Hans Adler (Autor)

Hans Adler (Autor)

Hans Adler (eigentlich Johann Nepomuk Heinrich Adler; * 13. April 1880 in Wien; † 11. November 1957 ebenda) war ein österreichischer Librettist, Schriftsteller und Jurist. Er schrieb die Libretti für eine Reihe von Operetten von Nico Dostal.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jurist

Hans Adler war der Sohn des Hofrats Dr. Hans Adler. Schon als Kind schrieb er erste Gedichte und Geschichten. Adler bestand 1899 das Abitur am Gymnasium Kremsmünster. Noch im selben Jahr begann er ein Jura-Studium an der Universität Wien. Im Juli 1901 legte er die die rechtshistorische Staatsprüfung ab und beendete sein Studium im Juni 1904 mit der judiziellen Staatsprüfung.

Am 21. Juli 1905 promovierte er an der Universität Wien und trat am Anfang Januar 1906 seine erste Stelle als Konzeptspraktikant an der niederösterreichischen Statthalterei an. Nur rund zwei Wochen später wurde er zur Bezirkshauptmannschaft St. Pölten versetzt. Im April 1911 trat er seinen Dienst beim k. k. Patentamt an.

Freier Schriftsteller

Hans Adler war seit seiner Jugend kränklich und wurde am 1. Juni 1915 im Alter von 35 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Fortan machte er sein Hobby zum Beruf: Er schrieb Gedichte (Sonette, veröffentlicht im Simplicissimus, Buchausgabe 1920), Kurzgeschichten, Theaterstücke, Libretti und übersetzte Bühnenwerke aus dem Englischen und dem Französischen ins Deutsche. Besonders fruchtbar gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Nico Dostal. Der Schriftsteller Leo Perutz unterstützte sein literarisches Schaffen. [1] Adler verwendete neben seinem Klarnamen eine Reihe von Pseudonymen, u.a. Hertha Bauer, H. H. Delar, Anton Hangleitner, Adam Hayndl, Honso, Hanns Rudolf Lonner, A. W. Hans und Paul Vulpius.

1935 wurde Hans Adler in dem antisemitischen Buch Musikalisches Juden-ABC von Hans Brückner und Christa-Maria Rock als Jude aufgeführt. Der Librettist dementierte, wurde aber dennoch im März 1938 von der Gestapo verhaftet und kurzzeitig in ein Gefängnis gebracht. Er beantragte daraufhin in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen zu werden, da hierfür ein Abstammungsnachweis erbracht werden musste. Die österreichische Landesleitung der Kammer bestätigte mit Schreiben vom 11. November 1938 an den Theater-Verlag Eirich in Wien, dass der Schriftsteller Hans Adler die erforderlichen Unterlagen und seinen Arier-Nachweis erbracht habe und aufgenommen werden könne.

1943 musste Adlers Anwalt bei Behörden intervenieren, da erneut Zweifel an Adlers Abstammung aufgekommen waren. In Theodor Fritschs antisemitischen Handbuch der Judenfrage (49. Auflage 1944) wurde Adler im Kapitel Das Judentum in der Musik genannt, wobei der Autor darauf hinwies, nicht nur Juden aufzulisten, sondern auch die Namen derer [...], die in der jüngsten Vergangenheit bei arischer Abstammung jüdisch dachten und handelten.

Nachkriegszeit

Im Zweiten Weltkrieg wurde Adlers Wohnung durch einen Bombenangriff zerstört. 1945 wurde Adler Mitglied desVerbandes demokratischer Schriftsteller und Journalisten und durfte ab 1946 wieder als freier Schriftsteller arbeiten. Am 4. Juli 1951 heiratete Adler seine Adoptivtochter Ernestine Antonia Fortunata Meitner. Ernestine starb am 30. April 1956, am 11. November 1957 folgte Adler seiner Frau nach. Er starb an den Folgen eines Autounfalls.

Hans Adlers Nachlass wird in der Wienbibliothek im Rathaus der Stadt verwahrt.

Zitat

A wie Adler. Hans Adler. Ist das lange her … Da habe ich hier, noch vor dem Kriege, den ›Simplicissimus‹ gefragt, warum er denn nicht diese reizenden kleinen Verslein, die öfter in ihm zu finden waren, gesammelt herausgäbe. In der Tat ist das geschehen; das Buch heißt ›Affentheater‹, die Verse sind noch dieselben, aber inzwischen muß etwas passiert sein. Ist ja wohl auch. Es stimmt mächtig melancholisch, das zu lesen. Immerhin: ein paar Verse bleiben haften – wenn auch der große Feuerwerksschein jenes Vierzeilers:

Wem es bestimmt, der endet auf dem Mist
Mit seinem edelsten Bestreben …
Ich bin zum Beispiel immer noch Jurist.
So ist das Leben.

nicht mehr den abendlichen Garten erhellt – die Entfernung von Mist und Jurist hat sich inzwischen leicht vermindert. Aber es sind doch hübsche Gedichtchen. Kurt Tucholsky in der Weltbühne, 9. Juli 1929 [2]

