- Haus des Rundfunks
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Das Haus des Rundfunks ist ein architektonisch und rundfunkgeschichtlich bedeutendes Gebäude an der Masurenallee gegenüber dem Berliner Funkturm im Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Seit Mai 2003 ist es Sitz des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Im Haus des Rundfunks werden heute die Hörfunkprogramme Radio Berlin 88,8, Kulturradio und Inforadio produziert. Außerdem werden in den beiden Sendesälen Konzerte veranstaltet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das von Hans Poelzig entworfene Gebäude mit dem Grundriss eines abgerundeten Dreiecks wurde in den Jahren 1929/1930 erbaut und am 22. Januar 1931 eingeweiht. Fortan sendeten von hier die Funk-Stunde Berlin, die Deutsche Welle GmbH und die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft. Am 22. März 1935 wurde vom Haus des Rundfunks aus der erste reguläre Fernsehprogrammdienst in Deutschland gestartet, der 1937 in das Deutschlandhaus am nahegelegenen heutigen Theodor-Heuss-Platz verlegt wurde (siehe Fernsehsender Paul Nipkow, Geschichte des Fernsehens).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zum Spielball des Kalten Krieges. Obwohl im britischen Sektor gelegen, wurde es bis 1952 von dem von der sowjetischen Besatzungsmacht kontrollierten Berliner Rundfunk genutzt und erst am 5. Juli 1956 durch die sowjetische Militärkommandantur an den West-Berliner Regierenden Bürgermeister Otto Suhr übergeben. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde es ab Ende 1957 vom Sender Freies Berlin (SFB) als Sitz seiner Hörfunkprogramme genutzt. Da die Sowjets die gesamte Studiotechnik demontiert und mitgenommen hatten, musste das Gebäude mit komplett neuer Technik ausgestattet werden. Dadurch wurde der SFB im Haus des Rundfunks zum Vorreiter für die Entwicklung der Stereofonie und ihren Einsatz im Hörfunk. Am 1. Mai 2003 ging der SFB mit seinen Programmen und Gebäuden im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) auf.
Bauliche Würdigung
Das Haus des Rundfunks war damals eines der ersten Rundfunkgebäude in Europa, älter ist nur das Münchner Funkhaus. Daher gilt es als besonders bemerkenswert, dass das Gebäude noch heute ideale räumliche Bedingungen für den Hörfunkbetrieb bietet. Hans Poelzig hatte damals kaum Vorbilder und stellte Überlegungen an, die bis heute Gültigkeit haben: Die Büro- und Redaktionsräume befinden sich an den Außenseiten des Gebäudes und umschließen die drei großen Studiokomplexe, die damit vom Straßenlärm weitgehend abgeschirmt sind. Im Büro- und Redaktionstrakt sind nur die Außenwände tragend; sämtliche Zwischenwände können daher je nach Bedarf der Raumgröße variabel herausgenommen und eingebaut werden. Da sich in der Zusammensetzung der Redaktionen häufig Veränderungen ergeben und Zwischenwände versetzt werden, variiert die genaue Anzahl der Räume ständig.
Großer Sendesaal
Der Große Sendesaal bildet das Herzstück des Gebäudes. Er wurde 1931 in Betrieb genommen und präsentiert sich heute im Erscheinungsbild des Jahres 1959. Ein großer Teil der 1081 Klappsitze wurde bereits damals mit unterschiedlichen Lochungen ausgestattet. Dadurch haben die Stühle im unbesetzten Zustand fast dasselbe Absorptionsverhalten wie bei Anwesenheit eines Zuschauers. So ist die Akustik des Saales im besetzten und unbesetzten Zustand sehr ähnlich, was die Vorbereitung der Tonaufnahmen erleichtert. Der Große Sendesaal verfügt zudem über ein eigenes – vom Rest des Gebäudes unabhängiges – Fundament, um so die Übertragung von Schallwellen durch den Boden zu verhindern. Da die Bedeutung der Orchestermusik im Hörfunk in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter gesunken ist, finden heute erheblich weniger öffentliche Konzerte als in den 1960er- und 1970er-Jahren statt. Der Große Sendesaal dient auch als Probestätte für das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin.
Kleiner Sendesaal
Der Kleine Sendesaal befindet sich noch heute im Zustand des Eröffnungsjahres 1931. Die Wände sind hier mit Klappelementen ausgestattet. Die eine Seite reflektiert, die andere Seite absorbiert den Schall. So lassen sich die unterschiedlichsten Nachhallzeiten einstellen. Der Saal wird heute nicht nur für Kammermusik genutzt, sondern hier finden auch Jazz-Konzerte und eine Reihe von Sonderveranstaltungen statt.
Hörspielkomplex
Spiegelbildlich zum Kleinen Sendesaal befindet sich der Hörspielkomplex, der im Jahre 2005 räumlich und technisch komplett modernisiert wurde. Hier gibt es einen großen Aufnahmeraum mit längerer Nachhallzeit und einer Treppe mit unterschiedlichen Belägen. Dieser Saal wird auch für kleinere Publikumsveranstaltungen genutzt, zum Beispiel zur Voraufführung von Hörspielen und Features. Ein mittelgroßer Aufnahmeraum, der in etwa einem Wohnzimmer entspricht, verfügt über umklappbare Wandelemente zur Veränderung der Akustik, außerdem existieren weitere für Tonaufnahmen optimierte Einbauten, wie eine Küche und ein WC. All diese Räume haben keine parallelen Wände, um die Bildung von stehenden Wellen (sogenannte Flatterechos) zu verhindern. Außerdem ermöglicht ein Reflexionsarmer Raum die Nachbildung der Akustik, wie sie außerhalb von geschlossenen Gebäuden herrscht. In diesem Raum sind unterschiedliche begehbare Flächen wie Holzdielen und Kies vorhanden. Der gesamte Hörspielkomplex ist als Haus-in-Haus-Konstruktion von den Umgebungsgeräuschen abgekoppelt. Alle Räume sind technisch (zum Teil auch über Studiofenster) mit dem Regieraum verbunden, in welchem der Toningenieur und der Hörspiel-Regisseur die Aufnahme gestalten und überwachen.
Siehe auch
Literatur
- Fritz Lothar Büttner: Das Haus des Rundfunks in Berlin. Haude & Spener, Berlin 1965 (Buchreihe des Senders Freies Berlin), ISSN 0522-9782).
- Wolfgang Bauernfeind: Tonspuren. Das Haus des Rundfunks in Berlin. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-598-0.
Weblinks
Commons: Haus des Rundfunks – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien52.50833333333313.275833333333Koordinaten: 52° 30′ 30″ N, 13° 16′ 33″ OKategorien:- ARD
- Hörfunk (Berlin)
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- Erbaut in den 1930er Jahren
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