. April 1938 zum neuen Präsidenten der Akademie gewählt. Srbik war ein international angesehener Wissenschafter, der jedoch aufgrund seiner gesamtdeutschen Geschichtsauffassung und den damit verbundenen politischen Vorstellungen umstritten war. Er versuchte jedoch, den österreichischen Charakter der Akademie und ihre Unabhängigkeit gegenüber den Berliner Zentralstellen so weit wie möglich zu bewahren. So betonte er in der Gesamtsitzung am 23. November 1938 die „Notwendige Selbständigkeit der Wissenschaft“ In den Reihen der Akademiemitglieder stieß er auf große Akzeptanz, sodass er 1941 – nach Ende seiner Funktionsperiode – erneut als Präsident wiedergewählt wurde.
Der offizielle Standpunkt ist heute, dass mit Zustimmung aller Mitglieder ein Eintreten für „objektive Forschung“ erfolgte und die Arbeiten in beiden Klassen weitgehend im bisherigen Rahmen fortgeführt wurden. Es gab trotz der staatlichen Eliminierung des Namens Österreich daher weiterhin das „Archiv für österreichische Geschichte“ und die „Fontes rerum Austriacarum“. In den „vorläufigen Statuten“ wurde außerdem mehrmals das „Land Österreich“ genannt, obwohl das Wort Österreich noch im Jahr 1938 durch die Bezeichnung „Ostmark“ ersetzt wurde. Die wohl wesentlichste Satzungsänderung betraf die Wahl bzw. die Bestätigung der gewählten Mitglieder der Akademie. Hier wurde am massivsten in die Autonomie eingegriffen. Die vollzogene Wahl bedurfte der Bestätigung durch den Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Diese Bestätigung war außerdem jederzeit widerruflich. Um dem „Führerprinzip“ gerecht zu werden, wurde der Botaniker Fritz Knoll als Parteibeauftragter der NSDAP bestellt. Seine Aufgabe war es, die Interessen der Partei im Bereich der Akademie der Wissenschaften bis zur endgültigen Regelung der neuen Statuten der Akademie zu übernehmen. Am 9. März 1939 hatte seine Funktion ein Ende, als der Akademiepräsident Srbik erklärte, diese Aufgaben nun selbst übernehmen zu wollen.
Während an den österreichischen Universitäten binnen weniger Wochen nach dem Anschluss die „Säuberung“ des Lehrkörpers und die „Gleichschaltung“ zu deutlichen personellen Veränderungen führte, lief dieser Prozess in der Akademie etwas langsamer und mit gewisser zeitlicher Verzögerung ab. Die Akademie sah sich selbst stets als weitgehend autonome wissenschaftliche Institution. Ihre Mitglieder waren keine Beamten und unterlagen somit offiziell nicht dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums. Deswegen war die Eingriffsmöglichkeit des Staates gewissermaßen eingeschränkt. Personen, die auf Grund dieses Gesetzes ihre Professur an der Universität bereits aufgeben mussten hatten die Möglichkeit, noch ein dreiviertel Jahr an den Sitzungen der Akademie teilzunehmen, bevor sie auch dort ihren Platz räumen mussten. Die nationalsozialistische „Gleichschaltung“ wirkte sich daher in Österreich beinahe ein dreiviertel Jahr nicht auf die Mitgliedschaft in der Akademie aus. Die Akademie wurde von sich aus in dieser Zeit jedenfalls nicht aktiv und hatte es auch später nicht besonders eilig damit, die Mitgliedschaften der dem Regime aus rassischen oder politischen Gründen missliebigen Mitglieder ruhend zu stellen. Mehrere Mitglieder mussten die Akademie jedoch trotzdem verlassen. Diese sind teils durch freiwilligen „Austritt“, teils durch Streichung aus den Mitgliederlisten ausgeschieden. Vor allem die Nürnberger Rassengesetze hatten eine große Wirkung auf die Mitgliederlisten. Denn laut diesen Gesetzen wurden „Nichtariern“ die Staatsbürgerschaft entzogen und konnten somit nicht mehr im Stand der ordentlichen Mitglieder im Inland geführt werden. Einige Mitglieder, die bereits vor der vollständigen