- Bacmeister
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Bacmeister, selten auch Backmeister, Bachmeister oder Bacmester geschrieben, ist der Name einer alten deutschen niedersächsischen Familie aus dem Gebiet um Goslar, Braunschweig und Lüneburg. Sie brachte in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche berühmte Persönlichkeiten vor allem auf dem Gebiet der evangelischen Theologie, der Medizin und der Rechtswissenschaften hervor.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtliches
Geht man vom Namen aus, muss es sich anfangs wohl um eine Familie gehandelt haben, die das Bäckerhandwerk ausübte. In der Tat wurde um 1284 in Goslar ein Johann Bacmeister urkundlich als Bäckermeister genannt. Mehrere Generationen später verlagerte die Familie ihren Sitz nach Braunschweig, wo zwischen 1407 und 1444 ein Hinrik Bacmeister in der Guldenstraße 7 als Bäckermeister gemeldet war. Sein Enkel Ludeke Willm Bacmeister (* ca. 1465), der es gar zum Hofbäckermeister am Hofe zu Helmstedt brachte, war der letzte dieses Handwerkes. Nachdem sein Sohn Johannes (* vor 1500) in Lüneburg im Brauereihandwerk zu Geld und Ehren gekommen war, konnte dessen Sohn Lucas Bacmeister der Ältere (1530–1608) als erster aus der Familie eine akademische Laufbahn einschlagen. Darüber hinaus gilt dieser Lucas Bacmeister als der eigentliche Stammvater der bis in die heutige Zeit bestehenden Familie, die sich in einem Familienverband[1] organisiert hat.
Seitdem Lucas der Ältere seinen Arbeitsplatz nach Rostock verlegt hatte, wo er als Professor der Theologie an der dortigen Universität lehrte, entstanden aus dieser neuen Rostocker Linie im Laufe der Generationen noch einzelne württembergische Linien, wobei allerdings nur die Nachkommen des Kammerprokurator Heinrich Bacmeister noch existent sind, sowie eine bedeutende Hannoversche Linie. Aus der württembergischen Linie heraus entwickelte sich schließlich über den fürstlich ostfriesischen Leibarzt Eberhard Bacmeister (1659–1742) noch eine neue ostfriesische Linie, deren Nachkommen allerdings ab etwa Mitte des 18. Jahrhunderts überwiegend wieder zurück nach Niedersachsen zogen und von denen einige später gar die Auswanderung nach Mexiko wagten, wo sie einen eigenständigen Familienzweig begründeten. Darüber hinaus waren einige bedeutende Familienmitglieder in führenden Positionen und an verantwortungsvoller Stelle noch in St. Petersburg und Riga tätig, wurden dort sesshaft und gründeten ebenfalls neue Familienzweige.
Heute gilt die mecklenburgische Linie als weitgehend ausgestorben, die württembergischen Linie als personell kaum noch existent, wohingegen die niedersächsische sowie die ehemalige ostfriesische Linie die am stärksten vertretenen Linien dieser Familie sind.
