Haus Lotter

Haus Lotter
Haus Lotter (von Osten)
Haus Lotter (re., von Westen), ganz rechts ist der Laubengang zu sehen. Winzerhaus Winzerstraße 84 (li.), Haus Richter (mittig)

Haus Lotter ist eines der ältesten Winzerhäuser der Lößnitz, es steht im Radebeuler Stadtteil Niederlößnitz in der Winzerstraße 83. Es ist benannt nach dem Uhrmacher Alfred Lotter, der sich 1925/26 unter Beratung durch den Landesverein Sächsischer Heimatschutz dort seine Werkstatt einrichtete und betrieb.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das heute denkmalgeschützte[1] Fachwerkhaus, als charakteristisches Beispiel seiner Art auch im Dehio aufgeführt,[2] gliedert sich in drei aneinandergesetzte Baukörper unter einem gemeinsamen Walmdach. Dieses war ursprünglich mit Holzschindeln gedeckt, die heute durch Biberschwänze ersetzt sind. Der östliche, an der Toreinfahrt liegende, wurde etwa 1580 erbaut, es ist auf der Karte von Matthias Oeder zur Ersten Kursächsischen Landesaufnahme verzeichnet. Es hat durch beide Geschosse gehende Ständer, Fachwerk im Erdgeschoss jedoch nur auf der Straßenseite.

Die beiden folgenden, jüngeren Bauabschnitte sind durch einen Knick in der Grundrisslinie zu erkennen. Der mittlere Gebäudeteil wurde durch dendrochronologische Untersuchung der Balken auf das Fälljahr der Bäume 1614 festgelegt, er zeigt typische Ständerverbindungen in Form von „Allemannischen Männle“. Der daran anschließende jüngste Teil kam wohl um das Jahr 1700 hinzu. Bemalungsreste unter anderem im Winzersaal, dem über die gesamte Hausbreite gehenden Festsaal im Obergeschoss, lassen sich auf die Jahre 1650 (nach dem Waffenstillstand von Kötzschenbroda) beziehungsweise 1710 eingrenzen.

An der Südseite (Hofseite) steht ein größtenteils erneureter Laubengang mit überdeckter Treppe zur Erschließung des Obergeschosses. Dies war ursprünglich der einzige Zugang zum Obergeschoss, in jüngerer Zeit kam jedoch eine innere Erschließungstreppe hinzu. Im Erdgeschoss war eine Weinpresse aufgestellt, daneben gab es eine Schwarzküche.

Die Farbgebung des dreiteiligen Gebäudes lehnt sich jeweils an die älteste nachweisbare Farbfassung an. Somit sind die schwarzgrauen Balken des ältesten, östlichen Baukörpers von einem schwarzen Begleitstrich umgeben, während die Balken des mittleren Teils einen helleren Grauton haben. Der jüngste Teil im Westen zeigt gelb gestrichene Balken mit einem roten Begleitstrich.

Geschichte

Haus Lotter ist eines der ältesten Gebäude der Lößnitzortschaften, da es bereits auf einer aus der Zeit um 1580 stammenden Karte des Landvermessers Matthias Oeder, der die Erste Kursächsische Landesaufnahme durchführte, eingezeichnet ist. Früheste Kauf- und Erbverträge nennen 1691 eine Familie Schäffer als Eigentümer, darunter die Erben des Amtsschreibers Conrad Schäffer zu Stolpen (also vermutlich der Schreiber des Amts Stolpen), ihnen folgten einige „höhere Militärs“.[3] Im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert gehörten zu dem Weingut zwei Weinberge, der Hohe Berg und der Niedernberg, dazu um 1740 das sich „daselbst befindliche[] Haus, Presse und alle[s] Zubehör“ sowie durch Zukauf die „Zeile“.[3] Der alleinige Eigentümer, der königlich-polnische und kurfürstlich-sächsische Hauptmann Christian Ehrenreich Schäffer (1718), der das Anwesen vermutlich als herrschaftlichen Sommersitz benutzte, wurde 1752 von seiner Ehefrau und diese 1787 von ihren sechs Kindern in Dresden beerbt.

1776 hatte Christiane Dorothea verehel. Schäferin (Schäffer) geb. Weinartin Neufriedstein dazuerworben,[3] welches 1827 aus Schäfferischem besitz an Georg Schwarz verkauft wurde.

Die Jahreszahl 1792 auf einem Stein nahe dem Tor weist auf einen weiteren Kauf innerhalb der Familie hin.

Um das Jahr 1831 verkaufte der Obristleutnant Scheffer (vermutlich ebenfalls zur Familie Schäffer gehörend) an Johann Gottlob Talkenberg aus Fürstenhain. Über Johann Christian David Thalheim (* 1816) im Jahr 1842 ging das Anwesen 1865 an Johanna Christiane verehel. Thalheim geb.Talkenberg (1845–1925), dann 1886 an den Privatus Hermann Bäßler. Von dessen Witwe (1897) Marie verw. Bäßler ging das damals voll verputzte Gebäude 1905 an den Schmied Theodor Lotter, dessen Sohn, der Uhrmacher Alfred Lotter, der Namensgeber des Hauses ist. Dieser erneuerte die baufällig gewordene Einfriedungsmauer und nahm sie dabei auf die heutige Straßenfluchtlinie zurück.

Das Haus wurde 1988 durch einen Architekten übernommen, der heute noch dort wohnt und arbeitet. Von 1988 bis 1995 wurde das zwar denkmalgeschützte, jedoch stark geschädigte Gebäude, fach- und denkmalgerecht saniert, wofür der Bauherr 1998 den Radebeuler Bauherrenpreis erhielt.[4]

Das Haus Lotter beherbergt auch den Vereinssitz des verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul e.v.

Literatur

  • Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9. 
  • Matthias Donath, Jörg Blobelt (Fotos): Sächsisches Weinland. Historische Weingüter und Weinberghäuser im Elbtal. 1. Auflage. Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland, Dresden 2010.
  • Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3. 
  • Liselotte Schließer (Erarb.): Radebeul - Stadtführer durch Vergangenheit und Gegenwart. 1. ergänzte Auflage. Edition Reintzsch, Radebeul 2008, ISBN 978-3-930846-05-4. 
  • Georg Wulff; et. al. (Red.): Winzerhäuser in Radebeul. In: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul. Radebeul 2003 (Online-Inhaltsverzeichnis, dort der Link zu Haus Lotter).

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste Radebeul
  2. Barbara Bechter, Wiebke Fastenrath et al. (Bearb.): Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen I, Regierungsbezirk Dresden. Deutscher Kunstverlag, München 1996, ISBN 3-422-03043-3, S. 730–739. 
  3. a b c Liselotte Schließer (Erarb.): Radebeul - Stadtführer durch Vergangenheit und Gegenwart. 1. ergänzte Auflage. Edition Reintzsch, Radebeul 2008, ISBN 978-3-930846-05-4, S. 121 ff. 
  4. Radebeuler Bauherrenpreis 1998
51.11247777777813.630441666667

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