Implementierung dieses Gesetzes in der Akademie ihren Rücktritt verkündeten waren Bertold Hatschek (o.M. Zoologie), Alfred Francis Pribram (k.m.I. Geschichte), Ernst Peter Pick (k.m.I. Pharmakologie), Emil Abel (k.m.I. physikalische Chemie) und Eduard Norden (k.m.A. klassische Philologie). Schon zuvor legten die beiden ordentlichen Mitglieder Stefan Meyer (Physik) und Hans Horst Meyer (Pharmakologie) ihr Amt nieder. Richard Willstätter (k.m.A. Chemie) und Wolfgang Pauli (k.m.A Physikalische Chemie) wurden durch eine Mitteilung darauf hingewiesen, dass ihre Mitgliedschaft aufgrund der neuen Gesetzeslage erloschen sei. Lediglich im Fall von Franz Eduard Suess (o.M. Geologie) gab es Bemühungen seitens der Akademie, dessen Ausschluss – letzten Endes erfolglos – zu verhindern. Im Frühjahr 1939 schieden auch Ernst Franz Theodor Brücke (k.M.I. Physiologie), Josef Weninger (k.M.I. Anthropologie) und August Loehr (k.M.I. Numismatik) aus. Am 3. Oktober 1940 kam es zu einem neuen Höhepunkt in der Ausscheidung von Mitgliedern. Walther Brecht (o.M), Hermann Mark (o.M.), Karl Bühler (k.M.I. Philosophie und Psychologie), Victor F. Hess (k.M.I. Experimentalphysik), Erwin Schrödinger (k.M.I. Physik), Franz Boas (k.M.A. Anthropologie) und Alfred Hettner (k.M.A. Geographie) erhielten die Mitteilung der Akademie, von nun an nicht mehr als Mitglieder geführt zu werden.[3]
Was die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie anbelangt hat sich zunächst an den laufenden Projekten wenig geändert. Es wurden lediglich einige Kommissionen neu eingerichtet bzw. bestehende Kommissionen umbenannt. So wurde ab 1942 eine Kommission zur Herausgabe einer neuen Sonderserie unter dem Titel „Untersuchungen zur Rassenkunde und menschlichen Erblehre“ gegründet.
Die finanzielle Dotation der Akademie erfuhr zunächst bis zum Ausbruch des Krieges eine beachtliche Steigerung. Ab etwa 1940 nahm der staatliche Beitrag jedoch kontinuierlich ab und das Kriegsende brachte den vollkommenen finanziellen Zusammenbruch. Die Arbeiten der beiden Klassen wurden mit Fortgang des Krieges zunehmend behindert, einerseits durch administrative und personelle Eingriffe (Einberufungen zum Kriegsdienst), und andererseits durch unmittelbare Kriegseinwirkungen (Bombenschäden, Auslagerungen von Sammlungen).
Die ÖAW nach 1945
Bereits am 18. Mai 1945 gab es die erste Sitzung der damals in Wien anwesenden Akademiemitglieder. Ehemalige NSDAP-Angehörige waren von der Teilnahme ausgeschlossen. Noch im selben Jahr wurde die alte Satzung von 1921 wieder in Kraft gesetzt und die Aufhebung sämtlicher Mitgliedschaften rückwirkend für ungültig erklärt. Die erste Maßnahme der Akademie nach 1945 war die Rückberufung der nach 1938 unter Zwang ausgeschiedenen Mitglieder. In einer neuen Liste waren sämtliche nach 1938 „Ausgetretenen“ wieder als Mitglieder ausgewiesen. Die meisten der 1938 Vertriebenen kehrten allerdings nicht wieder nach Österreich zurück und wurden daher im Stand der korrespondierenden Mitglieder im Ausland geführt. Im Gegenzug wurden Akademiemitglieder, die als belastete NSDAP Parteimitglieder galten zwar teilweise ihrer Mitgliedschaft enthoben, aber spätestens bis 1957 wieder aufgenommen. Ernst Späth wurde zum neuen Präsidenten der Akademie gewählt und um den Bezug zu Österreich stärker zu betonen wurde die Akademie 1947, im Jahr des 100-jährigen Jubiläums der Akademie, offiziell in „Österreichische Akademie der Wissenschaften“ umbenannt. Es war in den darauf folgenden Jahren außerdem gelungen, die im Krieg abgebrochenen, grenzüberschreitenden Kontakte zu erneuern und gemeinsame Forschungsarbeiten wieder aufzunehmen und somit wieder international anerkannte Leistungen hervorzubringen.
