Hans Landolt

Hans Landolt

Hans Heinrich Landolt (* 5. Dezember 1831 in Zürich; † 15. März 1910 in Berlin-Wilmersdorf, Deutschland) war ein Schweizer Chemiker. Sein Name ist bis heute mit dem Standardwerk Physikalisch-chemische Tabellen verknüpft, besser bekannt als der „Landolt-Börnstein“ (1. Auflage 1883). 2008 umfasste das gedruckte Werk über 350 Bände, wobei jährlich ca. 16 Bände hinzukommen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Landolt entstammte einer Patrizierfamilie, die Bürgermeister und Stadtpräsidenten von Zürich gestellt hatte. Sein Vater, Johann Heinrich Landolt (1792–1847), war Zürichs Stadtsäckelmeister. 1850 nahm Landolt ein Chemiestudium an der Universität Zürich auf. Drei Jahre später folgte er seinem Lehrer Carl Löwig nach Breslau, wo er 1853 zum Dr. phil. promovierte. Nach einer kurzen Zeit in Berlin folgte er einer Einladung Robert Bunsens an die Universität Heidelberg. 1856 kehrte er nach Breslau zurück, um mit der Arbeit Über die chemischen Vorgänge in der Flamme des Leuchtgases zu habilitieren. Die Universität Bonn berief Landolt 1858 zum außerordentlichen Professor. Als 1868 das neue Laborgebäude fertiggestellt wurde, wurde er gemeinsam mit Friedrich Kekulé zum Direktor bestimmt. 1870 übernahm er die Professur für organische und anorganische Chemie an der gerade gegründeten Königlichen Rheinisch-Westphälischen Polytechnischen Schule zu Aachen. 1881 folgte er einem Ruf an die Königliche Landwirtschaftliche Hochschule Berlin. 1891 übernahm er die Leitung des II. Chemischen Instituts der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. In einem Laboratorium der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt arbeitete er auch noch nach seiner Emeritierung im Jahre 1905.

Landolt war seit 1859 verheiratet mit Emilie Schallenberg (1839–1914). Ihr gemeinsamer Sohn Robert Landolt (1865–1932) war Augenarzt und Professor der Medizin in Straßburg und Zürich. Die Tochter Maria war verheiratet mit dem Berliner Pharmakologen Oskar Liebreich.

Werk

Landolt war neben Wilhelm Ostwald führend auf dem Gebiet der sich gerade etablierenden physikalischen Chemie tätig. Einen ersten Schwerpunkt seines Schaffen bildeten Forschungen über die Lumineszenz von Gasen. Später untersuchte er die Möglichkeit der Berechnung der Refraktion organischer Verbindungen aus den Atomrefraktionen. Ein weiteres wichtiges Forschungsgebiet Landolts und seiner Schüler war das Verhalten von Lösungen optisch aktiver Substanzen gegenüber polarisiertem Licht. In den 1890er Jahren führte er sehr genaue Untersuchungen über die Erhaltung der Masse bei chemischen Reaktionen durch. Er fand, dass bei den von ihm untersuchten Umsetzungen die Masse mindestens bis auf ein Millionstel der eingesetzten Stoffmenge konstant geblieben war.

Einen breiten Raum in Landolts Schaffen nahm die Entwicklung von Messmethoden und die Sammlung chemischer und physikalischer Größen ein. Gemeinsam mit Richard Börnstein gab er ab 1883 die Physikalisch-chemischen Tabellen (den „Landolt-Börnstein“) heraus. Er hatte einen Sitz im Kuratorium der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt inne und war Mitglied der von der Deutschen Chemischen Gesellschaft berufenen Atomgewichtskommission.

Darüber hinaus pflegte er sehr gute Kontakte zu den führenden Berliner Instrumentenbauern. Er war Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik und gab gemeinsam mit Rudolf Fuess und Leopold Loewenherz die Zeitschrift für Instrumentenkunde heraus.

Ehrungen

Landolt war Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften sowie der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Seit 1913 gibt es in Berlin-Dahlem einen Landoltweg, seit 2005 auch in Aachen.

Siehe auch

Schriften (Auswahl)

  • Das optische Drehungsvermögen organischer Substanzen und die praktischen Anwendungen desselben, Vieweg, Braunschweig 1879
  • mit R. Börnstein: Physikalisch-chemische Tabellen, 1883
  • Über die Erhaltung der Masse bei chemischen Umsetzungen, 1905

Weblinks


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