- Hans Carossa
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Hans Carossa (* 15. Dezember 1878 in Tölz; † 12. September 1956 in Rittsteig bei Passau) war ein deutscher Arzt sowie Lyriker und Autor von Erzählungen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Vater, Karl Carossa, war Arzt und auf die Behandlung von Lungenkrankheiten spezialisiert. Auch Hans Carossa studierte Medizin in München und schloss dieses Studium 1905 in Leipzig mit der Promotion zum Doktor der Medizin ab, mit einer Arbeit über „Dauerfolge bei Dammrissen dritten Grades”. 1904 übernahm er die Praxis seines Vaters in Passau.
1906 schickte er selbst verfertigte Gedichte an Richard Dehmel und kam über diesen in Kontakt mit Hugo von Hofmannsthal. Der vermittelte ihn weiter an den Insel-Verlag, bei dem von da an alle Werke Carossas erschienen. 1907 heiratete er Valerie Endlicher. In der Figur der Hanna Cornet setzte er ihr 1913 in seinem ersten Prosastück Die Schicksale Doktor Bürgers ein literarisches Denkmal. Die Optik des Arztes ist aus dem Werk Carossas nicht wegzudenken, wie auch in Der Arzt Gion (1931) und Tagebuch eines jungen Arztes (1955).
Im Ersten Weltkrieg war Carossa von 1916 bis 1918 als Bataillonsarzt an der Ostfront tätig, woraus das tagebuchartige Werk Rumänisches Tagebuch entstand.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wählte Carossa die Innere Emigration und lehnte seine Berufung in die Deutsche Akademie der Dichtung ab,[1] nahm aber 1938 den Goethepreis der Stadt Frankfurt, sowie 1941 beim Europäischen Dichtertreffen die Ernennung zum Präsidenten der nationalsozialistischen „Europäischen Schriftsteller-Vereinigung“ an.[2] Trotz seiner Distanz zum NS-Regime gehörte Carossa zu den meistgeförderten Schriftstellern. 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, wurde Carossa von Hitler in die Sonderliste der Gottbegnadetenliste mit den sechs wichtigsten deutschen Schriftstellern aufgenommen.[2]
Kurz vor der Kapitulation 1945 plädierte Carossa in einem Brief an den Oberbürgermeister von Passau, die Stadt kampflos zu übergeben, und wurde dafür in Abwesenheit zum Tode verurteilt. In der Bundesrepublik erreichte er erneut seine Popularität der 1920er und 1930er Jahre.
Hans Carossa ist der Namensgeber seiner ehemaligen Schule Hans-Carossa-Gymnasium Landshut und der Hans-Carossa-Oberschule in Berlin-Spandau, der Volksschule in Pilsting (Niederbayern), der Volksschule Passau-Heining, in dessen Nähe sich sein letzter Wohnsitz wie auch sein Grab befindet, der Hans-Carossa-Klinik in Stühlingen sowie einer Vielzahl von Straßen, unter anderem in Passau, Münster und Berlin.
Hermann Hesse über Hans Carossa
„Das Hübscheste, was wir seit dem Frühling erlebten, war vor etwa 3 Wochen der Besuch des Dichters Carossa, den wir beide lieben. Er war auf der Durchreise aus Italien einen halben Tag da, und wir hatten Freude an ihm […] “
– (Brief von Hermann Hesse an Helene Welti, 1932)
„Seit dem Doktor Bürger und der Kindheit und seit Ihren frühen Gedichten hat Ihre Stimme zu den wenigen unserer Generation gehört, deren Klang mich nicht bloß zu überzeugen, sondern auch zu beglücken vermochte […] “
– (An Hans Carossa zum fünfundsiebzigsten Geburtstag, 1953)[3]
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1928 Bürgerpreis der Stadt Eisenach
- 1931 Gottfried-Keller-Preis
- 1938 Goethepreis der Stadt Frankfurt
- 1939 San-Remo-Preis
- 1948 Ehrenbürger von Passau und Landshut
- 1953 Großes Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 1956 Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft
Werke
- Gesammelte Gedichte, 1910
- Die Schicksale Doktor Bürgers, 1913
- Eine Kindheit, 1922
- Rumänisches Tagebuch, 1924
- Verwandlungen einer Jugend, 1928
- Der Arzt Gion, 1931
- Geheimnisse des reifen Lebens, 1936
- Das Jahr der schönen Täuschungen, 1941
- Der volle Preis, 1945
- Aufzeichnungen aus Italien, 1946
- Ungleiche Welten, 1951
- Tagebuch eines jungen Arztes, 1955
Literatur
- Hans Carossa, Leben und Werk im Bild, hrsg. v. Eva Kampmann-Carossa. Insel, Frankfurt am Main 1978. (= Insel-Taschenbuch; 348) ISBN 3-458-32048-2.