Vor allem ab den 1970 kam es so einigen neueren Umgestaltungen innerhalb der Akademie. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat sich dabei von einer so genannten „Gelehrtengesellschaft“ zu einer Trägerin moderner Forschungseinrichtungen entwickelt. Seit 1973 verfügt sie außerdem über einen eigenen Verlag, um damit der Österreichischen Wissenschaft ein geeignetes Publikationsforum auf qualitativ hohem Niveau zu bieten.
Die ÖAW heute
Heute hat die ÖAW vor allem mit der zunehmenden Umstrukturierung der österreichischen Forschungslandschaft zu kämpfen. Dabei ist ein zentrales Problem der ÖAW die zunehmende Einschränkung ihrer Autonomie. Es kommt zunehmend zu einer Infragestellung der Freiheit der Forschung durch eine Ausrichtung an Zweckmäßigkeits- und Effizienzkriterien in der Forschung. So wurde beispielsweise auf Ansuchen des BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur im Jahr 2003 eine Prüfung der Finanzen der Akademie beantragt. Bei der Prüfung der Finanzen der ÖAW durch den Rechnungshof wurde die „Zweckmäßigkeit“ als Kriterium für Wissenschaftsforschung definiert.[4]
Außerdem sieht sich die Akademie mit den Vorschlägen des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE) konfrontiert. Dieser, dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie unterstehende Rat konstituiert sich aus Vertretern der Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft. Er soll eine Forschungsstrategie mit Schwerpunkten für Österreich erarbeiten. Der Rat vergibt zur Forschungsförderung vorgesehene Mittel oftmals nach Kriterien der wirtschaftlichen Verwertbarkeit. Dabei stellt sich die Frage, ob wissenschaftliche Forschung nur nach dem Kriterium der Wirtschaftlichkeit und dem größtmöglichen Nutzen zu bewerten ist. Außerdem ist fraglich ob wissenschaftliche Forschung und deren Förderung überhaupt durch fachfremde Stellen auf ihre Qualität überprüft werden können. (Stichwort: wissenschaftlich geprägte Qualitätskontrolle)
Für eine genauere Beschäftigung mit der Geschichte der ÖAW seit 1945 sei auf die die Texte von Otto Hittmair[5] und Herbert Hunger[6] verwiesen. Hittmair schrieb einen profunden historischen Abriss der mathematischen-naturwissenschaftliche Klasse, Hunger leistet dasselbe für die philosophisch-historische Klasse.
Ihren Sitz hat die Akademie in der 1755 von Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey erbauten ehemaligen Aula der Universität Wien, die auch über einen berühmten Festsaal mit Fresken von Gregorio Guglielmi und einen Theologiesaal mit Maulbertsch-Fresken verfügt.
Die Alte Aula der Universität Wien, Sitz der Akademie seit 1857, ist auf der Rückseite der 100-Schilling Banknote von 1985 zu sehen.
Organisation und Aufgaben der ÖAW
Aufgaben der ÖAW
Die ÖAW ist eine juristische Person des öffentlichen Rechts unter besonderem Schutz des Bundes mit der Zielsetzung, die Wissenschaft auf allen Gebieten, besonders im Bereich der Grundlagenforschung, in jeder Hinsicht zu fördern. Gesetzliche Grundlagen der ÖAW ist dabei bis heute das „Bundesgesetz vom 14. Oktober 1921, betreffend die Akademie der Wissenschaften in Wien“. Die Aufgaben der Akademie werden in §2 AkkWissG wie folgt beschrieben: „Ihre Aufgabe ist es, die Wissenschaft in jeder Hinsicht zu fördern; sie hat bei Erfüllung ihrer Aufgabe den Anspruch auf Schutz und Förderung durch den Bund.“[2]
Diese Aufgabe der ÖAW wird auf zwei Arten erfüllt. Zum einen versteht sie sich als Gelehrtengesellschaft, zum anderen ist sie Trägerorganisation für diverse Institute, die in der Grundlagenforschung tätig sind. Diese zweite Funktion als Trägerorganisation wird durch die unten erfolgte Auflistung der Institute und Zentren deutlich. Neben dem Betreiben dieser Einrichtungen erfüllt die ÖAW jedoch noch andere Aufgaben zur Forschungsförderung. Als Gelehrtengesellschaft im klassischen Sinn vergibt sie Stipendien und Preise, fördert Projekte und Publikationen und veranstaltet Symposien. Als Trägerorganisation von Forschungseinrichtungen betreibt sie Grundlagenforschung, verwaltet und koordiniert nationale und internationale Forschungsprogramme und vermittelt internationale Kooperationen.