Auszeichnungen

1927: Künstlerpreis der Stadt Wien (zusammen mit Franz Theodor Csokor und Max Mell)

2009: Der Roman Das Städtchen wird von der Darmstädter Jury zum Buch des Monats Dezember gewählt.[3]

Werke

Prosa und Lyrik

  • Affentheater. Tal, Leipzig, Wien und Zürich, 1920 (2. vermehrte Auflage 1929)
  • Das Städtchen. Roman. Strache, Wien und Leipzig, 1926 (Neuauflage im Dezember 2009, Lilienfeld Verlag, Düsseldorf)

Theaterstücke

  • Der Fall X. Groteske in drei Akten. 1912
  • Die Reise nach Pressburg. Schauspiel in drei Akten. Mit einem Vor- und Nachspiel von Leo Perutz. Georg Marton, Wien und Berlin, 1930
  • Première. Zusammen mit Paul Frank. Lustspiel in drei Akten. Georg Marton, Wien und Berlin, 1930
  • Nacht vor dem Ultimo. Lustspiel in fünf Bildern. Drei Masken, Berlin, 1933
  • Das große Wunder. Lustspiel in drei Akten. Georg Marton, Wien, Berlin und London, 1933
  • Mädchen für Alles. Lustspiel in vier Akten. Georg Marton, Wien, 1934
  • Tohuwabohu. Lustspiel in drei Akten nach Alexander Lernet-Holenia. Eirich, Wien, 1936
  • Katinka. Musiklose Operette. Zusammen mit Adorjan Bonyi. Wien, 1937
  • Verliebtes Abenteuer. Lustspiel in sieben Bildern. Georg Marton, Wien, 1938. Verfilmt von Hans H. Zerlett (1938)

Libretti

Drehbücher und Liedtexte

Adler arbeitete an mehreren Filmen mit: Er war Drehbuchautor der Filme Die Menschen nennen es Liebe (1922) von Mano Ziffer-Teschenbruck und Sommerliebe von Erich Engel (1942) und verfasste die Liedtexte für die Filmoperetten Die Pompadour (1935) von Willy Schmidt-Gentner und Prinzessin Sissy (1938) von Fritz Thiery.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hans-Harald Müller, in: Walther Killy (Hrsg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Gütersloh, München 1992, Band 9, S.118 (Artikel Leo Perutz)
  2. http://www.darmstadt.de/kultur/literatur/buch/12472/index.html
  3. http://www.sudelblog.de/index.php?cat=10&paged=2

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans Adler — ist der Name folgender Personen: Hans Adler (Autor) (1880–1957), österreichischer Librettist, Schriftsteller und Jurist Hans Adler (Anwalt) (1899–1966), deutscher Wirtschaftsanwalt Hans Günther Adler (1910–1988), österreichischer Schriftsteller… …   Deutsch Wikipedia

  • Adler (Familienname) — Adler ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Als Symbol des Evangelisten Johannes diente der Adler häufig als Hauszeichen. Daraus wurde die Bezeichnung für die Bewohner abgeleitet. Zudem entwickelte sich der Familienname als… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Günther Adler — (* 2. Juli 1910 in Prag; † 21. August 1988 in London; Pseudonym H. G. Adler) war ein tschechoslowakisch englischer Schriftsteller, der in deutscher Sprache schrieb. Bekannt wurden vor allem seine Studien über die Juden im KZ Theresienstadt, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Henning Adler — 2009 Hans Henning Adler (* 12. Dezember 1949 in Göttingen) ist ein deutscher Politiker (Die Linke). Er ist seit 2008 Abgeordneter des Niedersächsischen Landtags und seit 2010 Fraktionsvorsitzender der Linken …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Diplich — (* 23. Februar 1909 in Comloșu Mare (deutsch Groß Komlosch), Kreis Timiș, Rumänien; † 2. Juli 1990 in Ravensburg) war ein rumäniendeutscher Lyriker, Schriftsteller und Volkskundler …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Lungwitz — (* 19. Oktober 1881 in Gößnitz; † 24. Juni 1967 in Berlin) war ein deutscher Arzt und Schriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Bleckwenn — (* 15. Dezember 1912 in Leipzig Gohlis; † 10. Juli 1990 in Münster (Westfalen); früherer Name: Hoffmann, auch Hoffmann Bleckwenn war ein deutscher Arzt und ein bedeutender Historiker für die Militärgeschichte des Ancien Régime. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Queling — (* 8. April 1903 in Krefeld; † 1984 in Jeserig/Fläming) war ein deutscher Reporter und Reiseschriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Übersetzungen …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Raimund — (* 5. April 1945 in Petzelsdorf bei Purgstall an der Erlauf) ist ein österreichischer Schriftsteller und Übersetzer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen und Ehrungen 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Thomas Hakl — (auch H. T. Hakl, H. T. Hansen oder H.T.H.; * 1947 in Graz, Österreich) ist ein österreichischer Autor, Übersetzer, Herausgeber, Redakteur. Unter dem Pseudonym „H. T. Hansen“ ist er als Übersetzer und Fachmann für das „esoterische“ Werk des… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”