Der Germanist Adolf Bacmeister (1827–1873) schrieb in seinem im Jahre 1870 erschienenen Buch Germanische Kleinigkeiten zusammenfassend über seine Familie (auszugsweise): „…, dass es mir ein behagliches Gefühl ist, die Geschichte meines Geschlechtes bis auf vierhundert Jahre zurückverfolgen zu können, seine Wandlungen und Wanderungen zu beobachten, von Lüneburg nach den Küsten von Nord- und Ostsee, nach dem eisigen Russland an die Rebhänge des schwäbischen Landes, zuletzt gar unter den Palmen von Indien an die Ufer der kanadischen Seen und an die Gestade des Stillen Ozeans. Wir haben den Lüneburgern ihr Bier gebraut, der Königin von Dänemark Dorothea von Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg Hofpredigten gehalten, uns unter schwedischen Fahnen als Auditeur und Unterhändler nützlich gemacht, den Hindus in Prakrit das Evangelium verkündet, den Herzögen von Württemberg ihr Ländle regiert, in Sankt Petersburg den St.-Wladimir-Orden verdient und dem Land Hannover einen Minister gestellt, dem Admiral Farragut den Mississippi erstürmen geholfen….“
Bedeutende Familienangehörige genealogisch sortiert (Auszug)
- Lucas Bacmeister (der Ältere) (1530–1608), lutherischer Theologe und Hofprediger, verh. mit I.: Johanna Bording (1544–1584), Tochter des flämischen Mediziner und dänischen Leibarztes Jacob Bording (1511–1560); II: Katharina Beselin (1536–1593) III.: Anna Vischer († 1613) – Rostocker Linie
- Jacob Bacmeister (1562–1591), Kgl. Dän. Privatlehrer, Theologe, Prof. für hebräische Sprachen in Rostock, verh. mit Gertrud Panklow (1575–1591), Tochter des Juraprofessors Lorenz Panklow
- Johann Bacmeister (der Ältere) (1563–1631), Prof. d. Medizin und Hochschulrektor in Rostock sowie Leibarzt, verh. mit I.: Christine Sasse (1572–1614), Schwester des Logikprofessors Peter Sasse dem Älteren (1571–1641); II.: Anna Pauls; III: Magdalena Lavrentz (1587–1653)
- Lucas Bacmeister (der Jüngere) (1570–1638), lutherischer Theologe und Superintendent von Rostock, verh. mit Elisabeth Papke (1584–1638)
- Lucas Bacmeister (1605–1679), Prof. der Theologie in Rostock, verh. mit Dorothea Sasse, Tochter von Peter Sasse dem Älteren
- Johann Bacmeister (1642–1692), Pastor in Dassow, verh. mit Catharina Elisabeth Tornow
- Johann Christoph Bacmeister (1680–1739), Pfarrer in Lüdersdorf, Ortsteil Herrnburg, verh. mit I.: Anna Catharina von Lengerke († 1720), II.: Anna Christine Bölte († 1759)
- Hartwig Ludwig Christian Bacmeister (1730–1806), Historiker, Geograph, Linguistiker und Bibliograph in Sankt Petersburg und Riga
- Johann Christoph Bacmeister (1680–1739), Pfarrer in Lüdersdorf, Ortsteil Herrnburg, verh. mit I.: Anna Catharina von Lengerke († 1720), II.: Anna Christine Bölte († 1759)
- Johann Bacmeister (1642–1692), Pastor in Dassow, verh. mit Catharina Elisabeth Tornow
- Lucas Bacmeister (1605–1679), Prof. der Theologie in Rostock, verh. mit Dorothea Sasse, Tochter von Peter Sasse dem Älteren
- Matthäus Bacmeister (1580–1626), Mediziner und Leibarzt in Lüneburg, verh. mit Sophie Kellermann (1590–1657), Tochter des Rostocker Bürgermeister Johann Kellermann († 1598)
- Lucas Bacmeister (1617–1662), Pastor und Superintendent in Ratzeburg
- Sebastian Bacmeister (1646–1704),[2] Pastor und Prediger zu Travemünde, verh. mit Elsabe von Reyter (1657–1740)
- Johannes Bacmeister (1680–1748),[3] Prof. d. Medizin in Tübingen und Leibarzt sowie Baden-Durlachscher Rat, verh. mit Maria Sophia Mögling (1683–1750)