Dabei sind sowohl die Gelehrtengesellschaft als auch die Trägerorganisationen den zwei Klassen der ÖAW zugeteilt. Es gibt eine so genannte philosophisch-historische Klasse (geisteswissenschaftliche) und eine mathematisch-naturwissenschaftliche (naturwissenschaftliche) Klasse. Sowohl die Akademiemitglieder, wie auch die verschiedenen Institute und Zentren sind jeweils einer Klasse zuzuordnen.
Innere Organisation der ÖAW
In der ÖAW gibt es verschiedene Arten von Mitgliedern. Es wird zwischen, wirklichen, korrespondierenden, Ehrenmitgliedern sowie Mitgliedern der jungen Kurie unterschieden. Es gibt immer 90 wirkliche Mitglieder, die sich gleichmäßig auf die beiden Klassen aufteilen. Mitglieder, die über 70 Jahre alt sind werden bei voller Wahrung ihrer Rechte in die Höchstzahlen nicht eingerechnet.[7]
In jüngster Zeit wurden Maßnahmen für eine Verjüngung der ÖAW eingeleitet und eine Junge Kurie mit rund 50 Forschern im Alter von unter 45 Jahren eingerichtet (vgl. in Deutschland etwa die Junge Akademie und das Junge Kolleg).
Derzeit sind von den 628 Mitgliedern (alle Arten von Mitglieder eingerechnet) der ÖAW, 40 Frauen, was einem Anteil von 7% entspricht. Allerdings ist der Anteil beim wissenschaftlichen Personal wesentlich höher, was möglicherweise auch Auswirkungen auf die zukünftige Mitgliederstruktur der ÖAW haben wird. Derzeit gibt es 1100 Beschäftigte in den Forschungseinrichtungen der ÖAW. 2007 betrug das Budget der ÖAW 74 Millionen Euro die zu einem großen Teil aus Bundesmitteln stammen.[8]
Beispiele für wichtige ÖAW-Forschungseinrichtungen
Zu den größten Instituten der letzteren Sparte zählen das Institut für Molekulare Biologie (IMBA), das Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CEMM) und das Institut für Hochenergiephysik (HEPHY).
Das Phonogrammarchiv der Akademie hat früh (1899) begonnen, Dichterstimmen mittels der Schallaufzeichnung zu dokumentieren. Die frühsten in der Schallaufnahme erhaltenen deutschsprachigen Dichterstimmen stammen aus diesem Archiv. 1944 wurde außerdem eine Kommission für Musikforschung eingesetzt.
Zur Akademie gehört das Institut für Kulturgeschichte der Antike, das aus der Forschungsstelle für Archäologie hervorgegangen ist. Im Fokus der Forschung steht die Auseinandersetzung mit kulturhistorischen Fragestellungen innerhalb der Archäologie. Insbesondere geht es um die Auswertung und Publikation von zusammenhängenden archäologischen Befunden und Grabungsergebnissen bedeutender archäologischer Unternehmen im In- und Ausland. Hier sind in erster Linie die Forschungen zu Ephesos und Carnuntum zu nennen. Institutsdirektor ist derzeit Friedrich Krinzinger.
2004 wurde die nach Hannes Androsch benannte „Hannes Androsch Stiftung bei der ÖAW“[9] gegründet. Zweck der Stiftung ist es, im Zusammenwirken mit der ÖAW wissenschaftliche Arbeiten zu den Themenschwerpunkten Arbeit und Festigung des sozialen Ausgleichs und Friedens zu fördern. Darüber hinaus vergibt die Stiftung seit 2007 den „Hannes-Androsch-Preis“. Am 20. Oktober 2008 erhält Hannes Androsch als Würdigung für seine Verdienste um die Akademie den neu geschaffenen Ehrenring verliehen.
