Hans am See

Hans am See
Darstellung am Wohnhaus in Waldshut

Heinrich Hansjakob (* 17. August 1837 in Haslach; † 23. Juni 1916 Haslach) (Pseudonym: Hans am See) war ein katholischer Pfarrer, badischer Heimatschriftsteller, Historiker und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hansjakobs Dissertationsschrift

Heinrich Hansjakob wurde als Sohn des Bäckers und Wirts Philipp Hansjakob und seiner Gattin Cäcilie geborene Kaltenbach in Haslach im Kinzigtal geboren. Von 1852 bis 1859 besuchte er das Lyzeum in Rastatt. Anschließend studierte er Theologie, Philosophie und Klassische Philologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1865 wurde er in Tübingen mit einer historischen Abhandlung über die Grafen von Freiburg promoviert.

Nach dem Studium war er zunächst Lehramtspraktikant (Studienreferendar) am Gymnasium Donaueschingen und übernahm 1865 die Leitung der Höheren Bürgerschule in Waldshut. Wegen angeblich staatsfeindlicher Äußerungen während des Kulturkampfs in Baden wurde er aus dem Schuldienst entlassen. Er erhielt eine vierwöchige Haftstrafe, die er auf der Festung Rastatt verbüßte. Von 1869 bis 1883 war er katholischer Pfarrer in Hagnau am Bodensee. Während seiner Amtszeit gründete er 1881 den Hagnauer Winzerverein und trug damit bei zur Rettung des traditionsreichen Weinbaus am Bodensee, der seit der Säkularisation wirtschaftlich darnieder lag. Der Winzerverein war die erste Winzergenossenschaft in Baden. Noch heute führt er das Bild Hansjakobs in seinem Logo. Von 1871 bis 1881 war er außerdem Abgeordneter der Katholischen Volkspartei im badischen Landtag. 1873 wurde er wegen Beleidigung eines Staatsbeamten für sechs Wochen in Radolfzell inhaftiert. In den Jahren von 1874 bis 1879 unternahm er Reisen nach Frankreich, Italien, Österreich, Belgien und die Niederlande. 1878 kam es zum Zerwürfnis mit seiner Partei. 1884 trat er eine Stelle als Pfarrer der St. Martinskirche in Freiburg an, die er trotz Auseinandersetzungen mit den Kirchenbehörden bis 1913 innehatte. Hansjakob hatte eine Anlage zu Nervenleiden und litt an Gemütsschwankungen. Zur Behandlung verbrachte er 1894 einen mehrmonatigen Aufenthalt in der Heil- und Pflegeanstalt Illenau bei Achern. Ab 1897 lebte er in der ehemaligen Kartause Freiburg, die zu dem Zeitpunkt schon zu einem Wohn- und Ruhesitz für 200 Pfründner[1] umgemünzt war.

Er starb am 23. Juni 1916 im Alter von 78 Jahren in seinem Geburtsort. Beigesetzt wurde er in der Gruft seiner zu Lebzeiten erbauten Grabkapelle im nahen Hofstetten.

Bekanntheit hat Hansjakob vor allem als Schriftsteller erlangt. Neben wissenschaftlichen Werken, politischen Schriften und Reiseberichten verfasste er Erzählungen und Romane, die sich hauptsächlich mit der Lokalgeschichte des mittleren Schwarzwalds und der Mentalität der Menschen in dieser Gegend befassen.

Werke (Auswahl)

Erzählungen

Waldleute
  • Aus meiner Jugendzeit, 1880
  • Erinnerungen eines alten Hutes, 1882
  • Aus meiner Studienzeit, 1885.
  • Wilde Kirschen, 1888
  • Schneeballen, 1892-1893
  • Der Leutnant von Hasle, 1895
  • Bauernblut, 1896
  • Waldleute, 1897
  • Der steinerne Mann von Hasle, 1897
  • Erinnerungen einer alten Schwarzwälderin, 1898
  • Erzbauern, 1899
  • Aus dem Leben eines Unglücklichen, 1900
  • Aus dem Leben eines Glücklichen, 1901
  • Aus dem Leben eines Vielgeprüften, 1903
  • Meine Madonna, 1903
  • Aus dem Leben eines Vielgeliebten, 1909
  • Aus dem Leben eines treuen Hausgenossen, 1909
In Italien

