Hartwig Ludwig Christian Bacmeister

Hartwig Ludwig Christian Bacmeister

Hartwig Ludwig Christian Bacmeister (russisch Логин Иванович Бакмейстер, * 15. März 1730 im Lüdersdorfer Ortsteil Herrnburg; † 22. Maijul./ 3. Juni 1806greg. in Sankt Petersburg) war ein deutscher Historiker und Geograph sowie ein Linguist und Bibliograph.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Hartwig Ludwig Christian Bacmeister, Sohn des Pfarrers Johann Christoph Bacmeister (1680–1739) aus der alten Rostocker Linie der Bacmeister-Familie und der Anna Christine Bölte, studierte Jura an der Universität Jena sowie Geschichte und Sprachwissenschaften an der Universität Göttingen. Anschließend betätigte er sich zwischen 1760 und 1762 zunächst als Hauslehrer in Livland, bevor er durch Vermittlung des Geographen Anton Friedrich Büsching (1724–1793) zusammen mit seinem Vetter Johann Vollrath Bacmeister (1732–1788) und ebenso wie viele andere Gelehrte seiner Zeit von der Universität Göttingen, beispielsweise Georg Thomas von Asch (1729–1807), Johann Albrecht Euler (1734–1800), Johann Tobias Lowitz (1757–1804) oder Peter Simon Pallas (1741–1811) nach Sankt Petersburg wechselte, wo er an der Russischen Akademie der Wissenschaften zunächst bei Gerhard Friedrich Müller (1705–1783) und anschließend bei August Ludwig von Schlözer (1735–1809) seine Studien besonders der russischen Geschichte, Geographie und Sprache vertiefen konnte. Mit all den oben genannten Gelehrten entwickelte sich eine dauerhafte fruchtbare wissenschaftliche Zusammenarbeit und Freundschaft. Schließlich ernannte man Bacmeister 1776 zum Inspektor des Gymnasiums der Wissenschaftsakademie. Allerdings legte er bereits im Jahre 1778 dieses Amt nieder, um sich nun vollständig seinen wissenschaftlichen Forschungen widmen zu können. In dieser Zeit ernannte man ihn zum Mitglied der „Freien Ökonomischen Gesellschaft St. Petersburg“. Einige Jahre später wurde er in Anerkennung seiner Leistung noch zum Expeditionsrat der Reichseinkünfte sowie zum russisch kaiserlichen Hofrat berufen. Für seine Verdienste um die wissenschaftliche deutsch-russische Zusammenarbeit zeichnete man Hartwig Ludwig Christian Bacmeister mit dem Orden des Heiligen Wladimir aus.

Nach einem Frühwerk über die Universitäten zu Dorpat (estnisch: Tartu) und Pernau (estnisch: Pärnu) in Estland entstand über mehrere Jahre verteilt sein Werk über Peter den Großen (1672–1725) sowie die Zusammenstellung und Herausgabe der „Russischen Bibliothek“, der ersten bibliographischen Zeitschrift Russlands. Diese Zeitschrift hatte das Ziel, jedes im Russischen Reich gedruckte Buch anzuzeigen und ohne Werturteil vorzustellen. Daneben verfasste Bacmeister gemeinsam mit anderen und vor allem mit seinen deutschen Wissenschaftskollegen verschiedene geschichtliche, geographische oder linguistische Werke. Auch setzte sich Bacmeister daran, viele seiner Werke und die von russischen, estnischen und schwedischen Wissenschaftlern in die deutsche Sprache zu übersetzen.

Eine große Hilfe bei dieser mannigfachen Aufgabe war dabei sein beretis erwähnter Vetter Johann Vollrath Bacmeister, der es als studierter Historiker in der Zwischenzeit in St. Petersburg zu einem anerkannten Bibliothekar der Akademiebibliothek und Herausgeber der "St. Petersburgischen Zeitung" gebracht hatte.

Werke (Auswahl)

  • Nachrichten von den ehemaligen Universitäten zu Dorpat und Pernau. Sammlung russischer Geschichte, Bd. IX, St. Petersburg, 1764
  • Russische Bibliothek; Zur Kenntnis des gegenwärtigen Zustandes der Literatur in Russland; 11 Bände; St. Petersburg, Riga und Leipzig, 1772–1778
  • Beiträge zur Geschichte Peters des Großen, 3 Bände, Hartkoch, Riga, 1774–1784
  • Beschreibung der Reise des Herrn Grafen Boris Petrowitsch Scheremetew in europäische Staaten, St. Petersburg, Leipzig und Riga, 1773,
  • Kurze Geographie des russischen Reiches, Reval 1773
  • Johann Joachim Bellermann/Christian Bacmeister: Bemerkungen über Russland in Rücksicht auf Wissenschaft, Kunst, Religion und andere merkwürdige Verhältnisse…, Erfurt, Kayser, 1788
  • Gerhard Friedrich Müller/Christian Bacmeister (Übersetzer): Lebensbeschreibung des General-Feldmarschalls Grafen Boris Petrowitsch Scheremetew, Hartkoch, St. Petersburg, Leipzig, Riga 1789
  • Andreas Botin/Christian Bacmeister (Übersetzer): Geschichte der schwedischen Nation im Grundriss, Carlbohm, Stockholm 1789
  • Johann Gottlieb Georgi/Christian Bacmeister: Geographisch-physikalische und naturhistorische Beschreibung des russischen Reiches…, Königsberg 1797
  • Johann Gottfried Eichhorn/Christian Bacmeister: Geschichte der neueren Sprachenkunde, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1807

Literatur

  • Franz Xaver von Wegele: Bacmeister, Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 757 f.
  • Annelies Lauch: Wissenschaft und kulturelle Beziehungen in der russischen Aufklärung – zum Wirken des H. L. Ch. Bacmeisters; Institut für Slawistik, Berlin, 1969

Weblinks


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