- Sebastian Bacmeister (1646–1704),[2] Pastor und Prediger zu Travemünde, verh. mit Elsabe von Reyter (1657–1740)
- Johann Bacmeister (der Jüngere) (1624–1686), Prof. d. Medizin und Hochschulrektor sowie Leibarzt in Rostock, verh. mit I.: Sophie Hedwig Wolffrath (1632–1676), II.: Marie Meibom (1632–1679), Tochter des Mediziners Johann Heinrich Meibom (1590–1655)
- Johann von Bacmeister (1657–1711), Rechtswissenschaftler und Reichshofrat, von Kaiser Leopold I. geadelt; verh. mit Johanna Keller
- Matthias Dietrich Bacmeister (1668–1701),[4] Praktischer Arzt, verh. mit Anna Elsabe Focke
- Lucas Bacmeister (1617–1662), Pastor und Superintendent in Ratzeburg
- Heinrich Bacmeister (1584–1628), Rechtswissenschaftler, verh. mit Sara Dorothea Reiser (1599–1634), Tochter des Lübecker Syndicus Heinrich Reiser (1566–1629)
- Heinrich Bacmeister (1618–1692), Württembergischer Oberrat und Kammerprokurator, verh. mit I.: Anna Barbara Seefried (1629–1672); II.: Maria Margarethe Keller (1640–1689) – Württembergische Linie
- weitere bedeutende Nachkommen dieser württembergischen Linie (chronologisch):
- Adolf Bacmeister (Germanist) (1827–1873), Germanist und Schriftsteller
- Karl Albert Wilhelm Bacmeister (1845–1920), Oberkirchenrat in Ludwigsburg, verh. mit Auguste Gantz (1845–1929)
- Walther Bacmeister (1873–1966), Oberstaatsanwalt in Stuttgart und nebenberuflich ein versierter Ornithologe, verh. mit. Anna Kauzmann (1875–1951)
- Eberhard Bacmeister (1659–1742), Fürstl. Ostfries. Leibarzt, Reg. u. Konsistorialrat in Aurich, verh. mit I.: Maria Elisabeth Eckmeyer († 1700); II.: Juliane Elisabeth Jörgens (1677–1752) – Ostfriesische Linie[5]
- weitere bedeutende Nachkommen der ostfriesischen Linie (chronologisch):
- Ernst August Max von Bacmeister (1853–1938), preußischer General der Infanterie; Verleihung des Ordens Pour le Mérite am 8. Oktober 1917, verh. mit Julie Charlotte Elisabeth Vogelsang (1854–1945)
- Walter Bernhard Gustav Bacmeister (1857–1927), Bruder von Ernst August Max, preußischer Generalmajor, verh. mit Magdalena Nagel (1872–1938)
- Hugo Karl August Bacmeister (1862–1937), Bruder von Ernst August Max, preußischer Generalmajor
- Enrique Bacmeister Gudiño (* 1952), Großneffe der drei zuvor genannten Offiziersbrüder, mexikanischer Botschafter in Athen
- weitere bedeutende Nachkommen der ostfriesischen Linie (chronologisch):
- weitere bedeutende Nachkommen dieser württembergischen Linie (chronologisch):
- Georg Michael Bacmeister (1625–1678), Hof- u. Kanzleirat, verh. mit Ilse Dorothea Engelbrecht (1642–1706) – Hannoversche Linie
- Johann Christian Bacmeister d. Ä. (1662–1715), Kanzleidirektor in Celle, verh. mit Hedwig Elisabeth Nolbeck (1680–1720)
- Georg Arnold Bacmeister (1700–1773), Syndikus der Altstadt Hannover, verh. mit Sara Hedwig Margarethe Bacmeister (1707–1742), Tochter des Geheimen Kanzleirates Georg Arnold Bacmeister (1678–1736), einem Bruder von Johann Christian d. Ä., folglich eine klassische Parallelkusinenheirat.
- Johann Vollrath Bacmeister (1732–1788), Historiker und Bibliothekar der Akademiebibliothek Sankt Petersburg
- Georg Arnold Bacmeister (1700–1773), Syndikus der Altstadt Hannover, verh. mit Sara Hedwig Margarethe Bacmeister (1707–1742), Tochter des Geheimen Kanzleirates Georg Arnold Bacmeister (1678–1736), einem Bruder von Johann Christian d. Ä., folglich eine klassische Parallelkusinenheirat.
