Heideweiher

Heideweiher
Strandling in der Flachwasserzone eines sandigen Weihers
Wasser-Lobelie (Lobelia dortmanna)

Als Heideweiher werden natürliche oder naturnahe, schwach saure und nährstoffarme (oligotrophe) Flachwasserseen innerhalb der in erster Linie saaleglazialen Altmoränen-Sandgebiete im nordwestlichen Mitteleuropa bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Entwicklung

Der Ursprung der weitaus meisten Heideweiher dürften periglaziale Windausblasungen gewesen sein (Deflationswannen): über den nicht verwehbaren und wasserundurchlässigen bzw. -stauenden Bodenschichten aus Lehm, Ton oder Ortstein wurden die feinen Sedimente verweht, so dass flache Mulden zurückblieben. Einige Heideweiher verdanken ihre Existenz auch Eissprengungen am Ende der letzten Eiszeit, die zur Entstehung eines Toteislochs oder Sölls führten. Andere wiederum, gehen auf einen Erdfall (Vallenmoor) zurück. Durch anthropogene Nutzung (Torfstich, Viehtränke) sind viele dieser Weiher in jüngerer Zeit neu entstanden bzw. als Offengewässer wiederhergestellt worden. Eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Heideweihern ist das Vorhandensein einer wasserundurchlässigen Stauschicht im Untergrund (Podsol-Ortstein, Tonlinsen). Im Laufe der Zeit können sich Heideweiher durch Verlandung zu kleinen Heidemooren (Zwischenmooren) weiterentwickeln, die oftmals eine hochmoorartige Vegetation aufweisen. Unter bestimmten Umständen (hohe Niederschlagsrate bzw. deutlich humide Klimaverhältnisse) können aus diesen Heidemooren echte, regenwassergespeiste Hochmoore werden.

Verbreitung

Das Schwarze Wasser bei Wesel. Blick auf den von Dünen umgebenen Weiher

Innerhalb Deutschlands bleiben Heideweiher, die regional auch als Schlatt oder Pool, bzw. Pohl (niederdeutsch für „Pfuhl“) bezeichnet werden, auf die klimatisch atlantisch geprägten Altmoränen-Sandgebiete Nordwestdeutschlands beschränkt. Sie sind vor allem im Münsterland (Kletterpoth, Lasthauser Moor), in der Senne (Kampeters Kolk, Langenbergteich), der Lüneburger Heide (Stichter See, Ahlftener Flatt), dem Emsland (Ahlder Pool, Süd-Tannen-Moor, Mickelmeer) und der Wildeshauser Geest anzutreffen. Heideweiher finden sich aber auch in den entsprechenden Landschaften Belgiens und der Niederlande. Einer der größten im Bundesland Nordrhein-Westfalen ist das Schwarze Wasser bei Wesel am Niederrhein.

Flora

Heideweiher verfügen über eine spezifische, an das nährstoffarme Milieu angepasste Flora. Viele der hier vorkommenden Arten, wie z. B. Strandling (Littorella uniflora), Vielstängelige Sumpfbinse (Eleocharis multicaulis) und die vom Aussterben bedrohte Wasser-Lobelie (Lobelia dortmanna), sind auf Sanduntergrund angewiesen. Sie verschwinden, sobald sich eine Schlammschicht entwickelt. Am Rand der Gewässer finden sich selten das auf stark atlantische Klimaverhältnisse angewiesene Sumpf-Johanniskraut (Hypericum elodes) und regelmäßig der Gagelstrauch (Myrica gale), ein weidenähnliches Gebüsch, das ätherische Öle enthält. Die Weiher werden oftmals von Feuchtheide umgeben, deren Charakterart die Glocken-Heide (Erica tetralix) ist, sowie von Pfeifengrasfluren (Molinia caerulea). Hier wachsen unter anderem auch der Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe), der Sumpfbärlapp (Lycopodiella inundata) sowie Rundblättriger und Mittlerer Sonnentau (Drosera rotundifolia und D. intermedia). Das im Frühsommer in großer Zahl weiß-fruchtende Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium) verleiht den Heideweihern einen eigentümlichen Reiz.

Fauna

Aufgrund ihrer zumeist geringen Größe und des niedrigen Bewuchses sind Heideweiher für die Avifauna nur von untergeordneter Bedeutung. Häufiger sind Zwergtaucher und Krickente anzutreffen. Fische fehlen in den recht sauren Gewässern völlig. Unter den Amphibien sind Moor- und Teichfrosch bzw. Kleiner Wasserfrosch sehr typisch; an Reptilien bewohnen Kreuzotter, Schlingnatter, Blindschleiche und Waldeidechse die Umgebung der Heideweiher.

Gefährdung und Schutz

Die Heideweiher sind heute besonders durch zunehmende Nährstoffanreicherung aus der Landwirtschaft (auch diffuse Einträge über den Luftweg) und die allgemeine Grundwasserabsenkung in ihrer Existenz stark bedroht.

Literatur

  • Tobias Böckermann: „Auf der Suche nach den alten Himmelsteichen“. Erschienen in: Neue Osnabrücker Zeitung, März 2010
  • Claus-Peter Hutter (Hg.): Seen, Teiche, Tümpel und andere Stillgewässer. Biotope erkennen, bestimmen, schützen. (Biotop-Bestimmungs-Bücher). Stuttgart 1993, S. 13 u. 81
  • Klaus Kaplan (1993): Heideweihergefährdung durch Immissionen. Zur Situation der nährstoffarmen Stillgewässer und ihrer Pflanzenarten. – LÖLF-Mitteilungen Nr. 1/93, S. 10–17.
  • Hans-Christoph (1990): Grundlagen zum Schutz oligotropher Stillgewässer. – Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 22. Hannover.
  • Hans-Christoph Vahle (1995): Oligotrophe Heideweiher als anthropogene Ökosysteme. – Natur und Landschaft 70 (7): 295–301.
  • Rüdiger Wittig (1980): Die geschützten Moore und oligotrophen Gewässer der Westfälischen Bucht: Vegetation, Flora, botanische Schutzeffizienz und Pflegevorschläge. – Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung Nordrhein-Westfalen, Band 5. Münster-Hiltrup.

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