Zentren und Institute der geisteswissenschaftlichen Klasse
- Zentrum Archäologie und Altertumswissenschaften
- Institut für Kulturgeschichte der Antike
- Kleinasiatische Kommission
- Kommission für Ägypten und Levante
- Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition
- Kommission für Antike Rechtsgeschichte
- Kommission zur Herausgabe des Corpus der lateinischen Kirchenväter (CSEL)
- Mykenische Kommission
- Numismatische Kommission
- Prähistorische Kommission
- Zentrum Asienwissenschaften und Sozialanthropologie
- Forschungsstelle Sozialanthropologie
- Institut für Iranistik
- Institut für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens
- Zentrum Kulturforschungen
- AAC – Austrian Academy Corpus
- Kommission für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte
- Kommission für Kunstgeschichte
- Kommission für Musikforschung
- Kommission zur Herausgabe eines Textwörterbuches der Fackel (FACKELLEX)
- Zentrum Mittelalterforschung
- Institut für Byzanzforschung
- Institut für Mittelalterforschung
- Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit
- Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters
- Zentrum Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung
- Historische Kommission
- Kommission für die Geschichte der Habsburgermonarchie
- Kommission für Rechtsgeschichte Österreichs
- Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation
- Zentrum Sozialwissenschaften
- Forschungsstelle für Europäisches Schadenersatzrecht
- Forschungsstelle für Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt
- Institut für Demographie
- Institut für europäische Integrationsforschung
- Institut für Stadt- und Regionalforschung
- Kommission für Migrations- und Integrationsforschung
- Kommission für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung
- Zentrum Sprachwissenschaften, Bild- und Tondokumentation
- Balkan-Kommission
- Institut für Österreichische Dialekt- und Namenlexika
- Kommission für Linguistik und Kommunikationsforschung
- Phonogrammarchiv
Institute der naturwissenschaftlichen Klasse (Auswahl)
- Institut für Molekulare Biologie (IMBA)
- Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CEMM)
- Institut für Hochenergiephysik (HEPHY)
- Institut für Quantenoptik und Quanteninformation
Präsidium
Präsident der Akademie für die Funktionsperiode von 1. Oktober 2006 bis 30. Juni 2009 ist Univ.-Prof. Dr. Peter Schuster, für die Funktionsperiode von 1. Juli 2009 bis 30. Juni 2013 Helmut Denk.[10]
Das Präsidium der ÖAW besteht aus:
- Peter Schuster - Präsident (bis 30. Juni 2009, danach Helmut Denk)
- Herbert Matis - Vizepräsident (bis 30. Juni 2009, danach Sigrid Jalkotzy-Deger)
- Herwig Friesinger - Generalsekretär (bis 30. Juni 2009, danach Arnold Suppan)
- Georg Stingl - Sekretär (2009 für eine weitere Funktionsperiode wiedergewählt)
Liste der Präsidenten seit Bestehen der Akademie
mn. Kl.: mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse
ph. Kl.: philosophisch-historische Klasse
- 1847–1849 Joseph von Hammer-Purgstall (ph. Kl.)
- 1849–1851 unbesetzt
- 1851–1865 Andreas von Baumgartner (mn. Kl.)
- 1866–1869 Theodor von Karajan (ph. Kl.)
- 1869–1878 Carl von Rokitansky (mn. Kl.)
- 1879–1897 Alfred von Arneth (ph. Kl.)
- 1898–1911 Eduard Suess (mn. Kl.)
- 1911–1914 Eugen Böhm von Bawerk (ph. Kl.)
- 1915–1919 Viktor von Lang (mn. Kl.)
- 1919–1938 Oswald Redlich (ph. Kl.)
- 1938–1945 Heinrich von Srbik (ph. Kl.)
- 1945–1946 Ernst Späth (mn. Kl.)
- 1946–1951 Heinrich von Ficker (mn. Kl.)
- 1951–1963 Richard Meister (ph. Kl.)
- 1963–1969 Erich Schmid (mn. Kl.)
- 1969–1970 Albin Lesky (ph. Kl.)
- 1970–1973 Erich Schmid (mn. Kl.)
- 1973–1982 Herbert Hunger (ph. Kl.)
- 1982–1985 Plöckinger, Erwin (mn. Kl.)
