- Hanns-Josef Ortheil
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Hanns-Josef Ortheil (* 5. November 1951 in Köln, Nordrhein-Westfalen) ist ein deutscher Schriftsteller und promovierter Germanist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hanns-Josef Ortheil wuchs als fünfter Sohn seiner Eltern in Köln, im Westerwald, in Wuppertal und in Mainz auf. Er hatte insgesamt 4 Geschwister, 2 starben im Zweiten Weltkrieg, die anderen 2 waren Totgeburten. Da seine Mutter mit ansehen musste, wie eins ihrer Kinder durch einen Granatsplitter starb, verstummte sie. Ortheil lernte deswegen erst mit 7 Jahren sprechen[1] – und in einem SWR-Fernsehbericht vom 30. November 2006 sagt er selbst, sein erster Satz sei gewesen: „Gib mal her!“, als er beim Fußballspielen den Ball haben wollte. Seit 1956 erhielt er Klavierunterricht. Für dieses Instrument war er talentiert und mit etwa 19 gab er bereits Konzerte und wollte Pianist werden. Massive Sehnenscheidenentzündungen zwangen ihn früh zur Aufgabe dieser Karriere.
1970 legte er sein Abitur an einem Mainzer Gymnasium ab und studierte anschließend in Rom Kunstgeschichte. 1971 nahm er das Studium der Musikwissenschaft, Germanistik, Philosophie und Komparatistik auf, das ihn an die Universitäten in Mainz, Paris, Göttingen und Rom führte. Er promovierte 1976 mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit an der Universität Mainz.
Von 1976 bis 1982 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und später wissenschaftlicher Assistent im Fachbereich Neuere Deutsche Literatur der Universität Mainz; gleichzeitig begann er mit der Veröffentlichung eigener literarischer Arbeiten. Ab 1988 war er freier Schriftsteller. 1990 übertrug man ihm die Dozentur für Kreatives Schreiben und Gegenwartsliteratur an der Universität Hildesheim. 2003 erhielt er an derselben Universität die Professur für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Ortheil lebt heute in Stuttgart, Hildesheim und Wissen (Sieg), er hat drei Kinder.
Hanns-Josef Ortheil, der neben seiner regulären Lehrtätigkeit auch Poetik-Dozenturen an den Universitäten Paderborn, Bielefeld und Heidelberg wahrnahm, ist Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Im Sommersemester 2007 war er Inhaber der Poetikprofessur an der Universität Bamberg.
Werke
Sachliteratur
- Wilhelm Klemm - Ein Lyriker der "Menschheitsdämmerung". Stuttgart 1979
- Der poetische Widerstand im Roman, Königstein/Ts. 1980
- Mozart im Innern seiner Sprachen, Frankfurt/Main 1982
- Jean Paul, Reinbek bei Hamburg 1984
- Das Glück der Musik - Vom Vergnügen Mozart zu hören, München 2006
- Wie Romane entstehen, München 2008, gemeinsam mit Klaus Siblewski
Zeitgeschichtliche/Zeitgenössische Romane und autobiographische Essais
- Fermer, Frankfurt a.M 1979
- Hecke, Frankfurt am Main 1983
- Köder, Beute und Schatten, Frankfurt am Main 1985
- Schwerenöter, München [u. a.] 1987
- Agenten, München [u. a.] 1989
- Schauprozesse, München [u. a.] 1990
- Abschied von den Kriegsteilnehmern, München [u. a.] 1992
- Römische Sequenz, Rom 1993
- Familienbande, Paderborn 1994
- Das Element des Elephanten, München [u. a.] 1994
- Blauer Weg, München [u. a.] 1996
- Beschreibung: Erwin Wortelkamps Tal bei Hasselbach im Westerwald, Witten 2000
- Lo und Lu, München 2001
- Die große Liebe, München 2003
- Venedig, München 2004
- Die weißen Inseln der Zeit, München 2004
- Die geheimen Stunden der Nacht, München 2005
- Das Verlangen nach Liebe, München 2007
- Die Erfindung des Lebens, München 2009
- Rom. Eine Ekstase. Oasen für die Sinne, München 2009
- Die Moselreise. Roman eines Kindes, München 2010[2]
- Liebesnähe, München 2011
Historische Romane
- Faustinas Küsse, München 1998
- Im Licht der Lagune, München 1999
- Die Nacht des Don Juan, München 2000
Herausgeberschaft
- Wilhelm Klemm: Ich lag in fremder Stube, München [u. a.] 1981
- Robert Schumann: Briefe einer Liebe, Königstein/Ts. 1982
Filmografie
Drehbuchautor
- 1985: Dämonen der Städte
- 1986: Ezra Pound – Ein amerikanischer Hochverräter (Fernsehfilm)
Auszeichnungen
- 1979 Aspekte-Literaturpreis
- 1981 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Literatur
- 1982 Sonderpreis der Lektoren beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb
- 1988 Literaturpreis der Stadt Stuttgart
- 1991 Villa-Massimo-Stipendium
- 2000 Brandenburgischer Literaturpreis
- 2000/2001 Mainzer Stadtschreiber
- 2001 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg[3]
- 2002 Thomas-Mann-Preis
- 2004 Georg-K.-Glaser-Preis
- 2006 Koblenzer Literaturpreis
- 2007 Nicolas Born-Preis
- 2009 Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis
Literatur
- Manfred Durzak (Hrsg.): Hanns-Josef Ortheil - im Innern seiner Texte, München [u. a.] 1995
- Helmut Schmitz: Der Landvermesser auf der Suche nach der poetischen Heimat, Stuttgart 1997
Weblinks
- Literatur von und über Hanns-Josef Ortheil im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie auf www.uni-hildesheim.de
- Hanns-Josef Ortheil in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Zu: Die geheimen Stunden der Nacht, Rezensionen bei perlentaucher.de
- Diskussion im ZDF Nachtjournal über die Frage: Wie schreibt man einen Roman? Mit Julia Franck, Hanns-Josef Ortheil, Moritz Rinke, John von Düffel, 16. März 2009
Einzelnachweise
- ↑ http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=9902&key=standard_document_35704978
- ↑ Frankfurter Rundschau vom 30. September 2010: Die Farben der Mosel
- ↑ Staatsministerium Baden-Württemberg: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Liste der Ordensträger 1975-2009. Seite 46 - abgerufen am 3. Oktober 2009
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