Reiseerinnerungen

  • In Frankreich, 1874 (Digitalisat)
  • In Italien, 1877
  • In den Niederlanden, 1881
  • Verlassene Wege, 1902
  • Letzte Fahrten, 1902
  • Sommerfahrten, 1902
  • Alpenrosen mit Dornen, 1905
  • Sonnige Tage, 1906
  • In Belgien, 1915
Im Gefängnis

Tagebücher

  • Auf der Festung, 1870
  • Im Gefängnisse, 1873
  • In der Residenz, 1878
  • Dürre Blätter, erste Reihe, 1889
  • Dürre Blätter, zweite Reihe, 1890
  • Schneeballen, erste und zweite Reihe, 1892
  • Schneeballen, dritte Reihe, 1893
  • Aus kranken Tagen, 1895
  • Im Paradies, 1897
  • Abendläuten, 1900
  • In der Karthause, 1900
  • Stille Stunden, 1903
  • Mein Grab, 1905
  • Allerseelentage, 1912
  • Allerlei Leute und allerlei Gedanken, 1913
  • Feierabend, hrsg. v. Anton Trunz, 1918

Hansjakobwege

Blick von Hofstetten Richtung Kinzigtal. Links die Hansjakobkapelle.

Nach Heinrich Hansjakob sind zwei Wanderwege im mittleren Schwarzwald benannt: Der Große Hansjakobweg (viertägiger Rundwanderweg von Haslach zurück nach Haslach) und der Kleine Hansjakobweg (dreitägiger Rundwanderweg mit Schapbach als Start- und Zielpunkt). Beide Wege werden vom Schwarzwaldverein gepflegt und betreut. Zahlreiche Hinweistafeln am Wegesrand machen den Wanderer mit den Schauplätzen der Erzählungen Hansjakobs und seiner Jugend vertraut.

Literatur

  • Helmut Bender: Hansjakob und Freiburg. Waldkirch: Waldkircher Verlagsgesellschaft 1986. (= Badische Reihe; 17) ISBN 3-87885-123-5
  • Helmut Bender: Der Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob. Marginalien zu einem Schwarzwälder Original. Waldkirch: Waldkircher-Verl. 1990. ISBN 3-87885-229-0
  • Heinz Bischof: Anekdoten um Hansjakob. Kehl u.a.: Morstadt 1981. ISBN 3-88571-033-1
  • Oswald Floeck: Heinrich Hansjakob. Ein Bild seines geistigen Entwicklungsganges und Schrifttums. Karlsruhe u.a.: Gutsch 1921.
  • Hans Heid: Heinrich Hansjakob und Rastatt. Waldkirch: Waldkircher Verl.-Ges. 1995. (= Stadtgeschichtliche Reihe / Stadt Rastatt; 1) ISBN 3-87885-304-1
  • Manfred Hildenbrand: Heinrich Hansjakob - Rebell im Priesterrock. 3. Aufl. Haslach: Hansjakob-Verl. der Stadt Haslach 2002. (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Haslach; 2) ISBN 3-935182-16-3
  • Manfred Hildenbrand (Hrsg.) Heinrich Hansjakob (1837-1916). Festschrift zum 150. Geburtstag. Haslach: Selbstverlag der Stadt Haslach i.K. 1987.
  • Josef Hoben: Heinrich Hansjakob (1837-1916). Der Rebell in der Soutane. Uhldingen: de scriptum, Pressedienst für Literatur, Geschichte, Kunst 1994. (= Literatur der Euregio; 1)
  • Artur J. Hofmann: Hansjakob und der badische Kulturkampf. Kehl u.a.: Morstadt 1981. ISBN 3-88571-040-4
  • Johann K. Kempf: Heinrich Hansjakob. Sein Leben, Wirken und Dichten. Stuttgart: Bonz 1917.
  • Kurt Klein: Heinrich Hansjakob. Ein Leben für das Volk. 2. erw. Aufl. Kehl: Morstadt 1980. ISBN 3-88571-008-0
  • Peter Schäfer: Heinrich-Hansjakob-Bibliographie. Freiburg im Breisgau: Heinrich-Hansjakob-Ges. 2002. ISBN 3-935182-17-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pfründner: Insasse eines Pfründhauses, d.h. Altersheimes oder Armenhauses
  2. NDB Neue Deutsche Biographie

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