- 1985–1987 Hans Tuppy (mn. Kl.)
- 1987–1991 Otto Hittmair (mn. Kl.)
- 1991–2003 Werner Welzig (ph. Kl.)
- 2003–2006 Herbert Mang (mn. Kl.)
- 2006–2009 Peter Schuster (mn. Kl.)
- designiert ab 2009 Helmut Denk (mn. Kl.)
Quellen
- Johannes Feichtinger, Heidemarie Uhl: Die Österreichische Akademie der Wissenschaften nach 1945. Eine Gelehrtengesellschaft im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. In: Margarete Grandner, Gernot Heiss, Oliver Rathkolb (Hrsg.): Zukunft mit Altlasten. Die Universität Wien 1945 bis 1955. Studien-Verl., Innsbruck-Wien-München-Bozen 2005, ISBN 3-7065-4236-6, S. 313–337.
- Franz Graf-Stuhlhofer: Die Akademie der Wissenschaften in Wien im Dritten Reich. In: Acta historica Leopoldina 22. Deutsche Akad. der Naturforscher Leopoldina, Halle 1995, S.133–159.
- Otto Hittmair, Herbert Hunger (Hrsg.): Akademie der Wissenschaften. Entwicklung einer österreichischen Forschungsinstitution. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2637-9.
- Herbert Karner, Artur Rosenauer, Werner Telesko: Die Österreichische Akademie der Wissenschaften. Das Haus und seine Geschichte. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, ISBN 978-3-7001-3875-4.
- Hedwig Kopetz: Die Österreichische Akademie der Wissenschaften. Aufgaben, Rechtsstellung, Organisation. Böhlau, Wien 2006, ISBN 3-205-77534-1.
- Herbert Matis: Zwischen Anpassung und Widerstand: die Akademie der Wissenschaften in den Jahren 1938–1945. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2648-4.
- Richard Meister: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847–1947. Holzhausen, Wien 1947.
- Österreichische Akademie der Wissenschaften: Wissen - eine Bilanz 2007, 2008 abrufbar unter: http://www.oeaw.ac.at/shared/news/2008/pdf/oeaw_wissensbilanz_07.pdf
- Österreichische Akademie der Wissenschaften: Satzung der ÖAW, 2008: einsehbar unter: http://www.oeaw.ac.at/shared/news/2008/pdf/satzung.pdf
- Vertriebene Wissenschaftler (12. März 2008): abrufbar unter: http://www.oeaw.ac.at/shared/news/2008/press_inf_20080312.html
Einzelnachweise
- ↑ Hans Magenschab: Erzherzog Johann; Styria, Graz 1982 (3.Aufl.), S.350.
- ↑ a b Gesamte Rechtsvorschrift für Akademie der Wissenschaften in Wien, Fassung vom 19. April 2009
- ↑ Herbert Matis: Zwischen Anpassung und Widerstand: die Akademie der Wissenschaften in den Jahren 1938 – 1945. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, S. 30–32.
- ↑ Hedwig Kopetz: Die Österreichische Akademie der Wissenschaften. Aufgaben, Rechtsstellung, Organisation. Böhlau, Wien 2006, ISBN 3-205-77534-1., S.208
- ↑ Otto Hittmair: Entwicklung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse von 1947 bis 1997. In: Otto Hittmair, Herbert Hunger (Hrsg.): Akademie der Wissenschaften. Entwicklung einer österreichischen Forschungsinstitution. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2637-9, S. 35–62.
- ↑ Herbert Hunger: Entwicklung der philosophisch-historischen Klasse von 1947 bis 1997. In: Otto Hittmair, Herbert Hunger (Hrsg.): Akademie der Wissenschaften. Entwicklung einer österreichischen Forschungsinstitution. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2637-9, S. 63–83.
- ↑ Satzung der ÖAW: http://www.oeaw.ac.at/shared/news/2008/pdf/satzung.pdf
- ↑ ÖAW-Wissensbilanz 2007: http://www.oeaw.ac.at/shared/news/2008/pdf/oeaw_wissensbilanz_07.pdf
- ↑ „Hannes Androsch Stiftung bei der ÖAW“
- ↑ Helmut Denk neuer Präsident der ÖAW, Presseaussendung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 24. April 2009
Weblinks
- Zentrum Archäologie und Altertumswissenschaften
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