- Hans Carossa. Dreizehn Versuche zu seinem Werk, hrsg. v. Hartmut Laufhütte. Niemeyer, Tübingen 1991. ISBN 3-484-10671-9.
- Über Hans Carossa. Hrsg. v. Volker Michels. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979. (= st; 497) ISBN 3-518-36997-0
- Christiane Deussen: Erinnerung als Rechtfertigung. Autobiographien nach 1945: Gottfried Benn – Hans Carossa – Arnolt Bronnen. Stauffenburg-Verl., Tübingen 1987. (= Stauffenburg-Colloquium; 6) ISBN 3-923721-36-6.
- Henning Falkenstein: Hans Carossa. Colloquium-Verlag, Berlin 1983. (= Köpfe des XX. Jahrhunderts; 98) ISBN 3-7678-0596-0.
- Bernhard Forster: „In diesen Zeiten ist Schweigen eine Schuld“. Wie der Nationalsozialismus einen Keil zwischen Stefan Zweig und Hans Carossa trieb. In: Literatur in Bayern, München, 22/23 (2007), 88/89, S. 8–19.
- Italo Michele Battafarano: "Italien im schwarzen Hemd: Erich Mühsam, Kasimir Edschmid, Hans Carossa". In: Konvergenzen. Studien zur deutschen und europäischen Literatur. Fs. für E. Theodor Voss, hrsg. v. Michael Ewert und Martin Vialon. Würzburg: Königshausen & Neumann 2000, S. 111–128.
- Christine Greiner: Zwischen den Zeilen. Hans Carossas Schaffen während des Dritten Reiches. Univ. Diss., Passau 1999.
- Anton Mößmer: Die Vorfahren von Hans Carossa 1878-1956. Residenz-Verlag, Landshut 1996.
- Marion Stojetz: „Aus tiefem Abend glänzt ein heller Stern“. Welt- und Natursicht in der Lyrik Hans Carossas. Weidler, Berlin 2005. (= Studium litterarum; 9) ISBN 3-89693-412-0.
- Erich Unglaub: „Ahnenlehre“ in kritischer Absicht. Hans Carossas autobiographisches Erzählen unter den Bedingungen des Dritten Reichs. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1985. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 876) ISBN 3-8204-8741-7
- Erich Zwicker: Hans Carossa im Lichte seiner Zeit. Univ. Diss., Zürich 1986.
Weblinks
Wikiquote: Hans Carossa – ZitateCommons: Hans Carossa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Hans Carossa im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- [1]Datenbank zum literarischen Bayern
- Klaus Harpprecht: Die Tragödie vom einfachen Anstand. Es gab sie, die „innere Emigration“ – in Hans Carossas Tagebüchern. In: Die Zeit 37/1993 vom 10. September 1993.
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-10-039326-5, S. 94.
- ↑ a b Ernst Klee, Kulturlexikon, S. 94.
- ↑ Bernhard Zeller (Redaktion): Hermann Hesse – Eine Chronik in Bildern. Frankfurt am Main 1960, S. 175.
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