- Lucas Bacmeister (1672–1748), lutherischer Theologe und Generalsuperintendent der Generaldiözese Bremen-Verden, verh. mit I.: Sophie Magdalena von Hitzacker († 1715), II.: Agnese Barbara von Harling († 1761)
- weitere bedeutende Nachkommen der hannoverschen Linie (chronologisch/genealogisch):
- Charlotte Luise Bacmeister (1780–1845), verh. mit dem Kirchenrechtsgelehrten und Jakobiner Georg Wilhelm Böhmer (1761–1839)
- Georg Heinrich (Julius Friedrich Karl Justus) Bacmeister (1807–1890), Kultus- und Finanzminister des Königreichs Hannover, verh. mit Charlotte Sibylle Theodora Kritter (1814–1884)
- Georg Arnold Bacmeister (1850–1921), Geheimer Oberjustizrat und Landgerichtspräsident zu Neuwied, verh. mit Frieda Wermuth (1853–1940)
- Georg Albert Bacmeister (auch: Bachmeister; 1880–1918), Landrat der Landkreise Usingen und Labiau, verh. mit Hildegard Möllenhoff (1888–1946)
- Adolf Bacmeister (Mediziner) (1882–1945), Prof. Dr. med., Facharzt für Lungenerkrankungen, Kapitän zur See und Flottenarzt der Reserve, Verleihung des Ritterkreuzes mit Schwertern des Kriegsverdienstkreuzes am 16. Mai 1944, verh. mit Gertrud Götte (1887–1947)
- Georg Arnold Bacmeister (1850–1921), Geheimer Oberjustizrat und Landgerichtspräsident zu Neuwied, verh. mit Frieda Wermuth (1853–1940)
- Fritz Bacmeister (1840–1886), studentischer Fechtmeister und preußischer Soldat
- Johann Bacmeister (1841–1918), Verlagsbuchhändler in Riga, Bukarest u. a., später Gründer des Anhalter Kuriers, verh. mit Lucie Juliane Müller (1843–1904), Schriftstellerin und Malerin, (Pseudonym: Lothar von Rüdesheim)
- Ernst Bacmeister (1874–1971), Schriftsteller, Essayist und Dramaturg unter anderem in Essen, verh. mit Marie Sophie Elsbeth Bosselmann (1873–1960)
- Walther Bacmeister (1877–1953), Journalist, Verleger und Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, verh. mit Elisabeth Bertha Emilie Eisfeller
- Johann Christian Bacmeister d. Ä. (1662–1715), Kanzleidirektor in Celle, verh. mit Hedwig Elisabeth Nolbeck (1680–1720)
- Heinrich Bacmeister (1618–1692), Württembergischer Oberrat und Kammerprokurator, verh. mit I.: Anna Barbara Seefried (1629–1672); II.: Maria Margarethe Keller (1640–1689) – Württembergische Linie
Literatur
- Ludwig Fromm: Bacmeister, Lucas der Ältere. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 758.
- Ferdinand Frensdorff: Bacmeister, Georg Heinrich Justus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 175–180.
- Julius Hartmann: Bacmeister, Adolf. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 55, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 434–437.
- verschiedene Autoren: Bacmeister. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 507–509.
- Bacmeister. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 3, Leipzig 1733, Spalte 68 f.
Bacmeister. In: Zedlers Universal-Lexicon, Supplement 2, Leipzig 1751, Spalte 1176–1182. - Clamor Freiherr von dem Bussche-Ippenburg: Die Familienchronik der aus Niedersachsen stammenden Bacmeister, Teil I–V, 1904
- Ernst Bacmeister: Wuchs und Werk, Markkleeberg, 1939
- Unterlagen genealogisches Archiv Hans-Thorald Michaelis
Weblinks
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Commons: Bacmeister family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Bacmeistererwähnung im Lexikon für Ostfriesland
- verwandt.de Namensverteilung Bacmeister in Deutschland
- familysearch.org Weltweite Verteilung des Namens Bacmeister
- Familienchronik der aus Niedersachsen stammenden Bacmeister
- Nachlässe in der zentralen Datenbank des Bundesarchivs
- Genealogisches Verzeichnis der Familie Bacmeister
Einzelnachweise
- ↑ Familienverband Bacmeister
- ↑ Sebastian Bacmeister. In: Zedlers Universal-Lexicon, Supplement 2, Leipzig 1751, Spalte 1182.
- ↑ Bacmeister, Johann eines Predigers Sohn. In: Zedlers Universal-Lexicon, Supplement 2, Leipzig 1751, Spalte 1180.
- ↑ Bacmeister oder Backmeister, Mathäus Dietrich. In: Zedlers Universal-Lexicon, Supplement 2, Leipzig 1751, Spalte 1181 f.
- ↑ Nachkommen Eberhard Bacmeister im Lexikon für Ostfriesland (siehe: Fam. Bacmeister)
Kategorie:- Deutsche Familie
- Lucas Bacmeister (der Ältere) (1530–1608), lutherischer Theologe und Hofprediger, verh. mit I.: Johanna Bording (1544–1584), Tochter des flämischen Mediziner und dänischen Leibarztes Jacob Bording (1511–1560); II: Katharina Beselin (1536–1593) III.: Anna Vischer († 1613) – Rostocker Linie
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